Die Turns dauern zwischen 10 und 20 Minuten, je nach Rennstrecke, das klingt wenig, ist es aber nicht weil man nur am Arbeiten ist. Man sitzt praktisch garnicht sondern steht in den Rasten, bei jeder Kurve muss der Körper hin- und her gewuchtet werden. Ziel ist das hanging-off, also sich mehr oder weniger "neben" die Maschine zu hängen und damit den Schwerpunkt so zu verlagern, dass man schneller um die Kurve fahren kann. Bei manchen Könnern (und Profis sowieso) sieht das schon extrem aus.
Wie läuft es ab?
Am Bremspunkt (je nach Fahrer individuell) Oberkörper komplett hoch in den Fahrtwind, kurveninneres Knie so weit wie möglich rausfahren, so hart wie möglich bremsen, runterschalten und Drehzahl hoch halten ... parallel dazu Arsch in Richtung der Kurve rauswuchten, mit dem entgegengesetzten Schenkel am Tank abstützen sonst müssen Unterarme und Handgelenke das gesamte Körpergewicht tragen, das hält man höchstens einen Tag aus.
Am Einlenkpunkt sollte der Bremsvorgang und Körperhaltung komplett abgeschlossen sein, Körper wieder runter, mit Knie am Boden pendeln um die Schräglage abzuschätzen, oft schrabbelt auch sowieso irgendwas wie Rasten, Stiefel oder Auspuff am Boden. Ideallinie halten, in der Kurve wird nicht gerollt sondern leicht "am Limit" beschleunigt um mehr Gewicht auf das Hinterrad zu verlagern, das macht die ganze Fuhre stabiler. Am Kurvenausgang Arsch in die Mitte zurückwuchten und Feuer geben, immer bis kurz vor den Begrenzer, die Maschine muss kreischen! Bei Profis live vor Ort kann man am besten sehen wie man optimal fährt: die rollen
nie, die kennen nur Beschleunigen und Bremsen ...
Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig ist, dass
nicht mit Rückspiegeln gefahren wird, ist ein komisches Gefühl für uns Kontrollfreaks, man muss sich also viel mehr auf den Fahrer hinter einem verlassen, so wie der vor dir sich darauf verlässt, dass du das alles richtig einschätzt.
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Hier mal ein paar Impressionen eines Amateurrennens in Oschersleben (bei Hannover) mit Sascha Hasanovic, von ihm selbst kommentiert ... die fahren um 1:34, das ist für uns langsame Amateure eine ganz andere, unerreichbare Welt, und nochmal eine andere Galaxie fahren die Profis mit ca. 1:25, allerdings haben die auch Material, das ebenfalls nicht von dieser Welt ist. Ich war selbst 3 oder 4 mal in Oschersleben, ziemlich anstrengende kurvige Strecke.
Rennen Oschersleben Hafeneger Juli 2012 BMW S1000RR Sascha Hasanovic Sieg 1:33:9 - YouTube
Hier Sascha auf dem Lausitzring incl. Sturz (4:30). Da war ich ein mal, allerdings 4 Tage am Stück, das war einfach Hammer ...
Sturz am Lausitzring Sascha Hasanovic Hafeneger August 2011 - YouTube