PKK in Angst: Kehrt die kurdische „Hisbollah“ zurück?
Die islamistisch-kurdische „Hisbollah“ hat der PKK in den neunziger Jahren große Verluste zugefügt. Berüchtigt waren die kurdischen „Gotteskämpfer“ vor allem für ihre Unerbittlichkeit und Grausamkeit. Im Zuge des Friedensprozesses zwischen PKK und AKP, melden sie sich wieder zu Wort. Sie misstrauen der PKK. Der Prozess habe keine Legitimation, weil die PKK nicht alle Kurden repräsentiere.
demir (Screenshot via Youtube).
Im Zuge des Friedensprozesses zwischen der PKK und der AKP-Regierung befürchten immer mehr Gruppen in der Türkei, dass sie zu kurz kommen und unter die politische Hegemonie der PKK geraten könnten. Insbesondere politische Gruppen des Ostens und Südostens der Türkei fühlen sich bedroht.
Zu ihnen gehört zum Beispiel die kurdische „Hisbollah“, deren politischer Arm die „Hür Dava“ Partei ist. Das Sprachrohr der kurdischen „Hisbollah“ ist das Nachrichtenportal „Hürseda Haber“. Dort wird lautstark gegen den PKK-Frieden protestiert. Die BDP und die PKK werden als einzige Vertreter des kurdischen Volkes abgelehnt. Die Kurden seien in erster Linie ein muslimisches Volk. Das sei ihr Wertesystem und dieses Wertesystem werde von Vertretern der PKK abgelehnt. Kurdistan könne nur islamisch sein.
Die PKK sei niemals interessiert gewesen am Wohle des kurdischen Volkes. Während sich ihre Anhänger benommen haben wie „Hyänen“, sei die „Hisbollah“ immer auf das Wohl der Kurden ausgewesen. Sie habe das kurdische Volk niemals für ihre eigenen Zwecke missbraucht. Es gebe eine Reihe schrecklicher Ereignisse und Verbrechen, deren Drahtzieher PKK-Führer seien.
Die kurdische „Hisbollah“ werde sich niemals unter die Schirmherrschaft der PKK begeben. „Êdi Bese“ („Es reicht“) ist die einzige Antwort, die die „Hisbollah“ der PKK zu sagen habe.
Zu Beginn der neunziger Jahre tobten im Südosten der Türkei blutige Kämpfe zwischen der PKK und der „Hisbollah“. Ausschlaggebend war unter anderem ein Massaker an muslimischen Kurden in Diyarbakır im Dorf Susa, welches 1992 stattfand. Die Menschen verrichteten zum Tatzeitpunkt ihr Abendgebet. PKK Kämpfer umzingelten die Moschee, zogen die Menschen aus dem Gebetsraum und richteten zehn Kurden hin. Weitere vier Personen überlebten schwerverletzt. Seit 20 Jahren finden alljährliche Gedenkkundgebungen in Susa statt.
Der seit 23 Jahren in der Türkei lebende und forschende britische Journalist, Gareth Jenkins, schrieb in seinem 2010 erschienenen Artikel „Eine neue Front gegen den PKK-Aufstand“, dass die „Hisbollah“ im Südosten der Türkei wieder aktiver werde. In den neunziger Jahren führte sie einen grausamen Krieg gegen die PKK. Zweidrittel der Opfer, die dieser Krieg gefordert hatte, waren PKK-Mitglieder.
Nachdem die „Hisbollah“ anfing auch Journalisten, unliebsame islamisch-konservative Gelehrte und Zivilisten zu töten, griff der türkische Staat hart durch. Es wurden landesweite Polizeioperationen durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde der Gründer der „Hisbollah“ bei einer Operation getötet und der türkische Staat zerschlug die Organisation.
2011 kam es zu einem Ereignis, der Unverständnis bei der türkischen Bevölkerung hervor rief. Die zuvor zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilten Mitglieder der „Hisbollah“, Cemal Tutar, Edip Gümüş, Mahmut Varol, Abdulkerim Kaya, Mustafa İpek, Mahmut Demir, Sinan Yakut, Şeymus Kınay, Kemal Gülsen und Fuat Balca wurden aus der Haft entlassen, berichtete die Hürriyet. Anschließend verloren sich ihre Spuren. Über ihren derzeitigen Aufenthaltsort ist nichts bekannt.
Gareth Jenkins ist der Ansicht, dass die Organisation sich mittlerweile neu organisiert hat und in der kurdischen Bevölkerung der Türkei zahlreiche Mitglieder und Sympathisanten habe. Der von der BDP eingeschlagene Weg der islamischen Rhetorik diene dem Zweck, islamisch-konservative Kurden zu mobilisieren. Allerdings ist der Graben zwischen der kurdischen „Hisbollah“ und der PKK nahezu unüberbrückbar.
So ist es vergangene Woche an der Dicle Universität in Diyarbakır zu Ausschreitungen zwischen Anhängern der „Hisbollah“ und der PKK gekommen. Drei Tage lang bekämpften sich beide Seiten. Die „Hisbollah“-Anhänger skandierten Parolen gegen die PKK. Zudem soll die türkische Polizei die „Hisbollah“-Anhänger protegiert haben, berichtet die Zeitung Birgün. Mehrere kurdische und türkische Zeitungen, die dem linken Spektrum zuzuordnen sind, schlossen sich der Sicht von Birgün an.
Auch kurdische Dorschützer im Südosten der Türkei beäugen den derzeitigen Friedensprozess mit der PKK mit Argwohn. Sie bilden staatsloyale Kampfverbände, die in den vergangenen 30 Jahren an der Seite des türkischen Militärs gegen die PKK gekämpft haben. Jahrzehntelang hat der türkische Staat sie mit Waffen und Geld versorgt, um sie gegen die PKK kämpfen zu lassen.
Nun droht der Wegfall dieser wirtschaftlichen Grundlage. Zudem fürchten sie die Blutrache der PKK (mehr hier). Ihre Waffen wollen sie erst niederlegen, wenn auch die PKK ihre Waffen niederlegt.
PKK in Angst: Kehrt die kurdische
Die islamistisch-kurdische „Hisbollah“ hat der PKK in den neunziger Jahren große Verluste zugefügt. Berüchtigt waren die kurdischen „Gotteskämpfer“ vor allem für ihre Unerbittlichkeit und Grausamkeit. Im Zuge des Friedensprozesses zwischen PKK und AKP, melden sie sich wieder zu Wort. Sie misstrauen der PKK. Der Prozess habe keine Legitimation, weil die PKK nicht alle Kurden repräsentiere.
demir (Screenshot via Youtube).
Im Zuge des Friedensprozesses zwischen der PKK und der AKP-Regierung befürchten immer mehr Gruppen in der Türkei, dass sie zu kurz kommen und unter die politische Hegemonie der PKK geraten könnten. Insbesondere politische Gruppen des Ostens und Südostens der Türkei fühlen sich bedroht.
Zu ihnen gehört zum Beispiel die kurdische „Hisbollah“, deren politischer Arm die „Hür Dava“ Partei ist. Das Sprachrohr der kurdischen „Hisbollah“ ist das Nachrichtenportal „Hürseda Haber“. Dort wird lautstark gegen den PKK-Frieden protestiert. Die BDP und die PKK werden als einzige Vertreter des kurdischen Volkes abgelehnt. Die Kurden seien in erster Linie ein muslimisches Volk. Das sei ihr Wertesystem und dieses Wertesystem werde von Vertretern der PKK abgelehnt. Kurdistan könne nur islamisch sein.
Die PKK sei niemals interessiert gewesen am Wohle des kurdischen Volkes. Während sich ihre Anhänger benommen haben wie „Hyänen“, sei die „Hisbollah“ immer auf das Wohl der Kurden ausgewesen. Sie habe das kurdische Volk niemals für ihre eigenen Zwecke missbraucht. Es gebe eine Reihe schrecklicher Ereignisse und Verbrechen, deren Drahtzieher PKK-Führer seien.
Die kurdische „Hisbollah“ werde sich niemals unter die Schirmherrschaft der PKK begeben. „Êdi Bese“ („Es reicht“) ist die einzige Antwort, die die „Hisbollah“ der PKK zu sagen habe.
Zu Beginn der neunziger Jahre tobten im Südosten der Türkei blutige Kämpfe zwischen der PKK und der „Hisbollah“. Ausschlaggebend war unter anderem ein Massaker an muslimischen Kurden in Diyarbakır im Dorf Susa, welches 1992 stattfand. Die Menschen verrichteten zum Tatzeitpunkt ihr Abendgebet. PKK Kämpfer umzingelten die Moschee, zogen die Menschen aus dem Gebetsraum und richteten zehn Kurden hin. Weitere vier Personen überlebten schwerverletzt. Seit 20 Jahren finden alljährliche Gedenkkundgebungen in Susa statt.
Der seit 23 Jahren in der Türkei lebende und forschende britische Journalist, Gareth Jenkins, schrieb in seinem 2010 erschienenen Artikel „Eine neue Front gegen den PKK-Aufstand“, dass die „Hisbollah“ im Südosten der Türkei wieder aktiver werde. In den neunziger Jahren führte sie einen grausamen Krieg gegen die PKK. Zweidrittel der Opfer, die dieser Krieg gefordert hatte, waren PKK-Mitglieder.
Nachdem die „Hisbollah“ anfing auch Journalisten, unliebsame islamisch-konservative Gelehrte und Zivilisten zu töten, griff der türkische Staat hart durch. Es wurden landesweite Polizeioperationen durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde der Gründer der „Hisbollah“ bei einer Operation getötet und der türkische Staat zerschlug die Organisation.
2011 kam es zu einem Ereignis, der Unverständnis bei der türkischen Bevölkerung hervor rief. Die zuvor zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilten Mitglieder der „Hisbollah“, Cemal Tutar, Edip Gümüş, Mahmut Varol, Abdulkerim Kaya, Mustafa İpek, Mahmut Demir, Sinan Yakut, Şeymus Kınay, Kemal Gülsen und Fuat Balca wurden aus der Haft entlassen, berichtete die Hürriyet. Anschließend verloren sich ihre Spuren. Über ihren derzeitigen Aufenthaltsort ist nichts bekannt.
Gareth Jenkins ist der Ansicht, dass die Organisation sich mittlerweile neu organisiert hat und in der kurdischen Bevölkerung der Türkei zahlreiche Mitglieder und Sympathisanten habe. Der von der BDP eingeschlagene Weg der islamischen Rhetorik diene dem Zweck, islamisch-konservative Kurden zu mobilisieren. Allerdings ist der Graben zwischen der kurdischen „Hisbollah“ und der PKK nahezu unüberbrückbar.
So ist es vergangene Woche an der Dicle Universität in Diyarbakır zu Ausschreitungen zwischen Anhängern der „Hisbollah“ und der PKK gekommen. Drei Tage lang bekämpften sich beide Seiten. Die „Hisbollah“-Anhänger skandierten Parolen gegen die PKK. Zudem soll die türkische Polizei die „Hisbollah“-Anhänger protegiert haben, berichtet die Zeitung Birgün. Mehrere kurdische und türkische Zeitungen, die dem linken Spektrum zuzuordnen sind, schlossen sich der Sicht von Birgün an.
Auch kurdische Dorschützer im Südosten der Türkei beäugen den derzeitigen Friedensprozess mit der PKK mit Argwohn. Sie bilden staatsloyale Kampfverbände, die in den vergangenen 30 Jahren an der Seite des türkischen Militärs gegen die PKK gekämpft haben. Jahrzehntelang hat der türkische Staat sie mit Waffen und Geld versorgt, um sie gegen die PKK kämpfen zu lassen.
Nun droht der Wegfall dieser wirtschaftlichen Grundlage. Zudem fürchten sie die Blutrache der PKK (mehr hier). Ihre Waffen wollen sie erst niederlegen, wenn auch die PKK ihre Waffen niederlegt.
PKK in Angst: Kehrt die kurdische