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Slobodan Milosevic

Beograd

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Slobodan Milošević

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gesichtet (+/−) Dies ist die letzte gesichtete Version, (zeige alle), freigegeben am 22. Juli 2008.
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Slobodan Milošević, 1999


Slobodan Milošević [slɔˈbɔdan miˈlɔːʃɛvitɕ] (kyrillisch Слободан Милошевић, Aussprache ?/i; * 20. August 1941 in Požarevac, Protektorat Serbien, heute Serbien; † 11. März 2006 bei Den Haag, Niederlande) war ein jugoslawisch-serbischer Politiker und Präsident Serbiens von 1989 bis 1997 sowie Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien von 1997 bis 5. Oktober 2000. Zudem war Milošević Vorsitzender der serbischen Sektion des BDKJ von 1989 bis 1990 und der SPS, die er 1990 als Nachfolgepartei gründete.
Er war der erste Präsident eines Staates, der noch während seiner Amtsausübung von einem Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermordes angeklagt wurde. Er verstarb während des vierjährigen (2002 – März 2006) Prozesses in Den Haag, so dass kein Urteil verkündet wurde.


Leben


Herkunft

Slobodan Milošević war der zweite Sohn von Svetozar Milošević und Stanislava Milošević. Seine Eltern waren Montenegriner. Er verstand sich trotzdem als Serbe, im Gegensatz z. B. zu seinem Bruder Bora, der als Montenegriner politische Karriere machte. Sein Vater beging 1962 mit einer Pistole Selbstmord, seine Mutter erhängte sich 1974.

Politische Karriere


Slobodan Milošević (rechts) im Gespräch mit dem IFOR-Kommandeur und US-Admiral T. Joseph Lopez in Belgrad im September 1996


Slobodan Milošević trat 1959 dem Bund der Kommunisten Jugoslawiens (BDKJ) bei, der kommunistischen Partei des Landes. 1964 schloss er sein Studium der Rechtswissenschaften mit dem juristischen Staatsexamen an der Universität Belgrad ab. Ab 1969 war er Vizedirektor und ab 1974 Generaldirektor von Technogas. Von 1978 bis 1983 war er Direktor der Beogradska Banka. 1984 wurde er zum Leiter der Belgrader Regionalgruppe des BDKJ und 1987 dessen Parteisekretär.
1989 übernahm er das Präsidentenamt der jugoslawischen Teilrepublik Serbien und wurde 1990 bei den ersten freien Wahlen seit dem Zweiten Weltkrieg mit 65 Prozent der Wählerstimmen im Amt bestätigt. Eine der ersten Amtshandlungen war die Aufhebung der Autonomie für die autonomen Gebiete Kosovo und Vojvodina im Rahmen der „antibürokratischen Revolution“. Am 28. Juni 1989 hielt er eine Ansprache anlässlich des 600. Jahrestags der Schlacht auf dem Amselfeld, die sog. Amselfeld-Rede.
Im Jahr 1990 führten die zunehmenden Unabhängigkeitsbestrebungen Kroatiens und Sloweniens zur faktischen Auflösung des BDKJ. Im Juli 1990 fusionierte der Bund der Kommunisten Serbiens, der serbischen Republiksorganisation des BDKJ, mit der Massenorganisation Serbische Allianz zur Sozialistischen Partei Serbiens (SPS), zu deren erstem Vorsitzenden Milošević gewählt wurde.

Der Krieg in Jugoslawien

Im Zusammenhang mit nationalistischen Spannungen unterstützte er als Präsident Serbiens die Anfang 1990 in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina entstandene rechtsradikale Serbische Radikale Partei sowie die Serbische Demokratische Partei, um paramilitärische Verbände zu mobilisieren. Dies geschah auch durch die Lieferung von Waffen und Kriegsgerät der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) an lokale serbische Kräfte (unter anderem Zivilisten) in Kroatien und Bosnien. Diese Unterstützung hielt auch während der Jugoslawienkriege nach dem Zerbrechen Jugoslawiens von 1991 bis 1995 an, wobei Serbien bzw. die neu entstandene Bundesrepublik Jugoslawien nach dem kurzen Unabhängigkeitskriegs Sloweniens 1991 (10-Tage-Krieg) und der ersten Periode des Kroatienkrieges nicht offiziell mit regulären Truppen an diesen Auseinandersetzungen beteiligt war, während allerdings das bosnisch-serbische Offizierskorps weiterhin Gehaltszahlungen aus Belgrad bezog.[1]
Es gibt Spekulationen darüber, dass die serbische Regierung unter Milošević die militärische Auseinandersetzung 1990, möglicherweise auch schon davor, geplant hat, um einen gemeinsamen großserbischen Staat zu schaffen, wobei es in erster Linie darum ging, Gebiete an Serbien anzugliedern. Allerdings ist diese Ansicht nicht beweisbar, da von den Politikern der Republik Serbische Krajina der gemeinsame Staat mehrfach gefordert, aber von Milošević öffentlich immer wieder abgewiesen wurde.
Am 21. November 1995 unterzeichneten Milošević, der bosnische Präsident Alija Izetbegović und der kroatische Präsident Franjo Tuđman das so genannte Dayton-Abkommen, das den Krieg in der ehemaligen Teilrepublik Bosnien und Herzegowina beendete und das politische System im nunmehr unabhängigen Bosnien und Herzegowina festlegte. Der größte Erfolg der Politik Miloševićs war die Schaffung der Republika Srpska als eigenständige Entität innerhalb dieser Republik.

Machterhalt durch Wahlbetrug

Aus den Kommunalwahlen vom 17. November 1996 waren in vielen Städten und Gemeinden Serbiens, unter anderen auch in Belgrad, Oppositionsparteien als Sieger hervorgegangen und nur durch Wahlfälschungen konnten die Vertreter der SPS unter Milošević die politische Macht weiter für sich reklamieren. In Belgrad und anderen serbischen Städten forderte die Opposition in Massendemonstrationen daraufhin den Sturz Miloševićs, was zur Anerkennung der Wahlerfolge der Opposition durch die Regierung im Februar 1997 führte. Damit begann Miloševićs Macht in Serbien zu bröckeln. Im Juli 1997 trat er vom Amt des serbischen Präsidenten zurück, auch weil er in diese Funktion laut Verfassung nicht hätte wiedergewählt werden können, wurde aber daraufhin am 15. Juli 1997 von der sozialistischen Mehrheit des jugoslawischen Bundesparlaments zum Staatspräsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien gewählt.
Im Mai 1998 veranlasste er den Sturz des jugoslawischen Ministerpräsidenten Radoje Kontić aus Montenegro, wodurch sich die Spannungen zwischen der von Milošević beherrschten Bundesregierung und Montenegro erheblich verschärften.
Während der 1990er Jahre verschärften sich im Kosovo die Gegensätze zwischen der albanischen Bevölkerungsmehrheit und der serbischen Minderheit. Dabei kam es ab etwa 1996 zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) und serbischen Polizeieinheiten. Die Unterstützung der Kosovo-Albaner durch NATO wie auch die unnachgiebige Haltung der serbischen Regierung unter Slobodan Milošević mündete schließlich 1999 in den Kosovokrieg, der zu einem von den Vereinten Nationen verwalteten, aber weiterhin formell zu Jugoslawien gehörenden Kosovo führte. Dies konnte auch als persönliche Niederlage Slobodan Miloševićs gesehen werden.
Milošević wurde nach langanhaltenden Protesten und Massendemonstrationen schließlich am 5. Oktober 2000 durch einen Volksaufstand gestürzt, nachdem er sich nach den Präsidentschaftswahlen vom 24. September 2000 zunächst zum Wahlsieger erklärt hatte. Neuer Präsident wurde daraufhin Vojislav Koštunica.
Da eine Milliarden-Aufbauhilfe für Serbien und Montenegro durch eine internationale Geberkonferenz von der Auslieferung des ehemaligen Machthabers abhing, ließ der nunmehrige serbische Ministerpräsident Zoran Đinđić Milošević am 1. April 2001 festnehmen und nach Den Haag an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien ausliefern.

Anklage vor dem Kriegsverbrechertribunal

Am 27. Mai 1999 wurde Milošević, der als Schlüsselfigur der Jugoslawienkriege galt, vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag angeklagt.
Die Anklageschrift vom 31. Mai 2002 sprach von einer „kriminellen Vereinigung“ und klagte Milošević an, an der Planung, Anordnung, Durchführung und Unterstützung von Verbrechen an nationalen, religiösen oder ethnischen Gruppen beteiligt gewesen zu sein.

Anklagepunkte

Insgesamt 66 Klagepunkte wurden Milošević in drei Anklageschriften für die folgenden Handlungen vorgeworfen:
Anklagepunkte Kroatienkrieg:

Anklagepunkte Bosnienkrieg: zusätzlich die folgenden Verbrechen:

Anklagepunkte Kosovokrieg:
Zum Kosovo-Krieg wurden Milošević darüber hinaus die folgenden Verbrechen vorgeworfen:

  • die systematische Vertreibung des albanischen Bevölkerungsteils geplant, befohlen und betrieben zu haben
  • die Vertreibung von 800.000 Zivilisten aus dem Kosovo
  • den Tod von mindestens 900 Menschen
  • Verbrechen gegen die Menschlichkeit
  • Kriegsverbrechen.
Allen drei Anklageschriften zufolge sei Milošević verantwortlich für:

Die Verhandlung vor dem Tribunal begann im Jahr 2002. Milošević wurde erlaubt, sich selbst zu verteidigen, da er das Gericht nicht als legitim anerkannte. Die Gerichtsverhandlung wurde häufig unterbrochen, weil er das Gericht zeitweilig als geeigneten Ort für politische (Verteidigungs)Reden betrachtete. In dem aufwendigen Gerichtsverfahren wurden über 400 Zeugen vernommen, 200 Videos und eine enorme Menge an Akten und Dokumenten gesichtet. In Serbien wie auch in den übrigen Republiken des früheren Jugoslawiens wurde die Verhandlung zunächst mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Dabei gab es innerhalb der serbischen Bevölkerung zwischen den Befürwortern und Gegnern seiner Politik deutlich divergierende Bewertungen. Auf Grund der sich über Jahre hinziehenden und sich in juristischen Details verlierenden Verhandlung erlahmte das Interesse aber zusehends.
Milošević machte während des Prozesses in seiner Verteidigung „Deutschland, den Vatikan, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union“ für den Krieg und Kriegsverbrechen verantwortlich. Seine Anklage vor dem für ihn gegründeten Gerichtshof bezeichnete er als „skrupellose Lüge und Verdrehung der Geschichte“. Das Verfahren gegen ihn habe nur den einen Zweck, „diejenigen zu schützen, die in Wahrheit verantwortlich sind“ und die „falschen Schlußfolgerungen zu ziehen“. Den Nato-Einsatz bezeichnete er als „Nato-Aggression“.[2]
Die Beweisaufnahme war zum Zeitpunkt seines Todes weitgehend abgeschlossen, ein Urteil sollte im Laufe des Jahres 2006 gefällt werden.
Nach dem Tode Miloševićs wurde das Verfahren nach viereinhalbjähriger Prozessdauer ohne Abschlussbericht eingestellt.

Zweifel an der Schuld Miloševićs

Redakteure der WDR-Sendung Monitor sprachen 1999 in einer Dokumentation von „Bewusste[n] Fälschungen“ im Zusammenhang mit der Berichterstattung in Deutschland über den Kosovokrieg. [3]. Dieser Bericht wurde wegen seiner Recherchemethoden wiederum von der FAZ [4] und vom Magazin Der Spiegel [5] wegen "unsauberer" Befragungen von Zeugen und selektiver Wiedergabe ihrer Äußerungen kritisiert. Rupert Neudeck und Norbert Blüm erhoben gleichfalls schwere Vorwürfe gegen den WDR. [6]
Die Journalisten Oliver Tolmein, Hermann L. Gremliza, Christian Y. Schmidt, Georg Fülberth, Germinal Civikov und Stefan Frank sowie auch Jürgen Elsässer haben unter anderem in der Zeitschrift konkret ab 2000 fortlaufend über den Kosovokrieg und den Prozess gegen Milošević berichtet. Diese waren wie Monitor der Ansicht, dass oft veröffentlichte angebliche Beweise für eine Schuld Miloševićs an vermeintlichen Kriegsverbrechen durch westliche Medien gefälscht worden seien[7], wozu sowohl auf dahingehende medienrechtliche Gerichtsverfahren in Großbritannien[7][8], wie auf fortgesetzte Misserfolge der Anklage im Prozess gegen Milošević hingewiesen wurde (u. a. [9][10][11][12]). Weiterhin sei laut dieser Quellen im Den Haager Verfahren gegen fundamentale Rechtsgrundsätze verstoßen worden. So sei u. a. die Anklage an sich wie auch die zu einzelnen Gesichtspunkten erfolgten Argumentationen der Ankläger zu großen Teilen auf nachgewiesenen Meineiden durch Zeugen der Anklage aufgebaut gewesen, diese Meineide allerdings nicht verfolgt worden[9][10][12]. Es seien auch etwa 1000 entlastende Beweismittel von UN-Diplomaten zur Verfügung gestellt worden, die aber vom Gericht mit Verweis auf die Diplomatentätigkeit dieser Zeugen nicht in das Verfahren aufgenommen worden waren.[9] Bereits im September 2002 sei laut konkret die Beweisaufnahme der Anklage gegen Milošević erfolglos beendet worden.[12]
Auch sogenannte Freunde des Gerichts stellten bereits am 3. März 2004 einen Antrag auf Freispruch von der Anklage des Völkermords in Bosnien und Herzegowina, da dieser von den Anklägern im damals bereits zwei Jahre laufenden Verfahren nicht ausreichend bewiesen worden sei. Dieser Antrag wurde am 16. Juni desselben Jahres vom vorsitzenden Richter Bonomy abgewiesen, nur 9 Tage, nachdem er den Vorsitz als Nachfolger des aus Gesundheitsgründen zurückgetretenen Richters Richard May übernommen hatte. Über diese Entscheidung zeigte sich Germinal Civikov verwundert[13], da nach seiner Meinung eine Einarbeitung in die damals 35.000 Seiten Gerichtsprotokolle und über 600.000 Seiten an Beweismitteln nötig wäre, um auf der Höhe des Prozesses zu sein und über einen Freispruch in einer Teilanklage entscheiden zu können.

Krankheiten und Tod

Milošević litt unter der Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und Herzproblemen. Das Gerichtsverfahren wurde deshalb vielfach unterbrochen und zog sich auch aus diesem Grund in die Länge. Sein Zustand hatte sich Anfang 2006 innerhalb kurzer Zeit dramatisch verschlechtert. Eine Behandlung des Angeklagten in Russland lehnten die Haager Richter Ende Februar des Jahres ab, da auch in den Niederlanden entsprechende medizinische Möglichkeiten bestünden.
Er wurde am Morgen des 11. März 2006 tot in seiner Zelle im Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertribunals im Haager Stadtteil Scheveningen aufgefunden. Eine erste Obduktion der Leiche durch vom Gericht bestellte Gutachter ergab, dass er an einem Herzinfarkt verstarb.
Die Untersuchung einer vor seinem Tod vorgenommenen Blutprobe ergab am 12. Januar 2006 Anhaltspunkte für die Einnahme des Antibiotikums Rifampicin – ein Medikament das typischerweise zusammen mit mehreren anderen Medikamenten gegen Lepra und Tuberkulose eingesetzt wird. Dieses kann die Wirkung von Medikamenten (darunter auch herzwirksame Mittel) durch Enzyminduktion aufheben oder abschwächen.
Es gab Verschwörungstheorien, dass er selbst dieses Mittel nahm, um eine Behandlung in Moskau zu erzwingen. Eine Laboruntersuchung niederländischer Gerichtsmediziner nach der Obduktion der Leiche ergab keine Anzeichen für eine Vergiftung. Es wurden Spuren der von seinen behandelnden Ärzten verschriebenen Medikamente festgestellt, jedoch nicht in giftiger Konzentration. Rifampicinspuren konnten nicht ermittelt werden. Das Antibiotikum war bei einer früheren Untersuchung im Blut von Milošević entdeckt worden, dieses wird jedoch schnell im Körper abgebaut. Somit können weiterhin weder natürlicher Tod oder Fremdtötung, die ohne Vergiftung jedoch unwahrscheinlicher ist, ausgeschlossen werden.
Jedoch könne nach einer Erklärung des Groninger Toxikologen Donald Uges, der die frühere Blutprobe untersuchte, ein Absetzen von Rifampicin bei gleichzeitiger Gabe blutdrucksenkender Medikamente einen tödlichen Herzinfarkt auslösen. Uges hatte in diesem Zusammenhang den Verdacht geäußert, dass Milošević Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose und Lepra in der Absicht eingenommen haben könnte, um die Wirkung der ihm zur Behandlung seines Bluthochdrucks und seiner Herzschwäche gegebenen Mittel herabzusetzen.
Milošević wurde eine Woche nach seinem Tod in seinem Heimatort Požarevac auf dem Anwesen seiner Familie beigesetzt. Das Begräbnis wurde vor 20.000 Trauergästen ohne Beisein seiner Witwe und seines Sohnes vollzogen, da diese aus Angst vor Verhaftung ihr Moskauer Exil nicht verlassen wollten. Stattdessen wurden Abschiedsbriefe seiner Familie verlesen.

Publizistische Unterstützung für Milošević

Die Schriftsteller Harold Pinter und Peter Handke sowie der Journalist Jürgen Elsässer haben trotz der Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen und Völkermordes in mehreren Büchern und Aufsätzen eine differenziertere Betrachtung des Wirkens Miloševićs angemahnt. Handke hielt eine Rede auf Miloševićs Beerdigung. Diese war auch die Ursache für die breite Diskussion um die vorgesehene Vergabe des Heinrich-Heine-Preises 2006 an Peter Handke, auf den dieser schlussendlich verzichtete.

Quellen


  1. Welt-Online: Vukovar_Srebrenica_Orahovac.html Vukovar, Srebrenica, Orahovac. Die berüchtigten Kriegsmassaker, für die Milosevic sich verantworten soll
  2. FAZ.net, „Milosevic: Deutschland verursachte Balkankrieg“, 31. August 2004
  3. WDR: Es begann mit einer Lüge
  4. Matthias Rüb: Ein Fall von Bulldozer-Journalismus. Was der WDR-Film "Es begann mit einer Lüge" über das Kosovo verschweigt, in: FAZ vom 1. März 2001, S.51
  5. Schöngeredete Apartheid in: Der Spiegel, 11/2001, S.157-159
  6. Michael Hanfeld: Milosevics Helfershelfer. Neudeck und Blüm rügen den WDR, in :FAZ vom 20. Februar 2002, S. 55
  7. a b konkret 5/2005, Artikel: "Film ab! Die im März 1999 angeblich von Serben vertriebenen Kosovo-Albaner wurden in den Flüchtlingslagern Mazedoniens von westlichen Kamerateams so in Szene gesetzt, wie es die Fernsehanstalten und die kriegführenden Mächte wünschten. Der Prozess gegen Slobodan Milošević bringt es an den Tag"
  8. konkret 5/2000: „Ehre, Euer Ehren – Die Grenzen der Kritik an Kriegsherren und Kriegspropaganda sind eng, wie Gerichtsentscheidungen in Berlin und London zeigen
  9. a b c konkret 4/2005, Artikel: „Klasse Justiz – Die Richter des Haager Jugoslawientribunals mögen nicht mehr hören, was Milosevic zu sagen hat“, S. 36f
  10. a b konkret 8/2005, Artikel: „Schuß aus der Hüfte – Was bleibt von den 'Beweisen', denen zufolge der ehemalige jugoslawische Präsident Milošević für das Massaker von Srebrenica verantwortlich sein soll?“, S. 38f
  11. konkret 4/2006, Artikel: „So ein Schuft! – Slobodan Miloševićs Tod kommt vor allem dem Den Haager Tribunal entgegen“, S. 35
  12. a b c konkret 5/2006, Artikel: „Joint Criminal Enterprise – Wie Milosevic gestorben wurde“, S. 28f
  13. novo 73/74, Artikel: „Das Kriegsverbrechertribunal – a joint criminal enterprise“

Literatur


  • Slavoljub Djukić: Milošević und die Macht. Serbiens Weg in den Abgrund. Nidda-Verlag, Bad Vilbel 2000, ISBN 3-9806814-2-4
  • Caroline Fetscher u. a.: Milošević in Den Haag. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-12291-6
  • Ralph Hartmann: Der Fall Milošević. Ein Lesebuch. Dietz, Berlin 2002, ISBN 3-320-02034-X
  • Adam LeBor: Milošević. A biography. Bloomsbury, London 2002, ISBN 0-7475-6090-0 (englische Biographie)
  • Die Zerstörung Jugoslawiens. Slobodan Milošević antwortet seinen Anklägern. Zambon-Verlag, Frankfurt am Main, 2006, ISBN 3-88975-135-0
  • Rajko Djuric, Bertolt Bengsch: Der Zerfall Jugoslawiens. Morgenbuch Verlag, Berlin 1992 mit ausführlicher Biographie Miloševićs
  • Laura Silber: Little, Alan: Bruderkrieg. Der Kampf um Titos Erbe. Styria Verlag Graz Köln Wien 1995. Standardwerk über den Jugoslawienkonflikt bis 1995
  • Nebojša Popov, Hans-Günther Stobbe u. a. (Hrg.): Serbiens Weg in den Krieg. Berlin 1998 Von serbischen Autoren verfasste ausführliche Darstellung der Machtergreifung Miloševićs
  • Slobodan Milosevic, Klaus Hartmann:Die Zerstörung Jugoslawiens. Slobodan Milosevic antwortet seinen Anklägern. Zambon-Verlag, Frankfurt am Main ISBN 3-88975-135-0
  • Germinal Civikov: Der Milosevic-Prozess. Bericht eines Beobachters. Promedia, Wien 2006, ISBN 3-85371-264-9
 
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[SIZE=+1]Republika Srbija[/SIZE]
Republik Serbien




Flagge Wappen Amtssprache Serbisch (regional auch einige Minderheitensprachen) Hauptstadt Belgrad (serbisch: Београд / Beograd) Regierungssitz Belgrad Staatsform Republik Staatsoberhaupt Präsident Boris Tadić (DS) Regierungschef Premierminister Mirko Cvetković (parteilos) Fläche (110.) 88.361 (einschließlich Kosovo)
77.474 (ohne Kosovo) km² Einwohnerzahl etwa 9.300.000 (einschließlich Kosovo)
7.498.001 (lt. Zensus 2002) Bevölkerungsdichte etwa 100 (einschließlich Kosovo)
93.83 (ohne Kosovo) Einwohner pro km² BIP
- BIP/Einw. (nom.)
- BIP/Einw. (PPP)

2005
(87.) 2.460
(k.A.) 4.054

Währung Serbischer Dinar (RSD)
1 Dinar = 100 Para
Gründung Erste Verfassung 1835
Unabhängigkeit 1867
Internationale Anerkennung 1878 Nationalhymne Bože Pravde Nationalfeiertag 15. Februar Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ (März - Oktober) Kfz-Kennzeichen SRB Internet-TLD .rs (.yu läuft zum 30. September 2009 aus) Telefonvorwahl +381


Politische Karte von Serbien einschließlich des bezüglich der Zugehörigkeit zu Serbien umstrittenen Kosovos


Serbien (serbisch Србија/ Srbija anhören ?/i) ist ein Binnenstaat in Südosteuropa. Die offizielle Bezeichnung lautet Republik Serbien (Република Србија/Republika Srbija).
Serbiens jüngere Geschichte ist geprägt durch seine Rolle als größter Teilstaat Jugoslawiens. Es verblieb nach dem Zerfall Jugoslawiens als alleiniger Rechtsnachfolger der Bundesrepublik Jugoslawien.[1][2]
Die Hauptstadt Serbiens ist Belgrad. Sie stellt zugleich auch das Handels- und Verkehrszentrum des Landes dar. Serbien liegt im Zentrum der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Ungarn, im Osten an Rumänien und Bulgarien, im Süden an Mazedonien und (über das völkerrechtlich umstrittene Kosovo) an Albanien, im Südwesten an Montenegro und im Westen an Bosnien und Herzegowina und Kroatien.
Die Vojvodina im Norden und der Kosovo im Süden bilden nach der Verfassung aus dem Jahr 2006 die zwei autonomen Provinzen Serbiens. Das Parlament des seit 1999 unter UN-Verwaltung stehenden Kosovo hat im Februar 2008 die Unabhängigkeit der Region erklärt, wobei der völkerrechtliche Status der "Republik Kosovo" international umstritten ist. Entsprechend der Bemühungen der serbischen Regierung, ihre Territorialansprüche auf dem Gebiet geltend zu machen, wird in offiziellen Dokumenten stets vom Kosovo als einem besetzten Teil Serbiens gesprochen.


Geographie

Hauptartikel: Geographie Serbiens

Topografie Serbiens



Mündung der Save in die Donau



Palić-See bei Subotica



Serbiens größter See, der Djerdapsee



Satellitenfoto von Serbien und der Region


Der nördliche Teil Serbiens gehört zur Pannonischen Tiefebene, der mittlere Teil des Landes wird zum großen Teil von mehreren Mittelgebirgszügen eingenommen, die eine Verbindung zwischen dem Dinarischen Gebirge im Westen und dem Balkangebirge im Osten bilden, den südlichen Teil Serbiens bedecken hohe Mittelgebirge und Hochgebirge. Höchster Berg ist der Đeravica im Prokletije-Gebirge im Kosovo mit 2.656 m Höhe. 30 % der Fläche Serbiens sind bewaldet.
Hydrographisch gehört der größte Teil Serbiens zum Einzugsbereich der Donau, die in ihrem Mittellauf auf einer Strecke von 588 km das Land durchquert. Die wichtigsten Donaunebenflüsse in Serbien sind die Save (in die wiederum die Drina mündet), die Morava, die Theiß und der Timok. Lediglich der äußerste Südwesten des Landes wird durch den Weißen Drin zur Adria hin entwässert, der äußerste Südosten wird über den Fluss Pčinja, welcher in den Vardar mündet, zur Ägäis hin entwässert.
Der nördlichste Punkt Serbiens befindet sich in der Gemeinde Subotica in der nordserbischen Provinz Vojvodina (46° 11' N). Der südlichste Punkt Serbiens liegt in der südserbischen Provinz Kosovo (Gemeinde Gora), im Dreiländereck Serbien-Albanien-Mazedonien (genaue Koordinaten: 41°52' N). Der östlichste Punkt liegt am Stara Planina Gebirge in der Gemeinde Dimitrovgrad (genaue Koordinaten: 23°01). Den westlichsten Punkt Serbiens findet man an der Donau bei Bezdan (genaue Koordinaten: 18°51'E). Der niedrigste Punkt Serbiens (17 m ü. NN) befindet sich an der Donau bei Prahovo in Ostserbien.
Die größte Insel Serbiens ist die 60 km² große Flussinsel Ostrvo in der Donau östlich von Belgrad bei Kostolac.
Der größte natürliche See in Serbien ist der Belo jezero in der Vojvodina mit ca. 25 km². Daneben gibt es in Serbien einige größere künstliche Stauseen. Der Größte ist der Djerdapsee (Đerdapsko jezero), Stausee der Donau oberhalb des Eisernen Tores, mit 163 km² auf serbischer Seite (Gesamt: 253 km²). Weitere Stauseen sind der Vlasinasee und der Perućacsee.
Der höchste Wasserfall in Serbien ist der 71 m hohe Jelovarnik im Kopaonik. Die größte und längste, aber nicht tiefste Schlucht Serbiens und in Europa ist das Eiserne Tor an der Donau.
Serbien verfügt über fünf Nationalparks und zehn Naturparks mit einer Gesamtfläche von 7.315,08 km², womit mehr als 8 % Serbiens unter Naturschutz stehen.

Geomorphologische Phänomene



Jüngere Grenzkonflikte

Der genaue Grenzverlauf zwischen Serbien und Kroatien entlang der Donau ist bis heute umstritten. Aufgrund der Tatsache, dass die Donau in den letzten Jahrhunderten ihren Lauf ständig um einige Kilometer änderte, verlief die Grenze nicht immer in der Mitte des Flusses, sondern entlang von Altarmen der Donau. Zudem entstanden Flussinseln, welche zwar ins serbische Territorium hineinragten, aber zu Kroatien gehörten.[3]
Mit dem Vertrag von Erdut, welcher von Serbien und Kroatien 1995 unterzeichnet wurde, kam Ostslawonien vorübergehend für zwei Jahre unter UN-Verwaltung (siehe UNTAES), später zu Kroatien. Im Vertrag wurde der Grenzverlauf als der Mittellauf der Donau definiert. Danach übernahmen serbische Streitkräfte auch die Kontrolle über umstrittene Donauinseln (darunter die Šarengradska Ada und die Vukovarska Ada). Die Gesamtfläche der umstrittenen Gebiete, welche heute unter serbischer Verwaltung stehen, beträgt 115 km².

Klima


Klimadiagramm von Belgrad


Serbien liegt auf einer Halbinsel mit einer großen Landmasse, die im Westen, Süden und Osten von relativ warmen Meeren (Adria, Ägäis und Schwarzes Meer) und im Norden vom restlichen europäischen Festland umgeben wird. Ein weiterer wichtiger Faktor, welcher das Klima Serbiens bestimmt, ist das Relief. Grob gesagt herrscht in Serbien Kontinentalklima im Norden, gemäßigt-kontinentales Klima im Süden, Gebirgsklima in den höheren Gebirgen im Süden des Landes. Die Winter in Serbien sind kurz, kalt und schneereich, die Sommer sind warm. Der kälteste Monat ist der Januar, der wärmste ist der Juli. Die tiefste bisher gemessene Temperatur in Serbien lag bei −38,0°C (26. Januar 1954 in Sjenica), die höchste bei 44,3°C (22. Juli 1939 in Kraljevo). Die Jahresdurchschnittstemperatur in Serbien liegt bei 10°C. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge bei 896 mm.
Die bedeutendsten Winde in Serbien sind:

  • Košava (kalter und trockener Wind in Nordostserbien)
  • Severac (kalt und trocken; Nordwind)
  • Moravac (kalt und trocken; kommt von Norden das Moravatal entlang)
  • Južni vetar (warm und trocken; kommt von Süden die Morava entlang)
  • Jugozapadni vetar (warm und feucht; kommt von der Adria und weht in Westserbien)

Bevölkerung


Bevölkerungsdichte in Serbien nach der Volkszählung 2002



Ethnische Mehrheitsgebiete nach der Volkszählung 2002


Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist in den verschiedenen Landesteilen sehr unterschiedlich.
In Zentralserbien leben zum allergrößten Teil Serben, daneben auch Rumänen (Walachen) im Osten und Nordosten; Bulgaren im Südosten und verstreut Roma. In der Region von Stari Ras lebt auch eine größere Minderheit von Bosniaken, im Preševo-Tal im südlichsten Zipfel des Engeren Serbien eine albanische Minderheit.
Die Vojvodina (Banat, Batschka und Syrmien) ist schon seit Jahrhunderten geprägt durch ein buntes Völkergemisch - vor allem aus Serben (65,05 %), Ungarn (14,28 %), Slowaken (2,79 %), Kroaten (2,78 %), Rumänen (1,50 %), Roma (1,43 %) und früher auch etwa 200.000 bis 350.000 Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Begründung des Landesverrates vertrieben wurden.
In die Vojvodina und das nördliche Engere Serbien kamen in den letzten Jahren etwa 490.000 (Binnen)-Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Kroatien, Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo (etwa 180.000 aus Kroatien, 90.000 aus Bosnien und Herzegowina, 220.000 aus dem Kosovo).
Im umstrittenen Kosovo leben heute mehrheitlich Albaner (88 %). Die größte Minderheit bilden die Serben (7 %). Kleinere Minderheiten bilden die Roma, Goranen, Bosniaken und Türken.
Die Sterberate ist in Serbien gegenwärtig überdurchschnittlich hoch. So lag sie 2005 bei 14,3 Gestorbenen je 1.000 Einwohnern. Zum Vergleich lag die Sterberate in Deutschland 2005 bei 10,1 je 1.000 Einwohnern. Die Geburtenziffer liegt bei 1,78. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt bei Männern 71 und bei Frauen 76 Jahre.

Religionen

Die überwiegende Mehrheit der Einwohner Serbiens sind Christen, davon bekennt sich mit etwa 6,3 Millionen die Mehrheit zur serbisch-orthodoxen Kirche, zudem gibt es noch Katholiken, Protestanten und einige wenige neuapostolische Christen. Daneben leben in Serbien auch Atheisten sowie Anhänger anderer Religionen, wie z.B. Muslime.

Nationalitäten

Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten laut offiziellem Ergebnis der Volkszählung vom April 2002[4] In der von der UNMIK verwalteten Provinz Kosovo fand diese Volkszählung aus politischen Gründen nicht statt. Die hier genannten Zahlen gelten für die Provinz Vojvodina und das Zentralserbien.)


Gesamt Zentralserbien Vojvodina
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent TOTAL 7.498.001 100 5.466.009 100 2.031.992 100 Serben 6.212.838 82.86 4.891.031 89.48 1.321.807 65.05 Montenegriner 69.049 0.92 33.536 0.61 35.513 1.75 Jugoslawen 80.721 1.08 30.840 0.56 49.881 2.45 Albaner 61.647 0.82 59.952 1.10 1.695 0.08 Bosniaken 136.087 1.82 135.670 2.48 417 0.02 Kroaten 70.602 0.94 14.056 0.26 56.546 2.78 Roma und Sinti 108.193 1.44 79.136 1.45 29.057 1.43 Rumänen 34.576 0.46 4.157 0.08 30.419 1.50 Slowaken 59.021 0.79 2.384 0.04 56.637 2.79 Ungarn 293.299 3.91 3.092 0.06 290.207 14.28 Walachen 40.054 0.53 39.953 0.73 101 0,01 Andere 137.214 1,83 66.446 1,22 70.768 3,48 Ohne Angabe 107.732 1.44 52.716 0.97 55.016 2.71 Unbekannt 75.483 1.01 51.709 0.95 23.774 1.17
Sprachen

Die Hauptamtssprache in Serbien ist Serbisch. Serbisch beziehungsweise Serbokroatisch wird fast überall im Land verstanden und gesprochen. In der nordserbischen Provinz Vojvodina sind neben der serbischen Sprache auch die ungarische, die kroatische, die russinische, die slowakische und die rumänische Sprache als Amtssprache anerkannt.
Nach der im November 2006 in Kraft getretenen Verfassung wird die serbische Sprache in Serbien offiziell in kyrillischer Schrift geschrieben, wobei im Alltag und in den Medien auch die lateinische Form vielfältig zur Anwendung kommt.

Größte Städte

Siehe auch: Liste der Städte in Serbien, Liste deutscher Bezeichnungen serbischer Orte
Die größten Städte Serbiens (über 60.000 Einwohner) sind (geschätzte Einwohnerzahlen für die eigentlichen Städte für 2004, gefolgt von der Einwohnerzahl der jeweiligen (Groß-)Gemeinde laut der Volkszählung von 2002 bzw. für die Städte im Kosovo laut Schätzung der OSZE aus dem Jahr 2007):
in Zentralserbien
  1. Belgrad (serbisch Beograd) etwa 1.290.000 (1.576.124)
  2. Niš etwa 237.000 (252.131)
  3. Kragujevac etwa 147.000 (175.802)
  4. Čačak etwa 74.000 (117.072)
  5. Kruševac etwa 65.000 (131.289)
  6. Leskovac etwa 64.000 (156.252)
  7. Smederevo etwa 64.000 (109.809)
  8. Valjevo etwa 62.000 (96.761)
in der Vojvodina
  1. Novi Sad etwa 192.000 (299.294)
  2. Subotica etwa 101.000 (148.401)
  3. Zrenjanin etwa 81.000 (132.051)
  4. Pančevo etwa 77.000 (127.162)
im Kosovo
  1. Priština etwa 200.000 (etwa 500.000)
  2. Prizren etwa 127.000 (etwa 240.000)
  3. Peć etwa 83.000 (etwa 170.000)
  4. Đakovica etwa 79.000
  5. Kosovska Mitrovica etwa 77.000
  6. Gnjilane etwa 71.000

Geschichte


Karađorđe, Anführer des Ersten Serbischen Aufstandes gegen die Osmanen 1804-1813


Hauptartikel: Geschichte Serbiens
Erstmalige urkundliche Erwähnung findet ein Staat Serbien 822 bei Einhard, dem Biographen Karls des Großen. Zu dieser Zeit regierte der Župan Strojimir, der Enkel Višeslavs, über Serbien. Etwa seit 600 ist die Herrschaft von Županen im Gebiet Serbiens bekannt. Sie waren Stammesanführer, die bis ca. 1000 die Regierung Serbiens innehatten. Nachdem Serbien dann von den Ungarn verwüstet wurde, fiel es völlig unter die Herrschaft von Byzanz, die von 950 bis 1050 anhielt. Um 1040 wurde Stefan Vojislav byzantinischer Archont über die als Dioklitien bezeichnete Region und begründete die bis 1131 dauernde Herrschaft der Vojisavljević, die weiterhin unter der Regierung von Byzanz stand. In der Region Raszien übernahmen um 1080 die Urošević und in ihrer Nachfolge ab 1167 die Nemanjiden, ab 1371 die Lazarević die Herrschaft. Von 1427 bis 1459 war Raszien von den Branković beherrscht.
1459 wurde Serbien von den Osmanen erobert und bis 1804 Teil des osmanischen Reiches.

Unabhängigkeit und das Fürstentum Serbien

Hauptartikel: Fürstentum Serbien
Trotz zahlreicher Versuche wieder unabhängig zu werden, wurde Serbien erst 1804 im ersten serbischen Aufstand teilweise befreit. 1813 wurde Serbien aber wieder von den Osmanen erobert. Erst im zweiten serbischen Aufstand 1815-1817 wurde Serbien teilweise ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit. 1867 zwang Fürst Mihailo Obrenović die letzten osmanischen Regimenter mit ihrem Hab und Gut das Fürstentum zu verlassen, und Belgrad wurde feierlich zur freien serbischen Hauptstadt geweiht. 1878 wurde im Berliner Kongress die volle Souveränität Serbiens von den Großmächten offiziell anerkannt. 1882 wurde das Fürstentum Serbien zum Königreich erklärt.

Das Königreich Serbien und die Balkankriege 1912 und 1913

Hauptartikel: Königreich Serbien

Serbien nach den beiden Balkankriegen 1913


Am 9. Oktober 1912 erklärte Montenegro der Pforte den Krieg. Die verbündeten Serben, Bulgaren und Griechen traten am 18. Oktober dem Krieg gegen das Osmanische Reich bei. Dieses verlor durch den Londoner Vertrag 1913 fast alle seine europäischen Besitzungen. Bulgarien auf der einen und Serbien und Griechenland auf der anderen Seite gerieten jedoch in heftigen Streit um die Aufteilung des von ihnen eroberten Makedonien. Daraufhin unternahm am 29. Juni Bulgarien einen Angriff auf Serbien. So kam es zum Zweiten Balkankrieg, in dem Serbien gemeinsam mit Griechenland, Rumänien und dem Osmanischen Reich, Bulgarien in einer Gegenoffensive besiegte. Konfrontiert mit dieser Übermacht blieb Bulgarien nur die Kapitulation. Es musste im Frieden von Bukarest vom August 1913 seine im Ersten Balkankrieg gewonnenen Territorien teilweise wieder abtreten.
Infolge der Balkankriege wurde der nordwestliche Teil Makedoniens serbisch, der südliche Teil Makedoniens und der südwestliche Teil Thrakiens wieder griechisch.

Der Erste Weltkrieg

Siehe auch: Geschichte Serbiens - Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg stand Serbien von Anfang an auf Seiten der Entente cordiale, seine Kriegsziele sahen eine Zerschlagung Österreich-Ungarns und die Vereinigung aller südslawischen Völker in einem gemeinsamen Staat vor. Auslöser des Krieges war das durch den großserbische Ideologien vertretenden und auch in der serbischen Regierung sehr einflussreichen Geheimbund „Schwarze Hand“ angezettelte Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este. Serbien sah sich daraufhin mit einem unannehmbaren Ultimatum Österreichs konfrontiert, was eine Kettenreaktion auslöste, die den Kriegsausbruch in ganz Europa zur Folge hatte.
Die ersten Offensiven der Österreicher 1914 konnte die serbische Armee noch abwehren, erlitt aber empfindliche Verluste. Ein schwerer Schlag war der Ausbruch einer Seuche im Winter 1914/15, Zehntausende Soldaten starben aufgrund der Kämpfe und der schlechten Versorgungslage. Im Juli 1915 besetzte Serbien das benachbarte Albanien. Im Zuge einer koordinierten Offensive der Mittelmächte gegen das Land im Oktober 1915 zur Bereinigung der Balkanfront griffen jedoch österreichische, bulgarische und deutsche Truppen Serbien von drei Seiten an. Die serbische Armee entging zwar der völligen Vernichtung, musste sich aber zum Meer zurückziehen und erlitt dabei Verluste von weit über 90 Prozent der ursprünglichen Stärke. Währenddessen führten die Mittelmächte im besetzten Land ein strenges Besatzungsregime, dem die Serben mit Partisanenaktionen hartnäckig Widerstand leisteten. Mit der Niederlage der Mittelmächte 1918 konnte sich auch Serbien trotz hoher Verluste als Siegermacht betrachten.

Zwischenkriegszeit

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unter der Führung des serbischen Königs Alexander I. Karađorđević gegründet, das sich 1929 in Jugoslawien (Südslawien) umbenannte. Es bestand aus Serbien, dem bis dahin unabhängigen Montenegro sowie den meisten von Südslawen besiedelten Ländern Österreich-Ungarns, wie Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Kroatien, Slawonien und Slowenien. Innere Konflikte in der jugoslawischen Monarchie führten zu einem Erstarken nationaler Bewegungen. In Folge fielen der serbische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou gemeinsam in Marseille am 9. Oktober 1934 einem Attentat kroatischer faschistischer Ustascha und mazedonischer VMRO-Anhänger zum Opfer. In der Folgezeit entwickelte sich ein autoritäres Regime, das Historiker heute als Königsdiktatur bezeichnen und das sich weitgehend auf den serbischen Teil der Bevölkerung stützte.

Der Zweite Weltkrieg

Hauptartikel: Serbien im Zweiten Weltkrieg

Serbien und Banat im Jahre 1941-1944


Im Zweiten Weltkrieg blieb Jugoslawien zunächst neutral und weigerte sich, dem Dreimächtepakt beizutreten. Das Abkommen wurde erst nach offenen Kriegsdrohungen am 25. März 1941 von der Regierung Cvetković-Maček und Prinz Paul (Pavle), der ein Vetter von Aleksandar I. Karađorđević war, unterzeichnet. In Folge kam es in Serbien zu großen Demonstrationen, die schließlich am 27. März 1941 in einem pro-britischen Staatsstreich in Belgrad gipfelten, durchgeführt von General Dušan Simović und unterstützt von Petar II. Karađorđević, bei dem die Regierung Paul-Cvetković-Maček gestürzt wurde. Prinz Paul musste nach Griechenland fliehen. Kurz darauf, am 6. April 1941, ließ Hitler Belgrad bombardieren, was innerhalb weniger Tage rund 20.000 zivile Opfer forderte. Die Deutschen führten einen Blitzfeldzug gegen das Land und besetzten es innerhalb weniger Tage. Das Land wurde dem Unabhängigen Staat Kroatien Syrmien und Bosnien-Herzegowina angegliedert. Montenegro, der Sandschak und der Kosovo wurden von italienischen Truppen Benito Mussolinis besetzt. Die Batschka wurde Ungarn unter Miklós Horthy zugeschlagen, während der Banat und das restliche „Rumpfserbien“ unter deutsche Besatzung fielen. Süd- und Zentralserbien wurden im Laufe des Krieges schließlich zur bulgarischen Okkupationszone, ebenso Mazedonien. Serbien wurde dem „Befehlshaber Serbien“, u. a. Ludwig von Schröder, unterstellt, dessen vorgesetzte Dienststelle der Wehrmachtbefehlshaber Südost in der Person des österreichischen Generals Alexander Löhr war. Schließlich wurde eine Marionettenregierung unter General Milan Nedić eingesetzt, der als zivile Verwaltung nur geringe Kompetenzen eingeräumt wurden. Im Anschluss an die deutsche Besatzung kam es in Serbien Anfang Juli 1941 zu einem Volksaufstand, der sich später auf Montenegro, Bosnien und Kroatien ausweitete.
Der antifaschistische Widerstand in Serbien war zunächst in zwei Lager geteilt: die kommunistische Bewegung unter Josip Broz („Tito“) und die westlich-monarchistischen Tschetniks. Die Jugoslawischen Partisanen warfen den Tschetniks vor, unter Premier Nedić kritiklos den Serbenmord durch deutsche und kroatische Okkupatoren hinzunehmen und sogar offen mit den Besatzern zu kollaborieren. Die Tschetniks, die teilweise von Mussolinis faschistischem Italien, aber auch von britischen und US-amerikanischen Militärs unterstützt wurden, und die den Ustaschas in Bosnien und Kroatien erfolgreich Widerstand leisteten, warfen den Partisanen im Gegenzug vor, die rücksichtslosen Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzer in Serbien zu schüren und einen bolschewistisch-revolutionären Kampf auf Kosten unschuldiger serbischer Zivilisten auszutragen. Es galt die Regel, dass der Tod eines Wehrmacht-Soldaten mit der Erschießung von 100 serbischen Zivilisten vergolten wurde, wobei diese Quote häufig übererfüllt wurde. Einige Tschetnik-Führer, wie Kosta Pećanac und Dimitrije Ljotić, dienten den Besatzern als willige Helfer und beteiligten sich an militärischen Aktionen der Wehrmacht gegen die kommunistischen Partisanen.

Serbien im Nachkriegs-Jugoslawien

Aus dem Zweiten Weltkrieg gingen die Partisanen Titos als Sieger hervor. Serbien wurde eine von sechs Teilrepubliken der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ). Serbien erhielt Ost-Syrmien, aber Mazedonien wurde wie Montenegro eine eigenständige Teilrepublik. Im Jahr 1974 erfolgte auf Beschluss der kommunistischen Partei unter Tito und Edvard Kardelj eine Teilung Serbiens in drei Teile, aus der zwei autonome Provinzen, die Vojvodina und der Kosovo, hervorgegangen sind.

Der Zerfall Jugoslawiens 1991

Hauptartikel: Zerfall Jugoslawiens
Nach Titos Tod 1980 wandten sich Politiker aller Teilrepubliken, insbesondere Serbiens und Kroatiens, mehr und mehr nationalistischen Programmen zu. In Serbien agitierte die sozialistische Partei um Slobodan Milošević gegen die Autonomie des Kosovos. Politiker aus Kroatien und Slowenien, allen voran Franjo Tuđman und Milan Kučan, drängten ihrerseits auf die Souveränität ihrer Teilrepubliken.
Ab 1991 begann Jugoslawien zu zerfallen, alle Teilrepubliken bis auf Serbien und Montenegro erklärten nach und nach die Unabhängigkeit. Daraufhin gründeten Serbien und Montenegro am 27. April 1992 die Bundesrepublik Jugoslawien, welche von der UNO jedoch nicht als alleiniger Rechtsnachfolger der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien anerkannt wurde. Mit der Loslösung Sloweniens, Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas brachen die Jugoslawienkriege aus. Erst intervenierte die Jugoslawische Volksarmee, die von Belgrad aus kommandiert wurde. Sie musste jedoch nach der internationalen Anerkennung Sloweniens, Kroatiens und Bosniens diese, nicht mehr jugoslawischen, Territorien verlassen. Serbien unterstützte militärisch und finanziell die serbischen Paramilitärs in den Kriegsgebieten Kroatiens und Bosniens, unterbrach diese Unterstützung jedoch, nachdem die UNO Sanktionen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien einführte.
Die Sanktionen wurden aufgrund von bekanntgewordenen ethnischen Säuberungen gegenüber Kroaten im Krajina-Gebiet verhängt. Mit Unterstützung Serbiens gelang es den kroatischen und bosnischen Serben, große Gebietsgewinne zu erringen. Die meisten dieser Gebiete gingen jedoch bis 1995 wieder verloren. Im Zuge der kroatischen Militäroperation Oluja wurden etwa 200.000 Serben, darunter auch die geschlagene paramilitärische Armee der Republik Serbische Krajina, aus Kroatien vertrieben. Viele Flüchtlinge kamen nach Serbien oder zogen in Drittländer und sind teilweise bis heute dort geblieben.

Der Krieg im Kosovo

Hauptartikel: Kosovokrieg
Nach der Beendigung der Kämpfe in Kroatien und Bosnien-Herzegowina 1995 konzentrierte sich die politische und militärische Führung um Slobodan Milošević auf die Unruhen im Kosovo. Die albanische Volksgruppe, die im Kosovo die Mehrheit der Bevölkerung stellt und die Unabhängigkeit von Serbien bzw. den Anschluss an Albanien fordert, fühlte sich unterdrückt. Der Jahresbericht 1996 von amnesty international berichtet von zahlreichen politisch und ethnisch motivierten Verhaftungen, Misshandlungen und Foltervorfällen bei Wohnungsdurchsuchungen. Außerdem kam es zu ungeklärten Todesfällen Kosovo-albanischer Häftlinge in serbischen Gefängnissen.
Im Jahr 1996 begann die UÇK mit Terroraktionen und Angriffen auf das serbische Militär und die Zivilbevölkerung. Nach den serbischen Präsidentschaftswahlen 1997, die von den Kosovo-Albanern fast geschlossen boykottiert wurden, eskalierte die Situation, und im Verlauf des Jahres 1998 kam es zu mehreren serbischen Großoffensiven im Kosovo, die mit schweren Menschenrechtsverletzungen beider Bürgerkriegsparteien einhergingen.
Die NATO griff in den Konflikt ein und zwang die beiden Parteien zu Verhandlungen. Der im französischen Rambouillet ausgearbeitete Vertrag beinhaltete jedoch einen Anhang, welcher für Belgrad unannehmbar war. Die Nichtunterzeichnung des Vertrages durch Jugoslawien wurde von der NATO als Begründung für die am 24. März 1999 begonnene Bombardierung Jugoslawiens genutzt. Der Angriff erfolgte ohne UNO-Mandat und war nach Ansicht eines Teils von Völkerrechtlern deswegen völkerrechtswidrig, hingegen nach Ansicht anderer Experten durch das Nothilferecht legitimiert. 78 Tage lang bombardierten Luftstreitkräfte der NATO-Mitgliedsstaaten zivile und militärische Ziele in ganz Jugoslawien.
Die Situation der Kosovo-Albaner verschärfte sich indes, weil die serbischen Streitkräfte sich nicht, wie erwartet, sofort aus dem Gebiet zurückzogen. Unter dem Druck der Bombardierungen, welche immer mehr zivile Ziele trafen, unterzeichnete die jugoslawische Regierung am 10. Juni 1999 die UN-Resolution 1244 und das Abkommen von Kumanovo.
Beide Verträge sichern die territoriale Integrität Jugoslawiens über die Provinz Kosovo. Ebenso wurde der vorläufige Rückzug der jugoslawischen Streitkräfte aus dem Kosovo vereinbart und die Verwaltung der Provinz wurde vorübergehend auf die UNO (UNMIK) übertragen. Die militärische Kontrolle über die Provinz wurde der NATO zugeteilt. Mit dem Rückzug der jugoslawischen Armee und Polizei, verließen etwa 250.000 Serben die Provinz. Ein Großteil der im Kosovo verbliebenen Serben wurde von den Albanern gewaltsam vertrieben, Hunderte wurden ermordet oder gelten als vermisst. Die Übergriffe der Albaner richteten sich auch gegen andere Minderheiten im Kosovo, überwiegend gegen die Roma.

Die Ära nach Milošević

Bei den Präsidentschaftswahlen am 24. September 2000 wurde Vojislav Koštunica zum serbischen Präsidenten gewählt, was das Ende der Ära Milošević einleitete. Milošević hatte sich zunächst zum Wahlsieger erklärt, musste aber nach mehrtägigen Streiks, Demonstrationen der Demokratischen Opposition Serbiens und der Besetzung des Parlaments, schließlich nachgeben. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2000 errang die DOS einen überwältigenden Sieg. Im Januar 2001 wurde Zoran Đinđić zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Dies führte u.a. dazu, dass Slobodan Milošević am 29. Juni 2001 an den Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag ausgeliefert wurde. Am 12. März 2003 wurde Đinđić auf offener Straße von Attentätern aus den Reihen der ehemaligen Roten Barette ermordet.
Mit der Annahme einer neuen Verfassung im Jahre 2003 wurde die 1992 gegründete Bundesrepublik Jugoslawien in einen losen Staatenbund umgewandelt und änderte ihren Namen in Serbien und Montenegro um.
Mitte März 2004 verübten ethnische Albaner schwere Pogrome gegen die im Kosovo lebende serbische Minderheit. Dabei wurden über 4.000 Menschen vertrieben, 19 getötet, 1.000 Häuser in Brand gesteckt, 27 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört.
Am 30. März 2004 wurde ein kontroverses Gesetz erlassen, durch welches die Republik Serbien verpflichtet ist, Angeklagten vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag alle Spesen zu ersetzen. Allerdings wurde drei Tage darauf ein Erlass veröffentlicht, wonach sich dieses Gesetz nicht auf die Familie von Slobodan Milošević erstreckt.
Am 27. Juni 2004 wurde ein neuer Präsident gewählt, nachdem mehrere vorangegangene Versuche wegen zu geringer Wahlbeteiligung gescheitert waren. Die Beteiligung musste über 50% betragen; diese Quote wurde jedoch nie erreicht. Nach Abschaffung der 50%-Hürde gewann der liberale und Europa zugewandte Reformer Boris Tadić von der DS gegen Tomislav Nikolić von der nationalistischen Radikalen Partei mit 53,24 % der Stimmen die Präsidentschaftswahl.
Am 17. August 2004 hat die serbische Nationalversammlung einstimmig das frühere königliche Wappen und die Hymne Bože Pravde des 19. Jahrhunderts als zu verwendende nationale Symbole vorgeschlagen, jedoch nur provisorisch, bis eine endgültige Lösung bestimmt wird. Die Hymne und das Wappen aus Zeiten der serbischen Monarchie sollen die letzten kommunistischen Symbole ersetzen. Das Wappen zeigt einen doppelköpfigen silbernen Adler, ein silbernes Kreuz und eine Krone.
 
Zuletzt bearbeitet:
Serbien als selbstständiger Staat

Serbien war einer der letzten aus Jugoslawien hervorgegangenen Staaten. Nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) bildeten Serbien und Montenegro ab 1992 zunächst die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese wurde durch Parlamentsbeschluss des damaligen Bundesparlaments am 4. Februar 2003 aufgelöst und durch den Staatenbund Serbien und Montenegro (Srbija i Crna Gora) abgelöst.
Am 5. Juni 2006 erklärte das serbische Parlament in Belgrad die formale Unabhängigkeit des Landes, nachdem Montenegro diesen Schritt nach der Volksabstimmung am 21. Mai 2006, die zugunsten der Unabhängigkeit ausfiel, bereits am 3. Juni 2006 mit der Unabhängigkeitserklärung des montenegrinischen Parlaments in Podgorica vollzogen hatte. Am 8. Juni 2006 wurde die Flagge Serbiens als Nachfolger des Staatenbundes bei den Vereinten Nationen aufgezogen.
Am 30. September 2006 verabschiedete das Parlament in Belgrad einstimmig und nach sechsjähriger Auseinandersetzung eine Verfassungsnovelle für Serbien. Bei einer Volksabstimmung am 28. und 29. Oktober 2006, wurde die neue Verfassung von 53,04 Prozent der Wahlberechtigten (bei einer Wahlbeteiligung von 54,91 Prozent) angenommen.[5] Am 10. November wurde die neue Verfassung durch das Parlament angenommen.
Am 21. Januar 2007 wurden Neuwahlen des Parlaments durchgeführt. Erst am 11. Mai einigten sich Serbiens Demokraten auf die Regierungbildung mit Vojislav Koštunica als Ministerpräsidenten.
Die am 8. November 2005 begonnenen Stabilisierungs- und Assoziationsgespräche zwischen der EU und dem damals noch bestehenden Staatenbund Serbien und Montenegro, wurden zunächst im Frühjahr 2006 von Seiten der EU unterbrochen, da nach deren Ansicht die Regierung in Belgrad nicht genügend Aktivitäten zur Ergreifung der als Kriegsverbrecher gesuchten Radovan Karadžić und Ratko Mladić unternahm. Nach einer verbesserten Kooperation Serbiens mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wurden die Gespräche fortgeführt und mündeten am 7. November 2007 in der Paraphierung eines Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens. Unterzeichnet werden soll das Abkommen aber erst nach der Überstellung von Karadžić und Mladić an das ICTY.[6]
Am 17. Februar 2008 rief das kosovarische Parlament, die Unabhängigkeit der Provinz aus, was von der serbischen Regierung und vom serbischen Parlament nicht akzeptiert wird und völkerrechtlich umstritten ist. Nach der Unabhängigkeitserklärung kam es in verschiedenen Städten zu Unruhen, bei denen besonders Botschaften der unabhängigkeitsbefürwortenden Staaten angegriffen wurden. Dabei kam ein 22-jähriger Student in der US-amerikanischen Botschaft, in die er mit weiteren Jugendlichen eingedrungen war, ums Leben. Zugleich erklärten die Serben im Norden des Kosovo, parallele Polizei- und Verwaltungsstrukturen aufgebaut zu haben. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Kosovo am 20. Februar 2008 anerkannt[7].

Politik


Politische Gliederung Serbiens



Serbisches Parlament



System

Serbien ist eine Parlamentarische Demokratie mit einem Einkammerparlament. In der Vojvodina gibt es ein Regionalparlament. Weiterhin gibt es eigenständige Bezirksregierungen der serbischen Bezirke.

Parteien

Die wichtigsten Parteien in Serbien sind die Serbische Radikale Partei (SRS, ultranationalistisch), Demokratische Partei Serbiens (DSS, Zentrum), G17 Plus (liberal), Demokratische Partei (DS, liberal), Sozialistische Partei Serbiens (SPS, postkommunistisch-nationalchauvinistisch), Serbische Erneuerungsbewegung (SPO, parlamentarisch-monarchistisch), Neues Serbien (NS, Zentrum). Bei den Wahlen am 21. Januar 2007 kandidierten insgesamt 20 Listen, manche davon aus mehreren Parteien bestehend.

Regierungen ab 2003

Siehe auch: Beitrittsverhandlungen Serbiens mit der EU
Im Herbst 2003 brach die bisherige Regierungskoalition unter dem Namen DOS (Demokratische Opposition Serbiens) auseinander, so dass es am 28. Dezember 2003 zu Neuwahlen kam. Mit knapp 28% der Stimmen beziehungsweise etwa 35% der Parlamentssitze wurde die SRS, geleitet von Vojislav Šešelj, gegen den in Den Haag seit 24. Februar 2003 ein Gerichtsverfahren läuft, stärkste Partei, blieb jedoch in der Opposition.
Nach etwa zweimonatigen Verhandlungen bildete der demokratische Block eine Minderheitsregierung bestehend aus DSS, G17 Plus, SPO-NS (unter Ausnahme der DS). Zunächst war diese Regierung partiell auf parlamentarische Unterstützung durch Miloševićs SPS angewiesen, was auch als Destabilisierungsfaktor gesehen wurde. Stabilisieren konnte sich die Regierungskoalition Ende September 2005, als die muslimische Sandžak-Partei dem Kabinett beitrat. Am 1. Oktober 2006 teilte die Partei G17 Plus mit, dass sie die Regierungskoalition verlässt, da die Regierung nicht in der Lage sei, den gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladić zu verhaften. Dadurch wurden vorgezogene Parlamentswahlen nötig.
Aus den vorgezogenen Parlamentswahlen im Januar 2007 ging das demokratische Lager als Sieger hervor. Die für eine engere Bindung an die Europäische Union eintretenden Parteien erzielten zusammen mehr als 150 der insgesamt 250 Sitze. Stärkste Partei wurde, wie schon 2003, die Serbische Radikale Partei mit einem leicht gestiegenen Stimmenanteil. Sie bekam 28,7 % der Stimmen, was 81 Parlamentssitzen entspricht. Im Mai 2007 verständigten sich die demokratischen und pro-westlichen Parteien DS, DSS und G17 auf eine Koalitionsregierung unter Ausschluss der Nationalisten, nachdem kurz zuvor der amtierende Vorsitzende der SRS Tomislav Nikolić, auch mit den Stimmen der DSS, zum Parlamentspräsidenten gewählt wurde. Dieser trat am 13. Mai als Parlamentspräsident zurück. Daraufhin wurde Oliver Dulić (DS) zum Parlamentspräsidenten und Vojislav Koštunica (DSS) zum Ministerpräsidenten gewählt.
Nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar 2008 traten innerhalb der Regierung tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Weg zur Annäherung an die Europäische Union zutage. Während die DSS zusammen mit den Oppositionsparteinen SRS und SPS einen Parlamentsbeschluss fasste, der faktisch den Abbruch der Beziehungen zur EU und denjenigen EU-Staaten, die den Kosovo anerkannt haben, forderte, bestanden die übrigen Regierungsparteien auf weiteren Verhandlungen über den Abschluss des bereits in wesentlichen Punkten vereinbarten Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens (SAA) mit der EU. Angesichts dieser Situation kündigte Ministerpräsident Koštunica am 8. März 2008 seinen Rücktritt an und schlug für den 11. Mai 2008 vorgezogene Neuwahlen vor.[8] Zur Unterstützung der proeuropäischen Kräfte kam es im Vorfeld dieser Wahlen am 29. April 2008 im Beisein von Präsident Boris Tadić in Luxemburg zur Unterzeichnung des SAA, das allerdings erst im Kraft tritt, wenn Serbien vollständig mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien kooperiert.
Da bei den Parlamentswahlen vom 11. Mai 2008 keines der beiden Lager eine eindeutige Mehrheit erzielen konnte, gab es langwierige Koalitionsverhandlungen. Schließlich einigten sich Ende Juni das von Präsident Boris Tadić angeführte Bündnis Für ein europäisches Serbien mit der früher von Slobodan Milošević geführten SPS und einigen Vertretern von Minderheiten auf die Bildung einer Koalitionsregierung. Erste Amtshandlung des Parlaments war die Wahl von Slavica Đukic-Dejanović (SPS) zur Parlamentspräsidentin.[9] Am 7. Juli 2008 wurde die neue Regierung Serbiens im Parlament gewählt. 127 Parlamentarier stimmten für die neue Regierung, 27 dagegen. Anwesend waren nur 164 der 250 Abgeordneten. Premier ist der bis dato amtierende Finanzminister Mirko Cvetković.[10] Die vereinbarte Regierungskoalition besteht aus der Wahlallianz Für ein europäisches Serbien (Demokratische Partei, G17 Plus, Serbische Erneuerungsbewegung, Liga der Sozialdemokraten der Vojvodina, Demokratischer Bund der Kroaten der Vojvodina und Demokratische Partei des Sandžak), der Wahlallianz aus Sozialistischer Partei Serbiens, Partei der Pensionäre Serbiens und der Partei Einheitliches Serbien, sowie der Bosniakischen Liste für einen europäischen Sandschak und der Magyarischen Koalition.[11]

Militär

Hauptartikel: Streitkräfte Serbiens
Die Streitkräfte Serbiens zählen etwa 27.000 Mann, wovon 6.500 auf die Luftwaffe entfallen. Die Wehrpflicht gilt für alle Männer zwischen 18 und 35 Jahren und dauert neun Monate. Frauen können seit 1983 freiwillig Wehrdienst leisten.
Seit 2003 ist in Serbien auch der Zivildienst möglich, dieser dauert jedoch 13 Monate. Nach der Auflösung des Staatenbundes zwischen Serbien und Montenegro erhielt Montenegro wieder seine eigene Armee (der Korps von Podgorica der gemeinsamen Armee wurde im Mai 2006 zur montenegrinischen Armee umfunktioniert). Die gemeinsame Marine wurde aufgelöst.

Politische Gliederung


Politische Gliederung Serbiens



██ Staaten, die die Unabhängigkeit des Kosovo explizit nicht anerkennen
██ Staaten, die der Unabhängigkeit des Kosovo reserviert gegenüber stehen
██ Staaten, die Kosovo als unabhängigen Staat anerkennen



Mit der Verfassung von 2006 bekamen die autonomen Regionen Serbiens Vojvodina und Kosovo und Metochien (Косово и Метохија / Kosovo i Metohija, als Kurzform Kosmet), die von 1974 bis 1989 eine politische Selbständigkeit innerhalb Serbiens und Jugoslawiens besaßen, ihre Autonomie als Provinzen Serbiens zurück. Der restliche Teil Serbiens (mehr als die Hälfte des Landes), der nicht zu diesen beiden Provinzen gehört, bildet keine eigene politische Einheit, weshalb es auch keine offizielle Bezeichnung für ihn gibt. Informell sind die Bezeichnungen Engeres Serbien (serbisch: Uža Srbija) und Zentralserbien gebräuchlich.
Unter Slobodan Milošević war der Autonomiestatus der beiden Provinzen Serbiens aufgehoben und die alte Verfassung von 1945 bis 1974 erneuert worden. Weiterhin wurde ihr Stimmenanteil innerhalb des Staates Jugoslawien auf die Republik Serbien übertragen, was Serbiens Einfluss in politischen und finanziellen Entscheidungen auf Staatsebene stärken sollte.
Nach der Wende im Oktober 2000 beschloss 2002 das serbische Parlament das so genannte Omnibus-Gesetz, das unter anderem auch regelt, dass das Regionalparlament der Vojvodina von den Bürgern der Provinz direkt gewählt wird.[12]
Kosovo steht seit Juni 1999 unter UN-Verwaltung (UNMIK), so dass die Bestimmungen dort nicht in Kraft treten konnten. Der völkerrechtliche Status ist nach der Unabhängigkeitserklärung vom 17. Februar 2008 zwischen Serbien und den Staaten, die die Provinz bereits anerkannt haben, umstritten.
Zu administrativen Zwecken ist Serbien in 30 Bezirke (serb.: Okrug; pl.: Okruzi) gegliedert (einschließlich der Stadt Belgrad). 18 Bezirke liegen im Engeren Serbien, sieben in der Vojvodina und fünf im Kosovo (näheres siehe: Bezirke Serbiens). Die örtlichen Selbstverwaltungseinheiten in Serbien sind die opštine (Sg. opština, wörtlich Gemeinde, der Größe nach oft eher Landkreise). Von diesen gibt es 108 im Engeren Serbien, 54 in der Vojvodina und 30 im Kosovo.

Bezirke


Bezirke im Engeren Serbien



Bezirke in der Vojvodina



Bezirke im Kosovo


in Zentralserbien:
  • Bezirk Belgrad (Beograd) (Београдски округ)
  • Bor (Борски округ)
  • Braničevo (Браничевски округ)
  • Jablanica (Јабланички округ)
  • Kolubara (Колубарски округ)
  • Mačva (Мачвански округ)
  • Moravica (Моравички округ)
  • Nišava (Нишавски округ)
  • Pčinja (Пчињски округ)
  • Pirot (Пиротски округ)
  • Podunavlje (Подунавски округ)
  • Pomoravlje (Поморавски округ)
  • Raška (Рашки округ)
  • Rasina (Расински округ)
  • Šumadija (Шумадијски округ)
  • Toplica (Топлички округ)
  • Zaječar (Зајечарски округ)
  • Zlatibor (Златиборски округ)
in der Vojvodina:
im Kosovo[13]:

Kultur


Das serbische Nationaltheater in Belgrad


Bereits in der Frühzeit war das Gebiet des heutigen Serbien besiedelt. Hierbei spielte insbesondere die Vinča-Kultur, die eines der ältesten bekannten Schriftsysteme hervorbrachte. Am archäologischen Fundort Lepenski Vir an der Donau wird die bislang älteste bekannte sesshafte Population von Ackerbauern und Viehzüchtern in Europa vermutet.
In der Vergangenheit war Serbien öfters Grenzland wichtiger Imperien. So verlief einst die Grenze zwischen Westrom und Ostrom an der Donau entlang durch Serbien; ebenfalls verlief dort die Grenze zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. Dies hat seine Spuren hinterlassen. Der Norden Serbiens ist mitteleuropäischer als der Süden des Landes geprägt.
Den größten Einfluss auf die serbische Kultur hatte das Byzantinische Reich. Das lässt sich in der Religion der Serben wiedererkennen, der größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zur orthodoxen Kirche. Einen besonderen Stellenwert in der serbischen Kultur haben daher auch die vielen Klöster Serbiens, von denen ein großer Teil bereits im Mittelalter erbaut wurde.

Feiertage

Datum Bezeichnung Serbischer Name Anmerkung 1. Januar & 2. Januar Neujahr (Kalendarska) Nova Godina Neujahr nach dem Gregorianischen Kalender 7. Januar Weihnachten Božić Orthodoxes Weihnachten; 25. Dezember nach dem Julianischen Kalender 13. Januar & 14. Januar Serbisches Neujahr Srpska Nova Godina Neujahr nach dem Julianischen Kalender 15. Februar Nationalfeiertag Dan državnosti Srbije 1835: erste Verfassung Serbiens Beweglicher Feiertag Ostern Uskrs (kirchlich: Vaskrs)
1. Mai Tag der Arbeit Praznik rada 9. Mai Tag des Sieges Dan pobede Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 28. Juni Vidovdan Dan Srba palih za Otadžbinu Tag der für das Vaterland gefallenen Serben
Kunst

Neben Paris und München war Belgrad in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eines der europäischen Zentren des Impressionismus. Großen Wert haben die zahlreichen Fresken in serbischen Klöstern und Kirchen, von denen der „Weiße Engel“ im Kloster Mileševa das bedeutendste ist.

Musik


Die Gusle


In Serbien gibt es eine lange Folklore-Tradition, die besonders im Balkan Brass deutliche Einflüsse der jahrhundertelangen Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich zeigt. Diese Einflüsse sind auch im Turbo Folk hörbar, der in Serbien und anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien die Populärmusik mitbestimmt.
In traditionalistischer serbischer Musik findet v. a. das Akkordeon Verwendung. Für die traditionelle Musik werden hauptsächlich Nationalinstrumente wie z. B. die Gusle verwendet. Das „Kolo“ (Reigen) ist ein Gruppentanz, der von Region zu Region unterschiedlich aufgeführt wird. Das bekannteste serbische Kolo ist das „Užičko kolo“ (Užicer Kolo).
Außerdem besteht in Serbien eine reichhaltige „Independent“-Musikszene, die an die Jugendszenen im ehemaligen Jugoslawien anknüpfen kann, die zur Zeit des Miliošević-Regimes zurückgedrängt worden waren.[14] Darunter befinden sich Electronica-Acts wie Darkwood Dub oder Indierock-Combos wie die Partibrejkers.
Die größten jährlich stattfindenden Musikfestivals in Serbien sind das Trompeten-Festival „Dragačevski sabor trubača“ in Guča und das Pop-Festival „EXIT“ in Novi Sad.
2007 belegte Serbien den 1. Platz beim Eurovision Song Contest mit dem Lied Molitva von Marija Šerifović. Erfolgreich war Serbien und Montenegro auch im Jahr 2004 durch das Erreichen des zweiten Platzes in diesem Wettbewerb mit dem Lied Lane Moje von Željko Joksimović.
Bekannte serbische Sänger sind Đorđe Balašević, Lepa Brena, Željko Joksimović, Mile Kitić, Aca Lukas und Ceca.

Literatur

Eine alte Tradition ist die serbische epische Dichtung, deren wichtigste Werke zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert entstanden.

Film

Die serbische Filmkunst ist eine der führenden in Osteuropa. Serbische Schauspieler, Regisseure und Produzenten erhielten Preise auf den bedeutendsten internationalen Filmfestivals. Der bekannteste serbische Regisseur ist Emir Kusturica.

Medien

In Serbien gibt es 18 Tageszeitungen, von denen Politika, Blic und Večernje novosti die höchsten Auflagen erreichen. Unter den wöchentlich erscheinenden politischen Magazinen sind NIN und Vreme die bedeutendsten. Die tägliche Zeitungsauflage liegt bei 106 Zeitungen pro 1.000 Einwohner. Des Weiteren gibt es den staatlichen Fernsehsender RTS mit zwei Kanälen, der sich im Übergang in ein öffentlich-rechtliches System befindet, sowie mehrere private Fernsehkanäle, von denen RTV Pink die höchste Einschaltquote im Land erreicht.[15] Neben drei staatlichen gibt es eine Vielzahl privater Hörfunksender. Hier wurde in den 1990er Jahren insbesondere der Sender B92 international bekannt, als dieser aktiv die serbische Opposition gegen die Milošević-Regierung unterstützte.

Bildung

Im Jahre 2001 wurde in Serbien eine grundlegende Reform des Bildungssystems begonnen, durch die unter anderem die Dauer der Grundschule von acht auf neun Jahre verlängert wurde, die Lehrpläne komplett überarbeitet und modernisiert sowie die Anforderungen an die Lehrkräfte neu definiert wurden. Die ersten Schüler wurden mit Beginn des Schuljahres 2003 nach den neuen Regeln unterrichtet. Die Umstellung auf das neue Schulsystem soll bis zum Schuljahr 2007/2008 abgeschlossen sein.
Nach dem seit 2003 geltenden Schulgesetz beginnt die Schulpflicht in Serbien mit dem 7. Lebensjahr, mit dem die neunjährige Grundschule beginnt, die sich in jeweils dreijährige Phasen mit einem unterschiedlichen Anteil von Pflicht- und Wahlfächern gliedert. Danach haben die Schüler die Möglichkeit, entweder für weitere vier Jahre das Gymnasium oder eine fachbezogene Mittelschule, die je nach Fach zwei bis vier Jahre dauert, zu besuchen, oder aber mit einer zwei- bis dreijährigen Berufsausbildung zu beginnen. Sowohl der Abschluss des Gymnasiums wie auch der Mittelschulen führen zur Hochschulreife.

Kyrillische Schrift


In Serbien gibt es insgesamt sechs Universitäten:

Der Alphabetisierungsgrad liegt in Serbien bei 93 %. Etwa 7 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Dies hat verschiedene Ursachen. Einerseits hängt es vom sozialen Status und vom Alter (mehr als die Hälfte der Analphabeten ist über 60) ab. Andererseits liegt die Analphabetenrate in bestimmten Regionen (v.a. im Süden und in den entlegenen Dörfern gibt es die meisten Analphabeten) unterschiedlich hoch. Eine wichtige Rolle spielen auch die verschiedenen Ethnien und Religionen. So liegt die Analphabetenrate bei den Slowaken in Serbien (1,4 %) und den Christen (Protestanten) am niedrigsten, dahingegen weisen die Moslems bzw. Bosniaken (9,5%), Kosovo-Albaner (12,4%) und Roma (26,7%) die höchsten Analphabetenraten auf.

Architektur


Orthodoxe Kirche in Smederevo


Die Architektur in Serbien ist genauso vielfältig wie die Geschichte des Landes. Vorherrschend ist die byzantinische Baukunst, vor allem in den zahlreichen serbischen Klöstern, von denen einige in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurden, dessen Stil sich erfolgreich bis nach Russland weiterentwickelte. Weitere vorherrschende Baustile in Serbien sind der Barock im Norden des Landes und der orientalische Baustil in Südserbien (Sandschak und Kosovo). Vor allem in der Hauptstadt Belgrad finden sich auch zahlreiche Bauten der Zwischenkriegszeit im Stile der Moderne, insbesondere des Art Deco. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Novi Beograd mit seinen Riesenblocks nach städtebaulicher Ideologie Corbusiers gabaut. Nebst den sozialistischen Monumentalbauten im Stil der Moderne war für Prestigebauten auch ein Stil einer Konstruktionsarchitektur, welcher mit einormen Spannweiten die Kühnheit statischer Bautechnik aufzeigte, bemerkenswert. Die aktuelle Architektur entspricht der westlichen mit anonymen Glasfassaden, welche keine Eigenständigkeit aufzeigt.

Serbische Küche

Hauptartikel: Serbische Küche

UNESCO-Weltkulturerbe

Hauptartikel: Welterbe, Nationalparks und Schutzgebiete in Serbien

  • 1979- Stadt Stari Ras, Kloster Sopoćani, Petrova crkva (Peterskirche; älteste in ganz Serbien)
  • 1986 - Kloster Studenica („Wiege des serbischen Königreiches“ im Mittelalter)
  • 2007 - Gamzigrad-Romuliana, Palast des Galerius
Daneben zählen vier mittelalterliche Klöster bzw. Kirchen in Kosovo zu den Welterbestätten, die von Serbien als Teil des Landes angesehen werden.

Infrastruktur

Serbien ist ein wichtiges Transitland im Verkehr von Ungarn/Ostmitteleuropa nach Griechenland, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Kleinasien.
Alle wichtigen Verkehrswege Südosteuropas kreuzen sich in Serbien. Das Straßennetz ist insgesamt 45.290 km lang, wovon 2/3 asphaltiert sind. Serbien besitzt 422 mautpflichtige Autobahnkilometer und 213 km mautpflichtige Halbautobahnen. Das Straßennetz beinhaltet 2.638 Brücken und 78 Tunnels, von denen jedoch nur sehr wenige beleuchtet sind.
Die Eisenbahnen Serbiens betreiben Verbindungen von Belgrad nach Bar (Montenegro), Thessaloniki, Istanbul und in die EU-Länder. Serbien besitzt 3.809 km Eisenbahnstrecken. 1.364 km davon sind elektrifiziert.
An der Donau, Save und Theiß gibt es viele Flusshäfen, die auch neuerdings eine touristische Route bedienen. Über die Donau gibt es eine Wasserverbindung zum Schwarzen Meer. Entlang der Donau befinden sich einige Schiffswerften.
Für den Flugverkehr spielt der internationale Flughafen „Nikola Tesla“ am westlichen Stadtrand von Belgrad die wichtigste Rolle. Daneben gibt es noch den internationalen Flughafen „Konstantin Veliki“ in Niš sowie den internationalen Flughafen „Priština“ in der von der UN verwalteten Region Kosovo. Ein weiterer ziviler Flughafen entsteht seit Sommer 2006 durch den Umbau eines ehemaligen Militärflughafens bei Užice.

Energieerzeugung

Energie wird in Serbien hauptsächlich durch Kohle- und Wasserkraftwerke erzeugt.

Verkehrsbestimmungen

Tempolimits:

  • Für PKW, Motorräder und Wohnmobile bis 3,5 t innerorts 60 km/h, auf Landstraßen 80 km/h, auf Kraftfahrstraßen 100 km/h und auf Autobahnen 120 km/h (für Wohnmobile 100 km/h). PKWs mit Anhänger und Wohnmobile über 3,5 t dürfen innerorts ebenfalls 60 km/h fahren, außerorts überall nur 80 km/h.
Sonstiges:

  • Promillegrenze: 0,5

Wirtschaft

Das Bruttoinlandsprodukt Serbiens sank von 1990 bis 2001, wegen des wegbrechenden Inlandsmarkts durch die Auflösung Jugoslawiens, wegen der Sanktionen im Zusammenhang mit den Jugoslawienkriegen sowie wegen der NATO-Angriffe während des Kosovo-Kriegs von 1999, um die Hälfte. Nach offiziellen Schätzungen wird das BIP für 2007 ca. 31. Mrd € betragen, eine Steigerung um ca. 7,5 % zum letzten Jahr.[16]
Ein Großteil der seit Jahrzehnten nach Serbien fließenden Devisen stammt von den im Ausland lebenden Serben als Unterstützung für ihre Familien. Diese betragen ca. 3,5 Mrd. Dollar jährlich.

Privatisierungen

Die meisten Firmen in Serbien waren staatliche Unternehmen. Um Investitionen zu ermöglichen und Arbeitsplätze zu schaffen, begann 2002 die Privatisierung dieser Firmen. Serbien erhielt im Jahr 2006 über 4 Milliarden Euro Direktinvestitionen (2005 ca. 1,5 Mrd €), die auch zum Teil aus den Privatisierungen des Bankenwesens und anderer staatlicher Betriebe entsprangen. Die Privatisierung der staatlichen Betriebe sollte mehrheitlich bis Ende 2006 abgeschlossen sein, wird sich aber bis 2008 hinziehen.

Außenhandel

Das Außenhandelsbilanzdefizit stieg im Vergleich zu 2006 um 29,2 % und beträgt nun 6,93 Mrd. Euro. Die Exporte stiegen 2007 um 26,1% und betrugen 6,43 Mrd. Euro; die Importe betrugen 13,36 Mrd. Euro, was einer Steigerung von 27,7 % entspricht. Haupthandelspartner Serbiens sind Russland, Deutschland und Italien. [17]

Inflation

In den zurückliegenden Jahren war die Inflation in Serbien eines der Haupthindernisse in der wirtschaftlichen Entwicklung. Durch eine stärkere Kontrolle der Ausgabenpolitik des Staates konnte die Inflation langsam vermindert werden. Die Inflation lag 2005 bei 16,9 % und sank 2006 deutlich auf 6,6 %. [18]
Nach Aussagen des Gouverneurs der serbischen Nationalbank, Radovan Jelašić, betrug im Jahr 2007 die Inflationsrate etwa 10 %. Damit wurde die erwartete Inflation von 6,5 % deutlich übertroffen. Zumindest für das erste Halbjahr 2008 wird nunmehr ebenfalls von einer zweistelligen Inflationsrate ausgegangen.[19]

Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote (ohne Kosovo) betrug Ende 2007 18,8 % . Ende 2006 betrug die Rate noch 21,6 %.[20] Nach wie vor wird allerdings ein großer Teil der Wirtschaft durch Schwarzarbeit bestimmt.
Der durchschnittliche Nettolohn in Serbien beträgt 374 Euro (Stand: November 2007).

Standort und Wirtschaftskooperationen

Die Einnahmen durch den Tourismus sind auf 500 Mio Dollar gestiegen und der Standortvorteil aus geo-strategischer Sicht (Serbien hat sieben Nachbarländer) zieht ausländische Firmen an. Serbien ist Mitglied der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation. Serbien ist Mitglied in der CEFTA und ein Freihandelsabkommen mit der Russischen Föderation trat 2007 in Kraft. In einem Mitte September 2005 veröffentlichten Bericht der Weltbank wurde Serbien und Montenegro als führendes Reformland im Bereich der Entwicklungsförderung von Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen bezeichnet.

Steuersystem

Serbien gehört zu den Ländern, die eine Einheitssteuer (flat tax) haben. Die Einkommensteuer wird zweistufig erhoben: während des Jahres werden die einzelnen Einkunftsarten getrennt besteuert, z. B. Lohnsteuer 14 %, Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung 20 %. Am Jahresende wird der Gesamtbetrag der Einkünfte (= Einkommen) ermittelt. Das Einkommen wird nochmals mit einem Pauschalsteuersatz von 10 % zusätzlich besteuert, sofern es einen festgelegten Freibetrag (derzeit 300.000 Dinar) übersteigt.
Die Körperschaftsteuer liegt pauschal bei 10 %.

Haushalt

Am 26. Dezember 2007 wurde das Budget für 2008 verabschiedet.[21] Hierbei wurden die geplanten Einnahmen auf 639,6 Mrd. Dinar beziffert, wobei die Ausgaben 654,4 Mrd. Dinar betragen. Daraus ergibt sich ein Defizit von 14,8 Mrd. Dinar. Die Budgetplanung geht davon aus, dass sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Inflationsrate für 2008 jeweils 6% betragen werden. Der größte Teil der Budgetausgaben, nämlich rund 27% (176,7 Mrd. Dinar), fließt in den Öffentlichen Sektor. Außerdem ist das Budget im Vergleich zum Vorjahr um 9,9% gestiegen.
Die Währungsreserve Serbiens liegt 2007 bei 9,6 Mrd. €. [22]

Landwirtschaft

Etwa 40 % der gesamten Fläche Serbiens sind agrarisch nutzbar. Die Landwirtschaft macht ca. 18 % des serbischen Bruttoinlandsprodukts aus. Rund 17 % der Gesamtbevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Aufgrund des günstigen Klimas gibt es in Serbien gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Die fruchtbarste Region ist die Pannonische Tiefebene im Norden des Landes (Provinz Vojvodina). Hauptanbauprodukte sind Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Weizen und Obst (v.a. Pflaumen, Himbeeren und Äpfel). Serbien zählt weltweit zu den größten Exporteuren von Himbeeren. Daneben wird auch Tierhaltung betrieben (v.a. Schweine und Rinder, im Südwesten Schafe). Der Weinbau spielt auch eine große Rolle, hier insbesondere im Weinbaugebiet Fruška Gora.

Tourismus

Nach dem Zerfall Jugoslawiens blieben Touristen wegen des Bürgerkrieges 1991 - 1995 weitgehend aus. Während 1987 noch 4,5 Millionen Touristen die jugoslawische Teilrepublik Serbien besuchten, waren es im Jahr 2005 nur noch etwas mehr als 400.000 ausländische Touristen. Durch verstärkte Investitionen in touristische Bereiche, in die Infrastruktur und mehr Werbung stiegen die ausländischen Besucherzahlen 2007 auf 700.000 [23]. Die Einnahmen durch Tourismus betrugen 2007 ca. 530 Mio. Dollar. Für die Zukunft werden weitere erhebliche Anstiege erwartet.
Die touristischen Hauptziele in Serbien sind die Großstädte Belgrad und Novi Sad, zahlreiche Kurorte, die Gebirge Kopaonik, Zlatibor und die Donau. Des Weiteren bietet Serbien zahlreiche Festungen und Klosteranlagen sowie eine Vielzahl von Seen und Schluchten, von denen das Eiserne Tor die größte ist. Viele dieser geografischen Besonderheiten sind als Nationalpark bzw. Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt.
 
Serben

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Dieser Artikel behandelt die südosteuropäische Ethnie. Für die Staatsangehörigen Serbiens, siehe dort.
Unter Serben (serbisch: Срби/Srbi, altserbisch: Сьрби) versteht man sowohl die Staatsangehörigen Serbiens als auch eine Ethnie, deren Angehörige zumeist Serbisch sprechen. Dieser Artikel behandelt die Ethnie.


Ethnonym [Bearbeiten]

Die Herkunft der serbischen Ethnie ist nicht abschließend geklärt.[1] Der Name dürfte auf den indoeuropäischen Wortstamm srb, welcher ursprünglich "Verwandter, Verbündeter" bedeutete, zurückzuführen sein.[2][3][4]
Die Geographie des Claudius Ptolemäus bezeichnet mit Serboi einen Stamm in Sarmatien, der am Unterlauf der Wolga siedelte.[5] Allerdings war Claudius Ptolemäus wie bei seinen übrigen Werken mit Erhebungen sehr nachlässig. Er ging Informationen nicht nach. Die meisten waren aus zweiter Hand, Volkstratsch und Legenden.[6]
In mittelalterlichen lateinischen Quellen (Einhard, Fredegar) wird über die slawischen Sorabi, auch Surbi geschrieben. Ob die Namen einem Volk zuzuordnen sind oder ob es Namensparallelen sind (Servi, Suebi oder Suevi[7], Surbi, Sorabi, Serbi) ist abschließend nicht geklärt[8].
Das Ethnonym Surbi (gens Surbiorum) ist erstmals in der Fredegar-Chronik für das Jahr 631 belegt und bezieht sich auf einen elbslawischen Stamm.[4][9] Für das Jahr 782 erwähnen die Einhardi Annales sorabische Slawen, welche Gebiete zwischen Elbe und Saale besiedelten (... Sorabi Sclavi, qui campos inter Albim et Salam interiacentes incolunt, ...).[4][10] Für das 9. Jahrhundert beschreibt Geographus Bavarus die Surbi als einen großen slawischen Stamm östlich des Frankenreiches, der 50 Civitates besaß. Cosmas von Prag bezeichnete um 1100 die Mark Meißen als Zribia.[8] Sorbische Schöffen, welche die Gerichtsbarkeit über die Slaven in der Mark Meißen ausübten, wurden Supane genannt.[11]
Die erste Erwähnung des Ethnonyms Sorabi im Kontext Südosteuropas scheint in den Einhardi Annales für das Jahr 822 auf. Darin ist die Rede von Soraben, die einen großen Teil der Provinz Dalmatia besiedelten (... ad Sorabos, quae natio magnam Dalmatiae partem obtinere dicitur). [12]
In byzantinischen Quellen werden Serboi bzw. Serbloi in den Handschriften De administrando imperio in Verbindung mit anderen slawischen Stämmen Dalmatiens und Pannoniens genannt.[8]
Konstantins VII. Porphyrogennetos Werk De administrando imperio (DAI) bezeugt als umfangreichste Quelle die frühe Geschichte der Serben in Byzanz, der ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Darin wird unter anderem erwähnt, dass die byzantinischen Serboi von den "ungetauften Serboi" aus Boiki (Böhmen?) abstammten, welches sich neben dem Frankenreich befände.[5] Laut DAI stamme die Bezeichnung srbi von lat. servi (gr. douloi, Sklaven). Diese eigenwillige Etymologie konnte sich lang behaupten. Sie hängt vermutlich damit zusammen, dass Serben laut DAI im 7. Jahrhundert unter Herakleios in den nordwestlichen byzantinischen Provinzen siedelten und die Suzeränität des byzantinischen Kaisers anerkannten. Seit dieser Zeit trägt eine Ortschaft, wie Konstantin VII. Porphyrogennetos schreibt, nahe Thessaloniki den Namen Serblia, griech. τα Σερβλια, heute Servia (griechisch Σερβία).[13][14]
Heinz Schuster-Šewc schreibt in seiner Abhandlung Über die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens Sorb/Serb/Sarb/Srb (Novi Sad, 1984-1985), dass das Ethnonym Serb von der indeoeuropäischen onomatopoetischen Stammsilbe serbh- / sirbh- / surbh- abstamme, die säugen, schlürfen, trinken, fließen bedeute. Ähnlichkeiten finden sich heute im Deutschen Verb schlürfen (mhd. sürfen), oder im Lateinischen sorbeo, ebenfalls für säugen, trinken und fließen. Die semantische Entwicklung mündete in Srb für „Brüder und Schwestern nach der Muttermilch“, die von der gleichen Mutter gesäugt wurden, ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein. Daraus folgte die Bezeichnung für Angehörige einer gleichen Familie oder Sippe und später für Angehörige eines gleichen Stammes.[15] Diese Hypothese deckt sich mit den Erfahrungen einiger Wissenschaftler mit nativen Volksstämmen in Indonesien. In dem Dokumentarfilm Durch die grüne Hölle wird ein Ritual gezeigt, das zur Verbrüderung bzw. zur Aufnahme in die Stammesgemeinschaft voraussetzt die Muttermilch einer Stammesangehörigen getrunken zu haben.
Der Slawist Pavel Jozef Šafárik vertrat Anfang des 19. Jahrhunderts die Auffassung, dass Srbin (in vielerlei Varianten) Sippe, Verwandtschaft, Volk (lat. gens, natio) bedeute [16], während sein zeitgenössischer Kollege Josef Dobrovský die Meinung vertrat, dass srb ursprünglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei, älter als die Fremdbezeichnungen Wenden und Slawen.[17]

Verbreitung [Bearbeiten]


Autochthone Bevölkerung [Bearbeiten]


Anteil der Serben an der Bevölkerung serbischer Gemeinden (ohne Kosovo)


Serben leben vor allem in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina (überwiegend in der Entität Republika Srpska) und Kroatien (überwiegend in der ehemaligen Republik Serbische Krajina und in Zagreb). Die größten urbanen Zentren der serbischen Bevölkerung befinden sich in Belgrad, Novi Sad, Kragujevac und Niš in Serbien sowie in Banja Luka und in dem stark wachsenden Istočno Sarajevo in der Republika Srpska (Bosnien und Herzegowina).
Serben leben als anerkannte autochthone Minderheit weiterhin in Mazedonien (ca. 35.000), Slowenien (ca. 39.000), Rumänien (ca. 22.500) und Ungarn (ca. 3.800).
In Serbien, ohne die von der UNMIK verwaltete Provinz Kosovo, leben laut Volkszählung 2002 6.212.838 (82,86 %) Serben. In der von der UNMIK verwalteten südserbischen Provinz leben noch etwa 100.000 Serben, hauptsächlich im nördlichen Teil der Provinz, im nördlichen Kosovska Mitrovica und in einigen von der KFOR bewachten Enklaven im Rest der Provinz. Vor 1999 und der Übergabe der Administration an die UNO lebten insgesamt 320.000 Serben im Kosovo.[18]
In Bosnien und Herzegowina leben ca. 1.690.000 Serben (ca 37,1%) als eines der drei konstitutiven Völker, der überwiegende Anteil von ca. 1,5 Mio. in der Republika Srpska.
In Montenegro sind es laut Zensus 2003 198.414 (32,00 %), dazuzuzählen sind etwa 15.000 vertriebene Serben aus der Föderation Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo. Der Status der Serben ist hier unklar. Sie werden in der Verfassung aufgeführt, jedoch wurde es vermieden, sie eindeutig entweder als Minderheit oder als konstitutives Volk auszuzeichnen.
In Kroatien leben lt. Zensus 2001 202.000 Serben (4,5%) als anerkannte Minderheit, während es vor dem Kroatienkrieg nach der Volkszählung 1991 581.633 (12,1%) [19] waren. Sie waren jedoch vor der Änderung der Verfassung Kroatiens 1990 als konstituierendes Volk der jugoslawischen Republik Kroatien anerkannt.[20]
In Albanien waren die Serben als Minderheit bis 2004 nicht anerkannt, weswegen Informationen über sie in Statisiken spärlich sind und ihre genaue Zahl bis heute nahezu nicht bestimmt werden kann. Die erste offizielle Bestätigung Albaniens war die Benennung von 100 Serben und Montenegrinern in der Volkszählung 1989 [21]. Die Diskriminierung ging soweit, dass die serbische Sprache und serbische Namen in öffentlichen Dokumenten nicht auftauchen durften und serbischer Schulunterricht oder das Lehren der serbischen Sprache verboten war. Nach Schätzungen der serbisch-orthodoxen Kirche und der Regierung in Serbien leben etwa mehrere Tausend bis mehrere Zehntausend Serben in Albanien. Die Serben sind seit 2004 als Minderheit mit den Rechten, die ihnen vorher verwehrt wurden, anerkannt worden, jedoch sind sie neben den Griechen in Albanien in der Realität weiterhin erheblichem Druck ausgesetzt. [22]

Diaspora [Bearbeiten]

Das serbische Außenministerium geht von bis zu 3,5 Millionen in der Diaspora lebenden Serben mit serbischstämmigen Hintergrund aus. Es ist beabsichtigt in nächster Zukunft vollständige Analysen durchzuführen und die serbische Diaspora durch Dachverbände besser zu organisieren, um den politischen Willen dieser Menschen im Ausland, sowie in Serbien effektiver in die politische Entscheidungsfindung einzubringen und das wirtschaftliche Potenzial dieser großen Anzahl von Emigranten effizienter auszuschöpfen.[23]
In den USA, Kanada, Australien, Deutschland, Österreich, Schweden und der Schweiz bildeten sich die größten serbischen Gemeinschaften. Große innerstädtische Gemeinden haben sich in Chicago und Stuttgart gebildet.

Angelsächsischer Raum [Bearbeiten]

In den USA leben schätzungsweise 200.000-350.000 Serben, lt. der Volkszählung von 2004 haben sich 150.000 als Serben deklariert und über 388.000 als Jugoslawen. Von diesen 388.000 sind etwa 50.000-200.000 serbischstämmig. Wie viele serbischstämmige sich als US-Amerikaner bezeichneten kann man nahezu nicht feststellen, da in der Volkszählung nur serbokroatisch als Sprache angeboten wurde und diese lt. Zensus von nur 240.000 Sprechern benutzt wird, dabei kommt man auf eine Zahl von über einer Million serbokroatisch sprechenden Immigranten aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro und Serbien.[24]
In Kanada leben ca. 70.000-90.000 Serben. Nach der Volkszählung von 2003 sind 55.540 Serben und 65.505 Jugoslawen. Von diesen sind etwa 15.000-35.000 serbischstämmig.
Im Zensus von 2001 in Australien bekannten sich 97.310 eindeutig als Serben. Da Jugoslawen hier ausgelassen wurde, haben die Immigranten aus dem ehemaligen Jugoslawien ihrer Ethnie den Vorzug gegeben.
Im Vereinigten Königreich leben schätzungsweise 70.000 Serben.

Deutschsprachiger Raum [Bearbeiten]

In Deutschland leben 493.915 Menschen aus dem ehemaligen Serbien-Montenegro (2005) ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Von diesen 493.915 hatten im Jahr 2005 196.900 immer noch die alte jugoslawische Staatsbürgerschaft. Davon sind über 80% albanischer und anderer nichtserbischer Nationalität. Über 90% der restlichen 297.000 sind Serben. Seit den 60ern wurden ca. 150.000-200.000 Serben eingebürgert.[25] Von den 156.900 Staatsbürgern aus Bosnien Herzegowina sind etwa 40% oder ca. 63.000 Serben. Von den 228.000 Kroaten sind etwa 5-10% oder 10-20.000 Serben, wenn man von dem gesamten Bevölkerungsanteil der Serben vor 1991 in Kroatien ausgeht. Der Zentralrat der Serben in Deutschland spricht von bis zu 600.000 Serben in Deutschland[26].
In Österreich leben gemäß der Volkszählung von 2001 143.077 aus Serbien-Montenegro (bis zu 80% Serben) und 134.402 aus Bosnien-Herzegowina, von denen bis zu 40% Serben sind, also bis zu 54.000.[27] Weiterhin bezeichneten bei der Volkszählung 2001 177.320 Menschen serbisch als ihre Umgangssprache, dies inkludiert auch Doppelangaben deutsch/serbisch. Von diesen Personen besaßen 41.944 die österreichische Staatsbürgerschaft. Knapp 180.000 Menschen bezeichneten sich in der selben Volkszählung als orthodoxen Glaubens. Beim Großteil dieser dürfte es sich um Serben handeln. In Wien leben besonders viele Serben, Schätzungen zufolge etwa 70.000, sehr viele davon, die sich vor den Gastarbeitergenerationen in Wien zur Kaiserzeit ansiedelten. Wie die persönliche Präferenz dieser Menschen zur Volkszugehörigkeit ist, lässt sich nicht mit den erhobenen Daten des Plebiszits nicht feststellen.
In der Schweiz sind es bis zu 120.000 Serben. Man kann davon ausgehen, dass die 131.851 orthodoxen Gläubigen in der Schweiz größtenteils aus Serbien kommen und dass serbische Atheisten ebenso vorhanden sind.
Die erste große Auswandererwelle kam aufgrund des Bedarfs an Gastarbeitern in den 1960'ern, 1970'ern und 1980'ern, die zweite folgte mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 und den darauf folgenden Krisen. Heute leben in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt bis zu einer Million Serben - in der ersten, zweiten und dritten Generation. Auch die ökonomische Bedeutung der Serben in Deutschland nimmt langsam zu. Ihre Einkommen geben die deutschen Serben heute zu 80-90% direkt wieder in Deutschland aus.
 
Serben

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Dieser Artikel behandelt die südosteuropäische Ethnie. Für die Staatsangehörigen Serbiens, siehe dort.
Unter Serben (serbisch: Срби/Srbi, altserbisch: Сьрби) versteht man sowohl die Staatsangehörigen Serbiens als auch eine Ethnie, deren Angehörige zumeist Serbisch sprechen. Dieser Artikel behandelt die Ethnie.


Ethnonym [Bearbeiten]

Die Herkunft der serbischen Ethnie ist nicht abschließend geklärt.[1] Der Name dürfte auf den indoeuropäischen Wortstamm srb, welcher ursprünglich "Verwandter, Verbündeter" bedeutete, zurückzuführen sein.[2][3][4]
Die Geographie des Claudius Ptolemäus bezeichnet mit Serboi einen Stamm in Sarmatien, der am Unterlauf der Wolga siedelte.[5] Allerdings war Claudius Ptolemäus wie bei seinen übrigen Werken mit Erhebungen sehr nachlässig. Er ging Informationen nicht nach. Die meisten waren aus zweiter Hand, Volkstratsch und Legenden.[6]
In mittelalterlichen lateinischen Quellen (Einhard, Fredegar) wird über die slawischen Sorabi, auch Surbi geschrieben. Ob die Namen einem Volk zuzuordnen sind oder ob es Namensparallelen sind (Servi, Suebi oder Suevi[7], Surbi, Sorabi, Serbi) ist abschließend nicht geklärt[8].
Das Ethnonym Surbi (gens Surbiorum) ist erstmals in der Fredegar-Chronik für das Jahr 631 belegt und bezieht sich auf einen elbslawischen Stamm.[4][9] Für das Jahr 782 erwähnen die Einhardi Annales sorabische Slawen, welche Gebiete zwischen Elbe und Saale besiedelten (... Sorabi Sclavi, qui campos inter Albim et Salam interiacentes incolunt, ...).[4][10] Für das 9. Jahrhundert beschreibt Geographus Bavarus die Surbi als einen großen slawischen Stamm östlich des Frankenreiches, der 50 Civitates besaß. Cosmas von Prag bezeichnete um 1100 die Mark Meißen als Zribia.[8] Sorbische Schöffen, welche die Gerichtsbarkeit über die Slaven in der Mark Meißen ausübten, wurden Supane genannt.[11]
Die erste Erwähnung des Ethnonyms Sorabi im Kontext Südosteuropas scheint in den Einhardi Annales für das Jahr 822 auf. Darin ist die Rede von Soraben, die einen großen Teil der Provinz Dalmatia besiedelten (... ad Sorabos, quae natio magnam Dalmatiae partem obtinere dicitur). [12]
In byzantinischen Quellen werden Serboi bzw. Serbloi in den Handschriften De administrando imperio in Verbindung mit anderen slawischen Stämmen Dalmatiens und Pannoniens genannt.[8]
Konstantins VII. Porphyrogennetos Werk De administrando imperio (DAI) bezeugt als umfangreichste Quelle die frühe Geschichte der Serben in Byzanz, der ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Darin wird unter anderem erwähnt, dass die byzantinischen Serboi von den "ungetauften Serboi" aus Boiki (Böhmen?) abstammten, welches sich neben dem Frankenreich befände.[5] Laut DAI stamme die Bezeichnung srbi von lat. servi (gr. douloi, Sklaven). Diese eigenwillige Etymologie konnte sich lang behaupten. Sie hängt vermutlich damit zusammen, dass Serben laut DAI im 7. Jahrhundert unter Herakleios in den nordwestlichen byzantinischen Provinzen siedelten und die Suzeränität des byzantinischen Kaisers anerkannten. Seit dieser Zeit trägt eine Ortschaft, wie Konstantin VII. Porphyrogennetos schreibt, nahe Thessaloniki den Namen Serblia, griech. τα Σερβλια, heute Servia (griechisch Σερβία).[13][14]
Heinz Schuster-Šewc schreibt in seiner Abhandlung Über die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens Sorb/Serb/Sarb/Srb (Novi Sad, 1984-1985), dass das Ethnonym Serb von der indeoeuropäischen onomatopoetischen Stammsilbe serbh- / sirbh- / surbh- abstamme, die säugen, schlürfen, trinken, fließen bedeute. Ähnlichkeiten finden sich heute im Deutschen Verb schlürfen (mhd. sürfen), oder im Lateinischen sorbeo, ebenfalls für säugen, trinken und fließen. Die semantische Entwicklung mündete in Srb für „Brüder und Schwestern nach der Muttermilch“, die von der gleichen Mutter gesäugt wurden, ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein. Daraus folgte die Bezeichnung für Angehörige einer gleichen Familie oder Sippe und später für Angehörige eines gleichen Stammes.[15] Diese Hypothese deckt sich mit den Erfahrungen einiger Wissenschaftler mit nativen Volksstämmen in Indonesien. In dem Dokumentarfilm Durch die grüne Hölle wird ein Ritual gezeigt, das zur Verbrüderung bzw. zur Aufnahme in die Stammesgemeinschaft voraussetzt die Muttermilch einer Stammesangehörigen getrunken zu haben.
Der Slawist Pavel Jozef Šafárik vertrat Anfang des 19. Jahrhunderts die Auffassung, dass Srbin (in vielerlei Varianten) Sippe, Verwandtschaft, Volk (lat. gens, natio) bedeute [16], während sein zeitgenössischer Kollege Josef Dobrovský die Meinung vertrat, dass srb ursprünglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei, älter als die Fremdbezeichnungen Wenden und Slawen.[17]

Verbreitung [Bearbeiten]


Autochthone Bevölkerung [Bearbeiten]


Anteil der Serben an der Bevölkerung serbischer Gemeinden (ohne Kosovo)


Serben leben vor allem in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina (überwiegend in der Entität Republika Srpska) und Kroatien (überwiegend in der ehemaligen Republik Serbische Krajina und in Zagreb). Die größten urbanen Zentren der serbischen Bevölkerung befinden sich in Belgrad, Novi Sad, Kragujevac und Niš in Serbien sowie in Banja Luka und in dem stark wachsenden Istočno Sarajevo in der Republika Srpska (Bosnien und Herzegowina).
Serben leben als anerkannte autochthone Minderheit weiterhin in Mazedonien (ca. 35.000), Slowenien (ca. 39.000), Rumänien (ca. 22.500) und Ungarn (ca. 3.800).
In Serbien, ohne die von der UNMIK verwaltete Provinz Kosovo, leben laut Volkszählung 2002 6.212.838 (82,86 %) Serben. In der von der UNMIK verwalteten südserbischen Provinz leben noch etwa 100.000 Serben, hauptsächlich im nördlichen Teil der Provinz, im nördlichen Kosovska Mitrovica und in einigen von der KFOR bewachten Enklaven im Rest der Provinz. Vor 1999 und der Übergabe der Administration an die UNO lebten insgesamt 320.000 Serben im Kosovo.[18]
In Bosnien und Herzegowina leben ca. 1.690.000 Serben (ca 37,1%) als eines der drei konstitutiven Völker, der überwiegende Anteil von ca. 1,5 Mio. in der Republika Srpska.
In Montenegro sind es laut Zensus 2003 198.414 (32,00 %), dazuzuzählen sind etwa 15.000 vertriebene Serben aus der Föderation Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo. Der Status der Serben ist hier unklar. Sie werden in der Verfassung aufgeführt, jedoch wurde es vermieden, sie eindeutig entweder als Minderheit oder als konstitutives Volk auszuzeichnen.
In Kroatien leben lt. Zensus 2001 202.000 Serben (4,5%) als anerkannte Minderheit, während es vor dem Kroatienkrieg nach der Volkszählung 1991 581.633 (12,1%) [19] waren. Sie waren jedoch vor der Änderung der Verfassung Kroatiens 1990 als konstituierendes Volk der jugoslawischen Republik Kroatien anerkannt.[20]
In Albanien waren die Serben als Minderheit bis 2004 nicht anerkannt, weswegen Informationen über sie in Statisiken spärlich sind und ihre genaue Zahl bis heute nahezu nicht bestimmt werden kann. Die erste offizielle Bestätigung Albaniens war die Benennung von 100 Serben und Montenegrinern in der Volkszählung 1989 [21]. Die Diskriminierung ging soweit, dass die serbische Sprache und serbische Namen in öffentlichen Dokumenten nicht auftauchen durften und serbischer Schulunterricht oder das Lehren der serbischen Sprache verboten war. Nach Schätzungen der serbisch-orthodoxen Kirche und der Regierung in Serbien leben etwa mehrere Tausend bis mehrere Zehntausend Serben in Albanien. Die Serben sind seit 2004 als Minderheit mit den Rechten, die ihnen vorher verwehrt wurden, anerkannt worden, jedoch sind sie neben den Griechen in Albanien in der Realität weiterhin erheblichem Druck ausgesetzt. [22]

Diaspora [Bearbeiten]

Das serbische Außenministerium geht von bis zu 3,5 Millionen in der Diaspora lebenden Serben mit serbischstämmigen Hintergrund aus. Es ist beabsichtigt in nächster Zukunft vollständige Analysen durchzuführen und die serbische Diaspora durch Dachverbände besser zu organisieren, um den politischen Willen dieser Menschen im Ausland, sowie in Serbien effektiver in die politische Entscheidungsfindung einzubringen und das wirtschaftliche Potenzial dieser großen Anzahl von Emigranten effizienter auszuschöpfen.[23]
In den USA, Kanada, Australien, Deutschland, Österreich, Schweden und der Schweiz bildeten sich die größten serbischen Gemeinschaften. Große innerstädtische Gemeinden haben sich in Chicago und Stuttgart gebildet.

Angelsächsischer Raum [Bearbeiten]

In den USA leben schätzungsweise 200.000-350.000 Serben, lt. der Volkszählung von 2004 haben sich 150.000 als Serben deklariert und über 388.000 als Jugoslawen. Von diesen 388.000 sind etwa 50.000-200.000 serbischstämmig. Wie viele serbischstämmige sich als US-Amerikaner bezeichneten kann man nahezu nicht feststellen, da in der Volkszählung nur serbokroatisch als Sprache angeboten wurde und diese lt. Zensus von nur 240.000 Sprechern benutzt wird, dabei kommt man auf eine Zahl von über einer Million serbokroatisch sprechenden Immigranten aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Montenegro und Serbien.[24]
In Kanada leben ca. 70.000-90.000 Serben. Nach der Volkszählung von 2003 sind 55.540 Serben und 65.505 Jugoslawen. Von diesen sind etwa 15.000-35.000 serbischstämmig.
Im Zensus von 2001 in Australien bekannten sich 97.310 eindeutig als Serben. Da Jugoslawen hier ausgelassen wurde, haben die Immigranten aus dem ehemaligen Jugoslawien ihrer Ethnie den Vorzug gegeben.
Im Vereinigten Königreich leben schätzungsweise 70.000 Serben.

Deutschsprachiger Raum [Bearbeiten]

In Deutschland leben 493.915 Menschen aus dem ehemaligen Serbien-Montenegro (2005) ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Von diesen 493.915 hatten im Jahr 2005 196.900 immer noch die alte jugoslawische Staatsbürgerschaft. Davon sind über 80% albanischer und anderer nichtserbischer Nationalität. Über 90% der restlichen 297.000 sind Serben. Seit den 60ern wurden ca. 150.000-200.000 Serben eingebürgert.[25] Von den 156.900 Staatsbürgern aus Bosnien Herzegowina sind etwa 40% oder ca. 63.000 Serben. Von den 228.000 Kroaten sind etwa 5-10% oder 10-20.000 Serben, wenn man von dem gesamten Bevölkerungsanteil der Serben vor 1991 in Kroatien ausgeht. Der Zentralrat der Serben in Deutschland spricht von bis zu 600.000 Serben in Deutschland[26].
In Österreich leben gemäß der Volkszählung von 2001 143.077 aus Serbien-Montenegro (bis zu 80% Serben) und 134.402 aus Bosnien-Herzegowina, von denen bis zu 40% Serben sind, also bis zu 54.000.[27] Weiterhin bezeichneten bei der Volkszählung 2001 177.320 Menschen serbisch als ihre Umgangssprache, dies inkludiert auch Doppelangaben deutsch/serbisch. Von diesen Personen besaßen 41.944 die österreichische Staatsbürgerschaft. Knapp 180.000 Menschen bezeichneten sich in der selben Volkszählung als orthodoxen Glaubens. Beim Großteil dieser dürfte es sich um Serben handeln. In Wien leben besonders viele Serben, Schätzungen zufolge etwa 70.000, sehr viele davon, die sich vor den Gastarbeitergenerationen in Wien zur Kaiserzeit ansiedelten. Wie die persönliche Präferenz dieser Menschen zur Volkszugehörigkeit ist, lässt sich nicht mit den erhobenen Daten des Plebiszits nicht feststellen.
In der Schweiz sind es bis zu 120.000 Serben. Man kann davon ausgehen, dass die 131.851 orthodoxen Gläubigen in der Schweiz größtenteils aus Serbien kommen und dass serbische Atheisten ebenso vorhanden sind.
Die erste große Auswandererwelle kam aufgrund des Bedarfs an Gastarbeitern in den 1960'ern, 1970'ern und 1980'ern, die zweite folgte mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 und den darauf folgenden Krisen. Heute leben in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt bis zu einer Million Serben - in der ersten, zweiten und dritten Generation. Auch die ökonomische Bedeutung der Serben in Deutschland nimmt langsam zu. Ihre Einkommen geben die deutschen Serben heute zu 80-90% direkt wieder in Deutschland aus.

Romanischsprachiger Raum [Bearbeiten]

In Frankreich leben nach Schätzungen der serbischen Auslandsvertretungen und Kulturvereine bis zu 120.000 Serben.
In Italien leben nach der Volkszählung aus dem Jahre 2005 65.000 Staatsangehörige Serbien-Montenegros, davon sind bis zu 30.000 Serben. In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass unter 50% serbischstämmig sind, denn Italien ist seit je her ein beliebtes Immigrationsziel der albanischstämmigen Bevölkerung aus der serbischen Provinz Kosovo und Metohien.

Skandinavien [Bearbeiten]

Die Volkszählung Ende 2005 in Schweden erfasste die Ausländer nach dem Geburtsland. Dabei sind 78.000 in Serbien-Montenegro geboren. Gleichzeitig wird ausgesagt, dass 107.000 Personen selber oder Eltern haben, die in Jugoslawien geboren sind. Bezieht man noch die Einbürgerungen seit über 40 Jahren, ebenso wie ein Drittel der in Bosnien-Herzegowina geborenen (insg. 55.000), ein, so kann man von ca. 100.000 Serben in Schweden ausgehen.
In Norwegen leben ca. 10.000-15.000 Serben. Die Angaben stammen vom Januar 2007. Dabei kommen 12.500 Menschen aus Serbien und 15.667 aus Bosnien-Herzegowina (ca. eine Drittel serbischstämmig).
Quellen: siehe Tabelle

Literatur [Bearbeiten]

Die Südslawen und ihre Identität(en) - Eine Untersuchung in Deutschland lebender Bosnier, Kroaten und Serben Autor: Katja Kukolj
Gajic Zoran (2005): Wiener Serben. Universität Wien, Wien

Kultur [Bearbeiten]


Sprache [Bearbeiten]


Serbische Asbuka 1841


Serben sprechen die serbische Sprache, in Serbien überwiegend die ekavische Variante. In Bosnien und Herzegowina, Kroatien, und Montenegro wird das Serbische überwiegend in der ijekavischen Variante gesprochen. Zudem existiert auch die ikavische Variante, die jedoch keine Schriftsprache darstellt und mundartlich kaum noch angewendet wird, höchstens als halbikavisch oder halbijekavisch[28][29]. Neben dieser bedienen sich vor allem der höhere serbische Klerus, einige Sprachwissenschaftler, einige Adelige und ältere besonders gebildete und gläubige Menschen der altserbischen Redensart. Besonders aber Mönche und andere Restauratoren von mittelalterlichen Büchern und Ikonographen beherrschen die alte Sprache recht gut.

Schrift [Bearbeiten]

Sowohl das kyrillische Alphabet, die Azbuka vom serbischen Reformator Vuk Stefanović Karadžić, als auch das lateinische Alphabet, ergänzt durch serbische Sonderzeichen, sind im Gebrauch, wobei in der Verfassung Serbiens von 2006 festgelegt wurde, dass das Kyrillische den Vorzug vor der lateinischen Schrift besonders in Behörden, wie auch im Schulunterricht, hat.

Nachnamen [Bearbeiten]

Schätzungen zufolge haben mehr als zwei Drittel der serbischen Nachnamen ein als Endung. Das ist ein serbisches Diminutiv. Da der Buchstabe ć in Westeuropa nicht gebräuchlich ist, wurde er früher in der Regel als ich, itch, itsch oder itz umschrieben. Das ć wird dabei als ein weiches tsch ausgesprochen. Serbische Nachnamen sind zumeist Patronyme oder Metronyme. Bei Patronymen wird, je nachdem was für ein Konsonant oder Vokal am Ende des Namens steht, ein ev, ov bzw. v eingefügt. Bei männlichen Namen, wie Nikola oder Kosta, entfällt das a und wird nur mit einem ersetzt, was zu Nikolić bzw. Kostić führt. Das gilt auch für die Metronyme, da nahezu alle weiblichen Namen mit einem a enden, wie in den Beispielen Marić von Mara und Radić von Rada. So bedeuten z.B. die serbischen Familiennamen Martinović, Konstantinović sowie Stefanović - Martin, Konstantin und Stefan sein Kindlein/Sprössling. Zu vergleichen wäre dies mit den skandinavischen Namensgebung, z.B. Svenson, Erikson (Svens Sohn, Eriks Sohn) ohne ein Diminutiv am Ende des Namens. Bei serbischen Nachnamen gibt es im Gegensatz zu Russischen keine Angleichung bezüglich des Geschlechts des Namensträgers. Weitere Endungen sind u.a. -in, -ski, -ev, -ov, -ac, -ak, -ca, seltener -elj. Die am weitesten verbreitetsten Familiennamen sind Jovanović (von Johannes), Petrović (von Peter), Marković (von Marko) sowie Djordjević (von Georg). [30]

Religion [Bearbeiten]

Die ethnischen Serben bekennen sich mit einer sehr großen Mehrheit zur Serbisch-Orthodoxen Kirche und damit zum orthodoxen Christentum (serb. Pravoslavlje, kyr. Православље).[31] An zweiter Stelle folgen die sich als Atheisten bekennende Serben. Neben diesen gibt es auch einige sich als Protestanten, römische Katholiken, Muslime und Anhänger anderer Religionen bekennende Serben. Einige Ethnologen sind der Meinung, dass Serben, Montenegriner, Bosniaken, slawische Muslime, Goranen und Kroaten ihre Volkszugehörigkeit vor allem durch ihre Religionszugehörigkeit bzw. Ihren Standpunkt zur Religion definieren und sich damit mit dem entsprechenden Kulturkreis identifizieren.
Die serbische Identität und Kultur ist stark vom orthodoxen Christentum geprägt. So wurde die Schrift über die missionierenden orthodoxen Mönche und sog. Slawenlehrer Kyrill und Method den Serben bekannt gemacht. Diese Errungenschaft die Angleichung der griechischen kyrillischen Schrift an das bis dato an den christlichen Höfen belächelte einfache Altserbische war entscheidend für die kulturelle Entfaltung serbischer Literatur, Kunst, Baukunst, Politik und Religiosität, weshalb Kyrill und Method heute als Heilige verehrt werden. Die orthodoxe Kirche hat des weiteren die ersten Bildungsinstitutionen bei den Serben eingeführt und im 12. Jahrhundert das erste geschriebene Gesetzbuch, das Nomokanon des heiligen Sava von Serbien etabliert. Außerdem wird sie als Bewahrerin der serbischen nationalen Identität, Tradition und Geschichte angesehen. Sie war als Fürsprecherin der Serben während der langen Fremdherrschaft durch die Osmanen und Habsburger aktiv.

Takovo Aufstand, Paja Jovanović (1895), Thema Serbischer Eid




Serbischer Eid [Bearbeiten]

Als eine weitere Besonderheit hat sich ergeben, dass sich unter den Serben der serbische Gruß etabliert hat. Dabei werden drei Finger, Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, der rechten Hand ausgestreckt oder zusammenführend in die Luft gehalten. Dieser Gruß ging aus den ersten großen Aufständen gegen die Osmanen aber auch Österreich-Ungarn im 19. Jahrhundert ursprünglich als Eid auf die Bibel und die orthodoxe Kirche hervor. Die drei Finger symbolisieren den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit Gottes: Den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Ebenso wurde die altorthodoxe Bekreuzigung mit drei Fingern gegenüber den katholischen Habsburgern in den Vordergrund gestellt. Heute werden drei Finger gerne von Sportlern, Politikern, aber auch von Menschenansammlungen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen als symbolischer serbischer Gruß gezeigt.

Nationalsymbol [Bearbeiten]

Ein Nationalsymbol der Serben stellt das Kreuz mit den als vier kyrillische Buchstaben С (in Latein S) gedeuteten Eisen in den Feldern zwischen den Armen des Kreuzes dar. Die Buchstaben stehen heute als Abkürzung für den aus dem Unabhängigkeitskampf hervorgegangenen serbischen Volksspruch Само слога Србина спашава (Samo sloga Srbina spašava, deutsch: Nur Eintracht rettet den Serben)[32]. Das Nationalsymbol wird üblicherweise als Schild auf der Brust eines doppelköpfigen Adlers unter der Zarenkrone dargestellt und ist Teil der offiziellen Staatsflagge Serbiens.
Siehe auch


Kolo [Bearbeiten]

Bis in die heutige Zeit überlebte bei den Serben der altertümliche Reigen der auf serbisch Kolo (kyr. коло) genannt wird. Heute wird der kollektive Tanz üblicherweise mit Blasmusik und Akkordeon begleitet, wo früher überwiegend Flöte, Gusla und andere mittelalterliche Instrumente verwendet wurden. Es gibt unzählige Varianten des Kolo unter denen die berühmtesten das Srpsko und Užičko Kolo sind.
 
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