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Serben-feindliche Aussagen des bosnischen Teamchefs Blazevic empören den Wolfsburg-Star. Alte Gräben brechen in Bosnien wieder auf.
Der Höhenflug des Nationalteams von Bosnien-Herzegowina wurde zuletzt als einigender Faktor für das zerrissene Westbalkan-Land interpretiert. Doch nach der knapp verpassten Qualifikation für die WM-Endrunde in Südafrika sind die ethnischen Fußball-Gräben offenbar wieder offen. So gab Teamchef Miroslav "Ciro" Blazevic der "serbischen Lobby" eine Mitschuld daran, dass die Barrage-Spiele gegen Portugal (zweimal 0:1) letztlich verloren gingen.
Hauptstreitpunkt ist die Verletzung von Mittelfeldspieler Zvjezdan Misimovic, die den bosnischen Serben für das Rückspiel gegen die Portugiesen außer Gefecht setzte. Drei Tage später brillierte er aber im Dress seines Clubs VfL Wolfsburg in der deutschen Bundesliga. Blazevic äußerte nun den Verdacht, die "serbische Lobby" habe Misimovic derart unter Druck gesetzt, dass er auf das Spiel in Zenica verzichtete. Damit sei das bosnische Team, das ohnehin schon unter Gelbsperren zu leiden hatte, zusätzlich geschwächt worden.
Mit der "serbischen Lobby" ist unter anderem Milorad Dodik, der Regierungschef der Republika Srpska gemeint. Seit dem Friedensvertrag von Dayton 1995 besteht Bosnien-Herzegowina aus einem serbischen (Republika Srpska) und einem vorwiegend von Muslimen (Bosniaken) und bosnischen Kroaten bevölkerten Landesteil (Bosniakisch-kroatische Föderation). Dodik lache sich jetzt ins Fäustchen, klagte Blazevic laut dem kroatischen Internet-Portal "24 sata", weil er dem gesamtbosnischen Team ohnehin nie einen Erfolg gegönnt habe.
Misimovic reagierte gekränkt und empört. Er werde unter Blazevic als Teamchef nicht mehr für Bosnien-Herzegowina spielen, erklärte er laut Nachrichtenagentur Hina. "Ich war angeschlagen, konnte nicht spielen und verstehe nicht, warum die Leute diese Tatsache nicht akzeptieren können." Zudem würden seine Kritiker vergessen, dass er (als bosnischer Serbe) schon für das bosnische Team angetreten sei, "als niemand sonst es tat". Kein Interesse am bosnischen Team
Die Aussagen von Blazevic schlugen aber weit höhere Wellen, als es ihm lieb war. Die in Sarajevo erscheinende Zeitung "Oslobodjenje" sah alle Voraussetzungen für eine Klage wegen übler Nachrede erfüllt. Der Teamchef wiederum ruderte zurück: "Die Journalisten brauchen immer Sensationen". Daher seien auch seine Aussagen in die Öffentlichkeit geraten. Er stehe aber nicht an, sich bei seinen "Freunden in Banja Luka und der Republika Srpska" zu entschuldigen.
Im geteilten Bosnien-Herzegowina gilt die Nationalmannschaft eher als Angelegenheit der Bosniaken und allenfalls der bosnischen Kroaten, wobei auch diese im Ruf stehen, im Zweifelsfall dem kroatischen Nationalteam die Daumen zu drücken. Die bosnischen Serben wiederum zeigten in der Vergangenheit oft ein geradezu demonstratives Desinteresse und jubelten lieber dem Team von Coach Radomir Antic zu.
Dass Bosnien-Herzegowina aber trotz schwieriger Gruppengegner wie Spanien oder der Türkei lange Zeit eine reale WM-Chance hatte, wurde angeblich auch in der Republika Srpska mit zunehmendem Wohlwollen beobachtet. Selbst der seit Ende März in Sarajevo als internationaler Bosnien-Beauftragter amtierende österreichische Spitzendiplomat Valentin Inzko hatte bei medienwirksamen Matchbesuchen lobende Worte gefunden: "Das ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie Bosnien-Herzegowina mit vereinten Kräften erfolgreich sein kann."
Der Höhenflug des Nationalteams von Bosnien-Herzegowina wurde zuletzt als einigender Faktor für das zerrissene Westbalkan-Land interpretiert. Doch nach der knapp verpassten Qualifikation für die WM-Endrunde in Südafrika sind die ethnischen Fußball-Gräben offenbar wieder offen. So gab Teamchef Miroslav "Ciro" Blazevic der "serbischen Lobby" eine Mitschuld daran, dass die Barrage-Spiele gegen Portugal (zweimal 0:1) letztlich verloren gingen.
Hauptstreitpunkt ist die Verletzung von Mittelfeldspieler Zvjezdan Misimovic, die den bosnischen Serben für das Rückspiel gegen die Portugiesen außer Gefecht setzte. Drei Tage später brillierte er aber im Dress seines Clubs VfL Wolfsburg in der deutschen Bundesliga. Blazevic äußerte nun den Verdacht, die "serbische Lobby" habe Misimovic derart unter Druck gesetzt, dass er auf das Spiel in Zenica verzichtete. Damit sei das bosnische Team, das ohnehin schon unter Gelbsperren zu leiden hatte, zusätzlich geschwächt worden.
Mit der "serbischen Lobby" ist unter anderem Milorad Dodik, der Regierungschef der Republika Srpska gemeint. Seit dem Friedensvertrag von Dayton 1995 besteht Bosnien-Herzegowina aus einem serbischen (Republika Srpska) und einem vorwiegend von Muslimen (Bosniaken) und bosnischen Kroaten bevölkerten Landesteil (Bosniakisch-kroatische Föderation). Dodik lache sich jetzt ins Fäustchen, klagte Blazevic laut dem kroatischen Internet-Portal "24 sata", weil er dem gesamtbosnischen Team ohnehin nie einen Erfolg gegönnt habe.
Misimovic reagierte gekränkt und empört. Er werde unter Blazevic als Teamchef nicht mehr für Bosnien-Herzegowina spielen, erklärte er laut Nachrichtenagentur Hina. "Ich war angeschlagen, konnte nicht spielen und verstehe nicht, warum die Leute diese Tatsache nicht akzeptieren können." Zudem würden seine Kritiker vergessen, dass er (als bosnischer Serbe) schon für das bosnische Team angetreten sei, "als niemand sonst es tat". Kein Interesse am bosnischen Team
Die Aussagen von Blazevic schlugen aber weit höhere Wellen, als es ihm lieb war. Die in Sarajevo erscheinende Zeitung "Oslobodjenje" sah alle Voraussetzungen für eine Klage wegen übler Nachrede erfüllt. Der Teamchef wiederum ruderte zurück: "Die Journalisten brauchen immer Sensationen". Daher seien auch seine Aussagen in die Öffentlichkeit geraten. Er stehe aber nicht an, sich bei seinen "Freunden in Banja Luka und der Republika Srpska" zu entschuldigen.
Im geteilten Bosnien-Herzegowina gilt die Nationalmannschaft eher als Angelegenheit der Bosniaken und allenfalls der bosnischen Kroaten, wobei auch diese im Ruf stehen, im Zweifelsfall dem kroatischen Nationalteam die Daumen zu drücken. Die bosnischen Serben wiederum zeigten in der Vergangenheit oft ein geradezu demonstratives Desinteresse und jubelten lieber dem Team von Coach Radomir Antic zu.
Dass Bosnien-Herzegowina aber trotz schwieriger Gruppengegner wie Spanien oder der Türkei lange Zeit eine reale WM-Chance hatte, wurde angeblich auch in der Republika Srpska mit zunehmendem Wohlwollen beobachtet. Selbst der seit Ende März in Sarajevo als internationaler Bosnien-Beauftragter amtierende österreichische Spitzendiplomat Valentin Inzko hatte bei medienwirksamen Matchbesuchen lobende Worte gefunden: "Das ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie Bosnien-Herzegowina mit vereinten Kräften erfolgreich sein kann."