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Schlau oder sexy?

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Taudan

Guest
Wissenschaft zum Genießen

Frauen müssen sich entscheiden: schlau oder sexy. So zumindest liest man in der jüngsten Veröffentlichung eines Psychologenteams um Lora E. Park von der Universität Buffalo. Frauen distanzieren sich von Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswissenschaften und Mathematik (englisch abgekürzt „STEM"), sofern sie romantisch begehrenswert sein wollen. Denn, so die Grundthese, romantisch begehrenswert sein zu wollen, steht für Frauen im Konflikt damit, nach Intelligenz zu streben. Empirisch untermauert wurde diese These dadurch, dass Studenten eines Psychologie-Einführungskurses nach ihrem Interesse an „STEM"-Fächern sowie nach ihrer Bereitschaft gefragt wurden, einen Abschluss in diesen Fächern anzustreben. Dabei wurden die Testpersonen zunächst visuellen und auditiven Reizen ausgesetzt, die entweder in Verbindung mit romantischer Begehrtheit oder mit Intelligenz standen und bei den Studenten entsprechende Zielsetzungen induzieren sollten. Der Einfluss einer „romantischen Zielsetzung" bei Frauen führte zu einer weniger positiven Einstellung in Bezug auf „STEM"-Fächer. Bei Männern war ein solcher Einfluss nicht zu erkennen. Frauen assoziieren intellektuelle Ziele also weniger stark mit sexueller Attraktivität als Männer dies tun, so der Schluss der Autoren. Woher könnte ein solches Bild kommen, das bei Studienanfängern vermutlich stark mit öffentlicher Wahrnehmung und gesellschaftlichen Rollenbildern verquickt ist?

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Interesse an „STEM"-Fächern (links) bzw. Präferenz für einen mathematischen/wissenschaftlichen Abschluss (rechts) als Funktion des Geschlechts der Testpersonen und des Einflusses romantischer gegenüber Intelligenz-betonender Bilder, Park et al. 2011 "Effects of erveryday romantic goal persuit on women's attitudes toward math and sciences", Pers Soc Psychol Bull, 37, 1259

Ich beschließe, dem Rätsel selbst nachzugehen, und blättere durch meinen häuslichen Zeitschriftenstapel. Auf der Suche nach Sex und Naturwissenschaft in der deutschen Printlandschaft lande ich schließlich bei Playboy und Physik Journal. Das August-Playmate fühlt sich ganz offensichtlich romantisch sehr begehrenswert und nennt als, sagen wir, „romantisches Ziel" zweimal täglich Sex zu haben. Sie sagt zwar, dass Schönsein allein nicht ausreiche, es müsse schon auch was ins Köpfchen. Ein wissenschaftliches Studium hat sie trotzdem nicht aufgenommen, stattdessen modelt sie. In der Tat findet man im Playboy keine einzige Frau mit Universitätsabschluss. Zugegebenermaßen gibt es auch nicht viele männliche Akademiker. Dafür lernen wir von Gunter Gabriel, dass ein Malocher männlicher ist als ein Banker oder Informatiker, was uns hier allerdings nicht weiter interessiert. In der Juliausgabe des Physik Journals entdeckt man dagegen zwischen vielen seriösen Herren nur ein einziges Bild einer Professorin, die nett aussieht, aber in der Kategorie Sexyness mit unserem August-Playmate nicht einmal verglichen werden kann.

So weit, so wenig überraschend. In der öffentlichen Wahrnehmung sind Naturwissenschaften und gelebte Weiblichkeit offenbar sauber separiert. Wer Playmate werden will, stellt das Physikstudium erstmal hintenan. Wer es ins Physik Journal schafft, erscheint dort nicht mit knappem Bikini, sondern in ordentlicher Bluse. Und wer als Playmate ins Physik Journal möchte oder als Professorin in den Playboy, hat vermutlich schlechte Karten. Wenn junge Studentinnen an Sex und Beziehung denken, dann haben sie daher nicht als erstes ihr physikalisches Interesse im Kopf, das mag wenig verwundern.
Zu sagen, dass das traditionell geformte, öffentliche Geschlechterbild romantische Attraktivität und Wissenschaft klassisch nicht zusammen bringt, ist die eine Sache. Etwas ganz anderes ist es aber zu behaupten, dies würde sich auch in der Praxis so verhalten. Der zweite Teil der Studie bestand darin, dass Teilnehmerinnen eines College Mathe-Kurses gebeten wurden, in Bezug auf ihre mathematischen und romantischen Aktivitäten Tagebuch zu führen. Dabei zeigte sich, dass die Studentinnen tageweise umso stärker romantisch aktiv waren und sich stärker attraktiv, liebenswert und begehrenswert fanden, je weniger sie sich mathematisch betätigten. Kann man daraus schließen, dass Wissenschaft unattraktiv macht?
Zugegeben, ein Tag programmierend vor dem Laptop führt sicherlich nicht dazu, sich als numerische Femme Fatale zu fühlen. Der Einfluss eines Experimentaltages im dunklen Labor auf das eigene weibliche Selbstbild mag in Einzelfällen zwar auch vom Experimentalpartner abhängen, ist im Normalfall aber eher unerotisch. Sowieso, während man Wissenschaft betreibt, hat man in der Tat anderes im Sinn, als in irgendeinem romantischen Sinne begehrenswert zu wirken. Und andersrum, wenn eine Wissenschaftlerin gerade dabei ist, eine romantische Beziehung zu etablieren, wird sie vielleicht durchaus einmal etwas früher den Arbeitsplatz verlassen. „An Tagen an denen Frauen danach strebten, romantisch begehrt zu sein, engagierten sie sich in mehr romantischen Aktivitäten und fühlten sich begehrenswerter, beteiligten sich aber an weniger mathematischen Aktivitäten (z.B. lernen für den Mathekurs, Hausaufgaben fertig stellen). Dagegen beteiligten sie sich aber an mehr mathematischen Aktivitäten, wenn die Frauen danach strebten, akademisch erfolgreich zu sein." Daraus kann man mindestens schließen, dass Frauen ihre Zeit rational in Bezug auf ihre Ziele investieren, aber heißt dies auch, dass man Wissenschaft und romantische Attraktivität im täglichen Leben von Wissenschaftlerinnen als Gegensätze verstehen muss?

Ist die Grundhypothese, dass sich beides auch in der Praxis ausschließt, nur weil es allgemein wenig zusammen gedacht wird, nicht etwas zu einfach und vereinfachend? Ähnlich vereinfachend, wie wenn man nur in Playboy und Physik Journal nach jeweiligen Prototypen sucht? Es stimmt zwar, man findet in der Öffentlichkeit praktisch keine weiblichen Identifikationsfiguren, die beides verkörpern würden. Im Fernsehen erklären uns Männer die wissenschaftliche Welt, die Frauen erklären uns den Rest. Und trotzdem, in den Universitäten und Forschungsinstituten existieren sie durchaus, die Frauen die Wissenschaft betreiben und „trotzdem" attraktiv sind. Und um sie herum existieren noch mehr Männer und auch Frauen, die das zu schätzen wissen.
Der Grund dafür, dass Intelligenz und Attraktivität in der Praxis ein erfolgreiches Bündnis eingehen können, ist simpel: Natürliche Attraktivität beinhaltet, mit sich selbst im Reinen zu sein. Und das umfasst nicht nur den eigenen Körper, sondern auch den Geist. Man wird nicht sexy sein, wenn man alles nur auf den Geist konzentriert und den Körper negiert, aber genauso wenig wird einem dies gelingen, wenn man Attraktivität und Intelligenz als Gegensätze ansieht. Wissenschaft ist nicht von sich aus sexy. Aber es gibt keinerlei Gründe, warum sie es nicht sein kann.
 
Thread bereinigt. Jetzt hast du dein Thema wieder für dich allein
 
ich kannte mal ne geile wissenschaftlerin.....die konnt sich biegen wie ne olympiasiegerin.......es war ne wissenschaft für sich......
 
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