papodidi
Geek
Obwohl einige User hier es nicht wahr haben wollen, kämpfen alle Staaten dieser Region mit den gleichen Problemen:
Westbalkan
Die Wirtschaft bricht ein, die Demokratie zerfällt
Die Wirtschaftslage auf dem westlichen Balkan ist verheerend, die EU-Beitrittsperspektive gering. Auf der Wiener Westbalkan-Konferenz sind Investitionsprogramme gefragt.
von Dušan Reljić
...
Dabei ist die Beitrittsperspektive zu einem politischen Beruhigungsmittel für diesen seit drei Jahrzehnten krisengeschüttelten Teil Südosteuropas geworden. Ihre Glaubwürdigkeit allerdings hat sie weitgehend eingebüßt. Und so haben auch die Ärmsten unter den Armen im Westbalkan die Hoffnung auf bessere Zeiten und ein menschenwürdiges Leben in der Heimat bereits aufgegeben: Mehrere Zehntausend Roma und Albaner haben im letzten Jahr ihre Herkunftsländer verlassen und versuchen, in Deutschland und anderswo in Westeuropa Fuß zu fassen.
...
Die Migranten deuten die sozioökonomische Lage offenkundig realistischer als die Regierenden im Westbalkan und viele ihrer ausländischen Berater. Im Jahr 2014 bewegte sich das Bruttosozialprodukt der Westbalkanstaaten einschließlich Kroatiens noch immer zehn Prozent unter dem Niveau des Jahres 1989, als der Zerfall Jugoslawiens begann. Nach Angaben der Economist Intelligence Unit erreichte das Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal 27 Prozent des EU15-Durchschnitts und etwa die Hälfte des Wertes der Länder, die zwischen 2004 und 2007 der EU beigetreten sind. Ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung und 50 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos, Investitionen erfolgen spärlich, die Nachfrage bei den zwei wichtigsten Handelspartnern, Deutschland und Italien, nach Produkten und Dienstleistungen ist verhalten, die staatliche Verschuldung steigt ebenso wie die Auslandsmigration, und die extreme Armut, vor allem im Kosovo, breitet sich aus.
Diese ökonomische Verkümmerung führt zum Auszug der besser gebildeten jungen Menschen und zum Schwund der sozialen Basis für liberale und fortschrittliche politische Optionen. Populisten aller Couleur, von denen einige persönlich Schuld tragen an der nationalistischen Hetze während der jugoslawischen Nachfolgekriege 1991-2001, haben längst wieder die Oberhand gewonnen.
...
Zum Teil liegt das sicherlich an den Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der EU auf den Westbalkan. Dass die Regierenden aber davor zurückschrecken, Macht abzugeben, verschlimmert die Lage: Sie scheuen Reformen, die Wirtschaft und Gesellschaft von der staatlichen Bevormundung entlasten und die Machthaber rechenschaftspflichtig machen würden. So sinkt der Lebensstandard weiter, die politischen Institutionen verfallen, die Macht konzentriert sich in den Händen einzelner politischer Führer und entzieht sich jeglicher Kontrolle, der ethnische Chauvinismus erstarkt und die Meinungs- und Pressefreiheit nehmen Schaden.
...
Ohne wirtschaftliches Wachstum müssen politische Reformen Makulatur bleiben. Dass die Westbalkanstaaten allein nicht in der Lage sind, dieses zu generieren, ist offensichtlich. Sollen die Staaten der Region mittelfristig tatsächlich Teil der EU werden, sind deshalb arbeitsbeschaffende Investitionen unabdingbar, die von der EU und ihren Mitgliedstaaten angeregt und abgesichert werden.
Darüber hinaus muss den Kandidatenländern mehr Zugang zum Arbeitsmarkt der EU gewährt werden, um der unkontrollierten Auswanderung Herr zu werden.
...
Westbalkan: Die Wirtschaft bricht ein, die Demokratie zerfällt | ZEIT ONLINE
Westbalkankonferenz:
Geld für Straßen und neue Energiegesetze
26. August 2015, 17:09
Die EU fördert Infrastrukturprojekte und fordert Kooperation ein. Damit soll die wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden
...
Voriges Jahr in Berlin durfte der albanische Premier Edi Rama für die Balkan-Staaten-Gruppe sprechen, heuer ist es der serbische Premier Aleksandar Vucic.
Die zwei diskutieren bei der Westbalkankonferenz, die zurzeit in Wien stattfindet, gleich mehrmals miteinander. Ein TV-Duell zwischen den beiden, heute Donnerstag, wird auf sämtlichen TV-Sendern in Südosteuropa übertragen.
...
So hat man sich auf sechs Transport- und vier Energieprojekte geeinigt, die mit EU-Vorbeitrittshilfen (IPA) über 200 Millionen Euro ab sofort unterstützt werden. Dazu gehört etwa die Autobahn vom serbischen Nis ins albanische Durrës, die eigentlich bis auf ein Teilstück schon fertig ist. Brücken bauen
Zusätzlich sollen bis 2020 Straßen und Brücken sowie Gasverbindungen gebaut werden, die von der EU mit einer Milliarde Euro aus IPA-Mitteln und Mitteln der EU-Kommission gefördert werden. Es geht darum, die wirtschaftliche Entwicklung durch die Infrastruktur zu fördern – aber auch darum, die Balkanstaaten dazu zu bringen, besser zu kooperieren. In den vergangenen zehn Jahren gab es keine Einigung bezüglich dieses Transportnetzwerks. Nun soll sich die Gesamtinvestition auf 7,5 Milliarden Euro belaufen, ein Prozent Wachstum pro Jahr und 200.000 zusätzliche Jobs bringen.
Im Gegenzug fordert die EU, dass die Balkanstaaten ihre Gesetze im Energiebereich an das EU-Regelwerk anpassen, Behörden einrichten und den Gasmarkt anpassen. Albanien, Bosnien-Herzegowina, der Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien werden weiters dazu angehalten, sich gegenseitig bei der EU-Integration und beim Beitritt zu Internationalen Organisationen nicht zu behindern und offene bilaterale Konflikte zu lösen.
...
Bei der Westbalkankonferenz wird auch ein regionales Jugendaustauschprogramm begründet, um die Beziehungen zwischen Volksgruppen und Staaten zu verbessern. (awö, 27.8.2015)
Westbalkankonferenz: Geld für Straßen und neue Energiegesetze - Westbalkankonferenz - derStandard.at ? International
Zusammenarbeit ist wohl der einzige Weg...
Westbalkan
Die Wirtschaft bricht ein, die Demokratie zerfällt
Die Wirtschaftslage auf dem westlichen Balkan ist verheerend, die EU-Beitrittsperspektive gering. Auf der Wiener Westbalkan-Konferenz sind Investitionsprogramme gefragt.
von Dušan Reljić
...
Dabei ist die Beitrittsperspektive zu einem politischen Beruhigungsmittel für diesen seit drei Jahrzehnten krisengeschüttelten Teil Südosteuropas geworden. Ihre Glaubwürdigkeit allerdings hat sie weitgehend eingebüßt. Und so haben auch die Ärmsten unter den Armen im Westbalkan die Hoffnung auf bessere Zeiten und ein menschenwürdiges Leben in der Heimat bereits aufgegeben: Mehrere Zehntausend Roma und Albaner haben im letzten Jahr ihre Herkunftsländer verlassen und versuchen, in Deutschland und anderswo in Westeuropa Fuß zu fassen.
...
Die Migranten deuten die sozioökonomische Lage offenkundig realistischer als die Regierenden im Westbalkan und viele ihrer ausländischen Berater. Im Jahr 2014 bewegte sich das Bruttosozialprodukt der Westbalkanstaaten einschließlich Kroatiens noch immer zehn Prozent unter dem Niveau des Jahres 1989, als der Zerfall Jugoslawiens begann. Nach Angaben der Economist Intelligence Unit erreichte das Pro-Kopf-Einkommen gerade einmal 27 Prozent des EU15-Durchschnitts und etwa die Hälfte des Wertes der Länder, die zwischen 2004 und 2007 der EU beigetreten sind. Ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung und 50 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos, Investitionen erfolgen spärlich, die Nachfrage bei den zwei wichtigsten Handelspartnern, Deutschland und Italien, nach Produkten und Dienstleistungen ist verhalten, die staatliche Verschuldung steigt ebenso wie die Auslandsmigration, und die extreme Armut, vor allem im Kosovo, breitet sich aus.
Diese ökonomische Verkümmerung führt zum Auszug der besser gebildeten jungen Menschen und zum Schwund der sozialen Basis für liberale und fortschrittliche politische Optionen. Populisten aller Couleur, von denen einige persönlich Schuld tragen an der nationalistischen Hetze während der jugoslawischen Nachfolgekriege 1991-2001, haben längst wieder die Oberhand gewonnen.
...
Zum Teil liegt das sicherlich an den Auswirkungen der Wirtschaftskrise in der EU auf den Westbalkan. Dass die Regierenden aber davor zurückschrecken, Macht abzugeben, verschlimmert die Lage: Sie scheuen Reformen, die Wirtschaft und Gesellschaft von der staatlichen Bevormundung entlasten und die Machthaber rechenschaftspflichtig machen würden. So sinkt der Lebensstandard weiter, die politischen Institutionen verfallen, die Macht konzentriert sich in den Händen einzelner politischer Führer und entzieht sich jeglicher Kontrolle, der ethnische Chauvinismus erstarkt und die Meinungs- und Pressefreiheit nehmen Schaden.
...
Ohne wirtschaftliches Wachstum müssen politische Reformen Makulatur bleiben. Dass die Westbalkanstaaten allein nicht in der Lage sind, dieses zu generieren, ist offensichtlich. Sollen die Staaten der Region mittelfristig tatsächlich Teil der EU werden, sind deshalb arbeitsbeschaffende Investitionen unabdingbar, die von der EU und ihren Mitgliedstaaten angeregt und abgesichert werden.
Darüber hinaus muss den Kandidatenländern mehr Zugang zum Arbeitsmarkt der EU gewährt werden, um der unkontrollierten Auswanderung Herr zu werden.
...
Westbalkan: Die Wirtschaft bricht ein, die Demokratie zerfällt | ZEIT ONLINE
Westbalkankonferenz:
Geld für Straßen und neue Energiegesetze
26. August 2015, 17:09
Die EU fördert Infrastrukturprojekte und fordert Kooperation ein. Damit soll die wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden
...
Voriges Jahr in Berlin durfte der albanische Premier Edi Rama für die Balkan-Staaten-Gruppe sprechen, heuer ist es der serbische Premier Aleksandar Vucic.
Die zwei diskutieren bei der Westbalkankonferenz, die zurzeit in Wien stattfindet, gleich mehrmals miteinander. Ein TV-Duell zwischen den beiden, heute Donnerstag, wird auf sämtlichen TV-Sendern in Südosteuropa übertragen.
...
So hat man sich auf sechs Transport- und vier Energieprojekte geeinigt, die mit EU-Vorbeitrittshilfen (IPA) über 200 Millionen Euro ab sofort unterstützt werden. Dazu gehört etwa die Autobahn vom serbischen Nis ins albanische Durrës, die eigentlich bis auf ein Teilstück schon fertig ist. Brücken bauen
Zusätzlich sollen bis 2020 Straßen und Brücken sowie Gasverbindungen gebaut werden, die von der EU mit einer Milliarde Euro aus IPA-Mitteln und Mitteln der EU-Kommission gefördert werden. Es geht darum, die wirtschaftliche Entwicklung durch die Infrastruktur zu fördern – aber auch darum, die Balkanstaaten dazu zu bringen, besser zu kooperieren. In den vergangenen zehn Jahren gab es keine Einigung bezüglich dieses Transportnetzwerks. Nun soll sich die Gesamtinvestition auf 7,5 Milliarden Euro belaufen, ein Prozent Wachstum pro Jahr und 200.000 zusätzliche Jobs bringen.
Im Gegenzug fordert die EU, dass die Balkanstaaten ihre Gesetze im Energiebereich an das EU-Regelwerk anpassen, Behörden einrichten und den Gasmarkt anpassen. Albanien, Bosnien-Herzegowina, der Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien werden weiters dazu angehalten, sich gegenseitig bei der EU-Integration und beim Beitritt zu Internationalen Organisationen nicht zu behindern und offene bilaterale Konflikte zu lösen.
...
Bei der Westbalkankonferenz wird auch ein regionales Jugendaustauschprogramm begründet, um die Beziehungen zwischen Volksgruppen und Staaten zu verbessern. (awö, 27.8.2015)
Westbalkankonferenz: Geld für Straßen und neue Energiegesetze - Westbalkankonferenz - derStandard.at ? International
Zusammenarbeit ist wohl der einzige Weg...