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Pakistan als Obamas erster Härtetest

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Bloody

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Wer die Atommacht Pakistan stabilisieren will, sollte dessen Souveranität achten. Das sollte auch der künftige US-Präsident Barack Obama berücksichtigen. Eine Analyse von Martina Doering

Im September wurde US-General David Petraeus als Chef der amerikanischen Streitkräfte im Irak abgelöst, seit vergangenem Freitag befehligt er als Oberkommandierender des «Central Command» alle US-Truppen zwischen Ägypten und Afghanistan. In dieser Funktion reiste er als erstes nach Pakistan und demonstriert damit, dass das Land allerhöchste Priorität genießt.

Es ist ein Problemfall, den die neue US-Administration vorrangig lösen muss. Für diese zweifelhafte Stellung gibt es eine Reihe schwer wiegender Gründe: Der Staat besitzt Atomwaffen und steht vor dem Staatsbankrott; einheimische und ausländische Islamisten setzen die Regierung mit Anschlägen und Selbstmordattentaten unter Druck; das Entwicklungsgefälle zwischen den Regionen vertieft sich.


Symbiotische Beziehung



Vor allem aber grenzt Pakistan an Afghanistan - und wird dort für die Schwierigkeiten der US-Besatzungstruppen und ihrer Verbündeten verantwortlich gemacht: Die Stammesgebiete an der Grenze sind Rückzugsgebiet von Taliban und Al-Qaida-Kämpfern. Hier werden die Angriffe auf Stellungen der US-Militärs sowie die Nato-Konvois mit Nachschub an Benzin, Waffen und anderen militärischen Gütern geplant, organisiert und die Attentäter instruiert. 80 Prozent dieser Nachschubtransporte gehen über Pakistan - weshalb die USA genauso stark von ihrem ungeliebten Verbündeten abhängen, wie Pakistan von seinen Geldgebern und Waffenlieferanten in Washington.
Diese symbiotische Beziehung jedoch ist in letzter Zeit durch die US-Bombardements von Zielen in Pakistan noch brüchiger geworden. Ob bei diesen Angriffen tatsächlich auch Taliban-Führer getroffen werden, ist nicht nachprüfbar. Nachgewiesen ist, dass vor allem Zivilisten zu den Opfern gehören.

In Pakistan sind schon Russen und Briten gescheitert

Politiker und Generäle in Islamabad halten die Angriffe für kontraproduktiv. Damit werde die Glaubwürdigkeit der demokratisch gewählten Regierung zerstört, bekam Petraeus in Islamabad zu hören. Und die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wende sich den Taliban zu. Die USA hingegen bezeichnen die Bombardierungen als Akte der Selbstverteidigung. Politiker und Generäle, so wird in Washington gefordert, müssten die Stammesgebiete unterwerfen, von Aufständischen «säubern» und unter ihre Kontrolle bringen.


Die Lösung klingt einfach, die Wirklichkeit ist komplizierter. Der Sonderstatus der Stammesgebiete ist nicht mit einem Federstrich und gegen den absehbar heftigen Widerstand seiner Bewohner zu ändern oder aufzuheben. Militärisch lassen sich diese Gebiete nicht unterwerfen, daran sind schon Briten und Russen gescheitert. Obwohl die Taliban Unterstützung aus Armeekreisen und Geheimdienstzirkeln genießen, hat Pakistan das amerikanische Dilemma in Afghanistan nicht allein und auch nicht maßgeblich zu verantworten. Schuld sind vor allem die Fixierung der USA auf eine militärische Lösung und auf die Jagd nach Al-Qaida-Mitgliedern sowie massive, entwicklungspolitische Fehler.
Wer Pakistan retten will, muss seine Souveränität achten, die Stämme gewinnen, Wirtschaftshilfe leisten und die Regierung in Kabul zwingen, zur Stabilität des Nachbarlandes beizutragen. Zum Beispiel durch die Anerkennung des Grenzverlaufs, dann deren Sicherung und Kontrolle auch von afghanischer Seite. All das hat man schon anderen Gästen aus Amerika gesagt. General Petraeus jedoch erweckte den Anschein, heißt es in Islambad, dass er auch zugehört habe.

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