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Crane
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Tägliche Szenen der Gewalt im Irak
13. Dezember 2006
Während Präsident George W. Bush seine ursprünglich noch für dieses Jahr vorgesehene Rede über die künftige Irak-Politik auf Anfang 2007 verschob, hat sich die Lage in der Region durch die Drohung Saudi-Arabiens mit massiver Unterstützung für die Sunniten in dem nördlichen Nachbarland im Falle eines amerikanischen Truppenabzugs aus dem Irak weiter zugespitzt. Bei weiteren Anschlägen im Irak wurden auch am Mittwoch wieder zahlreiche Menschen getötet.
Wie die Tageszeitung „New York Times“ am Mittwoch berichtete, sprach der saudische König Abdullah die Warnung vor einem massiven Eingreifen Saudi-Arabiens zugunsten der irakischen Sunniten bei einem überraschenden Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney vor zwei Wochen in Riad aus.
„Religiöse Verpflichtung“
Der saudische König Abdullah
Zudem hatte ein Sicherheitsberater des saudischen Königshauses in einem Meinungsartikel in der „Washington Post“ vom 29. November in ungewöhnlich scharfer Form vor massiver finanzieller und auch militärischer Unterstützung für die irakischen Sunniten gewarnt, sollte es nach einem überstürzten amerikanischen Truppenabzug zu massiven Übergriffen der schiitischen Mehrheit gegen die Sunniten im Irak kommen. „Als maßgebliche Wirtschaftsmacht, als Geburtsstätte des Islams und als de facto Führungsmacht der Sunniten in aller Welt, die 85 Prozent aller Muslime ausmachen, hat Saudi-Arabien sowohl die religiöse Verpflichtung wie die Mittel, (im Irak) einzugreifen“, schrieb Nawaf Obaid.
Kurz nach Veröffentlichung des Artikels sagte der saudische Botschafter in Washington, Prinz Turki al Faisal, Riad habe den Beratervertrag mit Obaid gelöst; im übrigen habe Obaid in dem Beitrag seine private Meinung vertreten und nicht jene des saudischen Königshauses. Vor wenigen Tagen gab dann der saudische Botschafter, der sein Amt erst vor 15 Monaten angetreten hatte, seinen eigenen Rücktritt und die umgehende Rückkehr nach Riad „aus familiären Gründen“ bekannt.
Sorge vor einem Stellvertreterkrieg Irans
In den amerikanischen Medien und in der Lageeinschätzung zahlreicher Fachleute hat die Sorge vor einem Stellvertreterkrieg Irans gegen Saudi-Arabien im Irak längst die Beschäftigung mit den Empfehlungen der „Iraq Study Group“ (ISG) in den Hintergrund gedrängt. Die zehnköpfige überparteiliche Kommission hatte in ihrem am vergangenen Mittwoch vorgelegten Bericht unter anderem die Aufnahme direkter Gespräche der amerikanischen Regierung mit Iran und Syrien nahegelegt. Mit der Regionalmacht Saudi-Arabien befaßt sich der Bericht der ISG zur Neuausrichtung der Irak-Politik nur am Rande, indem etwa die Teilnahme Riads an einer Konferenz aller Nachbarstaaten vorgeschlagen wird.
Die „New York Times“ zitierte am Mittwoch einen namentlich nicht genannten saudischen Diplomaten mit den Worten: „Es ist eine hypothetische Situation, und wir würden hart daran arbeiten, so ein Szenario zu vermeiden.“ Wenn sich die Lage im Irak aber verschlimmere und es zur „ethnischen Säuberung“ der Sunniten aus deren angestammten Siedlungsgebieten komme, fühle sich Saudi-Arabien in den Krieg hineingezogen.
Bush verschiebt Strategierede
Unterdessen setzte Präsident Bush am Mittwoch mit Gesprächen mit Generälen im Pentagon seine Beratungen über die künftige Irak-Strategie fort. Zu Wochenbeginn hatte der Präsident mit Außenministerin Rice die Empfehlungen des State Department für die Neuausrichtung der Irak-Politik beraten. In der Nacht zum Mittwoch hatte Präsidentensprecher Snow wissen lassen, der Präsident werde seine ursprünglich noch für dieses Jahr angekündigte Grundsatzrede zum Irak „nicht vor Neujahr“ halten. In Washington heißt es, Bush und seine Berater brauchten vor allem mehr Zeit, um die Rolle Saudi-Arabiens bei der Lösung des Irak-Konflikts genauer zu bestimmen.
Die amerikanische Regierung glaubt nicht, daß die sunnitischen Aufständischen von der saudischen Regierung unterstützt werden, auch wenn Spenden religiöser Organisationen in Saudi-Arabien ihren Weg in die Hände der Aufständischen finden. Nach amerikanischen Medienberichten soll der saudische König Abdullah in dem zwei Stunden währenden Gespräch mit Cheney in der saudischen Hauptstadt dem Vizepräsidenten in deutlichen Worten klargemacht haben, daß Riad den irakischen Sunniten bei einem möglichen Kampf gegen die von Iran aufgerüsteten radikalen schiitischen Milizen zur Seite stehen werde.
Derweil wurden bei Anschlägen im Irak am Mittwoch abermals Dutzende Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Allein bei drei Anschlägen mit Autobomben im Osten Bagdads kamen mindestens 15 Menschen um.
www.faz.net
13. Dezember 2006
Während Präsident George W. Bush seine ursprünglich noch für dieses Jahr vorgesehene Rede über die künftige Irak-Politik auf Anfang 2007 verschob, hat sich die Lage in der Region durch die Drohung Saudi-Arabiens mit massiver Unterstützung für die Sunniten in dem nördlichen Nachbarland im Falle eines amerikanischen Truppenabzugs aus dem Irak weiter zugespitzt. Bei weiteren Anschlägen im Irak wurden auch am Mittwoch wieder zahlreiche Menschen getötet.
Wie die Tageszeitung „New York Times“ am Mittwoch berichtete, sprach der saudische König Abdullah die Warnung vor einem massiven Eingreifen Saudi-Arabiens zugunsten der irakischen Sunniten bei einem überraschenden Besuch des amerikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney vor zwei Wochen in Riad aus.
„Religiöse Verpflichtung“
Der saudische König Abdullah
Zudem hatte ein Sicherheitsberater des saudischen Königshauses in einem Meinungsartikel in der „Washington Post“ vom 29. November in ungewöhnlich scharfer Form vor massiver finanzieller und auch militärischer Unterstützung für die irakischen Sunniten gewarnt, sollte es nach einem überstürzten amerikanischen Truppenabzug zu massiven Übergriffen der schiitischen Mehrheit gegen die Sunniten im Irak kommen. „Als maßgebliche Wirtschaftsmacht, als Geburtsstätte des Islams und als de facto Führungsmacht der Sunniten in aller Welt, die 85 Prozent aller Muslime ausmachen, hat Saudi-Arabien sowohl die religiöse Verpflichtung wie die Mittel, (im Irak) einzugreifen“, schrieb Nawaf Obaid.
Kurz nach Veröffentlichung des Artikels sagte der saudische Botschafter in Washington, Prinz Turki al Faisal, Riad habe den Beratervertrag mit Obaid gelöst; im übrigen habe Obaid in dem Beitrag seine private Meinung vertreten und nicht jene des saudischen Königshauses. Vor wenigen Tagen gab dann der saudische Botschafter, der sein Amt erst vor 15 Monaten angetreten hatte, seinen eigenen Rücktritt und die umgehende Rückkehr nach Riad „aus familiären Gründen“ bekannt.
Sorge vor einem Stellvertreterkrieg Irans
In den amerikanischen Medien und in der Lageeinschätzung zahlreicher Fachleute hat die Sorge vor einem Stellvertreterkrieg Irans gegen Saudi-Arabien im Irak längst die Beschäftigung mit den Empfehlungen der „Iraq Study Group“ (ISG) in den Hintergrund gedrängt. Die zehnköpfige überparteiliche Kommission hatte in ihrem am vergangenen Mittwoch vorgelegten Bericht unter anderem die Aufnahme direkter Gespräche der amerikanischen Regierung mit Iran und Syrien nahegelegt. Mit der Regionalmacht Saudi-Arabien befaßt sich der Bericht der ISG zur Neuausrichtung der Irak-Politik nur am Rande, indem etwa die Teilnahme Riads an einer Konferenz aller Nachbarstaaten vorgeschlagen wird.
Die „New York Times“ zitierte am Mittwoch einen namentlich nicht genannten saudischen Diplomaten mit den Worten: „Es ist eine hypothetische Situation, und wir würden hart daran arbeiten, so ein Szenario zu vermeiden.“ Wenn sich die Lage im Irak aber verschlimmere und es zur „ethnischen Säuberung“ der Sunniten aus deren angestammten Siedlungsgebieten komme, fühle sich Saudi-Arabien in den Krieg hineingezogen.
Bush verschiebt Strategierede
Unterdessen setzte Präsident Bush am Mittwoch mit Gesprächen mit Generälen im Pentagon seine Beratungen über die künftige Irak-Strategie fort. Zu Wochenbeginn hatte der Präsident mit Außenministerin Rice die Empfehlungen des State Department für die Neuausrichtung der Irak-Politik beraten. In der Nacht zum Mittwoch hatte Präsidentensprecher Snow wissen lassen, der Präsident werde seine ursprünglich noch für dieses Jahr angekündigte Grundsatzrede zum Irak „nicht vor Neujahr“ halten. In Washington heißt es, Bush und seine Berater brauchten vor allem mehr Zeit, um die Rolle Saudi-Arabiens bei der Lösung des Irak-Konflikts genauer zu bestimmen.
Die amerikanische Regierung glaubt nicht, daß die sunnitischen Aufständischen von der saudischen Regierung unterstützt werden, auch wenn Spenden religiöser Organisationen in Saudi-Arabien ihren Weg in die Hände der Aufständischen finden. Nach amerikanischen Medienberichten soll der saudische König Abdullah in dem zwei Stunden währenden Gespräch mit Cheney in der saudischen Hauptstadt dem Vizepräsidenten in deutlichen Worten klargemacht haben, daß Riad den irakischen Sunniten bei einem möglichen Kampf gegen die von Iran aufgerüsteten radikalen schiitischen Milizen zur Seite stehen werde.
Derweil wurden bei Anschlägen im Irak am Mittwoch abermals Dutzende Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Allein bei drei Anschlägen mit Autobomben im Osten Bagdads kamen mindestens 15 Menschen um.
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