Barney Ross
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Manchmal geht das Schicksal seltsame Wege. In diesem Fall frontal auf Thilo Sarrazin (65) zu. Da lässt sich der „Deutschland schafft sich ab“-Autor seitenlang über Türken und Kopftuchmädchen aus, und dann DAS. Gleicher Schnauzer, gleiche Nase, Brillenträger mit hängendem linken Augenlid. Doch der Mann ist nicht sein Zwillingsbruder. Nein! Celal Gokgüngör (63) ist Türke. Ein Migrant. Mit mittleren Deutschkenntnissen. Dieser Sarrazin ist ein Sürrüzün!
„Ich werde sehr häufig auf der Straße angesprochen“, erzählt Gokgüngör. Seit 1986 lebt der pensionierte Apotheker in Berlin. Reaktionen auf sein Aussehen gibt es allerdings erst seit ein paar Monaten, seit Erscheinen des Sarrazin-Buches. „Die Leute kommen auf mich zu und gratulieren mir zu meinem tollen Werk“, amüsiert sich der Türke. Besonders Deutsche seien freundlich. Seine Landsleute dagegen reagieren etwas anders: „Die Türken gucken oft ganz verschreckt.“ Vor allem wenn sie Celal Gokgüngör reden hören. Fließend Türkisch!
Deutsch spricht Gokgüngör auch. Und seine Tochter ist alles andere als das von Sarrazin so häufig beschriebene Kopftuchmädchen. Sie lebt und arbeitet in Berlin, ist voll integriert. Und – wieder so ein Paradoxon – blond und blauäugig.
„Was Herr Sarrazin sagt, interessiert mich nicht“, sagt der Rentner aus Charlottenburg. „Ich hab sein Buch nicht mal gelesen.“ Gokgüngör findet Grundgesetze interessant. Das türkische und das deutsche. Die liest er. Auch mal gern in der Cafeteria der Technischen Universität. „Dann gucken die Studenten natürlich auch immer ganz verdattert.“ Sogar nach einem Autogramm wurde er schon gefragt. „Aber ich habe natürlich keins gegeben.“ Dabei wäre das doch mal was. Ein Sarrazin – mit türkischer Handschrift!
quelle: Doppelter Thilo: Türke ist Sarrazins Doppelgänger - B.Z. Berlin - Thilo Sarrazin, Doppelgänger
