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Schnelles Wachstum – reger Handel
Die Türkei als Wirtschaftsstandort: Dynamische Entwicklung seit 2001 – Traditionell gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen – Geduld und Flexibilität sind gefragt
Foto: Pixelquelle
(bfai/besch) - Der Beschluss zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei stellt sowohl für Europa als auch für das Land selbst einen wichtigen Schritt dar. Ob politisch umstritten oder wirtschaftlich erforderlich, das Land am Bosporus hat sich in den letzten Jahren zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftspartner entwickelt. Das haben bereits viele – nicht nur große – deutsche Unternehmen erkannt, die seit langem auf dem türkischen Markt erfolgreich tätig sind.
Es ist an der Zeit, sich intensiver mit der Brücke zwischen Europa und Asien zu beschäftigen. Denn das Entwicklungstempo der Türkei nach der schweren Wirtschaftskrise im Jahr 2001 ist beeindruckend. Das Land hat sich seitdem zu einem dynamischen Wachstumsmarkt mit vielversprechenden Perspektiven emporgearbeitet. Im Mittelpunkt steht natürlich die zwölf Millionen-Stadt Istanbul mit den umliegenden Wirtschaftsregionen. Von dort gingen und gehen die Impulse der weltweit am stärksten expandierenden Volkswirtschaften aus. So verdoppelten sich die Ausfuhren der Türkei allein zwischen 2002 und 2004 und erreichen Ende 2005 voraussichtlich ein Volumen von mindestens 180 Mrd. USD. Die Inflationsrate sank auf 7,8 Prozent (Mitte 2005).
Deutsche Wirtschaft profitiert
Foto: Pixelquelle
Eine wichtige Voraussetzung für anhaltendes Wachstum ist die junge Bevölkerung. Immerhin sind 50 Prozent der Türken jünger als 25 Jahre und der Anteil der Städter ist inzwischen auf etwa zwei Drittel der Gesamtbevölkerung gestiegen. Die Löhne sind im Vergleich zur EU niedrig, die Arbeitnehmer hoch motiviert. Der Privatsektor ist exportorientiert, international ausgerichtet und damit ein attraktiver Partner für ausländische Investoren.
Die deutsche Wirtschaft partizipiert am Boom des Landes. Ihr Export hat einen Stellenwert erreicht, der deutlich über dem Handel mit EU-Staaten wie Griechenland, Portugal oder Irland liegt und in den letzten drei Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen ist. Spitzenreiter unter den Ausfuhren sind der Maschinenbau, die Kfz-Industrie und die Chemie, die jeweils etwa ein Fünftel der deutschen Exporte an den Bosporus ausmachen.
Im Land selbst sind bisher rund 1700 deutsche Firmen präsent und deutsche Großunternehmen sind mit eigenen Tochtergesellschaften seit Jahrzehnten aktiv. „Seit Beginn der 90er Jahre kommen der deutsche Mittelstand und neuerdings sogar Existenzgründer aus eigenem Antrieb in die Türkei“, ist vom Geschäftsführer der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer, Marc Landau, zu erfahren.
Zugang zur türkischen Geschäftswelt
Mit Geduld, Höflichkeit und Aufgeschlossenheit ist der Zugang zur türkischen Geschäftswelt leichter. Sensible Punkte sollten dabei jedoch unbedingt berücksichtigt werden. Gastfreundschaft und Großzügigkeit bei Einladungen türkischer Geschäftspartner sind bekannt. Gegeneinladungen, ähnlich großzügig gestaltet, werden erwartet.
Korrekte klassische Kleidung (Anzug und/oder Kostüm) und gutes Benehmen werden erwartet. Zu extravagantes Outfit wirkt eher negativ. Im Umgang mit Geschäftspartnerinnen und Ehefrauen von Geschäftspartnern ist zumindest am Anfang persönliche Zurückhaltung angebracht. Beim Smalltalk sollten heikle Themen der türkischen Politik vermieden werden (Kurdenproblem, Armenierfrage, Rolle der Streitkräfte, Islam).
Fragen und Themen indirekt anzugehen verspricht mehr Erfolg, als mit der Tür ins Haus zu fallen. Offensichtlich zielstrebiges und rein sachbezogenes Vorgehen gilt als unhöflich und kann die Geschäftsbeziehungen abkühlen.
Geduld und Flexibilität werden dem deutschen Verhandlungspartner abverlangt. Vor dem Abschluss eines Vertrages sollte auf jeden Fall ein Anwalt eingeschaltet werden.
Rasanter Wandel
Die türkische Wirtschaft hat in wenigen Jahrzehnten aus fast ausschließlicher Agrarökonomie differenzierte Strukturen mit starkem West-Ost-Gefälle entwickelt. Laut Angaben der Weltbank arbeiten noch über 40 Prozent der Erwerbsbeschäftigten in der Landwirtschaft und leisten einen Beitrag von ca. 13 Prozent zum Bruttosozialprodukt (BSP).
Vor allem in der Westtürkei ist die industrielle Entwicklung stark ausgeprägt (Textil, Fahrzeuge, Chemie, Maschinen, Elektrobranche), die Industrie trägt mit rund 25 Prozent zum BSP bei. Größten Anteil (ca. 62 Prozent) hat der Dienstleistungssektor – mit weiter steigender Tendenz. Der auch infrastrukturell noch vergleichsweise unterentwickelte Osten und Südosten ist überwiegend Agrargebiet. Im Südosten werden seit Mitte der 80er Jahre erhebliche Entwicklungsanstrengungen unternommen (Staudämme, Kraftwerke,
Elektrifizierung, Bewässerungsanlagen, Agrarindustrie, Straßen, Telekommunikation).
Das Land
Einwohner: 72,1 Millionen
Fläche: 783 562 qkm
Korrespondenzsprachen:
Türkisch, Englisch, Deutsch
Wichtigste Wirtschaftsregionen: Marmara-Region, Ägäische Region, Mittelmeer-Region, Zentralanatolien, Südostanatolien
Währung: Neue Türkische Lira – YTL
1 USD = 1,34 YTL
1 e = 1,62 YTL
Wirtschaftsdaten
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 430,5 Mrd. YTL
BIP/Kopf: 4.186 YTL
Arbeitslosenquote: 10,3 %
Staatsverschuldung: 235,8 Mrd. USD (78 % des BIP)
Gesamtimport: 97,5 Mrd. USD
Gesamtexport: 63,1 Mrd. USD
Deutsche Ausfuhren in die Türkei: 12,5 Mrd. USD
Deutsche Einfuhren aus der Türkei: 8,7 Mrd. USD
Wichtigste Industrieerzeugnisse: Textil- und Konfektionswaren, Kfz einschl. Teile
und Komponenten,Unterhaltungs
und Haushaltselektronik, Maschinenbau
Wachstumsbranchen:
In der Türkei gab es zwischen 2001 und 2004 in den wichtigsten Branchen ein beachtliches Produktionswachstum (in Prozent):
- in Büromaschinen: 192,3
- Fahrzeugbau: 187,6
- Nachrichtentechnik: 143,6
- Druckindustrie: 53,0
- Chemie: 44,2
- Holzprodukte (ohne Möbel): 36,0
- Papierwaren: 35,6
Schnelles Wachstum – reger Handel
Die Türkei als Wirtschaftsstandort: Dynamische Entwicklung seit 2001 – Traditionell gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen – Geduld und Flexibilität sind gefragt
Foto: Pixelquelle
(bfai/besch) - Der Beschluss zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei stellt sowohl für Europa als auch für das Land selbst einen wichtigen Schritt dar. Ob politisch umstritten oder wirtschaftlich erforderlich, das Land am Bosporus hat sich in den letzten Jahren zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftspartner entwickelt. Das haben bereits viele – nicht nur große – deutsche Unternehmen erkannt, die seit langem auf dem türkischen Markt erfolgreich tätig sind.
Es ist an der Zeit, sich intensiver mit der Brücke zwischen Europa und Asien zu beschäftigen. Denn das Entwicklungstempo der Türkei nach der schweren Wirtschaftskrise im Jahr 2001 ist beeindruckend. Das Land hat sich seitdem zu einem dynamischen Wachstumsmarkt mit vielversprechenden Perspektiven emporgearbeitet. Im Mittelpunkt steht natürlich die zwölf Millionen-Stadt Istanbul mit den umliegenden Wirtschaftsregionen. Von dort gingen und gehen die Impulse der weltweit am stärksten expandierenden Volkswirtschaften aus. So verdoppelten sich die Ausfuhren der Türkei allein zwischen 2002 und 2004 und erreichen Ende 2005 voraussichtlich ein Volumen von mindestens 180 Mrd. USD. Die Inflationsrate sank auf 7,8 Prozent (Mitte 2005).
Deutsche Wirtschaft profitiert
Foto: Pixelquelle
Eine wichtige Voraussetzung für anhaltendes Wachstum ist die junge Bevölkerung. Immerhin sind 50 Prozent der Türken jünger als 25 Jahre und der Anteil der Städter ist inzwischen auf etwa zwei Drittel der Gesamtbevölkerung gestiegen. Die Löhne sind im Vergleich zur EU niedrig, die Arbeitnehmer hoch motiviert. Der Privatsektor ist exportorientiert, international ausgerichtet und damit ein attraktiver Partner für ausländische Investoren.
Die deutsche Wirtschaft partizipiert am Boom des Landes. Ihr Export hat einen Stellenwert erreicht, der deutlich über dem Handel mit EU-Staaten wie Griechenland, Portugal oder Irland liegt und in den letzten drei Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen ist. Spitzenreiter unter den Ausfuhren sind der Maschinenbau, die Kfz-Industrie und die Chemie, die jeweils etwa ein Fünftel der deutschen Exporte an den Bosporus ausmachen.
Im Land selbst sind bisher rund 1700 deutsche Firmen präsent und deutsche Großunternehmen sind mit eigenen Tochtergesellschaften seit Jahrzehnten aktiv. „Seit Beginn der 90er Jahre kommen der deutsche Mittelstand und neuerdings sogar Existenzgründer aus eigenem Antrieb in die Türkei“, ist vom Geschäftsführer der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer, Marc Landau, zu erfahren.
Zugang zur türkischen Geschäftswelt
Mit Geduld, Höflichkeit und Aufgeschlossenheit ist der Zugang zur türkischen Geschäftswelt leichter. Sensible Punkte sollten dabei jedoch unbedingt berücksichtigt werden. Gastfreundschaft und Großzügigkeit bei Einladungen türkischer Geschäftspartner sind bekannt. Gegeneinladungen, ähnlich großzügig gestaltet, werden erwartet.
Korrekte klassische Kleidung (Anzug und/oder Kostüm) und gutes Benehmen werden erwartet. Zu extravagantes Outfit wirkt eher negativ. Im Umgang mit Geschäftspartnerinnen und Ehefrauen von Geschäftspartnern ist zumindest am Anfang persönliche Zurückhaltung angebracht. Beim Smalltalk sollten heikle Themen der türkischen Politik vermieden werden (Kurdenproblem, Armenierfrage, Rolle der Streitkräfte, Islam).
Fragen und Themen indirekt anzugehen verspricht mehr Erfolg, als mit der Tür ins Haus zu fallen. Offensichtlich zielstrebiges und rein sachbezogenes Vorgehen gilt als unhöflich und kann die Geschäftsbeziehungen abkühlen.
Geduld und Flexibilität werden dem deutschen Verhandlungspartner abverlangt. Vor dem Abschluss eines Vertrages sollte auf jeden Fall ein Anwalt eingeschaltet werden.
Rasanter Wandel
Die türkische Wirtschaft hat in wenigen Jahrzehnten aus fast ausschließlicher Agrarökonomie differenzierte Strukturen mit starkem West-Ost-Gefälle entwickelt. Laut Angaben der Weltbank arbeiten noch über 40 Prozent der Erwerbsbeschäftigten in der Landwirtschaft und leisten einen Beitrag von ca. 13 Prozent zum Bruttosozialprodukt (BSP).
Vor allem in der Westtürkei ist die industrielle Entwicklung stark ausgeprägt (Textil, Fahrzeuge, Chemie, Maschinen, Elektrobranche), die Industrie trägt mit rund 25 Prozent zum BSP bei. Größten Anteil (ca. 62 Prozent) hat der Dienstleistungssektor – mit weiter steigender Tendenz. Der auch infrastrukturell noch vergleichsweise unterentwickelte Osten und Südosten ist überwiegend Agrargebiet. Im Südosten werden seit Mitte der 80er Jahre erhebliche Entwicklungsanstrengungen unternommen (Staudämme, Kraftwerke,
Elektrifizierung, Bewässerungsanlagen, Agrarindustrie, Straßen, Telekommunikation).
Das Land
Einwohner: 72,1 Millionen
Fläche: 783 562 qkm
Korrespondenzsprachen:
Türkisch, Englisch, Deutsch
Wichtigste Wirtschaftsregionen: Marmara-Region, Ägäische Region, Mittelmeer-Region, Zentralanatolien, Südostanatolien
Währung: Neue Türkische Lira – YTL
1 USD = 1,34 YTL
1 e = 1,62 YTL
Wirtschaftsdaten
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 430,5 Mrd. YTL
BIP/Kopf: 4.186 YTL
Arbeitslosenquote: 10,3 %
Staatsverschuldung: 235,8 Mrd. USD (78 % des BIP)
Gesamtimport: 97,5 Mrd. USD
Gesamtexport: 63,1 Mrd. USD
Deutsche Ausfuhren in die Türkei: 12,5 Mrd. USD
Deutsche Einfuhren aus der Türkei: 8,7 Mrd. USD
Wichtigste Industrieerzeugnisse: Textil- und Konfektionswaren, Kfz einschl. Teile
und Komponenten,Unterhaltungs
und Haushaltselektronik, Maschinenbau
Wachstumsbranchen:
In der Türkei gab es zwischen 2001 und 2004 in den wichtigsten Branchen ein beachtliches Produktionswachstum (in Prozent):
- in Büromaschinen: 192,3
- Fahrzeugbau: 187,6
- Nachrichtentechnik: 143,6
- Druckindustrie: 53,0
- Chemie: 44,2
- Holzprodukte (ohne Möbel): 36,0
- Papierwaren: 35,6