Vasile
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Nokia erfreut Rumänien
Politik weist Vorwürfe aus Deutschland wegen Fabrikschliessung in Bochum zurück
Rumänien habe Nokia keine staatlichen Beihilfen für sein neues Werk in Siebenbürgen gewährt. Das erklärt die Regierung in Bukarest. Die Fabrik bei Cluj hat bereitsden Betrieb aufgenommen.
Denia Meraru/Bukarest
Bochum verliert, Cluj (Klausenburg) gewinnt. Während im Ruhrgebiet das letzte Werk in Deutschland geschlossen wird, das Mobiltelefone herstellt, wurde im Dorf Jucu bei Cluj in Siebenbürgen am vergangenen Dienstag das erste Nokia-Handy produziert. Im neuen Werk sind bereits 500 Mitarbeitende beschäftigt. 3500 sollen es laut Schätzungen von Werksleiter John Guerry werden. Bereits bisher hat der finnische Nokia- Konzern 60 Mio. € (100 Mio. Fr.) in seinen neuen Standort investiert, insgesamt sind 200 Mio. € (330 Mio. Fr.) für das rumänische Werk vorgesehen.
Angeblich keine Staatsmittel
Die Verlagerung von Produktion in Länder mit niedrigeren Löhnen ist Alltag in der globalisierten Welt. Nicht ganz alltäglich sind die Reaktionen auf diesen Entscheid von Nokia. Der deutsche EU-Abgeordnete Martin Schulz, Chef der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, behauptete, die Verlagerung werde mit EU-Mitteln subventioniert, also letztlich auch mit dem Geld deutscher Steuerzahler. Seine Fraktionskollegin Silvia-Adriana Ticau, Abgeordnete der rumänischen Sozialisten, widerspricht. Rumänien sei derzeit der richtige Ort für Investitionen in Betriebe der Informationstechnologie und der Telekomausrüster. «Rumänische Spezialisten in diesem Bereich haben Weltqualität. Das ist einer der Gründe für die Unternehmen, in Rumänien zu investieren», sagte Ticau. Sorin Frunzaverde, Mitglied der christdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, nennt die Vorwürfe von Schulz übertrieben und unzeitgemäss. Das Finanzministerium in Bukarest wiederum wies die Behauptung von Schulz über die Nutzung von EU-Mitteln zurück. Es habe überhaupt keine staatlichen Beihilfen oder Steuervergünstigungen für Nokia gegeben, sagt Dana Daraban, Berater des rumänischen Finanzministers.
Regierung hält Verträge geheim
Rumänien hat allerdings im Umgang mit ausländischen Unternehmen ein Problem: den Mangel an Offenheit. Die rumänische Regierung, die vor dem Beitritt zur EU ausländische Unternehmen offen mit Beihilfen ködern konnte, hat nun einen Umweg um die strengen EU-Beihilferegeln gefunden. Sie hält die entsprechenden Klauseln und oft die ganzen Verträge mit Firmen wie Nokia schlicht geheim. Der rumänische EU-Kommissar Leonard Orban forderte schon im Oktober die Regierung in Bukarest auf, diese Geheimhaltung aufzugeben – vergeblich. Damit können Aussagen über die Nutzung von Staatshilfen und EU-Mitteln nicht wirksam überprüft werden.
Nokia ist nicht das einzige Unternehmen der Branche, das in Rumänien produzieren will. Die französische Alcatel produziert bereits seit Jahren in Temeswar. Nun kommt Cluj dank Nokia als zweites Zentrum hinzu. Und Cluj ist nicht der einzige Ort, an dem Nokia neu produzieren will. Auch im ungarischen Komarom und in Salo in Nokias Heimat Finnland nehmen neue Produktionseinheiten ihren Betrieb auf. Das erste Mobiltelefon aus Cluj dürfte Ende kommenden Monats auf den Markt kommen. Und im Sommer soll das deutsche Werk in Bochum geschlossen werden.
Kanzlerin schaltet sich ein
Politik weist Vorwürfe aus Deutschland wegen Fabrikschliessung in Bochum zurück
Rumänien habe Nokia keine staatlichen Beihilfen für sein neues Werk in Siebenbürgen gewährt. Das erklärt die Regierung in Bukarest. Die Fabrik bei Cluj hat bereitsden Betrieb aufgenommen.
Denia Meraru/Bukarest
Bochum verliert, Cluj (Klausenburg) gewinnt. Während im Ruhrgebiet das letzte Werk in Deutschland geschlossen wird, das Mobiltelefone herstellt, wurde im Dorf Jucu bei Cluj in Siebenbürgen am vergangenen Dienstag das erste Nokia-Handy produziert. Im neuen Werk sind bereits 500 Mitarbeitende beschäftigt. 3500 sollen es laut Schätzungen von Werksleiter John Guerry werden. Bereits bisher hat der finnische Nokia- Konzern 60 Mio. € (100 Mio. Fr.) in seinen neuen Standort investiert, insgesamt sind 200 Mio. € (330 Mio. Fr.) für das rumänische Werk vorgesehen.
Angeblich keine Staatsmittel
Die Verlagerung von Produktion in Länder mit niedrigeren Löhnen ist Alltag in der globalisierten Welt. Nicht ganz alltäglich sind die Reaktionen auf diesen Entscheid von Nokia. Der deutsche EU-Abgeordnete Martin Schulz, Chef der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, behauptete, die Verlagerung werde mit EU-Mitteln subventioniert, also letztlich auch mit dem Geld deutscher Steuerzahler. Seine Fraktionskollegin Silvia-Adriana Ticau, Abgeordnete der rumänischen Sozialisten, widerspricht. Rumänien sei derzeit der richtige Ort für Investitionen in Betriebe der Informationstechnologie und der Telekomausrüster. «Rumänische Spezialisten in diesem Bereich haben Weltqualität. Das ist einer der Gründe für die Unternehmen, in Rumänien zu investieren», sagte Ticau. Sorin Frunzaverde, Mitglied der christdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, nennt die Vorwürfe von Schulz übertrieben und unzeitgemäss. Das Finanzministerium in Bukarest wiederum wies die Behauptung von Schulz über die Nutzung von EU-Mitteln zurück. Es habe überhaupt keine staatlichen Beihilfen oder Steuervergünstigungen für Nokia gegeben, sagt Dana Daraban, Berater des rumänischen Finanzministers.
Regierung hält Verträge geheim
Rumänien hat allerdings im Umgang mit ausländischen Unternehmen ein Problem: den Mangel an Offenheit. Die rumänische Regierung, die vor dem Beitritt zur EU ausländische Unternehmen offen mit Beihilfen ködern konnte, hat nun einen Umweg um die strengen EU-Beihilferegeln gefunden. Sie hält die entsprechenden Klauseln und oft die ganzen Verträge mit Firmen wie Nokia schlicht geheim. Der rumänische EU-Kommissar Leonard Orban forderte schon im Oktober die Regierung in Bukarest auf, diese Geheimhaltung aufzugeben – vergeblich. Damit können Aussagen über die Nutzung von Staatshilfen und EU-Mitteln nicht wirksam überprüft werden.
Nokia ist nicht das einzige Unternehmen der Branche, das in Rumänien produzieren will. Die französische Alcatel produziert bereits seit Jahren in Temeswar. Nun kommt Cluj dank Nokia als zweites Zentrum hinzu. Und Cluj ist nicht der einzige Ort, an dem Nokia neu produzieren will. Auch im ungarischen Komarom und in Salo in Nokias Heimat Finnland nehmen neue Produktionseinheiten ihren Betrieb auf. Das erste Mobiltelefon aus Cluj dürfte Ende kommenden Monats auf den Markt kommen. Und im Sommer soll das deutsche Werk in Bochum geschlossen werden.
Kanzlerin schaltet sich ein
Die deutsche Bundesregierung schaltet sich in die Gespräche über die Zukunft des Bochumer Nokia-Werkes ein. Kanzlerin Angela Merkel machte deutlich, dass sie die Motive des finnischen Konzerns für die geplante Schliessung der Fabrik erfahren und offene Fragen klä- ren will. Ein Regierungssprecher sagte, es komme darauf an, möglichst viel für die Beschäftigten herauszuholen und eine Perspektive zu entwickeln. Für die Bundesregierung führt der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Hartmut Schauerte, die Gespräche. Zeit und Ort waren vorerst noch nicht bekannt.
Das Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen teilte mit, Nokia habe sich verpflichtet, eine jeweils fixe Anzahl unbefristeter Arbeitsplätze zu schaffen. Es gebe Hinweise, dass diese Werte nicht erreicht und Pflichten verletzt worden seien. Werde der Nachweis erbracht, könne das Land das Geld zurückfordern. Es gehe um Fördermittel von 1998 und 1999 über gut 40 Mio. €.
Nokia will das Werk Bochum diesen Sommer stilllegen und die Produktion verlagern. Laut Gewerkschaftern sind 4000 Arbeitsplätze von Nokia-Angestellten, Leiharbeitern und in Zulieferfirmen bedroht. (ap)
Das Wirtschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen teilte mit, Nokia habe sich verpflichtet, eine jeweils fixe Anzahl unbefristeter Arbeitsplätze zu schaffen. Es gebe Hinweise, dass diese Werte nicht erreicht und Pflichten verletzt worden seien. Werde der Nachweis erbracht, könne das Land das Geld zurückfordern. Es gehe um Fördermittel von 1998 und 1999 über gut 40 Mio. €.
Nokia will das Werk Bochum diesen Sommer stilllegen und die Produktion verlagern. Laut Gewerkschaftern sind 4000 Arbeitsplätze von Nokia-Angestellten, Leiharbeitern und in Zulieferfirmen bedroht. (ap)