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Portrait aller kroatischer Präsidentschaftskandidaten

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Portrait: Stjepan Mesic: Chancen auf Wiederwahl stehen ausgezeichnet
"Präsident aller kroatischen Staatsbürger" saß Anfang der 70er-Jahre im Gefängnis

Stjepan Mesic will sein Amt verteidigen
Zagreb - Er ist der einzige Staatsmann der Welt, der Präsident von zwei Staaten war. Er war der erste Abgeordnete in einem kommunistischen Staat, der nicht Mitglied der KP war. Er ist der einzige kroatische Politiker, der in wenigen Wochen vom totalen Outsider zum Präsidenten wurde: Stjepan (Stipe) Mesic. Am 2. Jänner stehen die Chancen auf seine Wiederwahl ausgezeichnet.


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bezahlte EinschaltungAm Heiligen Abend wird der aktuelle kroatische Präsident 70 Jahre alt. Er studierte Jus in Zagreb. Nach dem Abschluss 1961 fand er einen ersten Job bei der Staatsanwaltschaft in der slawonischen Stadt Nasice. Nach zwei Jahren wurde Mesic Richter in seinem Geburtsort Orahovica in Slawonien.

Kapitalismus restaurieren

1965 war er der erste Abgeordnete im Parlament der damaligen Sozialistischen Teilrepublik Kroatien, der nicht der Kommunistischen Partei angehörte. Zwei Jahre später wurde er Bürgermeister in seinem Geburtsort Orahovica.

Er wollte eine Textilfabrik, die einige Lokalunternehmer führen sollten, gründen. Seine Idee kritisierte der damalige Präsident Jugoslawiens Josip Broz Tito: "Ein kleiner Gemeindepräsident in Slawonien will den Kapitalismus restaurieren."

Der "Kroatische Frühling" beendete vorerst Mesics politische Karriere im Einparteiensystem. Er wurde als Bürgermeister abgesetzt, verlor sein Mandat im Parlament. Wegen "feindlicher Propaganda" wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. In der Haftanstalt Stara Gradiska erbte er das Bett von jenem Ustascha, der 1945 seine Großmutter umgebracht hatte.

1972 kam Mesic wieder frei und arbeitete bis 1989 in einem Zagreber Architekturstudio. Zusammen mit seinem langjährigen Bekannten Franjo Tudjman organisierte Mesic eine neue Partei: Die Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ).

Am 30. Mai 1990 war er kroatischer Ministerpräsident und Mitglied des Präsidiums des damaligen Jugoslawiens. Im Juli 1991 wurde Mesic neuer Präsident des noch existierenden Vielvölkerstaates Jugoslawien. Im Dezember - während des Kriegs - kam Mesic wieder nach Zagreb: "Es gibt kein Jugoslawien mehr".

Er wurde wieder Präsident, jetzt im kroatischen Parlament. Er stritt immer häufiger mit dem kroatischen Präsidenten Tudjman über Bosnien-Herzegowina. 1994 gründete Mesic mit anderen HDZ-Dissidenten eine neue Partei: die Unabhängigen Kroatischen Demokraten (HND). Sie scheiterten bei den Parlamentswahlen 1995 und nach einem internen Konflikt wechselte Mesic 1997 zur Volkspartei (HNS).

Im Jänner 2000 bewarb er sich um das Präsidentamt, obwohl ihm Umfragen vorerst nur ein paar Prozent der Stimmen voraussagten. Im ersten Wahlgang am 24. Jänner lag Mesic mit 41,11 Prozent klar vor Drazen Budisa (Sozialliberale/HSLS) mit 27,71 Prozent, gegen den er sich letztlich in der Stichwahl durchsetzte.

Im Gegensatz zu Tudjman, dem "Präsidenten aller Kroaten" sieht sich Mesic als "Präsident aller Staatsbürger Kroatiens". Somit repräsentiert er zwar demonstrativ die serbische Minderheit im Land, jedoch nicht die kroatische Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina oder die zahlenmäßig starke Gemeinde der Auslandskroaten in Kanada und den USA.

Das Motto seiner aktuellen Kampagne lautet "Unser Präsident". Es gibt nicht Wenige, die meinen, dass Mesic bereits am 2. Jänner den Zuschlag für seine zweite Amtszeit bekommen wird. (APA)
 
Portrait: "Ciro" Blazevic: Fußball-Exzentriker hält Tudjman-Erbe hoch
Ex-Teamchef: "Wenn ich Präsident werde, wird niemand vor Del Ponte kriechen"

Miroslav "Ciro" Blazevic, Ex-Teamchef
Zagreb - Miroslav "Ciro" Blazevic hat als Fußball-Trainer zweifellos Meriten. 1998 eroberte er mit Kroatien den dritten Platz bei der WM-Endrunde in Frankreich. Ansonsten ist er für sein taktloses, bizarres und bisweilen vulgäres Auftreten in der Öffentlichkeit bekannt. Selbstzweifel peinigen ihn zweifellos keine, deshalb bewirbt sich der 69-jährige am 2. Jänner auch um das höchste Amt im Staat. Nicht zuletzt, weil er das Erbe des verstorbenen Ex-Präsidenten Franjo Tudjman hoch halten will.

"Eines meiner großen Motive, in dieses Abenteuer zu gehen, ist, dass über meinem Kopf ein Bild Tudjmans hängen wird", meint Blazevic, "und auch in allen Büros des Staates. Das ist wohl das Mindeste, was wir ihm schuldig sind. Weil er hat uns den Staat gegeben." Dass die Tudjman-Ära auch eine Isolation Kroatiens mit sich brachte, juckt Blazevic wenig: "Tudjman war in der speziellen Kriegssituation ein genialer Präsident. Heute ist die Situation eine andere. Aber er wäre auch heute erfolgreich, weil er ein sehr intelligenter Mann war. Und Intelligenz heißt, sich Situationen anpassen zu können."

"Enttudjmanisierung"

Präsident Stjepan Mesic, dem große Chancen auf eine Wiederwahl eingeräumt werden, habe hingegen Tudjmans Werk desavouiert. "Er hat eine wahre Enttudjmanisierung durchgeführt. Ohne Tudjman wäre Mesic aber nie Präsident. Und andere wären auch nichts. Sie schulden Tudjman alles und jetzt kritisieren sie ihn. Es steht alles auf dem Kopf, aber ich werde es wieder auf die Füße stellen. Salto mortale."

Daher ist Blazevic auch die Kooperation mit dem UNO-Tribunal in Den Haag ein Dorn im Auge: "Es gibt gute Gründe, dieses Gericht in Zweifel zu ziehen." Und der von Den Haag angeklagte General Ante Gotovina, dessen Flucht Kroatiens Annäherung an die EU behindern könnte, ist für ihn über alle Zweifel erhaben: "Er hat die Genfer Konvention wortwörtlich erfüllt. Er war allergisch gegen jede Art von Raubrittertum. Gotovina soll nicht ins Gefängnis, sondern Europa als leuchtendes Beispiel für einen Soldaten ohne Fehl und Tadel dienen."

Bei einem Wahlsieg von Blazevic jedenfalls würde niemand mehr vor UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte "kriechen": "Del Ponte kommt nach Kroatien wie eine Königin. Mit rotem Teppich. Der Präsident erwartet sie. Wir lassen alle unsere Unterhosen vor ihr runter. Und für einen klugen Kroaten ist dieser Präsident bei der Prüfung durchgefallen. Dabei ist sie eine Beamtin. Alles wird anders, wenn ich Präsident werde. Ich will Ehre für das kroatische Volk."

Blazevic will auch dem EU-Beitritt nicht alles unterordnen: "Wir müssen Europa dazu bringen, dass sie uns aufnehmen wollen. Bietest du dich selbst an, will dich niemand. Wir sollten der EU die Kraft unserer Einheit, des Tourismus, der Prosperität zeigen. Geostrategisch sind wir interessant. Die NATO muss also zahlen, damit wir beitreten. Nicht wir müssen bitten, beitreten zu dürfen. Wir sind ein kleines, aber ein stolzes Volk."

Dafür müssten aber die Antagonismen in der kroatischen Politik ("Wenn heute eine Partei einen Vorschlag macht, würde eine andere nie zugeben, dass er etwas taugt") verschwinden. "Ich kann das neutralisieren. Eine neue Mentalität schaffen. Ich war bei der WM auf dem dritten Platz, weil ich für Eintracht in der Mannschaft gesorgt habe. Wir sind ein zu kleines Land, um ohne Eintracht zu existieren."

Daher will sich Blazevic - er gehört an sich der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) von Premier Ivo Sanader an, die Familien- und Kriegsveteranen-Ministerin Jadranka Kosor ins Rennen schickt - auch um die unterprivilegierten Teile der Gesellschaft kümmern. "Der Präsident soll sich um das kroatische Volk kümmern. Es lebt aber sehr schlecht. Weil ich im Wohlstand lebe, fällt es mir schwer, die Leute neben mir leiden zu sehen." (APA)
 
Portrait: Jadranka Kosor: Blitzstart in Politszene soll zur Staatsspitze führen
Vertraute von Ex-Präsident Tudjman punktet unter anderem bei Kriegsveteranen

Jadranka Kosor
Zagreb - Jadranka Kosor hat in der kroatischen Politszene einen Blitzstart hingelegt. Mit den Niederungen der Basis hielt sich die Journalistin 1995 bei ihrem Einstieg in die Tagespolitik erst gar nicht auf. Die heute 51-Jährige trat als Vize-Vorsitzende in die HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) des mittlerweile verstorbenen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman ein. Nun will sie ihm nach dem 2. Jänner 2005 ins höchste Amt des Staates folgen. Im Wahlkampf will sie vor allem mit dem Faktor "Frau" und ihrem sozialen Engagement punkten.

Ihre Verbundenheit mit Tudjman war auch Anlass für einen der ersten "Aufreger" im Wahlkampf. Kosor sei doch nur in die Politik gegangen, weil sie in Tudjman eine Vaterfigur sah, meinte Mesic und seine Gegner legten ihm das als Untergriff aus. Der Präsident verteidigte sich: "Ich habe nur wiederholt, was sie selbst gesagt hat."

"Neues Gesicht"

1995 sollte Kosor als "neues Gesicht" die Betroffenheit der HDZ über die Kriegsopfer zeigen. Ihre Sendung "Guten Tag, hier ist der Kroatische Rundfunk", war zwischen 1991 und 1995 oft der einzige Trost für die kroatischen Flüchtlinge aus der "Krajina", dem selbst proklamierten serbischen Staat in Kroatien. Sie zeigte Verständnis für alle, die Leid zu tragen, ihre Familien oder ihr Zuhause verloren hatten. Diese hatten nicht selten das Gefühl, dass sich sonst niemand um sie kümmerte.

Für ihre engagierte Sendung wurde die Journalistin Kosor auch mit der "Goldenen Feder" ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis der Kroatischen Journalisten-Gesellschaft. Wegen der Sendung nominierte sie Tudjman auch Mitte Oktober 1995 für den stellvertretenden Parteivorsitz. Schon zwei Wochen später gewann die neue Vizechefin der stärksten Partei Kroatiens - im ersten Anlauf - ein Mandat im Parlament. Wieder engagierte sie sich besonders für jene, die unter dem Krieg zu leiden hatten. Sie besuchte Witwen, sie traf Waisenkinder, sie sprach mit Flüchtlingen.

Ihre Aktivitäten wurden zwiespältig aufgenommen. Einige sahen in ihr eine fürsorgliche Person, andere eine Populistin: Schnell bereit zu Versprechungen, um sie dann wieder zu vergessen. Jedenfalls wurde sie schon in ihrer ersten Periode als Abgeordnete zur stellvertretenden Parlamentspräsidentin bestellt.

Nach dem Tod Tudjmans erging sich die Partei in Diadochenkämpfen. Kosor orientierte sich an der stärksten Strömung und war Ivo Sanader treu. Im Jahr 2002 wurde sie zu seiner Stellvertreterin gewählt. Nach dem Wahlsieg im November 2003 stieg sie zur Vize-Regierungschefin und Ministerin für Familien, Generationen-Solidarität und Kriegsveteranen auf

Letzteren gilt ihr besonderes Engagement im Wahlkampf. Damit setzt sie einen Kontrapunkt zu Präsident Mesic, der wegen seiner kooperativen Haltung gegenüber dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in diesen Kreisen nicht gut angeschrieben ist. Kosor rechnet damit, dass ihr "alle Frauen" Kroatiens die Stimme geben werden. Eine Ansicht, die der Politologe Zarko Puhovski nicht teilt: "Es ist wie bei Frau Ferrero-Waldner: Eine geeignete Kandidatin, aber von einer konservativen Partei aufgestellt. Manche von deren Wählern entscheiden sich dann im Zweifelsfall doch für einen Mann."

In den Umfragen liegt Mesic derzeit voran. Der jüngsten Enquete zufolge, die von der HDZ in Auftrag gegeben wurde, holt Kosor mit 30,7 Prozent aber bereits auf. Mesic hält demnach bei 43 Prozent. Kosors Vorteil gegenüber Mesic ist, dass sie den Propagandaapparat der HDZ zur Verfügung hat. Mesic hingegen kann nur bedingt auf derartige Strukturen zurückgreifen. Als unabhängiger Kandidat genießt er die Unterstützung der Oppositionsparteien. Diese besteht freilich oft hauptsächlich aus Worten... (APA)
 
Für wenn seit ihr Kroaten.Ich kenne mich wenig aus aber ich bin für die Frau. :)
 
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