Grüne verurteilen Attacken gegen Schwule
Die "Schweinefleisch macht schwul"-Debatte erreicht die Bundespolitik. Volker Beck, Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, kritisiert Äußerungen der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde als menschenverachtend. Sie stellt Homosexualität und Fleischkonsum in Zusammenhang.
Die Grünen im Deutschen Bundestag haben homophobe Verbalattacken der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde als menschenverachtend verurteilt. "Die absurde Aussage, dass Homosexualität mit dem Schweinefleischverzehr im Zusammenhang steht, ist genauso als menschenverachtend zu verurteilen, wie die Lehre der katholischen Kirche, Homosexualität sei 'objektiv ungeordnet'", sagte Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der oppositionellen Grünen-Fraktion, WELT ONLINE.
Solche menschenverachtenden Ideen und Lehren müssen von allen Demokraten als menschenrechtswidrig verurteilt werden", forderte Beck. Der Grünen-Politiker verlangte von der Ahmadiyya-Gemeinde, sich von "jeder gesellschaftlichen Diskriminierung von Homosexuellen" zu distanzieren und Gewalt gegen Homosexuelle zu verurteilen. "Denn solche Lehren motivieren immer wieder jugendliche Gewalttäter aus menschenverachtender Ideologie auch menschenverachtendes Handeln werden zu lassen", erklärte Beck.
Die Führung der muslimischen Gemeinde in Frankfurt am Main hatte zuvor einen umstrittenen Artikel im Jugend-Journal der Ahmadiyya verteidigt. Darin diskutiert die Autorin "Auswirkungen von Schweinefleischverzehr auf das menschliche Moralverhalten". Sie bezeichnet das Schwein als "schamloses Tier", das "Ausprägung gewisser Verhaltensweisen des Konsumenten" präge. Sie schreibt, dass der frühere geistliche Führer der Ahmadiyya, Hazrat Mirza Tahir Ahmad, "den zunehmenden Hang zur Homosexualität mit dem Schweinefleischverzehr in unserer Gesellschaft in Verbindung" gesetzt habe.
Die Gemeindeführung der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) stimmte den Ausführungen "im Allgemeinen" zu. Weiter heißt es, Experten hätten wiederholt auf die negativen Auswirkungen des Verzehrs von Schweinefleisch auf die menschliche Gesundheit hingewiesen, "so wie sie in dem Artikel angedeutet werden". Das im fraglichen Artikel zitierte frühere Gemeinde-Oberhaupt habe in Sitzungen auf Fragen ähnliche Antworten gegeben, "wonach die gegenwärtige Steigerung zum Hang zur Homosexualität mit dem Verzehr von Schweinefleisch in Verbindung stehen könnte".
Grünen-Politiker Beck bezeichnete die Ahmadiyya als "muslimische Sondergruppe", die sich als messianische Erneuerungsbewegung des Islam verstehe. Die Autorin des umstrittenen Beitrags nannte der Parlamentarische Geschäftsführer seiner Fraktion "wirr". Er verwies dabei auf eine Behauptung in dem Artikel, der zufolge das Verbot von Schweinefleisch Muslimen seit "vielen tausend Jahren bewusst" sein soll. "Dem islamischen Glauben zufolge ist der Koran dem Propheten Mohammed im Jahr 610 von Gott in sein Herz geschrieben worden, und wir leben im Jahre 2007", sagte Beck.
Der Grüne hat sich wiederholt für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. Beck wurde bei einer Demonstration für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben in Moskau im Mai 2006 von russischen Sicherheitskräften verletzt.
Der Dachverband der als konservativ geltenden muslimischen Gruppierung weist Befürchtungen zurück, dass in dem Artikel "zum Hass gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen" angestachelt werden soll. Die Gemeinde hat nach eigenen Angaben in Deutschland 30.000 Mitglieder in 250 Gemeinden. Sie unterhält eigene Moscheen.
Im Berliner Bezirk Pankow baut Ahmadiyya ein neues Gotteshaus. Gegen den Bau hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Allerdings haben sich führende Berliner Politiker und Mitglieder des Senats aus SPD und PDS für den Moschee-Bau eingesetzt. Schwule und Lesben haben den Ahmadiyya-Artikel "Glücksschwein oder arme Sau?" massiv kritisiert. Der Beitrag aus dem Jugend-Journal der Gemeinde und ist .
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