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Türkin? Die Wohnung kriegen Sie nicht!

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Popeye

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Türkin? Die Wohnung kriegen Sie nicht!

Sie kommen aus Russland, der Türkei, dem Iran, und sie lieben ihre Stadt. Sie versichern, Ludwigshafen habe kein Problem mit Fremdenfeindlichkeit und sei ihre Heimat. Wenn da nur nicht die Sache mit dem Hakenkreuz wäre und der Überfall auf den Schwarzen und der Brand und die vielen Fragen...

"Sie sind Türkin? Tut mir leid, dann bekommen sie die Wohnung nicht." Es sind Erlebnisse wie dieses, die Aynur Uysal-Reiter zur Weißglut bringen. Seit Ewigkeiten lebt die jetzt 39-Jährige in der Bundesrepublik. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet, hat studiert, verdient ihr Geld als Sozialarbeiterin, ist integriert. Es hilft ihr alles nichts. Immer wieder spürt sie die subtil verpackte Diskriminierung durch die Deutschen und erlebt die immer offener gezeigte Gegenwehr der Türken. "Es scheint, als hätten wir ein Problem, von dem wir glaubten, dass es längst überwunden ist", meint die Ludwigshafenerin. Wie anders wäre es sonst auch zu verstehen, was gerade in der Stadt passiert. "Warum gab es bei den Türken gleich nach dem Brand den Verdacht, dass es sich nur um einen Anschlag handeln kann. Das zeigt doch offenbar ein großes Misstrauen." Uysal-Reiter hält es für nicht ganz unberechtigt.

m Internationalen Frauentreff, nicht weit weg vom Haus am Danziger Platz, in dem am Sonntag neun Menschen ums Leben kamen, wird heiß darüber diskutiert. Mit einem überraschenden Ergebnis: "Es gibt hier in Ludwigshafen keine über das 'deutschlandweit normale Maß' hinausgehende Fremdenfeindlichkeit, keinen rechtsradikalen Auswuchs", sagt Frauentreff-Projektleiterin Eleonore Hefner. Und da, wo es ihn doch gebe, werde reagiert.

Die Kneipe "Blocksberg" in Ludwigshafen-Süd, die seit Jahren ein bekannter Treffpunkt der rechten Szene sei und dem CDU-Ortsvorsitzenden Christoph Keller gehöre, sei ein gutes Beispiel dafür, meint Hefner. "Der passt genau auf, dass da nichts aus dem Ruder läuft", ist die 52-Jährige überzeugt. Sie gehört auch zur Initiative "Lu sagt nein", einem Zusammenschluss verschiedener Aktivisten gegen Rechts, und zum "Bündnis gegen Rechts" des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Sie hat mit dafür gesorgt, dass Unterschriften gesammelt wurden, als vor zwei Monaten ein Schwarzer in Ludwigshafen von rechten Schlägern überfallen und verprügelt wurde. Die Resolution für mehr Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit, die der Stadtrat fünf Tage später beschloss, hätten sogar die Abgeordneten der rechtskonservativen Republikaner im Stadtparlament unterschrieben. Ein gutes Zeichen für eine wehrhafte Demokratie, findet sie.

(...)


Fast ein Drittel hat Migrationshintergrund
30 Prozent der 171.000 Einwohner Ludwigshafens haben einen Migrationshintergrund. Seit Jahrzehnten gehören sie zum Alltag in der Stadt. Ludwigshafen sei ohne sie gar nicht vorstellbar, sie seien eine Bereicherung, wirklich unverzichtbar, hat Oberbürgermeisterin Eva Lohse erst neulich wieder versichert, als sie zu den Gerüchten Stellung nehmen musste, der Brand am Danziger Platz sei ein gezielter Anschlag auf das von Türken bewohnte Haus gewesen. Der mit Hakenkreuzen illustrierte Verdacht brüllte von den Titelseiten vor allem der türkischen Medien. Aynur Uysal-Reiter hat die Artikel gelesen. "Eine Katastrophe", sagt sie. Ihre Mitstreiterinnen im Internationalen Frauentreff nicken. "Wenn sich herausstellen sollte, dass es wirklich so war, wie die Zeitungen behaupten, dann wird das schlimm werden. Dann gibt es Gegenanschläge und Gegenanschläge gegen die Gegenanschläge." Die Frauen wollen sich das lieber nicht vorstellen. Sie wollen, dass Ludwigshafen endlich wieder raus aus den Schlagzeilen kommt. Sie wollen, dass es nicht umsonst gewesen ist, wofür sie sich politisch oder kulturell engagieren. Morgen werden sie mit einem lange geplanten Videoprojekt der Öffentlichkeit zeigen, wofür die Multikulti-Gemeinde Ludwigshafens steht: Für die Diplomchemikerin Zayeneh Saive aus dem Iran beispielsweise, die vor 28 Jahren nach Deutschland kam und sich mit ihrer Familie ein hübsches kleines Häuschen gekauft hat. Für Aynur Uysal-Reiter, für Larissa Fritsch, die 1993 aus Russland kam und seit mehr als zehn Jahren als Krankenschwester am Klinikum arbeitet. Und für Rosanna Cavallaro aus Italien, die den internationalen Frauentreff managt.

Uysal-Reiter wird wie die anderen Frauen über ihre Wünsche und ihre Hoffnungen berichten und danach vielleicht in einer netten kleinen Kneipe einen Wein trinken. In einer türkischen, versteht sich. Denn da fühlt sie sich mittlerweile einfach sicherer.


http://www.stern.de/politik/panorama...ng/610415.html
 
Da kommen wir Fragen wie "sind sie integriert" wie blanker Hohn vor, wenn ich so etwas lese
 
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