http://lexikon.freenet.de/Usurpator
Ein Usurpator ist eine Person, die sich widerrechtlich Befugnisse oder Besitz aneignet, z. B. unrechtmäßig einen Thron oder ein Amt in einer Republik einnimmt. Dieser Vorgang heißt Usurpation, bzw. usurpieren.
Im älteren römischen Recht war die usurpatio die Unterbrechung einer Verjährung durch Aufhebung des Besitzstandes.
Der Usurpation entgegen steht die Legitimität. Die Usurpation kann auch durch Anerkennung oder freiwilligen Gehorsam des Volkes einen legitimen Charakter erhalten. Doch auch ohne dies sind Staatsakte der usurpierten Gewalt zunächst gültig, denn die Befugnis zur Ausübung der Staatsgewalt ist nicht an den rechtmäßigen Gebrauch, sondern an den tatsächlichen Besitz der Staatsgewalt gebunden.
Von „http://lexikon.freenet.de/Usurpator“
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http://www.stern.de/politik/historie/504041.html?p=3&nv=ct_cb&eid=503823
Im Zeichen des Halbmonds
Der Eroberer stellt eine Schale mit Goldstücken vor den gefangenen Kalifen: "Friss!" "Gold kann man nicht essen", antwortet sein Gefangener. "Warum hast du es dann gehortet", fragt der Mongole schneidend, "statt es deinen Soldaten zu geben? Warum hast du aus diesen eisernen Türen keine Speerspitzen schmieden lassen?" Hülägü befiehlt, die Ehefrauen, Konkubinen und Sklaven des Kalifen unter seinem Heer aufzuteilen. Dann verlassen die neuen Herrscher die Stadt, den Kalifen nehmen sie mit. In einem Dorf unweit Bagdads "trifft der Abbaside sein Ende", wie es ein muslimischer Geschichtsschreiber ausdrückt. Weil sie Angst haben, das Blut eines gekrönten Hauptes würde über sie kommen, bringen die Mongolen al-Mustasim unblutig um. Sie stecken ihn in einen Sack und trampeln so lange auf ihm herum, bis der letzte der Abbasiden tot ist.
Mit seinem Tod ist auch Bagdads Zeit als Hauptstadt der arabischen Welt vorbei. Die Metropole am Tigris verkommt zur Provinzstadt. Bis ins 20. Jahrhundert wird von hier aus niemand mehr regieren. Die so genannten Il-Khane herrschen über ihr Reich vom Iran aus. Da sie Kultur und Religion der Besiegten übernehmen, kann Mesopotamien auf friedliche Tage am Rande der Weltgeschichte hoffen.
Doch um 1400 bricht eine zweite Katastrophe aus Innerasien über den Irak herein. Ein tartarischer Lokalfürst im fernen Afghanistan hat sich in den Kopf gesetzt, wie einst Dschingis Khan Herr aller mongolischen Reiche zu werden und dann den Erdkreis zu erobern. Der Mann heißt Timur, trägt den Beinamen "der Lahme", weil er seit einem Reitunfall hinkt, und hat eine ganz einfache Philosophie für den Rest der Welt: "Entweder ihr unterwerft euch, oder ich bringe euch um!"
Innerhalb von 30 Jahren raubt, brennt und mordet sich Timur ein Reich zusammen, das von Moskau bis nach Indien und Kleinasien reicht. Auch Ahmad, den Regenten von Bagdad, fordert Timur zur Unterwerfung auf. "So wie es nur einen Gott im Himmel gibt, kann es auch auf der Erde nur einen Herrscher geben." 1393 erobert Timur Bagdad und lässt für seine Verhältnisse Milde walten. Ahmad kann entkommen, seine Angehörigen sowie berühmte Gelehrte und Künstler werden nach Samarkand deportiert, in die Hauptstadt von Timurs Großreich.
Timur gebärdet sich als Beschützer der Rechtgläubigen. Er befiehlt, die Weinvorräte, die Ahmad reichlich angelegt hatte, in den Tigris zu schütten. Dann geht er gegen die Kleinfürsten im Umland vor, die ihren Luxus als Raubritter finanzieren. Er erobert ihre Burgen. Allen Verteidigern lässt er die Köpfe abschlagen und sie zu Schädelpyramiden aufschichten.
1401 kehrt Timur nach Bagdad zurück. In höchstem Zorn, denn Ahmad hat sich wieder in der Stadt eingenistet. Erneut flieht er vor den anrückenden Tartaren. Diesmal kennt Timur kein Gnade. "Es erging der Befehl, alle zu töten. So geschah es, und der achtzigjährige Greis wie der achtjährige Knabe, sie alle wurden auf dem Bazar des Zorns zum selben Preis gehandelt - Orkan herrscherlicher Missachtung begann zu brausen und versenkte ihr Lebensschiff in den Fluten des Verderbens", schildert ein zeitgenössischer Chronist das große Schlachten. Dann wurde die Stadt in Trümmer gelegt.
Von diesem Schlag kann sich Bagdad jahrhundertelang nicht erholen. Zwar stirbt Timur knapp vier Jahre später, und sein Reich zerfällt noch rascher, als es entstanden war. Doch Mesopotamien ist ausgeblutet. 1437 schreibt der Historiker al-Makrizi über Bagdad, man könne es eigentlich keine Stadt mehr nennen. Es liege in Ruinen, weder eine Moschee noch ein Bazar existiere, die Mehrzahl seiner Kanäle sei verschüttet. Anfang des 17. Jahrhunderts zählt die glänzende Stadt Harun al-Raschids ganze 15 000 Einwohner, Mitte des 19. Jahrhunderts sind es gerade mal 40 000.
Von 1500 an streiten der Sultan in Konstantinopel und der Schah von Persien etwa hundert Jahre lang um den heutigen Irak. Einmal gehört Bagdad den schiitischen Iranern, dann wieder geht die Stadt an die sunnitischen Türken. 1631 setzen sich die Türken endgültig zwischen Euphrat und Tigris fest. Die Perser versuchen noch einmal eine Rückeroberung. Sie endet 1683 mit einem fast romantischen Duell, das beide Seiten an Stelle einer Schlacht als Entscheidung akzeptieren. Die Perser bieten einen herkulischen Krieger auf, bei den Türken greift Sultan Mehmed IV. selbst zum Krummsäbel und spaltet dem Gegner mit einem Streich Helm und Haupt.
Im Orient reicht der osmanische Einfluss nun von Algier bis Konstantinopel. Auch im Abendland scheint der Siegeszug der Türken unaufhaltsam. Erst vor den Toren Wiens werden sie 1683 gestoppt. Und bei der Behauptung ihrer europäischen Bastionen reiben sie sich in der folgenden Zeit auf, langsam aber sicher.
Mit dem Niedergang des Osmanischen Reichs verfällt auch die hohe islamische Kultur im Zweistromland. Im Schatten der türkischen Politik versinkt der heutige Irak in Lethargie. Erst als "der kranke Mann am Bosporus" schon todkrank ist und die europäischen Großmächte dessen Erbe zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter sich aufteilen, tritt der Irak wieder ins Licht der Geschichte: als Beutegut.
Die Ersten, die ein Auge auf den Nahen Osten werfen, sind die Deutschen. Sie wollen mit der alteingesessenen Kolonialmacht England wetteifern. 1903 beginnen sie mit dem Bau der berühmten Bagdadbahn, die von Anatolien bis in die alte Hauptstadt Mesopotamiens führen soll, zu Beginn des Ersten Weltkriegs aber nur bis zur türkisch-syrischen Grenze fertig gestellt ist (siehe Kasten Seite 66). Im ersten modernen, motorisierten Krieg wird Öl zu einer entscheidenden Waffe. Die reichen Petroleumlager um Basra und Mosul sind von strategischer Bedeutung. 1914 besetzt ein britisches Expeditionskorps Basra und sichert sich damit die Ölfelder am Schatt el-Arab. Doch als die Briten weiter gegen Bagdad vorstoßen wollen, werden sie 1916 von einer türkisch-deutschen Armee besiegt, 17000 englische Soldaten geraten in Gefangenschaft und mit ihnen 6000 arabische Separatisten der Geheimgesellschaft Al-Ahd aus Bagdad, die den Moment als günstig angesehen hatten, sich vom Osmanischen Reich loszusagen - die ersten Vorkämpfer für einen unabhängigen Irak.
Wenig später bricht die arabische Revolte endgültig los. Sie beginnt mit einem symbolischen Gewehrschuss auf die türkische Kaserne in der heiligen Stadt Mekka. Anführer ist Sharif Hussein bin Ali, einer der höchsten Würdenträger des Islam. Die Briten unterstützen den Aufstand. Sir Henry McMahon, britischer Hochkommissar in Ägypten, sagt Hussein in einem Briefwechsel ein "Königreich Arabien" zu, das Syrien, Palästina, den Irak und Saudi-Arabien umfassen soll. Diese Zusage ist diplomatisch verklausuliert, die Aufständischen aber nehmen sie für bare Münze.
Sie ahnen nicht, dass Großbritannien und Frankreich sich fast gleichzeitig in einem Geheimabkommen auf eine Teilung des Nahen Ostens geeinigt haben. Frankreich soll Syrien und den Libanon als "Protektorat" bekommen, England den Irak und Palästina. Unter dieser "Schutzherrschaft" sind lediglich äußerst vage definierte "arabische Staaten" vorgesehen.
Im Vertrauen auf McMahons Zusagen kämpfen die arabischen Freischärler unter der Führung des legendären T. E. Lawrence tapfer gegen die osmanischen Truppen und ihre deutschen Hilfskräfte. Im Frühjahr 1917 nimmt die arabisch-britische Armee Bagdad ohne größeren Widerstand der zahlenmäßig unterlegenen Türken ein. Es ist etwa die dreißigste Eroberung der ehemaligen Kalifenstadt im Lauf ihrer Geschichte.
Bis zum Waffenstillstand im September 1918 bleibt Bagdad in arabischer Hand. Die Nationalisten sehen sie schon als neue Hauptstadt Großarabiens. Doch im Frieden müssen sie erfahren, was T. E. Lawrence später in einem bitteren Rückblick so formuliert: "Von Anfang an war es offenkundig, dass im Fall unseres Sieges diese Versprechungen nichts weiter waren als totes Papier. Und wäre ich ein ehrlicher Berater der Araber gewesen, hätte ich ihnen empfohlen, nach Hause zu gehen und nicht ihr Leben für so was zu riskieren."
Teja Fiedler
Ein Usurpator ist eine Person, die sich widerrechtlich Befugnisse oder Besitz aneignet, z. B. unrechtmäßig einen Thron oder ein Amt in einer Republik einnimmt. Dieser Vorgang heißt Usurpation, bzw. usurpieren.
Im älteren römischen Recht war die usurpatio die Unterbrechung einer Verjährung durch Aufhebung des Besitzstandes.
Der Usurpation entgegen steht die Legitimität. Die Usurpation kann auch durch Anerkennung oder freiwilligen Gehorsam des Volkes einen legitimen Charakter erhalten. Doch auch ohne dies sind Staatsakte der usurpierten Gewalt zunächst gültig, denn die Befugnis zur Ausübung der Staatsgewalt ist nicht an den rechtmäßigen Gebrauch, sondern an den tatsächlichen Besitz der Staatsgewalt gebunden.
Von „http://lexikon.freenet.de/Usurpator“
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http://www.stern.de/politik/historie/504041.html?p=3&nv=ct_cb&eid=503823
Im Zeichen des Halbmonds
Der Eroberer stellt eine Schale mit Goldstücken vor den gefangenen Kalifen: "Friss!" "Gold kann man nicht essen", antwortet sein Gefangener. "Warum hast du es dann gehortet", fragt der Mongole schneidend, "statt es deinen Soldaten zu geben? Warum hast du aus diesen eisernen Türen keine Speerspitzen schmieden lassen?" Hülägü befiehlt, die Ehefrauen, Konkubinen und Sklaven des Kalifen unter seinem Heer aufzuteilen. Dann verlassen die neuen Herrscher die Stadt, den Kalifen nehmen sie mit. In einem Dorf unweit Bagdads "trifft der Abbaside sein Ende", wie es ein muslimischer Geschichtsschreiber ausdrückt. Weil sie Angst haben, das Blut eines gekrönten Hauptes würde über sie kommen, bringen die Mongolen al-Mustasim unblutig um. Sie stecken ihn in einen Sack und trampeln so lange auf ihm herum, bis der letzte der Abbasiden tot ist.
Mit seinem Tod ist auch Bagdads Zeit als Hauptstadt der arabischen Welt vorbei. Die Metropole am Tigris verkommt zur Provinzstadt. Bis ins 20. Jahrhundert wird von hier aus niemand mehr regieren. Die so genannten Il-Khane herrschen über ihr Reich vom Iran aus. Da sie Kultur und Religion der Besiegten übernehmen, kann Mesopotamien auf friedliche Tage am Rande der Weltgeschichte hoffen.
Doch um 1400 bricht eine zweite Katastrophe aus Innerasien über den Irak herein. Ein tartarischer Lokalfürst im fernen Afghanistan hat sich in den Kopf gesetzt, wie einst Dschingis Khan Herr aller mongolischen Reiche zu werden und dann den Erdkreis zu erobern. Der Mann heißt Timur, trägt den Beinamen "der Lahme", weil er seit einem Reitunfall hinkt, und hat eine ganz einfache Philosophie für den Rest der Welt: "Entweder ihr unterwerft euch, oder ich bringe euch um!"
Innerhalb von 30 Jahren raubt, brennt und mordet sich Timur ein Reich zusammen, das von Moskau bis nach Indien und Kleinasien reicht. Auch Ahmad, den Regenten von Bagdad, fordert Timur zur Unterwerfung auf. "So wie es nur einen Gott im Himmel gibt, kann es auch auf der Erde nur einen Herrscher geben." 1393 erobert Timur Bagdad und lässt für seine Verhältnisse Milde walten. Ahmad kann entkommen, seine Angehörigen sowie berühmte Gelehrte und Künstler werden nach Samarkand deportiert, in die Hauptstadt von Timurs Großreich.
Timur gebärdet sich als Beschützer der Rechtgläubigen. Er befiehlt, die Weinvorräte, die Ahmad reichlich angelegt hatte, in den Tigris zu schütten. Dann geht er gegen die Kleinfürsten im Umland vor, die ihren Luxus als Raubritter finanzieren. Er erobert ihre Burgen. Allen Verteidigern lässt er die Köpfe abschlagen und sie zu Schädelpyramiden aufschichten.
1401 kehrt Timur nach Bagdad zurück. In höchstem Zorn, denn Ahmad hat sich wieder in der Stadt eingenistet. Erneut flieht er vor den anrückenden Tartaren. Diesmal kennt Timur kein Gnade. "Es erging der Befehl, alle zu töten. So geschah es, und der achtzigjährige Greis wie der achtjährige Knabe, sie alle wurden auf dem Bazar des Zorns zum selben Preis gehandelt - Orkan herrscherlicher Missachtung begann zu brausen und versenkte ihr Lebensschiff in den Fluten des Verderbens", schildert ein zeitgenössischer Chronist das große Schlachten. Dann wurde die Stadt in Trümmer gelegt.
Von diesem Schlag kann sich Bagdad jahrhundertelang nicht erholen. Zwar stirbt Timur knapp vier Jahre später, und sein Reich zerfällt noch rascher, als es entstanden war. Doch Mesopotamien ist ausgeblutet. 1437 schreibt der Historiker al-Makrizi über Bagdad, man könne es eigentlich keine Stadt mehr nennen. Es liege in Ruinen, weder eine Moschee noch ein Bazar existiere, die Mehrzahl seiner Kanäle sei verschüttet. Anfang des 17. Jahrhunderts zählt die glänzende Stadt Harun al-Raschids ganze 15 000 Einwohner, Mitte des 19. Jahrhunderts sind es gerade mal 40 000.
Von 1500 an streiten der Sultan in Konstantinopel und der Schah von Persien etwa hundert Jahre lang um den heutigen Irak. Einmal gehört Bagdad den schiitischen Iranern, dann wieder geht die Stadt an die sunnitischen Türken. 1631 setzen sich die Türken endgültig zwischen Euphrat und Tigris fest. Die Perser versuchen noch einmal eine Rückeroberung. Sie endet 1683 mit einem fast romantischen Duell, das beide Seiten an Stelle einer Schlacht als Entscheidung akzeptieren. Die Perser bieten einen herkulischen Krieger auf, bei den Türken greift Sultan Mehmed IV. selbst zum Krummsäbel und spaltet dem Gegner mit einem Streich Helm und Haupt.
Im Orient reicht der osmanische Einfluss nun von Algier bis Konstantinopel. Auch im Abendland scheint der Siegeszug der Türken unaufhaltsam. Erst vor den Toren Wiens werden sie 1683 gestoppt. Und bei der Behauptung ihrer europäischen Bastionen reiben sie sich in der folgenden Zeit auf, langsam aber sicher.
Mit dem Niedergang des Osmanischen Reichs verfällt auch die hohe islamische Kultur im Zweistromland. Im Schatten der türkischen Politik versinkt der heutige Irak in Lethargie. Erst als "der kranke Mann am Bosporus" schon todkrank ist und die europäischen Großmächte dessen Erbe zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter sich aufteilen, tritt der Irak wieder ins Licht der Geschichte: als Beutegut.
Die Ersten, die ein Auge auf den Nahen Osten werfen, sind die Deutschen. Sie wollen mit der alteingesessenen Kolonialmacht England wetteifern. 1903 beginnen sie mit dem Bau der berühmten Bagdadbahn, die von Anatolien bis in die alte Hauptstadt Mesopotamiens führen soll, zu Beginn des Ersten Weltkriegs aber nur bis zur türkisch-syrischen Grenze fertig gestellt ist (siehe Kasten Seite 66). Im ersten modernen, motorisierten Krieg wird Öl zu einer entscheidenden Waffe. Die reichen Petroleumlager um Basra und Mosul sind von strategischer Bedeutung. 1914 besetzt ein britisches Expeditionskorps Basra und sichert sich damit die Ölfelder am Schatt el-Arab. Doch als die Briten weiter gegen Bagdad vorstoßen wollen, werden sie 1916 von einer türkisch-deutschen Armee besiegt, 17000 englische Soldaten geraten in Gefangenschaft und mit ihnen 6000 arabische Separatisten der Geheimgesellschaft Al-Ahd aus Bagdad, die den Moment als günstig angesehen hatten, sich vom Osmanischen Reich loszusagen - die ersten Vorkämpfer für einen unabhängigen Irak.
Wenig später bricht die arabische Revolte endgültig los. Sie beginnt mit einem symbolischen Gewehrschuss auf die türkische Kaserne in der heiligen Stadt Mekka. Anführer ist Sharif Hussein bin Ali, einer der höchsten Würdenträger des Islam. Die Briten unterstützen den Aufstand. Sir Henry McMahon, britischer Hochkommissar in Ägypten, sagt Hussein in einem Briefwechsel ein "Königreich Arabien" zu, das Syrien, Palästina, den Irak und Saudi-Arabien umfassen soll. Diese Zusage ist diplomatisch verklausuliert, die Aufständischen aber nehmen sie für bare Münze.
Sie ahnen nicht, dass Großbritannien und Frankreich sich fast gleichzeitig in einem Geheimabkommen auf eine Teilung des Nahen Ostens geeinigt haben. Frankreich soll Syrien und den Libanon als "Protektorat" bekommen, England den Irak und Palästina. Unter dieser "Schutzherrschaft" sind lediglich äußerst vage definierte "arabische Staaten" vorgesehen.
Im Vertrauen auf McMahons Zusagen kämpfen die arabischen Freischärler unter der Führung des legendären T. E. Lawrence tapfer gegen die osmanischen Truppen und ihre deutschen Hilfskräfte. Im Frühjahr 1917 nimmt die arabisch-britische Armee Bagdad ohne größeren Widerstand der zahlenmäßig unterlegenen Türken ein. Es ist etwa die dreißigste Eroberung der ehemaligen Kalifenstadt im Lauf ihrer Geschichte.
Bis zum Waffenstillstand im September 1918 bleibt Bagdad in arabischer Hand. Die Nationalisten sehen sie schon als neue Hauptstadt Großarabiens. Doch im Frieden müssen sie erfahren, was T. E. Lawrence später in einem bitteren Rückblick so formuliert: "Von Anfang an war es offenkundig, dass im Fall unseres Sieges diese Versprechungen nichts weiter waren als totes Papier. Und wäre ich ein ehrlicher Berater der Araber gewesen, hätte ich ihnen empfohlen, nach Hause zu gehen und nicht ihr Leben für so was zu riskieren."
Teja Fiedler