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Porträt von Milan Babic

Ivo2

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Croatia
Babic wurde 1956 im Dorf Kukor bei Knin geboren. 1981 absolvierte er das Medizin-Studium und wurde Zahnarzt. Mit der Politik hatte er zunächst nicht viel am Hut. Doch mit dem Auseinanderbrechen Jugoslawiens und dem Aufstieg des mittlerweile verstorbenen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman änderte sich dies. Ein einschneidendes Ereignis erlebte Babic nach Erzählungen Anfang 1990, als er in seiner Praxis in Knin den berühmten serbischen Psychiater und Politiker Jovan Raskovic kennen lernte. Fortan widmete sich der bescheidene Zahnarzt der Politik - und wurde zum kompromisslosesten Politiker der Krajina-Serben.

Bei den ersten Mehrparteienwahlen in Kroatien (1990) wurde das Mitglied der Serbischen Demokratischen Partei (SDS) zum Bürgermeister von Knin gewählt. Nachdem Tudjman und dessen nationalistische Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) an die Macht kamen, kam es zur Revolte der Krajina-Serben. Im Juni 1990 wurde die Serbische Autonome Region Krajina (SAO) ausgerufen. Babic wurde zum Präsidenten und Premier in Personalunion ernannt. Kroatien versank im Bürgerkrieg.

Anführer der Krajina-Serben

Nachdem die EU im Dezember 1991 die internationale Anerkennung Kroatiens ankündigte, reagierte Knin: Die selbst proklamierte, von Belgrad zunächst unterstützte, von Zagreb nicht anerkannte SAO wurde zur Republik Serbische Krajina. Babic galt als Anführer der Krajina-Serben, die in einem von Tudjman und der HDZ geführten Staat unter keinen Umständen leben wollten.

Doch Babic zog sich ob seiner kompromisslosen Einstellung bald den Unmut des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu. Und nach Order aus Belgrad wurde Babic auch gestürzt, nachdem er einen von UNO-Sonderbotschafter Cyrus Vance ausgearbeiteten Friedensplan, der u.a. internationale Truppen in der Krajina vorsah, ablehnte. Mitte 1992 spaltete sich die SDS in zwei Flügel: Der gemäßigtere wurde von Jovan Raskovic, der radikalere von Babic geführt.

Von Belgrad fallen gelassen

Von Belgrad fallen gelassen wurde Babic Mitte Dezember 1993 mit klarer Mehrheit vor seinem Konkurrenten Milan Martic zum Präsidenten der Serbischen Krajina wiedergewählt. Weil Belgrad jedoch das Ergebnis nicht anerkannte, wurde die Wahl Ende Jänner 1994 wiederholt. Als Sieger ging nun doch der von Milosevic unterstützte Martic hervor.

Babic blieb bis August 1995 politisch aktiv, als die von den USA unterstützte kroatische Militär-Offensive "Oluja" (Sturm) zu einem Exodus der Serben aus Kroatien führte. Über 200.000 Serben flüchteten aus der Krajina. Babic kam mit seiner Frau Dusanka und seinen beiden Kindern Stefan und Jelena bei einem Cousin in Belgrad unter, wo er sich der Geflügelzucht widmete.

Anklage

Im November 2003 veröffentlichte das UNO-Tribunal die Anklage gegen Babic. Vorgeworfen wurden ihm Kriegsverbrechen an der kroatischen Bevölkerung zwischen August 1991 und Februar 1992, einschließlich Mord an hunderten Kroaten. Babic stellte sich freiwillig und ging einen Deal mit der Anklage ein. Nachdem er sich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig bekannte, wurden weitere Anklagepunkte gegen ihn fallen gelassen. Am 28. Juni 2004 wurde Babic zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Zeuge

Fortan galt Babic als wichtiger Zeuge der Anklage. Er sagte etwa im Prozess gegen Milosevic aus. Vorgesehen war auch, dass er eine wichtige Rolle im Verfahren gegen den Chef der serbischen Nationalisten, Vojislav Seselj, spielt. Im Februar dieses Jahres wurde er von einem geheim gehaltenen Ort, wo er seine Haftstrafe verbüßte, in das UNO-Gefängnis Scheveningen verlegt, um im Prozess gegen Martic auszusagen. Am heutigen Montag, einen Tag bevor er in seiner Zelle Selbstmord beging, hätte er von der Verteidigung seines einstigen politischen Konkurrenten Martic ins Kreuzverhör genommen werden sollen.
 
Übrigens, ich hab da heute in der SZ was Komisches gelesen:

"Die Krajina-Republik der serbischen Aufständischen gegen den kroatischen Staatgründer Franjo Tudjman bestand bis zu ihrer Zerschlagung 1995 zu einem Drittel aus kroatischem Gebiet."
Sollte das nicht heißen: "...aus einem Drittel des kroatischen Staatsgebiets"?
Denn wenn nur ein Drittel der RSK zum kroatischen Staat gehörte, was waren dann die anderen zwei Drittel? Bosnien oder was? :?

Da hat jemand wohl was falsch verstanden & entsprechend falsch paraphrasiert... 8)
 
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