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Segeln: Ein Paradies im Herbstwind

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Adriano

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diepresse.com 12.11.2004

Segeln: Ein Paradies im Herbstwind
Von Michael Köttritsch

Wenn im November die Einheimischen beinahe allein unter sich sind, entfaltet Kroatiens Adriaküste ihren ganzen Charme, lädt bei spätsommerlichen
Temperaturen zum Segeln ein – wie kürzlich die Teilnehmer des von der “Presse” präsentierten “Business Cup” erleben konnten.
"Dobar dan“, sagt Paul Bouwen beinahe akzentfrei und verzieht sein sommersprossiges, irisches Gesicht zu einem breiten Grinsen, „willkommen in meiner neuen Heimat“. Der Heimat eines Aussteigers, der jahrelang über alle Meere segelte, ehe er sesshaft wurde: in Rogoznica, einer kleinen Perle an der mitteldalmatinischen Küste zwischen Split und Zadar. Von seinem Appartement, an der Spitze des kleinen Hügels gelegen, überblickt er die ganze Bucht. Die felsige Küstenlinie mit ihren grünen Kiefernwäldern wird umspielt von kristallklarem Wasser, der 800-Seelen-Ort auf einer winzigen Insel, längst durch einen Damm mit dem Festland verbunden, schmiegt sich harmonisch in die überschaubare, windgeschützte Bucht. „It’s the place to be“, sagt er und nimmt einen Schluck vom Babic-Wein, hierher habe er sich abgesetzt, weil er das Meer, die Herzlichkeit der Menschen und die Ruhe genieße. Besonders in den Wintermonaten, wenn die Italiener, die es zum Segeln an diese Seite der Adria ziehe, wieder „zu Hause am Stiefel“, die Einheimischen beinahe ganz unter sich seien. „Und“, ergänzt er, „das Klima ist traumhaft. Nicht so wie in Irland“. Paul rückt die dunkle Brille zurecht und schaut in die Mittagssonne: „Meine Eltern haben mir am Telefon von Regen und Nebel daheim auf der Insel erzählt.“ Selbst im Oktober und November lädt das Meer bei spätsommerlichen Temperaturen noch zu einem – wenn auch einigermaßen – erfrischenden Bad in einer der kleinen, verträumten Buchten ein.
Der Fischfang dominiert das Leben. Ein Fischerdorf war Rogoznica und ist es noch immer, der reichen Fischgründe – rund um das raue, für Seefahrer immer wieder so gefährliche Ploce-Kap – wegen. Zeugnis für die Artenvielfalt des Reviers legt der tägliche Fischmarkt ab, zugleich ein Vivarium südländischer Mentalität und Lebensfreude. Kein Wunder also, dass die Region besonders für ihr schmackhaftes Brodetto, einen Fischeintopf, bekannt ist – wie für den Travarica, jenes traditionelle Destillat aus aromatischen mediterranen Pflanzen, das als geschmackvoller Abschluss jedes (Fisch-)Essens Pflicht ist.

Wer in der Bucht von Rogoznica nicht vom Fischfang lebt, verdient sein Geld im Fremdenverkehr, genauer vom Segel-Tourismus. Das Geschäft mit Segel-Gästen in die Bucht gebracht und etabliert hat Franjo Pasalic vor rund zehn Jahren. Mit der Marina Frapa hat er sich gleichsam schon zu Lebzeiten sein eigenes Denkmal gesetzt: 300 Boots-Liegeplätze im Wasser an neun Stegen, 150 Liegeplätze an Land auf insgesamt 136.000 m2, gesäumt von Hotels, Restaurants, Bars, Schwimmbad, Tennisplätzen und Kongress-zentrum. Vom Türgriff über Blumentöpfe, bis zu den Seifen im Hotelzimmer, vom Mineralwasser zum Champagner – alles ist perfekt gebrandet, mit Franjo Pasalics Wappen, dem an einen Anker gelehnten Löwen, gekennzeichnet. Luxus im Erscheinungsbild, der inmitten des gemütlichen, ja rustikalen Umfeldes der dalmatinischen Küstenregion gar bizarr anmutet. Mit dem Glanz und dem Glamour, den die Marina nach Rogoznica brachte, stiegen auch die Grundstückspreise, die schönsten Flecken am Strand sind längst verkauft.
Der „Hausmeister“ der Boote. Dort, in der Marina Frapa, und in den um den Yachthafen entstandenen Restaurants und Appartement-Häusern arbeiten die Menschen von Rogoznica. Oder in einem der Yacht-Charter-Betriebe. So wie Paul Bouwen, der sein Aussteiger-Dasein gleichsam als „Hausmeis-ter“ einer Hand voll Segelboote, die in der Marina liegen und auf einen Turn mit ihren Eignern warten, bestreitet. „Boote warten, in Schuss halten und vorbereiten, wenn die Besitzer segeln wollen“, sagt Paul. Ein gemütlicher Job, das ganze Jahr lang, mit dem sich der Unterhalt für ihn und seine Frau verdienen lässt.
Prestige-Anglegenheit. Nur manchmal ist der routinierte Segler bei Regatten an Bord, unterstützt Crews bei Wettfahrten, misst sich im sportlichen Wettkampf mit anderen Schiffsführern, die in der Marina Yacht-Chartering betreiben – eine Prestige-Angelegenheit. Wie etwa beim Mayer Business Cup präsentiert von der „Presse“ – mit 78 Booten und knapp 500 segelbegeisterten Teilnehmern die größte Regatta des Binnenlandes Österreich und doppelt so stark besetzt wie der größte kroatische Segelwettkampf, der Croatia Cup, mit nur 35 Fahrtenyachten. Ein spektakuläres Bild, wenn sich die Yachten – mit bis zu 17 Metern Länge und einer Besatzung bis zu 12 Mann – am Beginn jeder Wettfahrt an der virtuellen Startlinie einfinden, um nach dem Startschuss die richtige Position zum Wind zu finden und den vorgegebenen Kurs in Bestzeit abzufahren. Eine bunte Collage, wenn die Boote ihre Spinnaker setzen. Spannende Manöver an den Wendebojen eingeschlossen. Was dem Business Cup zusätzlich Drive verlieh, war der herbstliche Starkwind über der mittleren Adria, der die Regatta in eine echte Herausforderung für die Segler verwandelte, auch für Profis wie Olympia-Silbermedaillengewinner Andreas Geritzer. Was nach vier Wettfahrten bei jeweils vollkommen unterschiedlichen Windbedingungen blieb: Ein Abenteuer, das niemand so schnell vergisst, schon gar nicht die Sieger, Helmut Böhm (Klasse mit Spinnaker) und Segel-Evergreen Hubert Raudaschl (Klasse ohne Spinnaker).
Im Herbst 2005 heißt es „Do vidjenja“ für den Business Cup, präsentiert von der „Presse“, wenn Österreichs Top-Regatta an die kroatische Adriaküste zurückkehrt. Mit dem Ziel, die Verbindung von Business und Freizeit weiter zu forcieren. Mit der Intention, den Teilnehmern verstärkt die Möglichkeit zu bieten, sich beim Segeln gleichermaßen zu entspannen, sich im Wettkampf zu messen, wie Kontakte mit potenziellen Geschäftspartnern herzustellen.
© diepresse.com | Wien
 
Tolle Sache!

Leider verweigern sich einige Adria Länder, diesem Schlüssel Tourismus:

Dem Yachting und Segeln!

Es sind vor allem Albanien und Montenegro.
 
Für mich ist auffallend dass schon viele Ausländer in Dalmatien ihren ständigen Wohnsitz haben. Vor allem die Region um Dubrovnik ist bei den Briten recht beliebt.
 
bald gehört kroatien nur noch dem namen nach den kroaten, die (reichen) ausländer kaufen alles auf. dubrovnik z.b. ist schon zu einem nicht unerheblichen anteil ausverkauft.

naja, nicht ganz kroatien, aber das meer auf alle fälle.
 
bald gehört kroatien nur noch dem namen nach den kroaten, die (reichen) ausländer kaufen alles auf.

Ja, ich fahre nächste Woche auch wieder nach Kroatien. Ist es nicht wunderbar, diese Perle auszuplündern und dann in den Öko-Mülleimer zu schmeisen!? :roll:
 
marina-frapa_rogoznica.jpg
 
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