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Mikis Theodorakis, dürfte wohl der bekannteste Grieche sein.
14.09.2006 / Ausland / Seite 2
Zum Inhalt dieser Ausgabe |
Mikis Theodorakis: »Gesamtheit der Verbrechen der USA aufdecken«
Kampagne für »Miami 5« kann nur erfolgreich sein, wenn insgesamt über Ziele und Machenschaften des Imperialismus aufgeklärt wird. Ein Gespräch mit dem griechischen Komponisten
Mikis Theodorakis
* Der griechische Komponist und Widerstandskämpfer Mikis Theodorakis hat dieses Interview der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) Rizospastis gegeben. Informationen zu den fünf in den USA inhaftierten Kubanern unter www.miami5.de
Die USA setzen ihre aggressive Politik gegen Kuba unvermindert fort. Ein Ausdruck dieser Politik ist die Verurteilung von fünf kubanischen Aktivisten, den »Miami 5«, die in den USA inhaftiert sind, weil sie als Agenten ihr Vaterland verteidigt haben. Was ist Ihre Meinung zu diesem Fall?
Die jungen Kubaner werden bereits seit acht Jahren in amerikanischen Gefängnissen festgehalten. In der Zwischenzeit haben sowohl der Sachverständigenrat der Menschenrechtskommission der UNO am 27. Mai als auch das Berufungsgericht in Atlanta am 9. August ihre Verurteilung für ungültig erklärt. Doch die zuständigen Behörden der USA stellen sich taub. Die Supermacht ignoriert seit langem die UNO und auch ihre eigene Justiz. Nach dem 11. September 2001 hat sie sogar ihre Verfassung, was die persönlichen Freiheiten ihrer Bürger angeht, verletzt. Erst vor kurzem hat Bush zugegeben, daß verstreut über die ganze Welt geheime Gefängnisse existieren – nur Gott weiß, welche Folterorgien dort abgehalten werden. Bush bezeichnet das als »nützlich« für die Bekämpfung des Terrors. Man hat das Bonbon »Terrorismus« gefunden, um die eigenen Verbrechen zu legitimieren. So, wie zu anderer Zeit Hitler die Juden und die »Roten« entdeckte. Vor unseren Augen gibt es ein naziartiges Konzentrationslager, Guantánamo, provozierend und unerträglich. Doch die Mächtigen der Welt tun so, als würden sie es nicht sehen, während die Völker, in der Mehrheit in der Zange ihrer amerikafreundlichen Führungen gefangen, objektiv gesehen stillhalten.
Am 12. September hat eine internationale Kampagne für die sofortige Freilassung der fünf Kubaner begonnen. Glauben Sie, daß sie erfolgreich sein kann?
Die Kampagne kann meiner Meinung nach nur Erfolg haben, wenn sie von einem aufklärenden Aktionsplan, der die Gesamtheit der verbrecherischen Aktivitäten der USA aufdeckt, begleitet wird. Diese Verbrechen geschehen ja nicht, weil es in jenem Land einige schlechte und boshafte Menschen gibt, sondern sie sind Teil einer Dynamik, die die USA in ein militaristisches aggressives imperialistisches Land, mit klar neonazistischer Ideologie verwandelt haben, das auf lange Sicht eine internationale Herrschaft anstrebt. Beginnend mit den »einfachen« Ländern und methodisch zu weiteren Zielen fortschreitend, von denen es einige schon angekündigt hat.
Warum glauben Sie, daß die Solidarität mit Kuba und seinen fünf Aktivisten eine Angelegenheit aller Demokraten ist?
Wir haben in Griechenland ein zusätzliches Problem, was die Aufklärung und Mobilisierung angeht. Wir stehen einem entsetzlichen Widerspruch gegenüber. Während das griechische Volk einerseits als Feind der heutigen aggressiven Politik der USA innerhalb Europas angesehen wird und es auch ist, wählen andererseits über 90 Prozent die beiden herrschenden Parteien, die vielleicht die derzeit amerikafreundlichste Haltung in ganz Europa haben. Griechische Demokraten, Patrioten und Internationalisten brennen darauf, ihre Wut und ihre Empörung gegenüber Völkermorden, wie im Irak oder im Libanon, auszudrücken: Aber außer denen, die der KKE und anderen Antikriegsorgansationen auf die Straße folgen, bleibt die breite Masse im Einfluß der beiden großen Parteien gefangen. Während sich unser Land zusammen mit der ganzen Menschheit am Rande einer globalen Katastrophe befindet, die nur durch das Aufbäumen der Völker verhindern werden kann, sitzen die Griechen in der Falle. Gleichzeitig gehen die verantwortungsbewußten Stimmen, die die Besorgnis der Epoche ausdrücken, im Getöse der gleichgeschalteten Propaganda der herrschenden Massenmedien unter.
Folglich haben wir alle die Pflicht, neben unserer Solidarität mit dem kubanischen Volk und unseren Protesten für die kubanischen Gefangenen, dieses große nationale Problem zu lösen. Der Widerspruch, in dem sich ein großer Teil unseres Volkes befindet, ist, daß er eine Politik wählt, die er haßt.
Interview: Aristoula Ellinoudi
(Übersetzung aus dem Griechischen: Heike Schrader)
http://www.jungewelt.de/2006/09-14/027.php
14.09.2006 / Ausland / Seite 2
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Mikis Theodorakis: »Gesamtheit der Verbrechen der USA aufdecken«
Kampagne für »Miami 5« kann nur erfolgreich sein, wenn insgesamt über Ziele und Machenschaften des Imperialismus aufgeklärt wird. Ein Gespräch mit dem griechischen Komponisten
Mikis Theodorakis

* Der griechische Komponist und Widerstandskämpfer Mikis Theodorakis hat dieses Interview der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) Rizospastis gegeben. Informationen zu den fünf in den USA inhaftierten Kubanern unter www.miami5.de
Die USA setzen ihre aggressive Politik gegen Kuba unvermindert fort. Ein Ausdruck dieser Politik ist die Verurteilung von fünf kubanischen Aktivisten, den »Miami 5«, die in den USA inhaftiert sind, weil sie als Agenten ihr Vaterland verteidigt haben. Was ist Ihre Meinung zu diesem Fall?
Die jungen Kubaner werden bereits seit acht Jahren in amerikanischen Gefängnissen festgehalten. In der Zwischenzeit haben sowohl der Sachverständigenrat der Menschenrechtskommission der UNO am 27. Mai als auch das Berufungsgericht in Atlanta am 9. August ihre Verurteilung für ungültig erklärt. Doch die zuständigen Behörden der USA stellen sich taub. Die Supermacht ignoriert seit langem die UNO und auch ihre eigene Justiz. Nach dem 11. September 2001 hat sie sogar ihre Verfassung, was die persönlichen Freiheiten ihrer Bürger angeht, verletzt. Erst vor kurzem hat Bush zugegeben, daß verstreut über die ganze Welt geheime Gefängnisse existieren – nur Gott weiß, welche Folterorgien dort abgehalten werden. Bush bezeichnet das als »nützlich« für die Bekämpfung des Terrors. Man hat das Bonbon »Terrorismus« gefunden, um die eigenen Verbrechen zu legitimieren. So, wie zu anderer Zeit Hitler die Juden und die »Roten« entdeckte. Vor unseren Augen gibt es ein naziartiges Konzentrationslager, Guantánamo, provozierend und unerträglich. Doch die Mächtigen der Welt tun so, als würden sie es nicht sehen, während die Völker, in der Mehrheit in der Zange ihrer amerikafreundlichen Führungen gefangen, objektiv gesehen stillhalten.
Am 12. September hat eine internationale Kampagne für die sofortige Freilassung der fünf Kubaner begonnen. Glauben Sie, daß sie erfolgreich sein kann?
Die Kampagne kann meiner Meinung nach nur Erfolg haben, wenn sie von einem aufklärenden Aktionsplan, der die Gesamtheit der verbrecherischen Aktivitäten der USA aufdeckt, begleitet wird. Diese Verbrechen geschehen ja nicht, weil es in jenem Land einige schlechte und boshafte Menschen gibt, sondern sie sind Teil einer Dynamik, die die USA in ein militaristisches aggressives imperialistisches Land, mit klar neonazistischer Ideologie verwandelt haben, das auf lange Sicht eine internationale Herrschaft anstrebt. Beginnend mit den »einfachen« Ländern und methodisch zu weiteren Zielen fortschreitend, von denen es einige schon angekündigt hat.
Warum glauben Sie, daß die Solidarität mit Kuba und seinen fünf Aktivisten eine Angelegenheit aller Demokraten ist?
Wir haben in Griechenland ein zusätzliches Problem, was die Aufklärung und Mobilisierung angeht. Wir stehen einem entsetzlichen Widerspruch gegenüber. Während das griechische Volk einerseits als Feind der heutigen aggressiven Politik der USA innerhalb Europas angesehen wird und es auch ist, wählen andererseits über 90 Prozent die beiden herrschenden Parteien, die vielleicht die derzeit amerikafreundlichste Haltung in ganz Europa haben. Griechische Demokraten, Patrioten und Internationalisten brennen darauf, ihre Wut und ihre Empörung gegenüber Völkermorden, wie im Irak oder im Libanon, auszudrücken: Aber außer denen, die der KKE und anderen Antikriegsorgansationen auf die Straße folgen, bleibt die breite Masse im Einfluß der beiden großen Parteien gefangen. Während sich unser Land zusammen mit der ganzen Menschheit am Rande einer globalen Katastrophe befindet, die nur durch das Aufbäumen der Völker verhindern werden kann, sitzen die Griechen in der Falle. Gleichzeitig gehen die verantwortungsbewußten Stimmen, die die Besorgnis der Epoche ausdrücken, im Getöse der gleichgeschalteten Propaganda der herrschenden Massenmedien unter.
Folglich haben wir alle die Pflicht, neben unserer Solidarität mit dem kubanischen Volk und unseren Protesten für die kubanischen Gefangenen, dieses große nationale Problem zu lösen. Der Widerspruch, in dem sich ein großer Teil unseres Volkes befindet, ist, daß er eine Politik wählt, die er haßt.
Interview: Aristoula Ellinoudi
(Übersetzung aus dem Griechischen: Heike Schrader)
http://www.jungewelt.de/2006/09-14/027.php