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"Roter Napoleon" Vo Nguyen Giap ist tot

Dinarski-Vuk

Vuk sa Dinare
Der brillante vietnamesische Stratege Vo Nguyen Giap ist im Alter von 102 Jahren gestorben. Mit seinen Siegen über Frankreich und die USA ist der General und ehemalige Verteidigungsminister Vietnams weltberühmt geworden.

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Der Ruhm Giaps gründet sich auf die Schlacht von Dien Bien Phu. Da es den Franzosen nicht gelang, einen entscheidenden Sieg gegen die Vietnamesen herbeizuführen, entschied der Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte in Indochina, General Navarre, 1953 in Dien Bien Phu eine militärische Basis zu installieren. Der Ort liegt im äußersten Nordwesten Vietnams. Von dort aus sollte das französische Expeditionskorps die Nachschublinien der Vietnamesen abschneiden. Die Franzosen waren sich sicher, dass die Festung für die Vietnamesen uneinnehmbar sein würde.


Die unterschätzen Giaps strategisches Talent und den Willen der Vietnamesen. Giap gelang nicht nur die schwierige Versorgung seiner Truppen mit Fahrrädern, sondern auch die Installation schwerer Artillerie. Mit Hilfe russischer Flakgeschützen konnten die Vietnamesen außerdem die Versorgung der Festung aus der Luft weitgehend unterbinden. Dien Bien Phu war schon bald eingekesselt und isoliert.



"Roter Napoleon" Vo Nguyen Giap ist tot | Asien | DW.DE | 04.10.2013
 
Ironie des Schicksals, der verstorbene General musste im Sommer mit ansehen, wie der gesamte Generalstab Vietnams aus Angst vor China, die Amerikaner als eine der wichtigsten Verbündeten und "Freunden" ansehen muss und tut. Und hinzu kommt noch, dass der Kriegstreiber John McCain (der persönlich am Völkermord an den Vietnamesen teilgenommen hat, sogar stolz darauf) eine der Ehrengäste war. Er war so weit ich mich erinnern kann sogar ein Kriegsgefangener im Vietnam, und heute arbeiten seine ehemaligen Feinde in amerikanischen Koorperationen, McDonals in Saigon - quasi als "Völkerverständigung". Den direkten Krieg haben die Amis zwar verloren, doch den Krieg zu Friedenszeiten gewonnen.


John McCain gives tour of Capitol to Vietnamese army leaders forty years after his brutal imprisonment


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John McCain gives tour of Capitol to Vietnamese army leaders forty years after his brutal imprisonment | Mail Online
 
Ich war 10 Jahre alt, lebte damals noch in Ost-Berlin, und war begeisterter Kinogänger (TV war nich!!!). Als dann im Sommer 1954 die ersten Wochenschau-Aufnahmen über den Sieg bei Dien Bien Phu kamen, haben wir im Kino gejubelt!

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Giap und Ho (1945)​

Dass es dann noch Jahrzehnte und Millionen Toter bedurfte, um endlich die Unabhängigkeit zu erreichen, ist traurig. Der "Westen" hat nie verstanden, dass es den Vietnamesen zuerst um ihre Einheit und Souveränität ging, und um nichts anderes...
 
... Den direkten Krieg haben die Amis zwar verloren, doch den Krieg zu Friedenszeiten gewonnen.


John McCain gives tour of Capitol to Vietnamese army leaders forty years after his brutal imprisonment


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John McCain gives tour of Capitol to Vietnamese army leaders forty years after his brutal imprisonment | Mail Online

Du siehst das zu pessimistisch: Ohne die Einbindung in die kapitalistische Weltwirtschaft hätte sich Vietnam nicht so schnell von den ungeheuren Kriegsschäden erholen können! Der Aufstieg in die Reihe der "Tigerstaaten" birgt ja auch für die Bevölkerung die Aussicht auf ein besseres Leben.
Außerdem war Vietnam nach dem Zusammenbruch der SU isoliert, und der letzte Krieg mit der VR China ist erst 34 Jahre her, also mussten die Beziehungen zu den USA normalisiert werden...
 
Du siehst das zu pessimistisch: Ohne die Einbindung in die kapitalistische Weltwirtschaft hätte sich Vietnam nicht so schnell von den ungeheuren Kriegsschäden erholen können! Der Aufstieg in die Reihe der "Tigerstaaten" birgt ja auch für die Bevölkerung die Aussicht auf ein besseres Leben.
Außerdem war Vietnam nach dem Zusammenbruch der SU isoliert, und der letzte Krieg mit der VR China ist erst 34 Jahre her, also mussten die Beziehungen zu den USA normalisiert werden...

Ich sehe das lediglich im gesamten geschichtlichen Kontext an, der eben nicht einfach zu erklären ist.

General Vo Nguyen Giap widmete sein Leben dem Kampf für die Unabhängigkeit und Dekolonisierung von Vietnam. Vor dem zweiten Weltkrieg kämpfte er gegen die Französische Kolonialmacht, und dafür haben sich die Französischen Aggressoren mit der Folterung und Ermordung von Mitgliedern seiner Familie gerächt. Im zweiten Weltkrieg kämpfte er gegen die japanische Besatzung und dann als Kommandant, militärischer Stratege im zweiten Vietnam Krieg - gegen Frankreich und den Vereinigten Staaten. Aus diesem Grund wird er in die Geschichte als eine unbestrittene Grösse eingehen, so viel ist sicher.

Zum anderen Punkt. Der Vietnamkrieg, oder allgemein - der Krieg in Indochina, ist wahrscheinlich das grösste Verbrechen nach dem zweiten Weltkrieg, grösser als Kongo, Korea, Irak und selbst Ruanda (obwohl alle diese Verbrechen nicht weniger schlimmer macht). 4 Millionen Tote, dreimal so viele Bomben der USA wurden auf Vietnam abgeworfen als im gesamten zweiten Weltkrieg, das Land auf die Grundmauern niedergebrannt und dauerhaft beeinträchtigt durch verschiedenste Minen und US-chemische Waffen, von denen noch heute missgebildete Kinder auf die Welt kommen. Dazu kommt noch, das grosse Teile von Süd- Vietnam für weitere hunderte Jahre unbewohnt bleiben. Diese sind weit bekannte Tatsachen, aber auch heute noch, nach 40 Jahren, fehlt ein "Apologet" des Verbrechens - ein faszinierendes Schauspiel mein Freund.

In Bezug auf die amerikanische Niederlage in diesem Krieg, das vorrangige Ziel, die Zerstörung der Zukunft von Vietnam wurde erreicht. Die Amis haben die Zukunft bereits an der Wurzel gezogen und so reduzierten sie die Möglichkeit, dass Vietnam ein entwickeltes Land wird, und als solche ein positives Beispiel für eine unabhängige Entwicklung von anderen Ländern betrachtet wird. Besondere Paranoia der amerikanischen Geostrategen war die kommunistische Expansion, bzw. "Ansteckung" in Indonesien, die im Gegensatz zu Vietnam riesige natürliche Ressourcen aufweisen konnte. Nach Suhartovogs Militärputsch von 1965 und Völkermord an einer Million Kommunisten und Sympathisanten (mit Hilfe der Amis), waren viele in der US-Politik der Auffassung, dass weitere militärische Beteiligungen im Vietnam nach 1967 insbesondere nach der "Tet-Offensive", unnötig wäre. Vietnam war bereits tragisch verwüstet, die Umgebung gründlich mit antikommunistischen Gedankengut " eingeimpft" und der Druck auf den Staatshaushalt war für die Amis enorm (damals gab noch keine reichen Saudis und Juden, um Amerikas Kriege zu finanzieren). Aber bei dieser Anhörung, überwiegen die amerikanischen Falken und Strategen und der Wunsch, einen militärischen Sieg trotzdem zu tragen. Dies hat in neuen Millionen Toten resultiert, Millionen neue "Agent Orange" auf Südvietnam abgeworfen, die Ausweitung des Krieges in Kambodscha und Laos verlagert (die Folge war das Rote Kmer in Kambodscha).

Die Bestrafung von Vietnam wurde nicht mit dem Krieg beendet mein Freund. Durch die Vereinigung Vietnams wurden die Schulden auf das südliche Vietnam abgewälzt und so der Weg zu internationalen Krediten verhindert. Vietnam musste für die ganzen Napalm-Bomben, Agent Orange und diverse andere tödlichen Waffen die auf sie abgeworfen wurden bezahlen. Die amerikanischen Aggressoren haben statt riesige Reparationszahlungen sich sogar entschieden, dass sie nicht mal das Land entminen, bzw. von den eigenen Minen und chemischen Waffen.

Und dann muss man sich Jimmy Carters Worte nochmals durch den Kopf durchgehen lassen, der sogar als "normalster" US-Präsident nach der WW2-Post-Ära gilt:

"The destruction was mutual. We went to Vietnam without any desire to capture territory or impose American will on other people. I don't feel that we ought to apologize or castigate ourselves or to assume the status of culpability."
 
Das würde ich so unterstreichen. Außerdem ist es schlicht falsch, dass die Einbindung in die kapitalistische Wirtschaft allgemeinen Wohlstand schafft.
 
Ein Kommunist ist per de­fi­ni­ti­o­nem kein Demokrat und kein Freiheitsmensch, wenn wir uns anschauen, zu was diese Idee in den Gesellschaften geführt hat, in denen er durchgesetzt wurde. Insofern hat die Welt keinen Demokraten verloren. Allerdings kann man ihn dafür gratulieren, dass er eine hegomoniale Außenmacht besiegt hat. Er hat die äußere Souveränität Vietnams verteidigt - und das war es auch schon. Die Gesellschaft, die Wirtschaft, den Staat - die Lebenswirklichkeit in Vietnam - hat er nicht verändert. In meinen Augen ist er ein halber Revolutionär.
 
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