Serbien: Die folgenlose Belgrader Schreckensnacht
26.02.2010 | 18:43 | Von unserem Korrespondenten THOMAS ROSER (Die Presse)
Nach der Abspaltung des Kosovo verwüstete ein Mob Botschaften von EU-Ländern. Ermittlungen und Entschädigungen gab es bisher noch keine.
Belgrad.Die Kanzlei des Premierministers und die Sicherheitskräfte ihres Gastlandes alarmierten die Mitarbeiter der belagerten Botschaften in Serbiens Hauptstadt vor zwei Jahren vergeblich. Tatenlos ließ die Polizei den Mob in der Belgrader Schreckensnacht am 21. Februar 2008 über eine Stunde lang gewähren.
Zwei Filialen von McDonald's brannten nach der aus dem Ruder gelaufenen Großdemonstration gegen die Unabhängigkeit des Kosovo ebenso aus wie die Botschaften der USA und Kroatiens. Über ein halbes Dutzend weiterer diplomatischer Vertretungen wurde verwüstet, 90 Geschäfte der Innenstadt geplündert.
Die Regie für die offensichtlich inszenierten Krawalle lastete die heimische Presse schon damals Serbiens Geheimdiensten an. Auffällig viele der viel zu spät inhaftierten Krawallmacher waren mit Stadtplänen mit markierten Botschaftsgebäuden ausgerüstet – und teurem Whiskey alkoholisiert.
Den nachlässigen Polizeieinsatz hatte das Kabinett des damaligen Premiers Vojislav Koštunica zu verantworten. Doch obwohl der Regierungschef gemeinsam mit anderen Polterpatrioten wie dem Regisseur Emir Kusturica bei der Demonstration die gespannte Stimmung in der Stadt noch kräftig angeheizt hatte, haben die politisch Verantwortlichen und Drahtzieher der Brände bis heute keine Ermittlungen zu fürchten.
Beziehungen zu Serbien erkaltet
Zwar hat Serbiens Außenminister Vuk Jeremić die Ausschreitungen kürzlich als den „größten Misserfolg“ im Windmühlenkampf um die verlorene Exprovinz bezeichnet. Entschädigungen für die entstandenen Schäden oder eine öffentliche Entschuldigung gab es für die betroffenen Botschaften bis heute nicht.
Als „größtes Eigentor“ Serbiens bezeichnet die Zeitung „Danas“ die damaligen Ausschreitungen: Nicht nur das Verhältnis zu den USA, sondern auch zu den wichtigsten EU-Mitgliedern sei bis heute erkaltet. Die Geduld mit den Kosovo-Störmanövern des EU-Anwärters scheint vor allem in Paris und Berlin zunehmend erschöpft.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte kürzlich in einem Schreiben Serbiens Chefdiplomat Jeremić dazu auf, seine „aggressive“ Anti-Kosovo-Rhetorik zu mäßigen. Gute Nachbarschaftsbeziehungen seien eine „Vorbedingung“ eines EU-Beitritts, schreibt der deutsche Botschafter in Belgrad, Wolfram Maas, dem Gastland ins Stammbuch: „Für uns ist die Statusfrage gelöst – und Kosovo ein Nachbar Serbiens.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2010)
Serbien: Die folgenlose Belgrader Schreckensnacht DiePresse.com
so die "demokratische" Regierung Serbiens dagegen wollen sie jeden "Verbrecher" Ausgeliefert bekommen deren Verhaftungsbefehle aus den Slobo-Zeiten erlassen wurde
26.02.2010 | 18:43 | Von unserem Korrespondenten THOMAS ROSER (Die Presse)
Nach der Abspaltung des Kosovo verwüstete ein Mob Botschaften von EU-Ländern. Ermittlungen und Entschädigungen gab es bisher noch keine.
Belgrad.Die Kanzlei des Premierministers und die Sicherheitskräfte ihres Gastlandes alarmierten die Mitarbeiter der belagerten Botschaften in Serbiens Hauptstadt vor zwei Jahren vergeblich. Tatenlos ließ die Polizei den Mob in der Belgrader Schreckensnacht am 21. Februar 2008 über eine Stunde lang gewähren.
Zwei Filialen von McDonald's brannten nach der aus dem Ruder gelaufenen Großdemonstration gegen die Unabhängigkeit des Kosovo ebenso aus wie die Botschaften der USA und Kroatiens. Über ein halbes Dutzend weiterer diplomatischer Vertretungen wurde verwüstet, 90 Geschäfte der Innenstadt geplündert.
Die Regie für die offensichtlich inszenierten Krawalle lastete die heimische Presse schon damals Serbiens Geheimdiensten an. Auffällig viele der viel zu spät inhaftierten Krawallmacher waren mit Stadtplänen mit markierten Botschaftsgebäuden ausgerüstet – und teurem Whiskey alkoholisiert.
Den nachlässigen Polizeieinsatz hatte das Kabinett des damaligen Premiers Vojislav Koštunica zu verantworten. Doch obwohl der Regierungschef gemeinsam mit anderen Polterpatrioten wie dem Regisseur Emir Kusturica bei der Demonstration die gespannte Stimmung in der Stadt noch kräftig angeheizt hatte, haben die politisch Verantwortlichen und Drahtzieher der Brände bis heute keine Ermittlungen zu fürchten.
Beziehungen zu Serbien erkaltet
Zwar hat Serbiens Außenminister Vuk Jeremić die Ausschreitungen kürzlich als den „größten Misserfolg“ im Windmühlenkampf um die verlorene Exprovinz bezeichnet. Entschädigungen für die entstandenen Schäden oder eine öffentliche Entschuldigung gab es für die betroffenen Botschaften bis heute nicht.
Als „größtes Eigentor“ Serbiens bezeichnet die Zeitung „Danas“ die damaligen Ausschreitungen: Nicht nur das Verhältnis zu den USA, sondern auch zu den wichtigsten EU-Mitgliedern sei bis heute erkaltet. Die Geduld mit den Kosovo-Störmanövern des EU-Anwärters scheint vor allem in Paris und Berlin zunehmend erschöpft.
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte kürzlich in einem Schreiben Serbiens Chefdiplomat Jeremić dazu auf, seine „aggressive“ Anti-Kosovo-Rhetorik zu mäßigen. Gute Nachbarschaftsbeziehungen seien eine „Vorbedingung“ eines EU-Beitritts, schreibt der deutsche Botschafter in Belgrad, Wolfram Maas, dem Gastland ins Stammbuch: „Für uns ist die Statusfrage gelöst – und Kosovo ein Nachbar Serbiens.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2010)
Serbien: Die folgenlose Belgrader Schreckensnacht DiePresse.com
so die "demokratische" Regierung Serbiens dagegen wollen sie jeden "Verbrecher" Ausgeliefert bekommen deren Verhaftungsbefehle aus den Slobo-Zeiten erlassen wurde