skenderbegi
Ultra-Poster
[h1]Serbien: Auf Pump und mit Raiffeisen[/h1]
Alle heimischen Banken in Belgrad vertreten.
Hohe Pro-Kopf-Verschuldung.
Wien. (wak) "Nach Belgrad und Chicago ist Wien die größte serbische Stadt mit 30.000 Exil-Serben" – man sei sich eben von der Mentalität her sehr nahe, meint Herbert Preclik, der acht Jahre lang als österreichischer Handelsdelegierter in Belgrad war.
Die Sympathie scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Österreich ist mit 1,9 Mrd. Euro der größte Investor in Serbien. Heimische Exporte Richtung Belgrad stiegen im ersten Halbjahr 2008 um 18,8 Prozent auf 286 Mio. Euro. Österreich profitiert damit von der hohen Inlandnachfrage Serbiens, dem Motor des Reformlands. Schätzungen zufolge werden pro Jahr zwischen 4,5 und 5,5 Mio. Euro von Exilserben zurück an die Familie in der Heimat geschickt – und sofort investiert. Für Preclik psychologisch verständlich: "Nach dem Krieg werden eben sofort Autos gekauft." Doch die Zuflüsse der Verwandten und der 440-Euro-Durchschnittslohn reichen nicht zum Leben: "Ganz Serbien lebt auf Kredit, "die Pro-Kopf-Verschuldung ist irrsinnig hoch", so Preclik.
Davon profitiert allerdings zumindest eine Zeit lang das Wirtschaftswachstum, das mit prognostizierten 4 Prozent für 2009 noch immer deutlich über dem erwarteten 1,3-Prozent-Wachstum der Eurozone liegt.
Auch österreichische Banken, die allesamt in Serbien vertreten sind (Marktführer ist Raiffeisen mit 24 Prozent, der Bankenmarkt ist laut Preclik gesättigt) konnten lange gut davon leben. Kredite mit hohen Zinsen wurden vielfach vergeben. Ein Vorteil an der momentanen Krise sei wenigstens, "dass die Banken Kredite nicht mehr ganz so leicht aus der Hand geben", meint Preclik – dadurch werde die rasante Verschuldung ein wenig gestoppt.
Montenegro ist anders
Bei den Auslandsbanken hat das seit 2006 von Serbien unabhängige Montenegro einen gänzlich anderen Weg beschritten. Da Podgorica für den Kauf einer eigenen Banklizenz 5 Mio. Euro verlangt, hat bisher nur die Hypo Alpe Adria als einziges österreichisches Institut im Land Fuß gefasst.
Wien. (wak) "Nach Belgrad und Chicago ist Wien die größte serbische Stadt mit 30.000 Exil-Serben" – man sei sich eben von der Mentalität her sehr nahe, meint Herbert Preclik, der acht Jahre lang als österreichischer Handelsdelegierter in Belgrad war.
Die Sympathie scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Österreich ist mit 1,9 Mrd. Euro der größte Investor in Serbien. Heimische Exporte Richtung Belgrad stiegen im ersten Halbjahr 2008 um 18,8 Prozent auf 286 Mio. Euro. Österreich profitiert damit von der hohen Inlandnachfrage Serbiens, dem Motor des Reformlands. Schätzungen zufolge werden pro Jahr zwischen 4,5 und 5,5 Mio. Euro von Exilserben zurück an die Familie in der Heimat geschickt – und sofort investiert. Für Preclik psychologisch verständlich: "Nach dem Krieg werden eben sofort Autos gekauft." Doch die Zuflüsse der Verwandten und der 440-Euro-Durchschnittslohn reichen nicht zum Leben: "Ganz Serbien lebt auf Kredit, "die Pro-Kopf-Verschuldung ist irrsinnig hoch", so Preclik.
Davon profitiert allerdings zumindest eine Zeit lang das Wirtschaftswachstum, das mit prognostizierten 4 Prozent für 2009 noch immer deutlich über dem erwarteten 1,3-Prozent-Wachstum der Eurozone liegt.
Auch österreichische Banken, die allesamt in Serbien vertreten sind (Marktführer ist Raiffeisen mit 24 Prozent, der Bankenmarkt ist laut Preclik gesättigt) konnten lange gut davon leben. Kredite mit hohen Zinsen wurden vielfach vergeben. Ein Vorteil an der momentanen Krise sei wenigstens, "dass die Banken Kredite nicht mehr ganz so leicht aus der Hand geben", meint Preclik – dadurch werde die rasante Verschuldung ein wenig gestoppt.
Montenegro ist anders
Bei den Auslandsbanken hat das seit 2006 von Serbien unabhängige Montenegro einen gänzlich anderen Weg beschritten. Da Podgorica für den Kauf einer eigenen Banklizenz 5 Mio. Euro verlangt, hat bisher nur die Hypo Alpe Adria als einziges österreichisches Institut im Land Fuß gefasst.
Printausgabe vom Freitag, 31. Oktober 2008