Herbert Kickls Kreml-Taktik
Drohungen, überzogene Forderungen, kein Nachgeben: Der FPÖ-Chef pokert mit der ÖVP von oben herab um die Macht. Er will keine Koalition auf Augenhöhe
In den Tagen des blau-schwarzen Machtpokers lohnt es sich, einen Aspekt der gescheiterten Dreiergespräche in Erinnerung zu rufen. Allen ideologischen Differenzen und Kräfteverhältnissen zum Trotz: ÖVP, SPÖ und Neos begegneten einander auf Augenhöhe.
Anders liegen die Dinge bei den Freiheitlichen und der Volkspartei. Zur Ouvertüre plusterte sich der Oberblaue Herbert Kickl auf und erniedrigte die ÖVP. So, als ob die FPÖ 25 und nicht nur 2,5 Prozentpunkte vor den Konservativen läge. Entsprechend kam Kickls Dominatorauftritt als "Unterwerfungsrede" bei den Empfängern an. Daran ändern auch joviale Töne nichts, die Kickl wenig später bei den Konservativen angestimmt haben soll.
"Geben Sie keinen Zoll nach"
Seitdem Kickl auf das Kanzleramt zusteuert, agiert er nach dem Dreiklang: Drohungen, überzogene Forderungen, hart bleiben. Dieses Gebaren erinnert an die Vorgehensweise des Kreml – eine Sowjettradition, die Wladimir Putin pflegt. Die heutige EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas beschrieb die Masche einmal: "Fordern Sie das Maximale, fordern Sie etwas, das Ihnen nie gehörte", dazu Drohungen, Unnachgiebigkeit. "Geben Sie keinen Zoll nach", so Kallas. Njet.
Drohungen, überzogene Forderungen, kein Nachgeben: Der FPÖ-Chef pokert mit der ÖVP von oben herab um die Macht. Er will keine Koalition auf Augenhöhe
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