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Mladic wehrt sich gegen Auslieferung
Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat jede Beteiligung am Massaker von Srebrenica 1995 bestritten. Rätselhaft bleibt, wie er sich jahrelang verstecken konnte. Vermutlich haben Ex-Präsident Vojislav Kostunica und ein Kloster eine Rolle gespielt.
Serbiens Regierung stellt sich auf heftige Auseinandersetzungen mit ultranationalistischen Demonstranten ein. Der wegen Kriegsverbrechen gesuchte Ex-General Ratko Mladic will seine Anhänger mobilisieren, um die bevorstehende Auslieferung nach Den Haag zu verhindern.
Tausende Anhänger Mladics waren bereits gestern vor dem Parlament in der serbischen Hauptstadt Belgrad aufmarschiert. Zu der Protestkundgebung aufgerufen hatte die ultranationalistische Radikalenpartei SRS sowie Veteranenverbände. Sie beschimpften Präsident Boris Tadic und seine Regierung als "Verräter".
Innenminister Ivica Dacic versicherte, die politische Stabilität des Landes sei nicht gefährdet. Mladic selbst appellierte über seinen Anwalt an die Bevölkerung, "meinetwegen kein Blut zu vergießen". Die Regierung hielt es auch für nötig, "aus Sicherheitsgründen" das Datum der Auslieferung Mladics an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag geheim zu halten. Die Überstellung wird frühestens am Mittwoch erwartet.
Mladic hatte übers Wochenende wieder Familienbesuch. Sohn Darko erklärt anschließend, dass sein Vater das Massaker von Srebrenica nicht befohlen habe: "Er sagte, was immer in Srebrenica geschah, er habe nichts damit zu tun. Sein erster Befehl war, viele Frauen und Kinder und die verwundeten Soldaten zu evakuieren." Wegen der Ermordung von 8000 muslimischen Bosniaken im Juli 1995 in der damaligen ostbosnischen UN-Schutzzone Srebrenica ist Mladic vor dem UN-Tribunal wegen Völkermords und Kriegsverbrechen angeklagt.
Vorsitzender Richter beim Verfahren des Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien gegen Mladic wird der frühere Berliner Justizstaatssekretär Christoph Flügge (63) sein, wie das Tribunal auf seiner Website mitteilte. Flügge ist seit 2008 Richter am UN-Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien.
Darko Mladic unterstrich seine Forderung, dass sein Vater in ein Krankenhaus überstellt werden solle. "Er ist irgendwie verwirrt", erklärte auch Anwalt Saljic. Mladic sei körperlich und geistig nicht stabil genug für einen Prozess.
Unterdessen hat die serbische Regierung begonnen, Mladics Fluchthelfer, die bis in höchste Regierungskreise zu finden waren, auszuforschen. Präsident Tadic hatte kurz nach der Verhaftung Mladics versprochen, die Ermittlungen würden auf alle Helfer ausgedehnt, die in den letzten 16 Jahren Mladics Festnahme verhindert haben, auch auf "einige Leute im staatlichen System".
Das ist leichter gesagt als getan. Als mächtigster politischer Schirmherr des "Schlächters von Srebrenica" entpuppt sich immer klarer Ex-Präsident und Ex-Premierminister Vojislav Kostunica (2004-2008). Eine Anklage gegen den Nationalisten, der 2000 zusammen mit dem später ermordeten Reformpremier Zoran Djindjic den Kriegspotentaten Slobodan Milosevic stürzte, kann sich in Serbien niemand vorstellen. Kostunica, der das UN-Tribunal nicht anerkennt, schweigt bislang eisern zu seiner Rolle als Mladic-Beschützer.
In amerikanischen Geheimdepeschen, die das Internet-Enthüllungsportal Wikileaks veröffentlicht hat, belastet Tadic seinen Vorgänger: Auf Vorwürfe von US-Diplomaten, dass Serbien nicht voll mit dem Haager Tribunal kooperiere, sagte Tadic demnach, dass erst nach der Ablösung Kostunicas 2008 eine effiziente Fahndung nach Mladic möglich gewesen sei. Innenmininster Dacic bestätigte nach Mladics Verhaftung, der Ex-General hätte schon 2006 gefasst werden können, wäre Kostunica als damaliger Premier nicht dagegen gewesen.
Nach einem Bericht der serbischen Zeitung "Blic" sollen die Schwestern vom Kloster der Heiligen Melanie in Zrenjanin 2006 Mladic nach einem Herzinfarkt abgeschirmt und medizinisch versorgt haben. Unter Berufung auf Quellen im zuständigen Bistum heißt es weiter, da die Nonnen mit dem baldigen Tod Mladics gerechnet hätten, sei bereits ein Grab für ihn in der Krypta der Kirche hergerichtet worden. Zrenjanin liegt in der Nähe des Dorfes Lazarevo, in dem der unter falschem Namen lebende Mladic am Donnerstag festgenommen worden war.
Quelle: Politik-Nachrichten | RP ONLINE.DE | RP ONLINE
Der mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat jede Beteiligung am Massaker von Srebrenica 1995 bestritten. Rätselhaft bleibt, wie er sich jahrelang verstecken konnte. Vermutlich haben Ex-Präsident Vojislav Kostunica und ein Kloster eine Rolle gespielt.
Serbiens Regierung stellt sich auf heftige Auseinandersetzungen mit ultranationalistischen Demonstranten ein. Der wegen Kriegsverbrechen gesuchte Ex-General Ratko Mladic will seine Anhänger mobilisieren, um die bevorstehende Auslieferung nach Den Haag zu verhindern.
Tausende Anhänger Mladics waren bereits gestern vor dem Parlament in der serbischen Hauptstadt Belgrad aufmarschiert. Zu der Protestkundgebung aufgerufen hatte die ultranationalistische Radikalenpartei SRS sowie Veteranenverbände. Sie beschimpften Präsident Boris Tadic und seine Regierung als "Verräter".
Innenminister Ivica Dacic versicherte, die politische Stabilität des Landes sei nicht gefährdet. Mladic selbst appellierte über seinen Anwalt an die Bevölkerung, "meinetwegen kein Blut zu vergießen". Die Regierung hielt es auch für nötig, "aus Sicherheitsgründen" das Datum der Auslieferung Mladics an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag geheim zu halten. Die Überstellung wird frühestens am Mittwoch erwartet.
Mladic hatte übers Wochenende wieder Familienbesuch. Sohn Darko erklärt anschließend, dass sein Vater das Massaker von Srebrenica nicht befohlen habe: "Er sagte, was immer in Srebrenica geschah, er habe nichts damit zu tun. Sein erster Befehl war, viele Frauen und Kinder und die verwundeten Soldaten zu evakuieren." Wegen der Ermordung von 8000 muslimischen Bosniaken im Juli 1995 in der damaligen ostbosnischen UN-Schutzzone Srebrenica ist Mladic vor dem UN-Tribunal wegen Völkermords und Kriegsverbrechen angeklagt.
Vorsitzender Richter beim Verfahren des Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien gegen Mladic wird der frühere Berliner Justizstaatssekretär Christoph Flügge (63) sein, wie das Tribunal auf seiner Website mitteilte. Flügge ist seit 2008 Richter am UN-Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien.
Darko Mladic unterstrich seine Forderung, dass sein Vater in ein Krankenhaus überstellt werden solle. "Er ist irgendwie verwirrt", erklärte auch Anwalt Saljic. Mladic sei körperlich und geistig nicht stabil genug für einen Prozess.
Unterdessen hat die serbische Regierung begonnen, Mladics Fluchthelfer, die bis in höchste Regierungskreise zu finden waren, auszuforschen. Präsident Tadic hatte kurz nach der Verhaftung Mladics versprochen, die Ermittlungen würden auf alle Helfer ausgedehnt, die in den letzten 16 Jahren Mladics Festnahme verhindert haben, auch auf "einige Leute im staatlichen System".
Das ist leichter gesagt als getan. Als mächtigster politischer Schirmherr des "Schlächters von Srebrenica" entpuppt sich immer klarer Ex-Präsident und Ex-Premierminister Vojislav Kostunica (2004-2008). Eine Anklage gegen den Nationalisten, der 2000 zusammen mit dem später ermordeten Reformpremier Zoran Djindjic den Kriegspotentaten Slobodan Milosevic stürzte, kann sich in Serbien niemand vorstellen. Kostunica, der das UN-Tribunal nicht anerkennt, schweigt bislang eisern zu seiner Rolle als Mladic-Beschützer.
In amerikanischen Geheimdepeschen, die das Internet-Enthüllungsportal Wikileaks veröffentlicht hat, belastet Tadic seinen Vorgänger: Auf Vorwürfe von US-Diplomaten, dass Serbien nicht voll mit dem Haager Tribunal kooperiere, sagte Tadic demnach, dass erst nach der Ablösung Kostunicas 2008 eine effiziente Fahndung nach Mladic möglich gewesen sei. Innenmininster Dacic bestätigte nach Mladics Verhaftung, der Ex-General hätte schon 2006 gefasst werden können, wäre Kostunica als damaliger Premier nicht dagegen gewesen.
Nach einem Bericht der serbischen Zeitung "Blic" sollen die Schwestern vom Kloster der Heiligen Melanie in Zrenjanin 2006 Mladic nach einem Herzinfarkt abgeschirmt und medizinisch versorgt haben. Unter Berufung auf Quellen im zuständigen Bistum heißt es weiter, da die Nonnen mit dem baldigen Tod Mladics gerechnet hätten, sei bereits ein Grab für ihn in der Krypta der Kirche hergerichtet worden. Zrenjanin liegt in der Nähe des Dorfes Lazarevo, in dem der unter falschem Namen lebende Mladic am Donnerstag festgenommen worden war.
Quelle: Politik-Nachrichten | RP ONLINE.DE | RP ONLINE