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Morddrohungen gegen Pfarrer wegen "Laternenumzug

Monte-B

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[h=1]Morddrohungen gegen Pfarrer wegen "Laternenumzug"[/h]Schon seit 14 Jahren veranstaltet ein Bielefelder Pfarrer einen "Laternenumzug", an dem etwa 700 Kinder teilnehmen. Auf einmal bekommt er Drohungen. "Gutmenschliche Arschkriecherei" wirft man ihm vor.





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Von Claudia BeckerRedakteurin



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Zum Martinsumzug ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen. Bei dem Brauch wird an den heiligen Martin von Tours erinnert, der der Legende nach an einem kalten Wintertag seinen Mantel mit seinem Schwert teilte und eine Hälfte einem frierenden Bettler gabFoto: picture alliance/dpa

Irgendjemand schickte ihm per Mail ein Bild von geköpften Menschen. So würde es ihm auch ergehen, stand darunter. Es war nur eine von zahllosen Drohungen, die der Bielefelder Pfarrer Piepenbrink-Rademacher über sich ergehen lassen musste. Als "Verräter" bezeichnete man ihn, als Mensch "ohne Rückgrat".
In den Leserkommentaren von pi-news.net, der Seite, die sich zum Sprachrohr all dessen machen will, was als Politically Incorrect gilt, schrieb ein Absender unter "mutter maria": "Solche Leute sollten wir uns merken. Nach dem Auszug der Moslems in ihre Heimat(en) werden sie zur Rechenschaft gezogen."
Was hatte er vor? Armin Piepenbrink-Rademacher, evangelischer Pfarrer der Bielefelder Nicolaikirche, hat es nur gut gemeint. Seit 14 Jahren veranstaltet er gemeinsam mit dem Theater Bielefeld, dem Welthaus und der Kaufmannschaft Altstadt im November den "Märchenhaften Laternenumzug". In Bielefeld ist das zu einem Event geworden, an dem jährlich rund 700 Kinder mit ihren Eltern teilnehmen. Auch in diesem Jahr stand es auf dem Programm.
[h=2]Fundamentaler Streit: "Eure gutmenschliche Arschkriecherei"[/h]Und alles wäre vielleicht wie immer gewesen, wenn nicht in der "Neuen Westfälischen Zeitung" ein Artikel mit der Überschrift "Lichterfest statt Martinsumzug" gestanden hätte. Darin wurde behauptet, dass Pfarrer Piepenbrink-Rademacher bewusst auf christliche Traditionen verzichten wolle. Es entstand der Eindruck, dass er den heiligen Martin aus der Kirche vertreiben wolle. Zudem wurde erwähnt, dass während des Gottesdienstes zum Umzug der kleine Ritter Trenk in der Kirche zu sehen sei, nicht der heilige Martin. Die Reaktionen waren heftig und klangen etwa so:
fundichrist: "Ist doch alles ganz einfach!! Sankt Martin umbenennen in IBN AL MAKRTI, Römerhelm ab, Kopfwindel auf, Pferd tauschen gegen Kamel, schon ist sie in Ordnung, eure gutmenschliche Arschkriecherei."
Piepenbrink-Rademacher wollte keine christliche Tradition abschaffen. Das hat er auch nicht getan. Es ist seit 14 Jahren so, dass die evangelische Kirche mit ihren Kooperationspartnern in Absprache mit der katholischen Nachbargemeinde auf den Umzug mit einem als St. Martin verkleideten Reiter verzichtet. Auch ein Rollenspiel mit Mantelteilung hat die evangelische Kirche nie veranstaltet, um nicht in Konkurrenz zur katholischen St.-Jodokus-Gemeinde zu treten. So veranstalten die Katholiken ihren Umzug am 11. November, also am Martinstag, während die Protestanten ein paar Tage vorher zum Laternenumzug laden.
"Dieses Anliegen", so die Vorsitzende des Presbyteriums, Ariane Schlüter in einer Klarstellung, "hat nichts mit einem christlichen Traditionsbruch zu tun und soll keineswegs eine Distanzierung vom christlichen Brauchtum darstellen."
[h=2]Der Ausverkauf christlicher Traditionen?[/h]Und was den Ritter Trenk betrifft: Das wäre kein Versuch gewesen, den Martin mit einer modernen Comicfigur zu verdrängen, sondern lediglich im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Theater als Veranstaltungshinweis gedacht gewesen. So wie in anderen Jahren für den Räuber Hotzenplotz geworben wird, der ja auch nicht den heiligen Martin ersetzen sollte.
7berjer: "Einmal quer googeln reicht aus, um zu sehen, was für ein Vollpfosten dieser Evangole ist. Das sind die Totengräber der Christenheit"
Schon im vergangenen Jahr gab es großen Ärger um St. Martin. Rüdiger Sagel, Sprecher der Linkspartei in Nordrhein-Westfalen, hatte sich dafür ausgesprochen, mit Rücksicht auf den hohen Anteil von Kitakindern mit muslimischem Hintergrund den Martinsumzug in Sonne-Mond-und-Sterne-Fest umzubenennen. Die Empörung, die er auslöste, kam nicht nur vonseiten der Kirchen und anderer Kreise, die um den Ausverkauf christlicher Traditionen fürchteten. Auch Politiker seiner Partei sprachen sich gegen den Vorschlag aus und wiesen darauf hin, dass der heilige Martin eigentlich gar nicht so weit von ihnen entfernt wäre.
[h=2]"Verhalten des heiligen Martin auch für Muslime vorbildlich"[/h]Bernhard Strasdeit, Landesgeschäftsführer der Linken in Baden-Württemberg, bezeichnete den Heiligen, der mit den Armen seinen Mantel teilte, als Vorbild für ein soziales Miteinander. Zudem wäre der um 316 im heutigen Ungarn geborene Martin ein entschiedener Kriegsgegner gewesen und hätte sich bestimmt für eine Millionärssteuer starkgemacht. Gegen ein Aus der Martinsumzüge sprachen sich auch jene aus, denen Politiker wie Sagel entgegenkommen wollten. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, sagte, dass er selbst als Kind immer gerne an den Martinszügen teilgenommen habe. Und er betonte, dass das Verhalten des Heiligen auch für Muslime vorbildlich sei.
Nimrod: "Wie abartig muss man eigentlich sein, um der islamofaschistischen Terror- und Mordideologie immer mehr Geltungsraum zu verschaffen?"
In diesem Jahr hat die Debatte um die Bezeichnung des Laternenumzugs eine neue Dimension angenommen. So viel Schaum vorm Mund ist erstaunlich, so viel Empörung über die vermeintliche Abschaffung einer christlichen Tradition. Und das in Anbetracht der Tatsache, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland von den Kirchen verabschieden. Die zur Schau gestellte Wut drängt die Frage auf, wer hier eigentlich radikal ist. Was dem Bielefelder Theologen in Anbetracht der Beschimpfungen bewusst geworden ist, ist nicht nur die verbreitete Angst vor einem radikalen Islam, sondern auch das Fehlen eines differenzierten Dialogs. Wer steht wofür? Der Islam, so Piepenbrink-Rademacher, wäre ebenso wenig per se mit Terror gleichzusetzen wie das Christentum mit den Kreuzzügen.
[h=2]Plädoyer für Offenheit, ohne beliebig zu sein[/h]Zweifellos liegt die Umbenennung christlicher Feste in Feierlichkeiten mit neutraler Bezeichnung im Trend. Die Telekom beispielsweise lud im vergangenen Jahr ihre Mitarbeiter in der Bonner Zentrale nicht zum Weihnachts-, sondern zum Winterfest ein. In Berlin-Kreuzberg findet ein Kreuzberger Wintermarkt statt, bei dem es zwar Glühwein und Lebkuchen, aber keine Weihnachtsmusik geben wird.
Ganz in der Nähe gibt es an einem Adventssonntag einen Naschmarkt, der mit dem Slogan "Anders Weihnachten" wirbt – Veranstaltungen, die für alle offen sein wollen, nicht nur für überzeugte Christen, sondern auch für Angehörige anderer Religionen und Atheisten. Für Pfarrer Piepenbrink-Rademacher ist die Säkularisierung solcher Feste bedauerlich. Er plädiert für Offenheit, ohne beliebig zu sein, für ein gesundes Selbstbewusstsein, in dem sich alle Seiten angstfrei begegnen können, ohne sich auszugrenzen. Und er lässt sich nicht in Abrede stellen, wofür er als Christ steht.

Foto: picture alliance/dpa
In diesem Jahr hat die Debatte um die Bezeichnung des Laternenumzugs eine neue Dimension angenommen

Den Mädchen und Jungen, die am vergangenen Freitag mit ihren Laternen durch Bielefeld gezogen sind und in der evangelischen Kirche gesessen haben, hat er durchaus von St. Martin erzählt und von den Kindern in Guatemala, die Hilfe brauchen und für die in der Kollekte gesammelt worden ist.
Heisenberg 73: "St. Martin sollte mal vom Himmel herabsteigen und den Multikulti-Pfaffen in den Arsch treten!!"


Da hat jemand beim Kindergottesdienst nicht gut aufgepasst.
 
Verstehe diesen neuen Trend nicht, dass man so schöne Traditionen aufgibt. Traditionen sind Teil einer Kultur, was hat man dann davon, wenn sie alle dann weg sind oder "neutralisiert" wurden?
 
Ich bin selbst nicht gläubig, hab aber kein Problem mit Weihnachten, dem Fest, dem Begriff..., was auch immer. Und ich kenne keinen Muslim in meinem nahen Umfeld, den das jemals gestört hätte.
Ich weiß nicht warum man gläubige Christen mit der Neutralisierung / Umbenennung ihrer Feste fast schon zwanghaft ärgern muss. Ich verstehs nicht.
Wir leben nun mal in einem christlich geprägten Land, wie das so schön heisst. Wo liegt das Problem?
 
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