J
jugo-jebe-dugo
Guest
UNO-Tribunal: Steven Kay verweist auf mangelnde Kooperation - Marovic stellt serbisch-montenegrischen Staatenbund in Frage
Belgrad/Den Haag - Der Berufungssenat des UNO-Kriegsverbrechertribunals erwägt heute, Donnerstag, den Einspruch des britischen Anwaltes Steven Kay gegen seine Bestellung zum Pflichtverteidiger des angeklagten früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Kay und seine Kollegin Gillian Higgins wurden vom UNO-Tribunal am 2. September als Pflichtverteidiger für Milosevic nominiert. Da Milosevic nicht mit ihm kooperiere, könne er ihn auch nicht wirkungsvollen Rechtsbeistand leisten.
Mangelnde Zeugen
Die Entscheidung wurde mit der angeschlagenen Gesundheit des Angeklagten erläutert. Der seit Februar 2002 laufende Prozess gegen Milosevic musste zuvor wegen dessen Gesundheitsproblemen wiederholt unterbrochen werden. Milosevic weigert sich unterdessen, mit den Pflichtverteidigern zu kooperieren. Auch die meisten Zeugen, die er zu seiner Verteidigung vor dem Tribunal aussagen lassen wollte, lehnten dies inzwischen ab.
Den Pflichtverteidigern war es gelungen, bisher nur fünf Zeugen vors Tribunal zu bringen. Zuletzt wurde der Prozess an diesem Dienstag für eine Woche unterbrochen, da Kay zuerst keine weiteren Zeugen sichern konnte.
Selbstverteidigung
In seiner heutigen Ausführung vor dem Berufungssenat unter Vorsitz des Tribunalspräsidenten Theodor Meron setzte sich Kay erneut für das Recht des Angeklagten ein, sich selbst zu verteidigen. Nach Ansicht des Pflichtverteidigers müsste andererseits auch die Frage näher erwogen werden, ob der Angeklagte den Prozessverlauf überhaupt verfolgen kann, falls er aus Gesundheitsgründen nicht in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen.
Marovic: Serbien-Montenegro gefährdet
Die generell mangelnde Zusammenarbeit Belgrads mit dem UNO-Tribunal könnte auch die weitere Existenz des serbisch-montenegrinischen Staatenbundes in Frage stellen. Dieser Ansicht ist der serbisch-montenegrinische Präsident Svetozar Marovic. "Will man eine der wichtigsten Verpflichtungen auf dem Weg der Europäisierung, die Verpflichtung gegenüber dem UNO-Kriegsverbrechertribunal nicht erfüllen, so öffnet sich der Raum für eine grundlegende Frage: Hat der Staatenbund noch einen Sinn, wenn er nach Europa nicht mit jener Geschwindigkeit führt, die man sich in Serbien-Montenegro wünschen würde", sagte Marovic vor Medien in Podgorica.
Der serbische-montenegrinische Präsident hatte Anfang Oktober für Aufsehen gesorgt, als er zum ersten Mal seinen Rücktritt in Aussicht stellte, wenn es nicht zur vollen Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal kommt. Marovic hatte damals allerdings keine Fristen gestellt.
(APA)
derstandard.at
Belgrad/Den Haag - Der Berufungssenat des UNO-Kriegsverbrechertribunals erwägt heute, Donnerstag, den Einspruch des britischen Anwaltes Steven Kay gegen seine Bestellung zum Pflichtverteidiger des angeklagten früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Kay und seine Kollegin Gillian Higgins wurden vom UNO-Tribunal am 2. September als Pflichtverteidiger für Milosevic nominiert. Da Milosevic nicht mit ihm kooperiere, könne er ihn auch nicht wirkungsvollen Rechtsbeistand leisten.
Mangelnde Zeugen
Die Entscheidung wurde mit der angeschlagenen Gesundheit des Angeklagten erläutert. Der seit Februar 2002 laufende Prozess gegen Milosevic musste zuvor wegen dessen Gesundheitsproblemen wiederholt unterbrochen werden. Milosevic weigert sich unterdessen, mit den Pflichtverteidigern zu kooperieren. Auch die meisten Zeugen, die er zu seiner Verteidigung vor dem Tribunal aussagen lassen wollte, lehnten dies inzwischen ab.
Den Pflichtverteidigern war es gelungen, bisher nur fünf Zeugen vors Tribunal zu bringen. Zuletzt wurde der Prozess an diesem Dienstag für eine Woche unterbrochen, da Kay zuerst keine weiteren Zeugen sichern konnte.
Selbstverteidigung
In seiner heutigen Ausführung vor dem Berufungssenat unter Vorsitz des Tribunalspräsidenten Theodor Meron setzte sich Kay erneut für das Recht des Angeklagten ein, sich selbst zu verteidigen. Nach Ansicht des Pflichtverteidigers müsste andererseits auch die Frage näher erwogen werden, ob der Angeklagte den Prozessverlauf überhaupt verfolgen kann, falls er aus Gesundheitsgründen nicht in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen.
Marovic: Serbien-Montenegro gefährdet
Die generell mangelnde Zusammenarbeit Belgrads mit dem UNO-Tribunal könnte auch die weitere Existenz des serbisch-montenegrinischen Staatenbundes in Frage stellen. Dieser Ansicht ist der serbisch-montenegrinische Präsident Svetozar Marovic. "Will man eine der wichtigsten Verpflichtungen auf dem Weg der Europäisierung, die Verpflichtung gegenüber dem UNO-Kriegsverbrechertribunal nicht erfüllen, so öffnet sich der Raum für eine grundlegende Frage: Hat der Staatenbund noch einen Sinn, wenn er nach Europa nicht mit jener Geschwindigkeit führt, die man sich in Serbien-Montenegro wünschen würde", sagte Marovic vor Medien in Podgorica.
Der serbische-montenegrinische Präsident hatte Anfang Oktober für Aufsehen gesorgt, als er zum ersten Mal seinen Rücktritt in Aussicht stellte, wenn es nicht zur vollen Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal kommt. Marovic hatte damals allerdings keine Fristen gestellt.
(APA)
derstandard.at