Cebrail
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Absage der Türkei. In der öffentlichen Wahrnehmung überschattet die Ukraine alle Nebenschauplätze. Fast ging die Absage der Türkei an die Münchener Sicherheitskonferenz unter.
Ein Nutzerbeitrag von tralala
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte die Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz aufgrund einer kurzfristigen und nachträglichen Einladung der israelischen Vertreter ab. Die Nahostsitzung im Rahmen der Konferenz führt keine Entscheidungen herbei, bietet jedoch Raum, um die eigenen Anliegen und die gesamte "Großwetterlage" der Region im direkten Gespräch abzustecken. So erwartete z. B. Iran bei der Münchener Sicherheitskonferenz wichtige Gespräche der fünf UN-Vetomächte über die Beilegung ihres Atomstreits.
Die Beziehungen zwischen Israel und Türkei, die früher Verbündete waren, sind seit 2010 sehr angespannt.
Ankara verlagerte seit etwa 2009 den Hauptfokus ihrer Außenpolitik vom Westen in den Osten insgesamt und in ihre direkte Nachbarschaft - den Nahost - insbesondere. So wie Israel befindet sich die Türkei in einer "Alliance" mit dem Westen, was einen Wettbewerb um die Führungsrolle in dieser Region befeuert.
Nach dem Tod von zehn türkischen Aktivisten beim Sturm israelischer Soldaten auf das türkische Gaza-Hilfsschiff "Mavi Marmara" im Jahr 2010 warf die Türkei den israelischen Botschafter aus dem Land und reduzierte die Beziehungen auf ein Mindestmaß. Trotz der Entschuldigung Israels auf Druck der USA scheiterten bisher alle Annäherungsversuche. Im Sommer 2014 zog widerum Israel einige Diplomaten wegen Ausschreitungen aus Anlass des Gaza-Krieges aus der Türkei ab.
Die Türkei unterstützte im Arabischem Frühling 2011, ähnlich ihren NATO-Verbüdeten, einige demokratische Bewegungen in den Nachbarländern. Zunächst jubelte Ankara über den Umsturz Mubaraks, doch schon mit dem NATO-Bündnis gegen Libyen bekam sie ein klares Warnsignal aus Teheran.
Das Land fühlt sich zunehmend eingeengt zwischen den bewaffneten Kurden im Nordirak, den radikalislamischen ISIS-Kämpfern, der syrischen Armee und dem Druck ihrer NATO-Partner. Nicht ganz klar ist, ob die Türkei es selbst nicht schaffte, ihre Rolle in Nahost wie gewünscht zu vergrößern oder - was nicht ganz abwegig ist - vom Westen gezielt ausgebremst wurde.
In der Ukraine-Frage zeigt die Türkei indes Verständnis für die russische Position. Cavusoglu gab unverhohlen dem Westen die Schuld, die Ukraine vor die knallharte Wahl "entweder-oder" gestellt und so den Konflikt ausgelöst zu haben. Daraufhin sahen einige türkische Politikexperten Parallelen zwischen den Transitländern Ukraine und Türkei - inmitten im geopolitischen Kampf zwischen Ost und West.
Die Zeitung Yeni Safak schloss nicht aus, dass die Parlamentswahlen am 7. Juni diesen Jahres nach dem ukrainischem Schema verlaufen könnten und der Bruch zwischen Westtürkei und dem Südosten zu Unruhen und möglicherweise zu gezielt angeheiztem Chaos führen könnte. Der Westen nutze schon lange die ultrarechte Szene zur Schürung von Unruhen und Farbrevolutionen wie in der Ukraine und Georgien. Es würde jeden politischen Gegner, der die Interessen des eigenen Landes verteidigt, ausschalten wollen. So würde der Westen zur Zeit auch am liebsten das Putin-Russland gegen ein erneutes Elzin-Russland eintauschen. Yeni Safak rief ihre Leser auf, diesen weitreichenden geopolitischen Konflikt aufmerksam zu verfolgen.
Letzten Samstag wurde die neue Route für die türkische Gaspipeline, die dem europäischen Southstream den Todesstoß versetzte, von Gazprom-Chef Aleksej Miller und dem türkischen Energieminister Taner Yildiz festgelegt.
Es bleibt abzuwarten, wie der Westen das Näherrücken der Türkei und Russlands bewertet.
https://www.freitag.de/autoren/tralala/nebenschauplaetze-der-muenchener-konferenz
Ein Nutzerbeitrag von tralala
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte die Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz aufgrund einer kurzfristigen und nachträglichen Einladung der israelischen Vertreter ab. Die Nahostsitzung im Rahmen der Konferenz führt keine Entscheidungen herbei, bietet jedoch Raum, um die eigenen Anliegen und die gesamte "Großwetterlage" der Region im direkten Gespräch abzustecken. So erwartete z. B. Iran bei der Münchener Sicherheitskonferenz wichtige Gespräche der fünf UN-Vetomächte über die Beilegung ihres Atomstreits.
Die Beziehungen zwischen Israel und Türkei, die früher Verbündete waren, sind seit 2010 sehr angespannt.
Ankara verlagerte seit etwa 2009 den Hauptfokus ihrer Außenpolitik vom Westen in den Osten insgesamt und in ihre direkte Nachbarschaft - den Nahost - insbesondere. So wie Israel befindet sich die Türkei in einer "Alliance" mit dem Westen, was einen Wettbewerb um die Führungsrolle in dieser Region befeuert.
Nach dem Tod von zehn türkischen Aktivisten beim Sturm israelischer Soldaten auf das türkische Gaza-Hilfsschiff "Mavi Marmara" im Jahr 2010 warf die Türkei den israelischen Botschafter aus dem Land und reduzierte die Beziehungen auf ein Mindestmaß. Trotz der Entschuldigung Israels auf Druck der USA scheiterten bisher alle Annäherungsversuche. Im Sommer 2014 zog widerum Israel einige Diplomaten wegen Ausschreitungen aus Anlass des Gaza-Krieges aus der Türkei ab.
Die Türkei unterstützte im Arabischem Frühling 2011, ähnlich ihren NATO-Verbüdeten, einige demokratische Bewegungen in den Nachbarländern. Zunächst jubelte Ankara über den Umsturz Mubaraks, doch schon mit dem NATO-Bündnis gegen Libyen bekam sie ein klares Warnsignal aus Teheran.
Das Land fühlt sich zunehmend eingeengt zwischen den bewaffneten Kurden im Nordirak, den radikalislamischen ISIS-Kämpfern, der syrischen Armee und dem Druck ihrer NATO-Partner. Nicht ganz klar ist, ob die Türkei es selbst nicht schaffte, ihre Rolle in Nahost wie gewünscht zu vergrößern oder - was nicht ganz abwegig ist - vom Westen gezielt ausgebremst wurde.
In der Ukraine-Frage zeigt die Türkei indes Verständnis für die russische Position. Cavusoglu gab unverhohlen dem Westen die Schuld, die Ukraine vor die knallharte Wahl "entweder-oder" gestellt und so den Konflikt ausgelöst zu haben. Daraufhin sahen einige türkische Politikexperten Parallelen zwischen den Transitländern Ukraine und Türkei - inmitten im geopolitischen Kampf zwischen Ost und West.
Die Zeitung Yeni Safak schloss nicht aus, dass die Parlamentswahlen am 7. Juni diesen Jahres nach dem ukrainischem Schema verlaufen könnten und der Bruch zwischen Westtürkei und dem Südosten zu Unruhen und möglicherweise zu gezielt angeheiztem Chaos führen könnte. Der Westen nutze schon lange die ultrarechte Szene zur Schürung von Unruhen und Farbrevolutionen wie in der Ukraine und Georgien. Es würde jeden politischen Gegner, der die Interessen des eigenen Landes verteidigt, ausschalten wollen. So würde der Westen zur Zeit auch am liebsten das Putin-Russland gegen ein erneutes Elzin-Russland eintauschen. Yeni Safak rief ihre Leser auf, diesen weitreichenden geopolitischen Konflikt aufmerksam zu verfolgen.
Letzten Samstag wurde die neue Route für die türkische Gaspipeline, die dem europäischen Southstream den Todesstoß versetzte, von Gazprom-Chef Aleksej Miller und dem türkischen Energieminister Taner Yildiz festgelegt.
Es bleibt abzuwarten, wie der Westen das Näherrücken der Türkei und Russlands bewertet.
https://www.freitag.de/autoren/tralala/nebenschauplaetze-der-muenchener-konferenz