Hey, ein sehr schönes - wenn auch schwieriges - Thema
Auch bei mir waren die Balkankriege der Anlass dafür, mich mit diesem Thema sehr intensiv zu beschäftigen - manchmal indirekt, manchmal direkt.
Der Wichtigste in diesem Zusammenhang wurde bereits genannt: Kant. Aber mir ist der kategorische Imperativ und seine Abwandlungen (vgl. Papodidi) zu "abstrakt" und kann ebenso in der Anwendung sehr problematisch sein, aber darauf will ich jetzt nicht eingehen.
Ich bin außerdem auf Folgendes gestoßen:
Es gibt einen Satz von Sokrates, wonach es besser ist, mit der ganzen Welt uneins zu sein als mit sich selbst, da ich ja einer bin. Jeder von uns hat Umgang mit sich selbst. D.h. wir führen ständig "Zwiegespräche" mit unserem anderen selbst. Dieser Umgang mit sich selbst bedeutet, sich die Frage stellen zu müssen, mit wem man zusammenleben möchte. Also ganz praktisch: Will ich mit einer Lügnerin, Betrügerin, Diebin oder gar Mörderin zusammenleben? Wenn ich das nicht will, und dennoch danach handle, dann gerate ich mit mir selbst in einen Konflikt, weil ich nur dann Einer sein kann, wenn die "Zwei" in mir miteinander übereinstimmen. Und das alles ist genau genommen die Begründung für einen noch viel berühmteren Satz von Sokrates:
"Es ist besser Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun." (Gorgias)
Man kann das nicht beweisen. Dennoch liegt es für die einen klar auf der Hand, für andere nicht. Ich jedenfalls will nicht mit einer Lügnerin, Dieben etc. zusammenleben. Und manchmal kann es durchaus Situationen geben, wo man nur noch auf sich selbst zurückgeworfen ist. Mit viel Glück hat man auch einen Freund, den allos autos (das andere selbst), wie ihn Aristoteles nannte, um die dabei empfundene Ohnmacht erträglicher zu machen.