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"Press Freedom Award" 2007 für Zivilcourage

skenderbegi

Ultra-Poster
1.teil

"Press Freedom Award" 2007 für Zivilcourage
Am 9. Mai wird der Award von "Reporter ohne Grenzen" an Journalisten und Journalistinnen verliehen - In diesem Jahr gehen die Auszeichnungen nach Belgrad und in den Kosovo - Album Spezial
Position beziehen

Der Publizist Migjen Kelmendi und sein Wochenmagazin „jáva“ sind Kosovos feingliedrige Nemesis und Europas fröhlicher Außenposten.

***

In Prishtina wohnt die Freiheit auf etwa 120 Quadratmetern hinter einer Glastüre in der San-Francisco-Straße. Im Vorraum gebären drei Rechner und Bildschirme 24 Stunden lang "rrokum tv" (Drück mich), das erste Internet-Musikfernsehen im Kosovo. Dahinter hat Allround-Medieninnovator Migjen Kelmendi (48) sein Büro. Hier stapeln sich sechs Jahresbände der meist 32-seitigen Wochenzeitung jáva (Woche). Hier dockt Prishtina an Europa an.
Absenz. Prishtina, Hauptstadt des Kosovo, 100 Flugminuten von Wien. Die Stadt transpiriert Absenz. Ihr Umland: kein Staatsgebiet. Ihr Fluss: zwangsbetoniert, vergraben. Zu wenig Ästhetik, Müllabfuhr, Wasser, Strom. Die Straßennamen wechseln oft und sind - abgesehen von der Clinton Avenue, der San-Francisco-Straße und der Polizeistraße - obsolet. 300.000 bis 600.000 Menschen leben in der Stadt, Details unbekannt. Postkarten hat seit 20 Jahren niemand hergestellt. Kein Hilton, kein Mc Donald\s, kein H&M, kein Starbucks, kein Greenpeace-Büro, keine Fußgängerzone. Zu wenige Schengen-Visa. Papiere absenter Länder - also Pässe des ehemaligen Jugoslawien oder der UNO-Verwaltung - helfen legal über die Grenze nach Skopje.
Präsenz. Hier feiert Migjen Kelmendi schelmenhaft die Präsenz der Dinge, vor allem neuer Dinge. 1974 ist das eine Gitarre, die er statt des gewünschten Schlagzeuges zum 15. Geburtstag vorfindet. Zögerlich, so schreibt er in seinem Buch To Change the World: A History of the Traces näherte er sich der Gitarre an, als wäre sie eine Frau: "Ich berührte sie vorsichtig, als wäre sie lebendig und fragil. Dann habe ich sie umarmt, scheu zuerst, aber dann drückte ich sie so fest, als würde ich sie nie mehr gehen lassen."
Der Student Kelmendi spart, setzt sich in den Bus nach Thessaloniki, kauft ein Doppelalbum der Talking Heads. Ein-Liter-Flaschen von Coca-Cola tauchen aus Skopje auf. "Ich war so fasziniert, dass ich mich umgehend zur Kolonie dieser sprudelnden Zivilisation machen wollte." Kelmendi findet den Rock \n\ Roll und treibt mit seiner Band The Traces den Hütern der Ideologie den Schweiß auf die Stirn. 1980, kurz vor der Polizei-Repression, erobert Kelmendi das Mikrofon und widmet ihm einen Song. "Ich musste dringend schreien, alles rauslassen, rasend werden, aussprechen, was ich sah, es war stärker als ich." Kelmendi wird Journalist beim Staatsfunk, zwei Töchter kommen zur Welt, "echte Liebeskinder". 1993, ein 486er-Rechner lässt Kelmendi zum "Cyber-Autoren" mutieren. Nach 1999 fräst sich das Internet nach Prishtina vor. Ein Weltwunder, das laut Kelmendi "hoffentlich zu unserer Haut wird". 2006 liefert Petrit Musolli jáva jene Reportage, die ein Jahr später den "Reporter ohne Grenzen" gewinnt: "Irak - zweifarbige Welt."
Am 2. Februar 2007 schließlich landet UNO-Vermittler Martti Ahtisaari mit seinem Vorschlag für einen multiethnischen, geeinten Kosovo in Prishtina. Während Washington und Moskau die Zukunft noch wägen, bejubelt Kelmendi Ahtisaaris Plan als jenen für "jávas Kosovo": ein neues, nicht ethnisch abgeleitetes europäisches Land von Bürgern. Und kein weiteres albanisches Land, wie es Albaniens National-Autor Ismail Kadare vor wenigen Wochen zelebrierte.
In den Verwerfungen des Kosovo hilft Kelmendi jenen der zwei Millionen Kosovaren, die dazu bereit sind, sich ihrer Existenz zu vergewissern. Deshalb verlässt er nach TV-Aufträgen aus New York, Tirana und Prishtina und Monaten der Kriegsberichterstattung mit Handkamera 1998/99 im Jahr 2001 seine machtvolle Position als Generalintendant von RTK, dem öffentlichen Rundfunk. Mit Kollegen wie Alinda Desku überrascht er Prishtina: Am 1. Dezember 2001 steckt die erste Ausgabe von jáva an den Kiosk-Wänden. jáva, laut Kelmendi "ein Ort, der dem Recht gewidmet ist, anders zu sein; der andere zu sein in einem politischen, kulturellen und linguistischen Kontext".
Kelmendi und die Wochenzeitung jáva verschmelzen in einer im Nachkrieg und im UNO-Protektorat intellektuell und politisch erstarrten, in den oberen Etagen frivol korrupten Gesellschaft, zum Synonym für den Tabubruch: Rechte für Homosexuelle und für Frauen mit "hijab"; Nita Lucis Breitseite gegen den Machismo. Serbische Kommentatoren wie Tomislav Novovic, Jelena Bjelica und Jelena Milic. Dossiers über zeitgenössische Kunst. Aktuelle Forderungen nach mehr Debatte und Bürger-Einbindung zu geplanten Monumentalbauten einer Kathedrale und des Kohlekraftwerkes "Kosovo C".
Doch all das ist noch harmlos. Denn von 2001 bis 2005 druckt Kelmendi jáva-Fremdbeiträge und schließlich ein Buch zur Identitätsfrage. Denn: Der Kosovo ist nicht ohne die Idee eines Staates, und der Kosovo wird seinen eigenen Staat bauen. Aber wer nun sind die Bürger solch eines möglichen Staates Kosovo? Existiert eine kosovarische Identität? Zudem setzt sich Kelmendi für den Gebrauch von "Gheg" - "Sprache von vier Millionen Europäern" - in die Nesseln. Das albanische Idiom ist die Sprache im Kosovo und in Nordalbanien. Doch seit Enver Hoxha 1972 das südalbanische "Tosk" kurzerhand als "Standard-Albanisch" oktroyierte, wird diese Sprache ohne Infinitiv in Kosovos Öffentlichkeit verkrampft verwendet. In Kelmendis Ohren "eine Kränkung", am tiefsten seitens der Automatenstimme des Mobilfunkmonopols Vala 900.
Um 2001 plädiert Kelmendi live im Fernsehen für Gheg, sein Vater für Tosk. Vater und Sohn sind als Gründer und Professoren der Journalistenschule Faik Konica respektiert, man liest Marshall McLuhan, und der reformerische Vater hat seinem Sohn den Namen von Milosh Gjergj Nikollas (kurz: Mi-Gje-Ni), eines albanischen Sozialkritikers der 1930er-Jahre, in die Wiege gelegt. Doch eine TV-Konfrontation? Seit diesem Abend assoziiert die Mehrheit Kelmendi und jáva als "den Typen mit dieser Sprachbesessenheit". Laut Kelmendi verstünden die Menschen im Plädoyer für Gheg nicht "die europäische Idee der Toleranz, des Reichtums in der Vielfalt. Für die Leute ist das, als ginge ich nackt in eine Moschee." Wohl aber schockt das TV-Publikum an diesem Abend noch etwas anderes: Erstmals widersprechen sich da Vater und Sohn öffentlich. Ein Blitzschlag in ein Milieu, dessen Väter und Söhne weder die Illusion von Mittelklasse unter Tito noch den gewaltlosen Widerstand gegen Slobodan Milosevics Polizei- und Unterdrückungsregime, noch den Befreiungskrieg mit Nato-Hilfe, noch acht Jahre UNO-Protektorat als ihren Sieg verbuchen können.
Vom größten Schritt Richtung Europa - dem Eingestehen der Verbrechen - sei man auf albanischer und serbischer Seite "noch Jahrzehnte entfernt" (Kelmendi). Denn er beobachtet eine politische Klasse, die in zentralen Momenten erstarrt; eine Gemengelage aus den "desperados" der Kosovarischen Befreiungsarmee (UÇK) und den allzu hörigen "bujkus" (Bauern) der Sammlungspartei des verstorbenen Präsidenten Ibrahim Rugova. Kelmendi sieht Zeitgenossen, die sich von Belgrad und von Tirana in utopische, kommunistische, nationalistische und rassistische Formen stanzen ließen. Er sieht Lehrer, die Europas jüngste Gesellschaft - mehr als zwei von drei Kosovaren sind unter 30 - immer noch im ethnisch abgeleiteten Anachronismus üben. jáva verkauft in diesem Casting in guten Wochen 600 Stück und bezahlt seine Journalisten eher mit Ehre statt Euros. Doch Kelmendi schreckt nicht die Absenz der Zahlen; die Existenz des Rückgrats zählt.
"Ich muss doch Position beziehen", poltert er und blättert nach jáva vom März 2004. Da nämlich geht der Vorhang über das UNO-Labor Kosovo nieder: Drei albanische Kinder ertrinken im Ibar-Fluss, der die Stadt Mitrovica teilt. Erste TV-Berichte suggerieren serbische Hetze. Ein albanischer Mob setzt 36 serbisch-orthodoxe Kirchen und Kulturstätten in Brand. Kelmendi spürt die Apokalypse dräuen, verdammt sein Volk für das "Niederbrennen des multiethnischen Kosovo" und schreibt von "Kristallnächten". "Ein barbarischer Akt, den keine Irrationalität oder Emotion entschuldigen kann." Doch Kelmendi ruft einsam. Außer zwei zögerlichen Stimmen schweigt die mehrheitlich albanische Übergangsregierung. "Ich weiß von keiner Gesellschaft, die sich vor der Wahrheit so sehr fürchtet wie die albanische", resümiert Kelmendi drei Jahre später.
2005 startet er eine neue jáva-Rubrik: die Europäische Woche. Sie präsentierte vergangene Woche Bernard-Henri Levys Reflexionen in Amerika. Denn für Kelmendi zählt, dass auch Levy die Hoffnung in ihrer Absenz findet. Etwa wenn er sagt: "In Amerika habe ich gelernt, dass Europa möglich ist." (Malinka Vogel/DER STANDARD, Album Spezial, Printausgabe, 5./6.5.2007)

dazu habe ein link zu einem albanischen rapper bereit;

name unikkatil

http://www.youtube.com/watch?v=p9HZ4uSl7pI

http://www.youtube.com/results?search_query=unikkatil+qendro&search=Search

in diesem lied gehts das man geduld und durchhaltewillen braucht.
aber dieser singt auch warum ,dass die albaner die serben vertrieben und so sich diesen gleich-taten .......

es ist und bleibt wichtig das man nach vorne schaut denn die vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern.

und wie mein onkel zu sagen pflegte du kannst dir deinen nachbaren nicht aussuchen doch du kannst es selbst bestimmen wie mit diesem zu recht findest....
 
2.teil

"Press Freedom Award" 2007 für Zivilcourage
Am 9. Mai wird der Award von "Reporter ohne Grenzen" an Journalisten und Journalistinnen verliehen - In diesem Jahr gehen die Auszeichnungen nach Belgrad und in den Kosovo - Album Spezial
Preisträger Migjen Kelmendi


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Der Journalist Kelmendi wurde 1959 geboren und studierte Jus in Prishtina. Er gründete zunächst 1991 die Wochenzeitschrift Epoca und 1996 das theoretisch-literarische Magazin MM (Zweites Jahrtausend). Er war kurz Direktor für das Programm Fernsehen und Literatur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Radio Televisio Kosovo, bevor er 2001 die Wochenzeitschrift jáva gründete. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen Essaysammlungen über Albanien und Amerika (Toward Home, 1998) sowie sein Roman Gryka e Kohes (Das Tor der Zeit, 1994).
Am 9. Mai 2007 wird Kelmendi für seine journalistischen Verdienste um eine Zukunft im Kosovo mit dem Press Freedom Award von "Reporter ohne Grenzen" ausgezeichnet . (red/DER STANDARD, Album Spezial, Printausgabe, 5./6.5.2007)
Seite 3: Gegen den Strom im Fluss der Gleichgültigkeit
 
3.teil

"Press Freedom Award" 2007 für Zivilcourage
Am 9. Mai wird der Award von "Reporter ohne Grenzen" an Journalisten und Journalistinnen verliehen - In diesem Jahr gehen die Auszeichnungen nach Belgrad und in den Kosovo - Album Spezial
Gegen den Strom im Fluss der Gleichgültigkeit

Svetlana Lukic und Svetlana Vukovic widmen sich der serbischen Vergangenheitsbewältigung
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Seit sieben Jahren wird jeden Freitag um punkt 9.30 Uhr auf der Frequenz des Belgrader Radiosenders B 92 die Sendung "Pescanik" (auf Deutsch: Sanduhr) ausgestrahlt. Rund 150.000 Menschen hören zu - diejenigen, die die Kriegsverbrechen, die Verwüstung im ehemaligen Jugoslawien, die Massenvertreibungen, die Toten und den Genozid nicht auf sich beruhen lassen wollen. Und die sich fortwährend ärgern, dass die Verantwortlichen für das Leid und Elend ungeschoren davongekommen sind, dass die Kriegsherrn von gestern heute steinreiche Geschäftsleute sind.
Die beiden Autorinnen Svetlana Lukic und Svetlana Vukovic wollen einfach nicht locker lassen. Sie kommen immer wieder, wie sie selbst sagen, auf "hoch pathetische Themen zurück, die schwer zu verdauen sind." Sie wollen die Antwort auf Fragen haben, die die Politiker am liebsten totschweigen möchten: Wie soll Serbien mit dem Kriegserbe von Slobodan Milosevic umgehen? Sollen die Serben mit den in ihrem Namen begangenen Verbrechen im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts konfrontiert werden oder soll das blutige Kapitel stillschweigend abgeschlossen werden?
"Ich vermeide es, abgenutzte Begriffe wie Vergangenheitsbewältigung zu gebrauchen, aber ja, das ist es, was wir tun. Denn wir glauben, dass eine Gesellschaft mit einem so schweren Ballast nicht weit kommen kann", sagt Svetlana Vukovic. Die meisten Serben seien sich nicht einmal dessen bewusst, dass Serbien in den vergangenen fünfzehn Jahren vier Kriege angezettelt und verloren habe, und wollten auch nichts davon hören. Eine allgemeine Verurteilung sei ausgeblieben.
Die Wende in Serbien im Oktober 2000 war keine Revolution, sondern ist eine Machtübergabe gewesen", ergänzt Svetlana Lukic. Slobodan Milosevic sei zwar physisch beseitigt worden, aber das Wertesystem sei das gleiche geblieben. Das sehe man heute immer wieder, wenn von großen nationalen Fragen, wie jetzt die vom Kosovo, die Rede sei.
Lukic und Vukovic wurden zu Beginn der Machtära Milosevics aus dem "Radio Belgrad" entfernt - gefeuert. Danach waren sie als Kriegsreporterinnen für B 92 in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo unterwegs. "Pescanik" hat als Teil der Kampagne gegen das absolutistische, kriegerische Regime begonnen. Das Konzept der Sendung war nicht nur, Nachrichten zu bringen, sondern die Ereignisse und ihre Folgen auch zu analysieren. Die Gesprächspartner wurden aufgefordert, ihre persönliche Meinung zu äußern und dabei Emotionen nicht zu unterdrücken.
Die journalistische Objektivität haben die beiden Svetlanas in der Sendung mit Absicht abgeschafft. In "Pescanik" kommen nur Gleichgesinnte zu Wort, die, wie unterschiedlich sie sonst auch sind, das gleiche Wertesystem in Sachen Menschenrechte und Kriegsverbrechen verbindet. Und nur selten werden Politiker interviewt, und wenn, dann nur solche, die bürgerliche Ideen vertreten. Man könne die "andere Seite" nicht zu Wort kommen lassen, wenn diese Leute zum Beispiel die Anzahl der Opfer des Massakers in Srebrenica negierten, erklären die beiden. Die "Patrioten" seien sowieso ausreichend in serbischen Medien vertreten.
Die beiden haben gehofft, sich nach der Wende mit "zivilen" Themen beschäftigen zu können, über Transition, Gewerkschaften, Tenderverfahren oder Börse zu berichten. Doch spätestens nach der Ermordung des prowestlichen Reformpremiers Zoran Djindjic im März 2003 sei ihnen beiden klar geworden, dass der Sieg der Demokratie in Serbien, des Rationalen gegen das Irrationale, äußerst trügerisch gewesen sei.
Die ultranationalistische, deklariert antieuropäische "Serbische Radikale Partei" (SRS) hat sich bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jänner wieder als die mit Abstand stärkste Partei behauptet. SRS-Chef Vojislav Seselj wird vor dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen der Prozess gemacht. Wegen mangelnder Zusammenarbeit mit dem Tribunal brach Brüssel die Gespräche über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit Serbien ab. Premier Vojislav Kostunica hat praktisch das Regime Milosevic rehabilitiert, indem die Partei des ehemaligen totalitären Präsidenten, die "Sozialistische Partei Serbiens", seine Minderheitsregierung unterstützte.
Das ist einfach nicht auszuhalten, damit kann man sich nicht abfinden", sagt Vukovic. Auch wenn man immer wieder erklären müsse, wie viel zwei plus zwei, was gut und was böse sei. Der Kontext der serbischen Gesellschaft sei fürchterlich, ein Mischmasch aus Blut und Krieg, Gier und Bereicherung, in dem sich die Menschen verirrt hätten und Kriegsprofiteure wieder an der Macht seien. Serbien sei wie ein lebendiges Experiment, bei dem die Menschen andauernd die falsche Wahl treffen und mit den Folgen leben müssen.
Für die einen ist "Pescanik" ein Sammelsurium von Verrätern, die Serbien anschwärzen wollen und gegen das eigene Volk agieren. Für die anderen hat sich die Sendung als eine kompromisslose Institution im Kampf für grundlegende demokratische Prinzipien einer bürgerlichen Gesellschaft etabliert.
Man wird den Eindruck nicht los, dass die ehemaligen Studentinnen der Weltliteratur und der Politikwissenschaften inmitten streng auf den Profit eingestellter oder regimenaher Medien gegen Windmühlen kämpfen. Die meisten Bürger Serbiens wollen den Krieg vergessen und einfach besser leben. Die meisten Journalisten sind müde nach dem ein Jahrzehnt lang dauernden Kampf gegen das Regime Milosevic geworden. Die Aufarbeitung des Krieges ist völlig vernachlässigt worden, "Pescanik" ist wie ein Tropfen im Fluss der Gleichgültigkeit. Verstehen können es die beiden, denn es sei "unheimlich anstrengend, immer wieder auf Leichen und Verbrechen zurückzukommen". Abfinden wollen sie sich aber damit nicht. "Pescanik" wird auch als Buch herausgegeben, Lukic und Vukovic ziehen unermüdlich durch die Provinz und promoten die Ideen, für die sie stehen. Seit August 2006 ist "Pescanik" eine unabhängige Produktion, hauptsächlich vom Norwegian People\s Aid und Swedish Helsinki Committee for Human Rights finanziert.
Als besonders mutig betrachten sie sich nicht. Doch auch nachdem vor zwei Wochen vor dem Schlafzimmer des bekannten Belgrader Journalisten Dejan Anastasijevic, der sich mit ähnlicher Thematik beschäftigt, eine Handgranate explodierte, wollen sie weitermachen, weil sei einfach nicht anders können. Denn hinter solchen Angriffen stünden die gleichen Menschen, die für Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Und vor solchen Typen dürfe man einfach nicht zurückweichen, denn dann hätten sie tatsächlich gesiegt. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Album Spezial, Printausgabe, 5./6.5.2007)
Seite 4: ROG-Preisträger: Die Svetlanas
 
4.teil

"Press Freedom Award" 2007 für Zivilcourage
Am 9. Mai wird der Award von "Reporter ohne Grenzen" an Journalisten und Journalistinnen verliehen - In diesem Jahr gehen die Auszeichnungen nach Belgrad und in den Kosovo - Album Spezial
ROG-Preisträger: Die Svetlanas

Svetlana Lukic (geb. 1958) und Svetlana Vukovic (geb. 1961) kommen beide aus Belgrad. Die couragierten Journalistinnen sind die Betreiber einer 90-Minuten-Radiosendung namens "Pescanik", ausgestrahlt im unabhängigen Sender B 92. Ohne Zweifel ist "Pescanik" das derzeit ambitionierteste Medienprojekt in Serbien, das sich vorgenommen hat, Vergangenes nicht mehr totzuschweigen. Konzept der mutigen Sendung: nicht nur Nachrichten zu bringen, sondern auch unabhängige Analyse.
Das Gebot der Objektivität vernachlässigen sie zugunsten persönlicher Meinungen und Emotionen aufgrund des Erlebten. Kein Wunder: Der Druck auf die Sendung wächst. So wird "Pescanik" zwar nach wie vor von B 92 ausgestrahlt, aber die beiden Svetlanas werden nicht mehr vom Sender bezahlt. Sie sind mittlerweile auf direkte Spenden angewiesen. Am 9. Mai bekommen die beiden den Press Freedom Award von "Reporter ohne Grenzen" verliehen. (red/DER STANDARD, Album Spezial, Printausgabe, 5./6.5.2007

für alle die es interessiert der link dazu

dieser bericht umfasst 10 seiten....

http://derstandard.at/?url=/?id=2868965
 
hahaa,

hab das grad vorher fertig gelesen... sau lang, musste da schon 2 cafes haben...

sehr sehr interessant...10 Teile insgesamt

Wollte es auch hierher posten dachte aber dass sich hier niemand finden lässt der sowas zu würdigen weis, 90% der User hier überfordert der Text
 
"Press Freedom Award" für mutige Journalisten
ROG ehrt Reporter aus Serbien und dem Kosovo

Wien (pte/09.05.2007/15:17) - Reporter ohne Grenzen (ROG) http://www.rog.at verleiht heute, Mittwoch den "Press Freedom Award 2006 - Signal für Europa". Der Preis, der jährlich gemeinsam mit dem Öl-Konzern OMV vergeben wird und mit 15.000 Euro dotiert ist, geht diesmal an Journalisten aus Serbien und dem Kosovo. Es werden drei Personen geehrt, die selbst unter der möglichen Gefährdung des eigenen Lebens die Aufarbeitung der Vergangenheit vorantreiben sowie den Nationalismus in den Nachfolgestaaten des multiethnischen Jugoslawien in Frage stellen.

"Die Preisträger sind zum einen Svetlana Lukic und Svetlana Vukovic vom serbischen Sender B92. Die beiden machen eine Sendung namens 'Pescanik' (Sanduhr), die sich unter anderem mit Themen wie Kriegsverbrechen auseinandersetzt. Der dritte Preis geht an Migjen Kelmendi aus dem Kosovo, er ist Herausgeber der Zeitschrift Java", erklärt Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, auf Nachfrage von pressetext. Auch in anderen Ländern gibt es ähnliche Preise, die für besondere Leistungen zum Thema Pressefreiheit und Menschrechten vergeben werden.

ROG will mit der Auszeichnung der Journalisten die Medien- und Menschenrechtssituation in Südosteuropa wieder mehr ins Blickfeld rücken. Die aktuelle Lage in Serbien und dem Kosovo sei zu einem blinden Fleck in der öffentlichen Wahrnehmung mutiert, meint Möhring. Nicht nur im Irak oder in Mexiko leben Journalisten ständig in Gefahr, sondern auch mitten in Europa. Mit der Verleihung des "Press Freedom Award" sollen jene kritischen Stimmen unterstützt werden, die trotz Bedrohungen an ihren Idealen eines investigativen Journalismus festhalten.

Der Preis wurde von Reporter ohne Grenzen Österreich in Zusammenarbeit mit der OMV ins Leben gerufen. Vergeben wird er von einer internationalen Jury. Die Schirmherrschaft trägt die österreichische UNESCO-Kommission. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an Journalisten aus Griechenland, der Türkei und Zypern (pressetext berichtete: http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=060321023 ). Die UNESCO vergibt auch den "World Press Freedom Prize". In diesem Jahr soll dieser posthum an die ermordete russische Journalistin Anna Politkovskaja verliehen werden. (Ende)





ein gutes zeichen das einigen mehr mut machen wird sich mehr einzumischen in politischen fragen und entwicklung....
 
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