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Eine europäische Vergleichsstudie hat festgestellt: In Staaten wie Schweden oder den Niederlanden entwickelt sich eine „türkischstämmige Mittelschicht“. Den Menschen gelingt dort, was in Deutschland offenbar kaum möglich ist. Hierzulande machen nämlich nur acht Prozent tatsäcglich Karriere
Seit Jahren beschäftigen sich die Wissenschaftler vom „Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien“ (IMIS) mit den Bildungsverläufen von Menschen aus Einwandererfamilien. Zwischen den Jahren 2012 und 2014 hat das Team um IMIS-Direktor Andreas Pott nun die europäische Vergleichsstudie „Pathways to succes“ durchgeführt. Sie wollten wissen, warum die Türkischstämmigen in Deutschland nicht derart aufsteigen wie das in den Nachbarländern der Fall ist.
Ausgangspunkt der IMIS-Untersuchung war die 2008 veröffentlichte TIES-Studie aus Amsterdam. Diese habe exemplarisch die Entwicklung von türkeistämmigen Menschen in Deutschland, Frankreich, Schweden, Spanien, den Niederlanden und der Schweiz untersucht, so der Mediendienst Integration. Das Fazit der damaligen Forschung war niederschmetternd: „Wenn es darum geht, Nachkommen von Einwanderern zum Erfolg zu verhelfen, ist Deutschland Schlusslicht.“ 33 Prozent der zweiten Generation von türkischen Einwanderern in Deutschland hätten demnach höchstens einen mittleren Abschluss („early school leavers“) vorzuweisen. Einen Hochschulabschluss hätten sogar nur fünf Prozent in der Tasche. Ganz anders die Situation in Skandinavien. „In Schweden haben 29 Prozent der Nachkommen aus türkischen Einwandererfamilien einen Hochschulabschluss und nur neun Prozent ‘maximal einen mittleren Schulabschluss’. Auch die Niederlande schneiden besonders gut ab“, heißt es zusammenfassend.
Pott und seine Kollegen wollten nun wissen, was die europäischen Nachbarn eigentlich anders machen. Gibt es gravierende Unterschiede in den Bildungssystemen? Wie erklimmen Türkeistämmige dort die Karriereleiter? Für ihre Vergleichsstudie interviewten sie deshalb 70 Personen in Berlin, Frankfurt am Main und im Ruhrgebiet ausführlich zu ihrem persönlichen beruflichen Werdegang als Richter, Referatsleiter oder auch Geschäftsführer. Zudem wurde analysiert, wie viele der Nachkommen von Türkeistämmigen in Deutschland und den anderen Ländern Karriere gemacht haben. Die Ergebnisse wurden zuletzt Mitte Februar in Berlinvorgestellt.
Das Resümee der Wissenschaftler fasst der Mediendienst Integration wie folgt zusammen:
„In Amsterdam, Stockholm und Paris entsteht inzwischen eine “nennenswerte neue türkeistämmige Mittelschicht” – in Zahlen: 21 bis 25 Prozent der zweiten Generation haben ‘erfolgreiche Jobs’. In Berlin und Wien dagegen schreitet der Aufstiegsprozess nur langsam voran – hier finden sich lediglich acht Prozent, die Karriere machen konnten.“
Doch warum ist das so? Die Gründe für dieses abermals eindeutige Ergebnis finden sich wiederum in den geführten Gesprächen. Offenbar hatten es die Türkeistämmigen hierzulande mit einigen Widerständen zu tun und mussten Erfahrungen machen, von denen ihre deutschen Mitschüler, Mitstudenten und Kollegen verschont geblieben sind. So berichteten die Probanden etwa davon, in der Schule, im Studium und beim Einstieg in den Beruf immer wieder mit Stereotypen oder gar diskriminierenden Vorurteilen konfrontiert worden zu sein. Zudem hätten sie kaum eine ihren Fähigkeiten entsprechende Förderung erfahren und seien meist in Richtung Berufsausbildung gedrängt worden. Obendrein hätte nicht das Talent, sondern der Zufall oftmals darüber entschieden, ob jemand den Aufstieg geschafft habe oder eben nicht. Zum Beispiel, wenn sich Lehrer oder andere gefunden hätten, die ein begabtes Kind unter ihre Fittiche nahmen.
Erfahrungen, die nicht von der Hand zu weisen sind. Ein Fall von „Alltagsrassismus“ an deutschen Schulen ging Anfang 2014 sogar breit durch die deutsche Presselandschaft: Eltern von drei Schülern türkischer und arabischer Herkunft wollten ein Berliner Gymnasium für den schulischen Misserfolg ihrer Kinder verantwortlich machen. Sie klagten vor Gericht, dass ihre Kinder aufgrund des hohen Ausländeranteils in der Klasse in ihren Chancen benachteiligt hätten. Das Gericht wies die Klage ab – doch „Integrationsforscher“ bestätigten sie (mehr hier).
Für viele der Probanden der Studie hätten die Diskriminierungen persönlich fatale Konsequenzen, sie kämen nicht weiter, so der Mediendienst Integration abschließend. Für eine Volkswirtschaft wirke sich das ebenfalls negativ aus. Die Vergleichsstudie führe aber auch Chancen auf. Sie zeige, dass der Wille zum Aufstieg vorhanden sei. Doch erfolgreich zu sein, das sei für Türkeistämmige in Deutschland deutlich mühsamer als anderswo.
Auch die Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) hat sich bereits vor längerer Zeit mit diesem Thema befasst und gefragt: Warum gründen türkischstämmige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ein Unternehmen? Welche Probleme begegnen ihnen? Und was ist ihr Erfolgsrezept? Das Fazit einer dazu veranstalteten Podiumsdiskussion war klar: Wirtschaftlicher Erfolg steht in Verbindung mit gelungener Integration. Das Erfolgsrezept ruht auf drei Säulen: Bildung, Fleiß und Professionalität (mehr hier).
Studie: Erfolg ist für Türkeistämmige in Deutschland deutlich mühsamer als anderswo | DEUTSCH TÜRKISCHE NACHRICHTEN
Seit Jahren beschäftigen sich die Wissenschaftler vom „Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien“ (IMIS) mit den Bildungsverläufen von Menschen aus Einwandererfamilien. Zwischen den Jahren 2012 und 2014 hat das Team um IMIS-Direktor Andreas Pott nun die europäische Vergleichsstudie „Pathways to succes“ durchgeführt. Sie wollten wissen, warum die Türkischstämmigen in Deutschland nicht derart aufsteigen wie das in den Nachbarländern der Fall ist.
Ausgangspunkt der IMIS-Untersuchung war die 2008 veröffentlichte TIES-Studie aus Amsterdam. Diese habe exemplarisch die Entwicklung von türkeistämmigen Menschen in Deutschland, Frankreich, Schweden, Spanien, den Niederlanden und der Schweiz untersucht, so der Mediendienst Integration. Das Fazit der damaligen Forschung war niederschmetternd: „Wenn es darum geht, Nachkommen von Einwanderern zum Erfolg zu verhelfen, ist Deutschland Schlusslicht.“ 33 Prozent der zweiten Generation von türkischen Einwanderern in Deutschland hätten demnach höchstens einen mittleren Abschluss („early school leavers“) vorzuweisen. Einen Hochschulabschluss hätten sogar nur fünf Prozent in der Tasche. Ganz anders die Situation in Skandinavien. „In Schweden haben 29 Prozent der Nachkommen aus türkischen Einwandererfamilien einen Hochschulabschluss und nur neun Prozent ‘maximal einen mittleren Schulabschluss’. Auch die Niederlande schneiden besonders gut ab“, heißt es zusammenfassend.
Pott und seine Kollegen wollten nun wissen, was die europäischen Nachbarn eigentlich anders machen. Gibt es gravierende Unterschiede in den Bildungssystemen? Wie erklimmen Türkeistämmige dort die Karriereleiter? Für ihre Vergleichsstudie interviewten sie deshalb 70 Personen in Berlin, Frankfurt am Main und im Ruhrgebiet ausführlich zu ihrem persönlichen beruflichen Werdegang als Richter, Referatsleiter oder auch Geschäftsführer. Zudem wurde analysiert, wie viele der Nachkommen von Türkeistämmigen in Deutschland und den anderen Ländern Karriere gemacht haben. Die Ergebnisse wurden zuletzt Mitte Februar in Berlinvorgestellt.
Das Resümee der Wissenschaftler fasst der Mediendienst Integration wie folgt zusammen:
„In Amsterdam, Stockholm und Paris entsteht inzwischen eine “nennenswerte neue türkeistämmige Mittelschicht” – in Zahlen: 21 bis 25 Prozent der zweiten Generation haben ‘erfolgreiche Jobs’. In Berlin und Wien dagegen schreitet der Aufstiegsprozess nur langsam voran – hier finden sich lediglich acht Prozent, die Karriere machen konnten.“
Doch warum ist das so? Die Gründe für dieses abermals eindeutige Ergebnis finden sich wiederum in den geführten Gesprächen. Offenbar hatten es die Türkeistämmigen hierzulande mit einigen Widerständen zu tun und mussten Erfahrungen machen, von denen ihre deutschen Mitschüler, Mitstudenten und Kollegen verschont geblieben sind. So berichteten die Probanden etwa davon, in der Schule, im Studium und beim Einstieg in den Beruf immer wieder mit Stereotypen oder gar diskriminierenden Vorurteilen konfrontiert worden zu sein. Zudem hätten sie kaum eine ihren Fähigkeiten entsprechende Förderung erfahren und seien meist in Richtung Berufsausbildung gedrängt worden. Obendrein hätte nicht das Talent, sondern der Zufall oftmals darüber entschieden, ob jemand den Aufstieg geschafft habe oder eben nicht. Zum Beispiel, wenn sich Lehrer oder andere gefunden hätten, die ein begabtes Kind unter ihre Fittiche nahmen.
Erfahrungen, die nicht von der Hand zu weisen sind. Ein Fall von „Alltagsrassismus“ an deutschen Schulen ging Anfang 2014 sogar breit durch die deutsche Presselandschaft: Eltern von drei Schülern türkischer und arabischer Herkunft wollten ein Berliner Gymnasium für den schulischen Misserfolg ihrer Kinder verantwortlich machen. Sie klagten vor Gericht, dass ihre Kinder aufgrund des hohen Ausländeranteils in der Klasse in ihren Chancen benachteiligt hätten. Das Gericht wies die Klage ab – doch „Integrationsforscher“ bestätigten sie (mehr hier).
Für viele der Probanden der Studie hätten die Diskriminierungen persönlich fatale Konsequenzen, sie kämen nicht weiter, so der Mediendienst Integration abschließend. Für eine Volkswirtschaft wirke sich das ebenfalls negativ aus. Die Vergleichsstudie führe aber auch Chancen auf. Sie zeige, dass der Wille zum Aufstieg vorhanden sei. Doch erfolgreich zu sein, das sei für Türkeistämmige in Deutschland deutlich mühsamer als anderswo.
Auch die Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) hat sich bereits vor längerer Zeit mit diesem Thema befasst und gefragt: Warum gründen türkischstämmige Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ein Unternehmen? Welche Probleme begegnen ihnen? Und was ist ihr Erfolgsrezept? Das Fazit einer dazu veranstalteten Podiumsdiskussion war klar: Wirtschaftlicher Erfolg steht in Verbindung mit gelungener Integration. Das Erfolgsrezept ruht auf drei Säulen: Bildung, Fleiß und Professionalität (mehr hier).
Studie: Erfolg ist für Türkeistämmige in Deutschland deutlich mühsamer als anderswo | DEUTSCH TÜRKISCHE NACHRICHTEN