Krajisnik
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Den Blick auf Unangenehmes richten "Für mich war klar, seitdem ich denken kann, dass ich Geschichten erzählen will. Ich habe sehr viel Zeit im Theater verbracht, da meine Mutter Schauspielerin ist. Mein Vater ist Dirigent - also war ich oft in Konzerten. Und so gab es von Kindheit an nichts anderes für mich. Klar war mir auch, dass ich selber nicht auf der Bühne stehen werde, sondern über Sachen, die mich berühren und bewegen, erzählen will. Der Film hat mich deshalb angesprochen, weil es zugleich auch etwas Handwerkliches und auch darstellend ist. Deshalb ist der Film mein Medium geworden", erzählt Nina Kusturica, Jahrgang 1975, in Mostar in Bosnien-Herzegowina geboren, in Sarajevo aufgewachsen, die seit 1992 an der Wiener Filmakademie bei Peter Patzak Schnitt und Regie studiert.
Nina Kusturica
Die Umstände, wie sie mit ihrer Familie nach Wien gelangte, waren dramatisch: "Es war ja damals Krieg in Bosnien-Herzegowina. Wir kamen durch Zufall nach Wien. Denn das war damals die einzige Verbindung, die es mit dem Bus gab und wir kannten den Bus-Chauffeur. Und in dieser Zeit hat meine Schwester in Wien studiert. Und so war Wien der einzige Ort, wohin wir flüchten konnten. Und dann sind wir hier geblieben." Berühmter Namensvetter Emir Kusturica
"Es gibt eine weitentfernte Verwandtschaft väterlicherseits mit Emir Kusturica, aber wir haben keine familiäre Beziehung", erzählt sie, auf die Namensgleichheit mit dem berühmten Regisseur angesprochen.
Wurde sie von diesen Arbeiten beeinflusst? "Mich inspirieren gute Regisseure, die spannende Filme machen und Sachen erzählen, mit denen ich mich identifizieren kann. Das ist bei Emir Kusturica der Fall, trifft aber auch auf andere gute Filmemacher zu", so Nina Kusturica, die die im nächsten Herbst ihr Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema "Rhythmus - im Leben, in der Natur und in der Kunst" abschließen wird. Erfolgreiche Abschlussarbeit "Auswege"
Ihre filmische Diplomarbeit, den 90-minütigen Spielfilm "Auswege", hat sie bereits vor zwei Jahren fertiggestellt - und damit gleich einen großen Erfolg gelandet: Denn der Streifen, in dem es um Gewalt in der Familie geht, wurde bei der "Berlinale" im "Forum des Jungen Films 2004" für den "First Steps Award" Award" nominiert, war der Eröffnungsfilm bei der Diagonale '03", erhielt den "Goldenen Bobby" als herausragende Leistung auf dem Gebiet des Spielfilms und wurde bei zahlreichen Festivals gezeigt.
Nina Kusturicas Film "Auswege", basierend auf einem Drehbuch von Barbara Albert, entstand auf Initiative des "Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser".
"Bevor ich mich entscheide, eine Film zu machen, überlege ich, warum. Ich muss dazu zusätzliche Motivation haben, unabhängig davon, dass ich ein Kunstwerk schaffe. Was kann dieser Film erzählen, wen kann ich damit erreichen? Kann ich etwas tiefer thematisieren, als es z.B. eine Tageszeitung kann? Deshalb ist es für mich wichtig, dass das Thema mir dann die Kraft und Energie gibt, es umzusetzen. Und daher kommen die sozialen Themen, mein soziales Engagement", erläutert Kusturica. Haneke-Porträt als ORF-Koproduktion
Zuletzt hat sie, gemeinsam mit Eva Testor "24 Wirklichkeiten in der Sekunde", ein einstündiges Porträt über den prominenten österreichischen Filmemacher Michael Haneke, als Koproduktion mit dem ORF gemacht. Der Film wurde bereits im Vorjahr im ORF gezeigt, seine Premiere hatte er bei der diesjährigen "Diagonale".
"Wenn man in Österreich Filme macht, ist Haneke einer, der einen immer begleitet. Wir haben uns gefragt: Wer ist das, der hinter diesen Filmen steht? Wie macht er die Filme? Als wir ihn dann fragten, ob er Interesse hätte, dass wir ein Porträt über ihn machen, hat er zugesagt. Wir haben ihn zwei Jahre lang bei seiner Arbeit und bei seinen Reisen zu den Festivals begleitet. Es war Haneke klar, dass wir auf eine andere Art erzählen würden, als er es tut, und er hat uns unterstützt. Und wir haben uns dann sehr gefreut, dass er es angenommen hat. Wegen der zahlreichen Anfragen kommt das Haneke-Porträt nun bald auch auf DVD heraus", erzählt die erfolgreiche Nachwuchsfilmemacherin über ihren sechsten Film, den sie mittlerweile herausgebracht hat.
"Natürlich war es für uns spannend, einen Filmemacher so nah beobachten zu können", so Nina Kusturica über das Michael-Haneke-Porträt.
Gründung der "Mobilefilm"
Mit Eva Testor verbindet Nina Kusturica aber noch etwas: Vor zwei Jahren haben sie gemeinsam die Wiener Produktionsfirma "Mobilefilm" gegründet. Das Haneke-Porträt war übrigens die erste Produktion der neuen Firma.
"Ich kenne Eva Testor bereits von der Filmakademie. Wir haben zusammengearbeitet - sie als Kamerafrau, ich als Regisseurin - und haben uns immer unterstützt. Am Ende des Studiums haben wir uns gefragt: Zu welcher Produktionsfirma sollen wir gehen? Denn ich möchte unabhängig arbeiten und Filme machen, hinter denen ich 100prozentig stehen kann und keine Kompromisse machen muss. So war uns klar, dass wir eine eigene Plattform schaffen müssen. Mit diesem ersten Film wurde es möglich, weil wir mit dem ORF koproduzierten", berichtet Nina Kusturica. Zahlreiche Projekte
Und die engagierte Filmerin arbeitet bereits an ihrem nächsten Projekt: "Der kleine Fremde" handelt von einem Asylantenkind, das in Wien gestrandet ist. Es wird ebenfalls wieder ein 90-minütiger Spielfilm, der im nächsten Jahr fertig sein soll. "Ich habe vom Bundeskanzleramt ein Stipendium bekommen, um dieses Projekt zu entwickeln und habe vor rund einem halben Jahr mit den Recherchen begonnen. Oft leben diese Menschen zwei bis drei Jahre in Ungewissheit, bis sie wissen, was mit ihnen geschieht. Und das interessiert mich natürlich auch aus meiner Geschichte heraus."
Zu den Produktionen der "Mobilefilm", die heuer noch fertiggestellt werden, zählen Mirjam Ungers Dokumentarfilm "Wiens verlorene Töchter", gefördert vom "Österreichischen Filminstitut" und dem ORF-Film-TV-Abkommen sowie der Dokumentarfilm "Verkaufen verkaufen" von Marco Antoniazzi und Gregor Stadlober über die Entindividualisierung zu Gunsten des Warenflusses.
Mehr zu Marco Antoniazzi in der Ö1 Talentebörse "An den Geschichten dran bleiben"
Natürlich bedeuten die ersten Jahre einer Produktionsfirma vor allem Investitionen. Aber diese Initiative ist auch eine Investition in die Zukunft. Und Nina Kusturica ist sehr optimistisch: "Die Projekte entwickeln sich gut und es macht uns großen Spaß."
Und was ist derzeit ihr größter Wunsch? "An den Geschichten dran zu bleiben. Denn ich glaube, dass mich nichts, was von außen kommt, glücklicher machen kann. Was mich glücklich macht, ist da - das muss ich mir nicht wünschen." Text: Matthias Osiecki
Nina Kusturica
Die Umstände, wie sie mit ihrer Familie nach Wien gelangte, waren dramatisch: "Es war ja damals Krieg in Bosnien-Herzegowina. Wir kamen durch Zufall nach Wien. Denn das war damals die einzige Verbindung, die es mit dem Bus gab und wir kannten den Bus-Chauffeur. Und in dieser Zeit hat meine Schwester in Wien studiert. Und so war Wien der einzige Ort, wohin wir flüchten konnten. Und dann sind wir hier geblieben." Berühmter Namensvetter Emir Kusturica
"Es gibt eine weitentfernte Verwandtschaft väterlicherseits mit Emir Kusturica, aber wir haben keine familiäre Beziehung", erzählt sie, auf die Namensgleichheit mit dem berühmten Regisseur angesprochen.
Wurde sie von diesen Arbeiten beeinflusst? "Mich inspirieren gute Regisseure, die spannende Filme machen und Sachen erzählen, mit denen ich mich identifizieren kann. Das ist bei Emir Kusturica der Fall, trifft aber auch auf andere gute Filmemacher zu", so Nina Kusturica, die die im nächsten Herbst ihr Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema "Rhythmus - im Leben, in der Natur und in der Kunst" abschließen wird. Erfolgreiche Abschlussarbeit "Auswege"
Ihre filmische Diplomarbeit, den 90-minütigen Spielfilm "Auswege", hat sie bereits vor zwei Jahren fertiggestellt - und damit gleich einen großen Erfolg gelandet: Denn der Streifen, in dem es um Gewalt in der Familie geht, wurde bei der "Berlinale" im "Forum des Jungen Films 2004" für den "First Steps Award" Award" nominiert, war der Eröffnungsfilm bei der Diagonale '03", erhielt den "Goldenen Bobby" als herausragende Leistung auf dem Gebiet des Spielfilms und wurde bei zahlreichen Festivals gezeigt.
Nina Kusturicas Film "Auswege", basierend auf einem Drehbuch von Barbara Albert, entstand auf Initiative des "Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser".
"Bevor ich mich entscheide, eine Film zu machen, überlege ich, warum. Ich muss dazu zusätzliche Motivation haben, unabhängig davon, dass ich ein Kunstwerk schaffe. Was kann dieser Film erzählen, wen kann ich damit erreichen? Kann ich etwas tiefer thematisieren, als es z.B. eine Tageszeitung kann? Deshalb ist es für mich wichtig, dass das Thema mir dann die Kraft und Energie gibt, es umzusetzen. Und daher kommen die sozialen Themen, mein soziales Engagement", erläutert Kusturica. Haneke-Porträt als ORF-Koproduktion
Zuletzt hat sie, gemeinsam mit Eva Testor "24 Wirklichkeiten in der Sekunde", ein einstündiges Porträt über den prominenten österreichischen Filmemacher Michael Haneke, als Koproduktion mit dem ORF gemacht. Der Film wurde bereits im Vorjahr im ORF gezeigt, seine Premiere hatte er bei der diesjährigen "Diagonale".
"Wenn man in Österreich Filme macht, ist Haneke einer, der einen immer begleitet. Wir haben uns gefragt: Wer ist das, der hinter diesen Filmen steht? Wie macht er die Filme? Als wir ihn dann fragten, ob er Interesse hätte, dass wir ein Porträt über ihn machen, hat er zugesagt. Wir haben ihn zwei Jahre lang bei seiner Arbeit und bei seinen Reisen zu den Festivals begleitet. Es war Haneke klar, dass wir auf eine andere Art erzählen würden, als er es tut, und er hat uns unterstützt. Und wir haben uns dann sehr gefreut, dass er es angenommen hat. Wegen der zahlreichen Anfragen kommt das Haneke-Porträt nun bald auch auf DVD heraus", erzählt die erfolgreiche Nachwuchsfilmemacherin über ihren sechsten Film, den sie mittlerweile herausgebracht hat.
"Natürlich war es für uns spannend, einen Filmemacher so nah beobachten zu können", so Nina Kusturica über das Michael-Haneke-Porträt.
Gründung der "Mobilefilm"
Mit Eva Testor verbindet Nina Kusturica aber noch etwas: Vor zwei Jahren haben sie gemeinsam die Wiener Produktionsfirma "Mobilefilm" gegründet. Das Haneke-Porträt war übrigens die erste Produktion der neuen Firma.
"Ich kenne Eva Testor bereits von der Filmakademie. Wir haben zusammengearbeitet - sie als Kamerafrau, ich als Regisseurin - und haben uns immer unterstützt. Am Ende des Studiums haben wir uns gefragt: Zu welcher Produktionsfirma sollen wir gehen? Denn ich möchte unabhängig arbeiten und Filme machen, hinter denen ich 100prozentig stehen kann und keine Kompromisse machen muss. So war uns klar, dass wir eine eigene Plattform schaffen müssen. Mit diesem ersten Film wurde es möglich, weil wir mit dem ORF koproduzierten", berichtet Nina Kusturica. Zahlreiche Projekte
Und die engagierte Filmerin arbeitet bereits an ihrem nächsten Projekt: "Der kleine Fremde" handelt von einem Asylantenkind, das in Wien gestrandet ist. Es wird ebenfalls wieder ein 90-minütiger Spielfilm, der im nächsten Jahr fertig sein soll. "Ich habe vom Bundeskanzleramt ein Stipendium bekommen, um dieses Projekt zu entwickeln und habe vor rund einem halben Jahr mit den Recherchen begonnen. Oft leben diese Menschen zwei bis drei Jahre in Ungewissheit, bis sie wissen, was mit ihnen geschieht. Und das interessiert mich natürlich auch aus meiner Geschichte heraus."
Zu den Produktionen der "Mobilefilm", die heuer noch fertiggestellt werden, zählen Mirjam Ungers Dokumentarfilm "Wiens verlorene Töchter", gefördert vom "Österreichischen Filminstitut" und dem ORF-Film-TV-Abkommen sowie der Dokumentarfilm "Verkaufen verkaufen" von Marco Antoniazzi und Gregor Stadlober über die Entindividualisierung zu Gunsten des Warenflusses.
Mehr zu Marco Antoniazzi in der Ö1 Talentebörse "An den Geschichten dran bleiben"
Natürlich bedeuten die ersten Jahre einer Produktionsfirma vor allem Investitionen. Aber diese Initiative ist auch eine Investition in die Zukunft. Und Nina Kusturica ist sehr optimistisch: "Die Projekte entwickeln sich gut und es macht uns großen Spaß."
Und was ist derzeit ihr größter Wunsch? "An den Geschichten dran zu bleiben. Denn ich glaube, dass mich nichts, was von außen kommt, glücklicher machen kann. Was mich glücklich macht, ist da - das muss ich mir nicht wünschen." Text: Matthias Osiecki