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Prognose zur Außenpolitik: Und am Ende gewinnt Assad
Anschläge, Wirtschaftskrisen, Katastrophen: Welcher ausländische Politiker wird im kommenden Jahr entzaubert, wer kann seine Stellung in der Weltpolitik stärken? Ein Ausblick auf die fünf Verlierer und Gewinner von 2014.
Hamburg - Wer die Schlagzeilen des neuen Jahres bestimmen wird, wessen Stern erstrahlt, welcher verblasst - es ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten, und nicht nur die Handlungen der Staatschefs dürften darüber entscheiden. Naturkatastrophen können Länder wie Indien zurückwerfen, Terroranschläge den Arabischen Frühling vollends vereisen lassen, Bankenskandale Südeuropas Rekonvaleszenz beenden.
Und selbst ein so nebensächliches Ereignis wie die Fußball-WM wird politische Folgen haben und zumindest die Gastgebernation weit über den rein sportlichen Aspekt prägen.
Manche Persönlichkeiten, die das vergangene Jahr entscheidend mitbestimmt haben, dürften 2014 entzaubert werden: als Männer und Frauen, deren Einfluss überschätzt wurde. Andere können erst jetzt damit rechnen, die Früchte ihrer besonders geschickten - oder besonders gerissenen - Politik zu ernten.
Wladimir Putin: Der russische Präsident lässt sich bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi feiern, die viele als seelenlos, umweltzerstörerisch und insgesamt missglückt empfinden. Der Terror im Kaukasus flammt verstärkt wieder auf, die Weltmarktpreise für Erdgas und Erdöl sinken, der Staatshaushalt bröckelt. Ausländische Investitionen nehmen dramatisch ab, Oligarchen-Milliarden fließen ins Ausland. Eine erstarkte Opposition macht dem Hausherrn des Kreml ebenso zu schaffen wie sein schwindender Einfluss in Zentralasien
Recep Tayyip Erdogan: Der türkische Premier sieht sich, weitgehend selbstverschuldet, zwischen allen Fronten. Der Korruptionsskandal zieht immer größere Kreise, die Linken und Liberalen vom Gezi-Park stellen sich ebenso gegen ihn wie die ultrakonservativen des Lagers seines Rivalen Fethullah Gülen. Als Antwort kennt Erdogan nur Repression. Je autoritärer er aber im Superwahljahr 2014 wird, desto mehr bröckelt seine Autorität.
Dilma Rousseff: Beachtliche soziale Fortschritte, eine ehrliche Aufarbeitung zumindest mancher politischer Korruptionsskandale - all das genügt der neuen Mittelklasse nicht mehr. Sie fordert mehr Gelder für Schulen und Krankenhäuser statt baulicher Prestigeprojekte. Und als Brasiliens Seleçao bei der Fußball-WM im Achtelfinale ausscheidet, entlädt sich der Zorn der Straße. Präsidentin Rousseff muss bei den Wahlen im Oktober mit einem demütigend knappen Vorsprung in die zweite Runde. Der doch noch genehmigte Visumsantrag für Edward Snowden hilft.
Papst Franziskus: Auch wenn er es noch so gut meint und Demut predigt - der Honeymoon zwischen Papst und Kurie endet, das System schlägt zurück. Franziskus kann Konservative nicht ausbremsen, vor wirklichen Reformen in Richtung einer liberaleren katholischen Kirche (Empfängnisverhütung, Frauenrechte, Zölibat) scheut er sowieso zurück. Ernüchtert stellen Katholiken fest, dass fast alles beim Alten bleibt.
Hamid Karzai: Afghanistans Präsident hat mit den Amerikanern hoch gepokert. Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Entourage werden lauter. Mit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Sommer und dem nachfolgenden Verlust weiter Landesteile an die Taliban verliert er jede Macht. Karzai hat nur die Alternative, ins Exil zu gehen oder Terror-Opfer zu werden.
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Baschar al-Assad: Ein schon lange Totgesagter als Triumphator - Syriens Diktator lässt sich in einer Wahl-Farce als Präsident bestätigen und führt den Bürgerkrieg mit unverminderter Härte fort. Der Westen sieht ihn 2014 als das geringere Übel gegenüber den Qaida-nahen Aufständischen, die inzwischen fast die gesamte Opposition kontrollieren. Mit CIA-Informationen gefütterte, vom Irak aus losgeschickte Drohnen helfen Assad, den Vormarsch seiner Gegner zu brechen. Das Einzige, was er fürchten muss, ist ein Anschlag.
Narendra Modi: Die Wahlen im Mai bringen in Indien einen Erdrutschsieg des Hindu-Nationalisten und Big-Business-Lieblings - und läuten das Ende der Nehru-Gandhi-Dynastie ein. Die ausländischen Investoren und die heimischen Großunternehmen können Steuererleichterungen bejubeln und ihre Umsätze rasant steigern, für die Landbevölkerung ändert sich wenig. Unter den 120 Millionen Muslimen Indiens, einem Zehntel der Bevölkerung, gärt es.
Hassan Rohani: Irans Präsident reformiert sein Land im Innern vorsichtig, die gelockerten Sanktionen helfen ihm dabei. In der Atomfrage wird er nach einer erneuten Verlängerung des Interim-Abkommens mit den Weltmächten zu keinen neuen Konzessionen gezwungen. So gelingt es Rohani, seine Macht gegenüber den Hardlinern zu stärken.
Li Keqiang: Nicht der Präsident und KP-Vorsitzende Xi Jinping wird Chinas Mann des Jahres, sondern sein reformfreudiger Premier, der Wirtschaftsfachmann Li. Trotz Bankenkrisen, skandalösen Arbeitsunfällen und Naturkatastrophen - Chinas Wirtschaft gewinnt nach der Stärkung privater Unternehmen wieder an Fahrt. Der Aktienindex legt nach einem enttäuschenden Jahr 2013 erheblich zu, Chinas Wertpapiere schlagen prozentual sogar die gleichfalls steigenden aus Indien. In einem spektakulären Korruptionsverfahren wird der frühere Chef des Inlandsgeheimdienstes zum Tod verurteilt.
Marie Le Pen: Frankreichs führende Rechtspopulistin feiert gemeinsam mit dem niederländischen Rechtsaußen Geert Wilders bei den Europawahlen im Mai einen unerwartet deutlichen Erfolg. Andere Nationalisten wollen sich dem antieuropäischen "Bündnis für die Freiheit" anschließen. Der Schrecken in Brüssel, Berlin und Paris geht allerdings nicht so tief, dass sich demokratische Reformen beschleunigen lassen. Le Pen sieht sich in ihren Präsidentschaftsambitionen bestätigt.
So weit die vermuteten Sieger und Verlierer. Auf der Liste derjenigen, die im Positiven wie im Negativen herausragen, fehlen all die Staatenlenker, deren Politik nur weiter so dahindümpelt, enttäuschend, unentschlossen: der US-Präsident, die deutsche Bundeskanzlerin, der japanische Premier. Auch das ist ein Beispiel dafür, wie sich die Gewichte der Welt verschieben - weg von den etablierten Großmächten hin zu den neuen Schwellenstaaten.
Außenpolitisches Ranking: Verlierer und Gewinner 2014 - SPIEGEL ONLINE
Anschläge, Wirtschaftskrisen, Katastrophen: Welcher ausländische Politiker wird im kommenden Jahr entzaubert, wer kann seine Stellung in der Weltpolitik stärken? Ein Ausblick auf die fünf Verlierer und Gewinner von 2014.
Hamburg - Wer die Schlagzeilen des neuen Jahres bestimmen wird, wessen Stern erstrahlt, welcher verblasst - es ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten, und nicht nur die Handlungen der Staatschefs dürften darüber entscheiden. Naturkatastrophen können Länder wie Indien zurückwerfen, Terroranschläge den Arabischen Frühling vollends vereisen lassen, Bankenskandale Südeuropas Rekonvaleszenz beenden.
Und selbst ein so nebensächliches Ereignis wie die Fußball-WM wird politische Folgen haben und zumindest die Gastgebernation weit über den rein sportlichen Aspekt prägen.
Manche Persönlichkeiten, die das vergangene Jahr entscheidend mitbestimmt haben, dürften 2014 entzaubert werden: als Männer und Frauen, deren Einfluss überschätzt wurde. Andere können erst jetzt damit rechnen, die Früchte ihrer besonders geschickten - oder besonders gerissenen - Politik zu ernten.
- Die fünf Verlierer des Jahres 2014
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Wladimir Putin: Der russische Präsident lässt sich bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi feiern, die viele als seelenlos, umweltzerstörerisch und insgesamt missglückt empfinden. Der Terror im Kaukasus flammt verstärkt wieder auf, die Weltmarktpreise für Erdgas und Erdöl sinken, der Staatshaushalt bröckelt. Ausländische Investitionen nehmen dramatisch ab, Oligarchen-Milliarden fließen ins Ausland. Eine erstarkte Opposition macht dem Hausherrn des Kreml ebenso zu schaffen wie sein schwindender Einfluss in Zentralasien
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Recep Tayyip Erdogan: Der türkische Premier sieht sich, weitgehend selbstverschuldet, zwischen allen Fronten. Der Korruptionsskandal zieht immer größere Kreise, die Linken und Liberalen vom Gezi-Park stellen sich ebenso gegen ihn wie die ultrakonservativen des Lagers seines Rivalen Fethullah Gülen. Als Antwort kennt Erdogan nur Repression. Je autoritärer er aber im Superwahljahr 2014 wird, desto mehr bröckelt seine Autorität.
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Dilma Rousseff: Beachtliche soziale Fortschritte, eine ehrliche Aufarbeitung zumindest mancher politischer Korruptionsskandale - all das genügt der neuen Mittelklasse nicht mehr. Sie fordert mehr Gelder für Schulen und Krankenhäuser statt baulicher Prestigeprojekte. Und als Brasiliens Seleçao bei der Fußball-WM im Achtelfinale ausscheidet, entlädt sich der Zorn der Straße. Präsidentin Rousseff muss bei den Wahlen im Oktober mit einem demütigend knappen Vorsprung in die zweite Runde. Der doch noch genehmigte Visumsantrag für Edward Snowden hilft.
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Papst Franziskus: Auch wenn er es noch so gut meint und Demut predigt - der Honeymoon zwischen Papst und Kurie endet, das System schlägt zurück. Franziskus kann Konservative nicht ausbremsen, vor wirklichen Reformen in Richtung einer liberaleren katholischen Kirche (Empfängnisverhütung, Frauenrechte, Zölibat) scheut er sowieso zurück. Ernüchtert stellen Katholiken fest, dass fast alles beim Alten bleibt.
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Hamid Karzai: Afghanistans Präsident hat mit den Amerikanern hoch gepokert. Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Entourage werden lauter. Mit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Sommer und dem nachfolgenden Verlust weiter Landesteile an die Taliban verliert er jede Macht. Karzai hat nur die Alternative, ins Exil zu gehen oder Terror-Opfer zu werden.
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- Die fünf Gewinner der Weltpolitik
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Baschar al-Assad: Ein schon lange Totgesagter als Triumphator - Syriens Diktator lässt sich in einer Wahl-Farce als Präsident bestätigen und führt den Bürgerkrieg mit unverminderter Härte fort. Der Westen sieht ihn 2014 als das geringere Übel gegenüber den Qaida-nahen Aufständischen, die inzwischen fast die gesamte Opposition kontrollieren. Mit CIA-Informationen gefütterte, vom Irak aus losgeschickte Drohnen helfen Assad, den Vormarsch seiner Gegner zu brechen. Das Einzige, was er fürchten muss, ist ein Anschlag.
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Narendra Modi: Die Wahlen im Mai bringen in Indien einen Erdrutschsieg des Hindu-Nationalisten und Big-Business-Lieblings - und läuten das Ende der Nehru-Gandhi-Dynastie ein. Die ausländischen Investoren und die heimischen Großunternehmen können Steuererleichterungen bejubeln und ihre Umsätze rasant steigern, für die Landbevölkerung ändert sich wenig. Unter den 120 Millionen Muslimen Indiens, einem Zehntel der Bevölkerung, gärt es.
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Hassan Rohani: Irans Präsident reformiert sein Land im Innern vorsichtig, die gelockerten Sanktionen helfen ihm dabei. In der Atomfrage wird er nach einer erneuten Verlängerung des Interim-Abkommens mit den Weltmächten zu keinen neuen Konzessionen gezwungen. So gelingt es Rohani, seine Macht gegenüber den Hardlinern zu stärken.
Li Keqiang: Nicht der Präsident und KP-Vorsitzende Xi Jinping wird Chinas Mann des Jahres, sondern sein reformfreudiger Premier, der Wirtschaftsfachmann Li. Trotz Bankenkrisen, skandalösen Arbeitsunfällen und Naturkatastrophen - Chinas Wirtschaft gewinnt nach der Stärkung privater Unternehmen wieder an Fahrt. Der Aktienindex legt nach einem enttäuschenden Jahr 2013 erheblich zu, Chinas Wertpapiere schlagen prozentual sogar die gleichfalls steigenden aus Indien. In einem spektakulären Korruptionsverfahren wird der frühere Chef des Inlandsgeheimdienstes zum Tod verurteilt.
Marie Le Pen: Frankreichs führende Rechtspopulistin feiert gemeinsam mit dem niederländischen Rechtsaußen Geert Wilders bei den Europawahlen im Mai einen unerwartet deutlichen Erfolg. Andere Nationalisten wollen sich dem antieuropäischen "Bündnis für die Freiheit" anschließen. Der Schrecken in Brüssel, Berlin und Paris geht allerdings nicht so tief, dass sich demokratische Reformen beschleunigen lassen. Le Pen sieht sich in ihren Präsidentschaftsambitionen bestätigt.
So weit die vermuteten Sieger und Verlierer. Auf der Liste derjenigen, die im Positiven wie im Negativen herausragen, fehlen all die Staatenlenker, deren Politik nur weiter so dahindümpelt, enttäuschend, unentschlossen: der US-Präsident, die deutsche Bundeskanzlerin, der japanische Premier. Auch das ist ein Beispiel dafür, wie sich die Gewichte der Welt verschieben - weg von den etablierten Großmächten hin zu den neuen Schwellenstaaten.
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