SrpskiJunak
Balkanspezialist
Echt Toll, am 1. Mai!
Der Spiegel
01.05.2006
Entsetzen über Massaker in Kaschmir
Seit zwei Tagen herrscht Terror in der Krisenregion Kaschmir: Moslemische Extremisten töteten insgesamt 35 Hindus. Zeugen sprechen von regelrechten Hinrichtungen, mit denen die anstehenden Friedensgespräche sabotiert werden sollen.
Mutmaßliche moslemische Extremisten haben in den letzten zwei Tagen insgesamt 35 Menschen in Kaschmir erschossen. Am Samstag wurden im Distrikt Udhampur in einem Überfall 13 Hindus getötet, von denen zunächst nur vier gefunden wurden. Die Polizei entdeckte neun weitere Leichen am Montagmorgen. Mindestens 26 Menschen wurden außerdem in zwei Dörfern im indischen Teil Kaschmirs getötet. Die Überfälle werden in Zusammenhang mit den anstehenden Friedensgesprächen des indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh mit Kaschmir-Separatisten in Neu-Delhi gebracht.
Bei den heutigen Überfällen haben die Täter mindestens 22 ihrer Opfer in einer Reihe aufgestellt und regelrecht hingerichtet, sagten Augenzeugen. Acht weitere Bewohner seien zum Teil schwer verletzt worden, unter ihnen ein neunjähriges Mädchen. Ein Überlebender berichtete der Nachrichtenagentur AP, die Angreifer haben Militäruniformen getragen.
"Diese Terroristen wollen den anfälligen Frieden und die Sicherheit in der Region zerstören. Aber der Friedensprozess ist unumkehrbar und kann nicht sabotiert werden", sagte Kaschmirs Vize-Ministerpräsident Muzaffar Hussain Beig.
Schauplatz des Überfalls war nach Polizeiangaben der mehrheitlich von Hindus bewohnte Doda-Distrikt rund 170 Kilometer von Kaschmirs Winter-Hauptstadt Jammu entfernt. Sicherheitskreise machten die Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba für die Tat verantwortlich.
"Im ersten Dorf haben sie zwölf Menschen getötet und im zweiten zehn", sagte ein Polizeisprecher. "Danach sind sie im Schutze der Dunkelheit entkommen." Einer der Verletzten schilderte einem lokalen Fernsehsender, bewaffnete Militante seien in der Nacht in sein Dorf gekommen und hätten die Menschen aufgefordert, aus ihren Häusern zu kommen: "Sie haben aus jedem Haus einen Mann mitgenommen. Die anderen mussten wieder hineingehen. Sie haben gesagt, dass sie uns später wieder freilassen. Nachdem wir ein Stück gegangen sind, haben sie angefangen, uns zu schlagen und das Feuer eröffnet."
Die Gewalt in der Krisenregion hat vor geplanten Gesprächen zwischen der indischen Regierung und den gemäßigten kaschmirischen Separatisten wieder zugenommen. Die beiden Seiten wollen am 3. und 4. Mai in Neu-Delhi zusammenkommen. 80 Prozent der rund 1,1 Milliarden Inder sind Hindus, 13 Prozent gehören dem Islam an. Kaschmir ist der einzige indische Bundesstaat, in dem Muslime mit weitem Abstand die Mehrheit stellen.
Im indischen Teil Kaschmirs sind seit Beginn eines Aufstands gegen die indische Herrschaft im Jahr 1989 Zehntausende Menschen getötet worden. Die Himalaja-Region ist zwischen Indien und Pakistan geteilt. Indien wirft dem mehrheitlich moslemischen Pakistan vor, die Kaschmir-Rebellen zu unterstützen. Anfang 2004 nahmen die beiden Atommächte Friedensgespräche auf. Beim zentralen Streitpunkt Kaschmir gab es bislang allerdings keinen Durchbruch.
cpa/dpa/reuters