Ottoman
***** Gründer
Türkische Musik in Europa
Im 17. Jahrhundert wurde in Europa erstmalig der Versuch unternommen,
orientalische Musik zu erfassen und zu analysieren. 1619 schrieb Michael
PRAETORIUS das Standardwerk: "Syntagma musicum". Ein Buch, in dem
zum ersten Mal Musikinstrumente aus vielen Ländern
der Erde vorgestellt wurden. Sein Urteil über die türkische Musik war nicht
sehr schmeichelhaft: "Lumpen Music". Schuld an dem Übel war seiner Mei-
nung nach (und da erwies er sich ganz als Kind seiner Zeit) Mohamed:
"Denn es hat Mahomet alles was zur fröhlichkeit dienlich/ alß Wein
und Saytenspiel in seinem ganzen Lande verbotten/ unnd an deren
stadt eine Teuffels Glocke unnd Rumpelfaß mit einer schnarrenden
und kikakenden Schalmeyen verordnet/ welche so wol auf Hochzei-
ten unnd Freudenfesten/ alß im Kriege gebraucht werden." (Ausstel-
lungskatalog, 87:271)
Was PRAETORIUS in seinem Buch mit der "Teuffels Glocke", dem "Rumpel-
faß" und den "Schalmeyen" beschrieb, waren die Musikinstrumente der Jani-
tscharen.
Bis ins 19. Jahrhundert sollten die Europäer/innen unter türkischer Musik Ja-
nitscharenmusik verstehen. Die türkische Folklore, die Musik der Völker der
Türkei, hielt keinen Einzug nach Europa. (Vgl. Pahlen, 80:171) Ob die
räumliche Entfernung dabei eine große Rolle gespielt hat, mag dahingestellt
bleiben.
Dafür war die direkte Konfrontation mit der Musik der türkischen Elitetrup-
pen, eben der Janitscharen, umso schmerzlicher: Die Türken pflegten näm-
lich mit der Mehterhane, der Militärkapelle, in den Kampf zu ziehen. Diese
Musik wurde als so ungeheuerlich geschildert, daß "Himmel und Erde er-
bebten" (Ausstkat, 85:182) Ihre Funktion bestand darin, "die Feinde zu
schocken und zu entnerven" und gleichzeitig die eigenen Krieger anzusta-
cheln.ddd
"Denn der Charakter der Musik (war) so kriegerisch, daß er auch fei-
gen Seelen den Brust hebt" (ebda: 162)
So wurde die Kriegsmusik der Türken zum Vorbild "neuartiger Militär-
musikewn." (Vgl. Pahlen, 80: 170f)
Baron VON TRENCK stellte 1741 eine Kapelle nach dem Vorbild der Jani-
tscharen zusammen. Als Musiker verpflichtete er Sinti und Roma, die in
bunten Phantasieuniformen zum Ergötzen der Zuhörer/innen musizierten.
(Vgl. ebda: 173)
Auch in Frankreich konnte eine echte Janitscharenkapelle bestaunt werden,
die als Begleitung einer Gesandtschaft im 17. Jahrhundert am Hof verweilte.
Der Eindruck, den die Musik hinterließ, war so stark, daß Jean Baptiste LUL-
LY, der den Stoff MOLIERES, "le bourgois gentilhomme", als Ballett bearbei-
tete, die Türkenszene mit Janitscharenmusik untermalte, und die Darstel-
ler/innen in einem erfundenen Pseudo-Türkisch reden ließ. (Vgl. Ausstkat,
87:272)
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Es wurden jahrelang Türkenopern in Deutschland aufgeführt.
Im 17. Jahrhundert wurde in Europa erstmalig der Versuch unternommen,
orientalische Musik zu erfassen und zu analysieren. 1619 schrieb Michael
PRAETORIUS das Standardwerk: "Syntagma musicum". Ein Buch, in dem
zum ersten Mal Musikinstrumente aus vielen Ländern
der Erde vorgestellt wurden. Sein Urteil über die türkische Musik war nicht
sehr schmeichelhaft: "Lumpen Music". Schuld an dem Übel war seiner Mei-
nung nach (und da erwies er sich ganz als Kind seiner Zeit) Mohamed:
"Denn es hat Mahomet alles was zur fröhlichkeit dienlich/ alß Wein
und Saytenspiel in seinem ganzen Lande verbotten/ unnd an deren
stadt eine Teuffels Glocke unnd Rumpelfaß mit einer schnarrenden
und kikakenden Schalmeyen verordnet/ welche so wol auf Hochzei-
ten unnd Freudenfesten/ alß im Kriege gebraucht werden." (Ausstel-
lungskatalog, 87:271)
Was PRAETORIUS in seinem Buch mit der "Teuffels Glocke", dem "Rumpel-
faß" und den "Schalmeyen" beschrieb, waren die Musikinstrumente der Jani-
tscharen.
Bis ins 19. Jahrhundert sollten die Europäer/innen unter türkischer Musik Ja-
nitscharenmusik verstehen. Die türkische Folklore, die Musik der Völker der
Türkei, hielt keinen Einzug nach Europa. (Vgl. Pahlen, 80:171) Ob die
räumliche Entfernung dabei eine große Rolle gespielt hat, mag dahingestellt
bleiben.
Dafür war die direkte Konfrontation mit der Musik der türkischen Elitetrup-
pen, eben der Janitscharen, umso schmerzlicher: Die Türken pflegten näm-
lich mit der Mehterhane, der Militärkapelle, in den Kampf zu ziehen. Diese
Musik wurde als so ungeheuerlich geschildert, daß "Himmel und Erde er-
bebten" (Ausstkat, 85:182) Ihre Funktion bestand darin, "die Feinde zu
schocken und zu entnerven" und gleichzeitig die eigenen Krieger anzusta-
cheln.ddd
"Denn der Charakter der Musik (war) so kriegerisch, daß er auch fei-
gen Seelen den Brust hebt" (ebda: 162)
So wurde die Kriegsmusik der Türken zum Vorbild "neuartiger Militär-
musikewn." (Vgl. Pahlen, 80: 170f)
Baron VON TRENCK stellte 1741 eine Kapelle nach dem Vorbild der Jani-
tscharen zusammen. Als Musiker verpflichtete er Sinti und Roma, die in
bunten Phantasieuniformen zum Ergötzen der Zuhörer/innen musizierten.
(Vgl. ebda: 173)
Auch in Frankreich konnte eine echte Janitscharenkapelle bestaunt werden,
die als Begleitung einer Gesandtschaft im 17. Jahrhundert am Hof verweilte.
Der Eindruck, den die Musik hinterließ, war so stark, daß Jean Baptiste LUL-
LY, der den Stoff MOLIERES, "le bourgois gentilhomme", als Ballett bearbei-
tete, die Türkenszene mit Janitscharenmusik untermalte, und die Darstel-
ler/innen in einem erfundenen Pseudo-Türkisch reden ließ. (Vgl. Ausstkat,
87:272)
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Es wurden jahrelang Türkenopern in Deutschland aufgeführt.