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Premier Ivo Sanader im STANDARD-Interview: Ziel Versöhnung mit den Serben und EU-Beitritt bis 2007
Ivo Sanader, PremierZur Person
Ivo Sanader, geboren 1953 in Split, stammt aus einer tief katholischen Familie. Er studierte in Innsbruck Literatur. Er hat die nationalistische HDZ sanft in die Mitte geführt. Seit 2003 ist er kroatischer Premier.
Mit Sanader sprach Hans Rauscher bei einem Besuch in Graz.
* * *
Sanader: Nicht nur er, aber Schüssel hat sicherlich mit anderen einen guten Konsensus erreicht.
Standard: Es gibt noch zwei große Probleme: Grenzstreitigkeiten mit Slowenien und Kriegsverbrecher.
Sanader: Ich habe mich mit Premier Jansa (Slowenien, Anm.) vor drei Wochen getroffen, und wir werden die Fragen noch einmal durchgehen, zur Not gibt es ein Schiedsgericht. Unsere Freundschaft mit Slowenien wiegt viel mehr als die paar offenen Fragen. Zweitens ist die Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag eine Verpflichtung, zu der ich voll stehe. Neun Fälle wurden positiv gelöst, der Fall des Generals Gotovina ist noch offen. Im Moment weiß ich nicht, wo er ist, ich will aber alles unternehmen, dass der Fall vor dem Tribunal gelöst wird.
Standard: Wie stark ist der Nationalismus in der HDZ und in Kroatien noch?
Sanader: Es ist ein Prozess, der in der Partei mit der Übernahme des Vorsitzes durch mich im Jahr 2000 begonnen hat - eine ganz klare proeuropäische Orientierung. Ich bin dreimal wiedergewählt worden und habe 2003 die Wahl gewonnen. Das kann man als Beweis für eine proeuropäische Orientierung nehmen.
Standard: Sie betonen sehr stark Ihre Öffnung zu den Minderheiten in Kroatien.
Sanader: Ja, ich glaube als Christ daran. Und zweitens glaube ich, dass Kroaten und Serben als Nachbarn aufeinander ausgerichtet sind und dass wir die Geschichte, auch die neueste Geschichte, nicht vergessen dürfen, aber dass wir nicht in der Geschichte leben müssen. Ich glaube, dass ich vor eine Aufgabe gestellt bin, die geschichtlichen Charakter hat, nämlich Versöhnung. Und eine gemeinsame Zukunft, die sich ausdrückt in einer Umsetzung aller Werte, auf denen heute Europa seine Fundamente hat, also Demokratie, Menschenrechte, Minderheitenrechte, Rechtsstaat, Marktwirtschaft.
Standard: Glauben Sie, dass ein nennenswerter Teil der Serben, die während des Krieges aus Kroatien vertrieben wurden, zurückkehren kann?
Sanader: Es sind schon zehntausende zurückgekommen. Die Leute, die in Serbien und in Drittländern leben, haben sich teilweise dort schon integriert, und es ist ihnen überlassen, was sie entscheiden. Was aber die jeweilige Regierung in Zagreb, Sarajewo und Belgrad tun muss, ist, klar zu sagen, jeder ist willkommen und wir schaffen die Bedingungen für die Rückkehr - das heißt nicht nur den Wiederaufbau, sondern auch Jobs zu schaffen.
Standard: Sieht Serbien wie ein hoffnungsloser Fall aus?
Sanader: Ich wünsche diesem Land alles Gute. Ich habe auch im November als erster kroatischer Ministerpräsident einen Besuch in Belgrad gemacht, Premier Kostunica wird auch nach Kroatien kommen. Wir wollen einerseits die Verhandlungen mit der EU zügig führen und gleichzeitig einen Beitrag zur Stabilität in der Region leisten. In der Region schaut man sehr auf uns: "Wenn Kroatien es in die EU schaffen kann, dann schaffen wir es auch." (DER STANARD, Printausgabe, 12.1.2004)
www.derstandard.at
Ivo Sanader, PremierZur Person
Ivo Sanader, geboren 1953 in Split, stammt aus einer tief katholischen Familie. Er studierte in Innsbruck Literatur. Er hat die nationalistische HDZ sanft in die Mitte geführt. Seit 2003 ist er kroatischer Premier.
Mit Sanader sprach Hans Rauscher bei einem Besuch in Graz.
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Sanader: Nicht nur er, aber Schüssel hat sicherlich mit anderen einen guten Konsensus erreicht.
Standard: Es gibt noch zwei große Probleme: Grenzstreitigkeiten mit Slowenien und Kriegsverbrecher.
Sanader: Ich habe mich mit Premier Jansa (Slowenien, Anm.) vor drei Wochen getroffen, und wir werden die Fragen noch einmal durchgehen, zur Not gibt es ein Schiedsgericht. Unsere Freundschaft mit Slowenien wiegt viel mehr als die paar offenen Fragen. Zweitens ist die Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag eine Verpflichtung, zu der ich voll stehe. Neun Fälle wurden positiv gelöst, der Fall des Generals Gotovina ist noch offen. Im Moment weiß ich nicht, wo er ist, ich will aber alles unternehmen, dass der Fall vor dem Tribunal gelöst wird.
Standard: Wie stark ist der Nationalismus in der HDZ und in Kroatien noch?
Sanader: Es ist ein Prozess, der in der Partei mit der Übernahme des Vorsitzes durch mich im Jahr 2000 begonnen hat - eine ganz klare proeuropäische Orientierung. Ich bin dreimal wiedergewählt worden und habe 2003 die Wahl gewonnen. Das kann man als Beweis für eine proeuropäische Orientierung nehmen.
Standard: Sie betonen sehr stark Ihre Öffnung zu den Minderheiten in Kroatien.
Sanader: Ja, ich glaube als Christ daran. Und zweitens glaube ich, dass Kroaten und Serben als Nachbarn aufeinander ausgerichtet sind und dass wir die Geschichte, auch die neueste Geschichte, nicht vergessen dürfen, aber dass wir nicht in der Geschichte leben müssen. Ich glaube, dass ich vor eine Aufgabe gestellt bin, die geschichtlichen Charakter hat, nämlich Versöhnung. Und eine gemeinsame Zukunft, die sich ausdrückt in einer Umsetzung aller Werte, auf denen heute Europa seine Fundamente hat, also Demokratie, Menschenrechte, Minderheitenrechte, Rechtsstaat, Marktwirtschaft.
Standard: Glauben Sie, dass ein nennenswerter Teil der Serben, die während des Krieges aus Kroatien vertrieben wurden, zurückkehren kann?
Sanader: Es sind schon zehntausende zurückgekommen. Die Leute, die in Serbien und in Drittländern leben, haben sich teilweise dort schon integriert, und es ist ihnen überlassen, was sie entscheiden. Was aber die jeweilige Regierung in Zagreb, Sarajewo und Belgrad tun muss, ist, klar zu sagen, jeder ist willkommen und wir schaffen die Bedingungen für die Rückkehr - das heißt nicht nur den Wiederaufbau, sondern auch Jobs zu schaffen.
Standard: Sieht Serbien wie ein hoffnungsloser Fall aus?
Sanader: Ich wünsche diesem Land alles Gute. Ich habe auch im November als erster kroatischer Ministerpräsident einen Besuch in Belgrad gemacht, Premier Kostunica wird auch nach Kroatien kommen. Wir wollen einerseits die Verhandlungen mit der EU zügig führen und gleichzeitig einen Beitrag zur Stabilität in der Region leisten. In der Region schaut man sehr auf uns: "Wenn Kroatien es in die EU schaffen kann, dann schaffen wir es auch." (DER STANARD, Printausgabe, 12.1.2004)
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