R
Rehana
Guest
Das Gehirn hat Platz für viele Sprachen
Ist es nicht zu viel für ein Kind, zwei Sprachen zu lernen? Ist eine Sprache nicht schon Aufgabe genug? Überfordert es ein Kind nicht, ständig zwischen zwei oder sogar mehr Sprachen hin und her zu springen?
Kinder besitzen eine angeborene Sprachkompetenz. Nach ihrer Geburt sind sie in der Lage, jede Sprache der Welt zu erlernen. Mehrsprachigkeit an sich ist keine Belastung für ein Kind. Kinder, die von früh an mit mehreren Sprachen in Kontakt sind, lernen vermutlich früher als andere Kinder, über Sprache und ihre Strukturen nachzudenken.
Häufig kann man beobachten, dass Kinder zwischen sehr schnell zwischen zwei Sprachen wechseln können (Code-Switching). Eben hat Kevin sich noch von der Kindergärtnerin verabschiedet: "Tschüs, bis morgen!" Im nächsten Atemzug fragt er seinen Vater: "Evde gidiyoruz?" (Gehen wir nach Hause?). Bei den türkischen Beispielen verwenden wir hier übrigens die deutschen Schriftzeichen.
Häufig treten aber auch Sprachvermischungen auf. Kinder, die mit Deutsch und Türkisch aufwachsen, bitten am Küchentisch durchaus: "Var mi lan Marmelade?" oder bemerken: "Kühlschrankta sür var" (Die Milch ist im Kühlschrank). Solche Sprachmischungen treten besonders häufig in einem Übergangsstadium auf. Erst im nächsten Stadium haben Kinder die beiden Sprachen vollständig voneinander getrennt.
Oft leihen sich mehrsprachige Kinder aber auch aus einer Sprache ein Wort aus,
• weil sie es in der anderen Sprache noch nicht kennen,
• weil es in der einen Sprache viel treffender ist, oder
• weil sie den Gegenstand, der mit dem Wort verbunden ist, nur im Umfeld der einen Sprache kennen gelernt haben.
Insofern sind sprachliche Mischungen nicht gleichzusetzen mit sprachlichen Defiziten bei Kindern und Jugendlichen.
Von früh an können Kinder mehrere Sprachen nebeneinander erlernen. Günstig dafür erweist sich die Zuordnung von Sprachen zu Personen und/oder Situationen (jedoch nicht als striktes Prinzip), denn Kinder erarbeiten sich Aussprache und Grammatik einer Sprache immer im Kontakt mit kompetenten Sprechern.
Kinder sind die besten Lerner in Bezug auf Aussprache und Satzmelodie, aber im Prinzip können Sprachen in jedem Lebensalter neu erlernt werden. Das Gehirn setzt dafür keine Grenzen – es hat Platz für viele Sprachen. Aber perfekte Zwei- oder Mehrsprachigkeit ist ein Idealzustand, den nur wenige Personen erreichen.
„Von früh an mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen, bedeutet also eine Chance für den Intellekt, auch für die soziale Flexibilität, Empathie und Neugier auf Vielfältigkeit. Mehrsprachigkeit birgt daher ein wertvolles Potenzial, das sich keineswegs in dem offenkundigen Vorteil erschöpft, dass sie Verständigung über die Landesgrenzen hinaus ermöglicht“
Ist es nicht zu viel für ein Kind, zwei Sprachen zu lernen? Ist eine Sprache nicht schon Aufgabe genug? Überfordert es ein Kind nicht, ständig zwischen zwei oder sogar mehr Sprachen hin und her zu springen?
Kinder besitzen eine angeborene Sprachkompetenz. Nach ihrer Geburt sind sie in der Lage, jede Sprache der Welt zu erlernen. Mehrsprachigkeit an sich ist keine Belastung für ein Kind. Kinder, die von früh an mit mehreren Sprachen in Kontakt sind, lernen vermutlich früher als andere Kinder, über Sprache und ihre Strukturen nachzudenken.
Häufig kann man beobachten, dass Kinder zwischen sehr schnell zwischen zwei Sprachen wechseln können (Code-Switching). Eben hat Kevin sich noch von der Kindergärtnerin verabschiedet: "Tschüs, bis morgen!" Im nächsten Atemzug fragt er seinen Vater: "Evde gidiyoruz?" (Gehen wir nach Hause?). Bei den türkischen Beispielen verwenden wir hier übrigens die deutschen Schriftzeichen.
Häufig treten aber auch Sprachvermischungen auf. Kinder, die mit Deutsch und Türkisch aufwachsen, bitten am Küchentisch durchaus: "Var mi lan Marmelade?" oder bemerken: "Kühlschrankta sür var" (Die Milch ist im Kühlschrank). Solche Sprachmischungen treten besonders häufig in einem Übergangsstadium auf. Erst im nächsten Stadium haben Kinder die beiden Sprachen vollständig voneinander getrennt.
Oft leihen sich mehrsprachige Kinder aber auch aus einer Sprache ein Wort aus,
• weil sie es in der anderen Sprache noch nicht kennen,
• weil es in der einen Sprache viel treffender ist, oder
• weil sie den Gegenstand, der mit dem Wort verbunden ist, nur im Umfeld der einen Sprache kennen gelernt haben.
Insofern sind sprachliche Mischungen nicht gleichzusetzen mit sprachlichen Defiziten bei Kindern und Jugendlichen.
Von früh an können Kinder mehrere Sprachen nebeneinander erlernen. Günstig dafür erweist sich die Zuordnung von Sprachen zu Personen und/oder Situationen (jedoch nicht als striktes Prinzip), denn Kinder erarbeiten sich Aussprache und Grammatik einer Sprache immer im Kontakt mit kompetenten Sprechern.
Kinder sind die besten Lerner in Bezug auf Aussprache und Satzmelodie, aber im Prinzip können Sprachen in jedem Lebensalter neu erlernt werden. Das Gehirn setzt dafür keine Grenzen – es hat Platz für viele Sprachen. Aber perfekte Zwei- oder Mehrsprachigkeit ist ein Idealzustand, den nur wenige Personen erreichen.
„Von früh an mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen, bedeutet also eine Chance für den Intellekt, auch für die soziale Flexibilität, Empathie und Neugier auf Vielfältigkeit. Mehrsprachigkeit birgt daher ein wertvolles Potenzial, das sich keineswegs in dem offenkundigen Vorteil erschöpft, dass sie Verständigung über die Landesgrenzen hinaus ermöglicht“