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TI: 80 % der Patienten bezahlen Schmiergeld an Ärzte

lupo-de-mare

Gesperrt
Die Vernachlässigung des Gesundheitssektors führt in vielen südosteuropäischen Staaten dazu, dass Schmiergelder gezahlt werden, um Medizin und Pflege zu bekommen. Transparency International prangert Missstände an.


Nach Angaben von Transparency International zahlen 80 Prozent der Patienten in Albanien den Ärzten Schmiergelder. Albanien hat noch immer ein staatlich finanziertes Gesundheitssystem. Der „Globale Korruptionsbericht", den die Organisation Anfang Februar veröffentlichte, bezeichnet den Gesundheitssektor in Südosteuropa als einen der korruptesten Bereiche. Kathrin Wollard, Programmkoordinatorin für Südosteuropa, betont: „Es scheint ein allgemeines Problem in den postkommunistischen Staaten Südosteuropas zu sein. In Albanien, aber auch in anderen Staaten dieser Region sind die Probleme besonders das Gesundheitswesen äußerst ernst. Dabei geht es vor allem um informelle Zahlungen an Bedienstete des Gesundheitswesens. Wir haben allerdings keine Daten, die es uns ermöglichen würden, zu sagen, dass es in einem Land schlimmer ist als in einem anderen. Es ist auch äußerst schwierig, an Informationen über die Höhe solcher Schmiergelder zu gelangen."


Niedrige Gehälter, unzureichende Kontrollen


Dieses Phänomen hat viele Ursachen: Die niedrigen Gehälter des medizinischen Personals, die Tradition der Bestechung oder die schlechte Kontrolle durch den Staat sind einige davon. Vieles hängt mit der Organisation und Finanzierung des Gesundheitssystems zusammen, sagt Kreshnik Spahiu, Leiter der Nichtregierungsorganisation "Citizen Advocate Organisation" (CAO): „Albanien steht in einem Dilemma zwischen einem privaten Gesundheitssystem und einem staatlichen Gesundheitssektor. In Albanien existiert kein Vertrag zwischen dem Patienten und dem Gesundheitsdienst. Es gibt keine gegenseitigen Rechte und Verpflichtungen zwischen dem, der die Dienstleistung in Anspruch nimmt und dem, der die Dienstleistung anbietet. Solange wir keine Institutionalisierung dieses Vertrages haben, solange werden wir auch ein hohes Korruptionsniveau haben. Es gibt keinerlei rechtliche Verpflichtung auf medizinische Versorgung gegenüber dem Patienten, der sich allein und isoliert fühlt."


Albanien steht mit dem Problem in der Region nicht alleine. In Bosnien sieht es nicht viel besser aus. Allerdings verlangen Ärzte oder das Krankenhauspersonal hier in der Regel nicht direkt Schmiergelder. Srdjan Blagovcanin von Transparency International in Bosnien beschreibt, wie die Korruption in der Praxis aussieht: „Man stellt zum Beispiel dem Patienten die Diagnose, dass die dringende Intervention des Arztes notwendig ist. Andererseits sagt man ihm, dass nicht genug Ärzte anwesend sind, um helfen zu können und dass das Krankenhaus nicht genug Betten hat. Dem Patienten bleibt dann nichts anderes übrig, als Schmiergeld zu bezahlen."


Kaum Öffentlichkeit


Nur sehr wenige Patienten in Albanien sind bereit, Korruption öffentlich zu machen. Schlagzeilen machen nur spektakuläre Fälle, wie die Anzeige eines Mannes, dessen Frau starb, weil er keine Schmiergelder zahlte. Die alltägliche Bestechung der Ärzte, Schwestern und Sanitäter sowie die großen Mängel und schlechte Bedingungen in den Krankenhäusern werden apathisch hingenommen.


In Bosnien ist nur ein Fall bekannt, dass ein Arzt im klinischen Zentrum von Sarajevo wegen Bestechlichkeit verurteilt wurde. Das Urteil ist noch nicht in Kraft getreten. Die Vertreter von NGOs sind mit den Ermittlungen staatlicher Behörden unzufrieden. Projektkoordinatorin Kathrin Wollard sagt: „Wir hoffen, eine Debatte über dieses Thema anzustoßen. Natürlich sind sich viele Menschen dieses Problems bereits seit geraumer Zeit bewusst. Gesundheitsversorgung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Daher sollte es auch nicht nötig sein, dafür Schmiergelder zu bezahlen."


In Südosteuropa gibt es viele Menschen, die von Ihrem Recht auf Gesundheitsversorgung gar keinen Gebrauch machen, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen. Da es auch um Leben und Tod gehen könne, dürfe man die Korruption im Gesundheitswesen nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagt Blagovcanin von Transparency International in Bosnien: "Es geht um eine moralische Krise der ganzen Gesellschaft. Diese ist im Ärztlichen Bereich sehr präsent, besonders wenn man überlegt, dass der Arzt sich für diesen beruflichen Weg entschieden, und geschworen hat, den Menschen zu helfen. Daher ist Korruption nicht mit dem ärztlichen Ethos vereinbar."



Angjelina Verbica

DW-RADIO/Albanisch, 23.2.2006, Fokus Ost-Südost

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,1914429,00.html?maca=de-newsletter_ostfokus-643-html
 
ich persönlich weiß auch aus Albanien, daß dies gang und gebe ist .
Ich kenne kaum jemand , der nicht schon einmal einem Arzt oder auch den Krankenschwester Geld gegeben hat, damit sie sich um ihre ANgehörigen oder um sich besser kümmert. Im Schnitt handelt es sich meines Wissens nach meist um 200 Euro.

Bis vor kurzer Zeit noch meine ich war es auch in Deutschland üblich, den Krankenschwester ein bisschen zu geben "in die Kaffeekasse".

Aber als ich von solchen Summen hörte, die in Albanien oft gezahlt werden, war ich geschockt. Soviel verdient mein Schwager in einem Monat (250 Euro)1
 
Jeta schrieb:
ich persönlich weiß auch aus Albanien, daß dies gang und gebe ist .
Ich kenne kaum jemand , der nicht schon einmal einem Arzt oder auch den Krankenschwester Geld gegeben hat, damit sie sich um ihre ANgehörigen oder um sich besser kümmert. Im Schnitt handelt es sich meines Wissens nach meist um 200 Euro.

Bis vor kurzer Zeit noch meine ich war es auch in Deutschland üblich, den Krankenschwester ein bisschen zu geben "in die Kaffeekasse".

Aber als ich von solchen Summen hörte, die in Albanien oft gezahlt werden, war ich geschockt. Soviel verdient mein Schwager in einem Monat (250 Euro)1

Meine Mutter bezahlt auch vollkommen unnütz mit Extra Geld, jeden Handgriff, obwohl der sowieso in Rechnung gestellt wird.

Aber es sind kleine Summen + Süssigkeiten, welche ich ihr ständig kaufen muss.
 
Man sollte sehen, das in Deutschland es einer absoluten Grund Reform des System braucht.

Und so ist das im Balkan ebenso!


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DEUTSCHLAND (18.05.2006 13:40)

Die Korruption in der Weiße-Kittel-Branche

Transparency klagt an: Misswirtschaft im Gesundheitswesen abstellen / Beitragserhöhungen sind keine Lösung

................
Die drei Autoren heben hervor, dass es kein neuerliches Herumkurieren an Symptomen geben darf: ”Die Behebung der strukturellen Mängel unseres Gesundheitssystems muss an erster Stelle stehen. Wir als Transparency Deutschland konzentrieren uns dabei auf die Bekämpfung der Korruption. Für uns ist es nicht akzeptabel, nur durch immer neue Lasten für die Versicherten auf der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite oder für alle Steuerzahler zu reagieren. Wir fordern weitestmögliche Transparenz für Beitrags- und Steuerzahler.”

Betrug, Verschwendung und Korruption im Gesundheitswesen haben sich in Deutschland im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlichen Wirtschaftswachstums in die Strukturen unseres auf Länderebene organisierten Gesundheitswesens regelrecht eingefressen. Der einzelne Arzt, Zahnarzt oder Apotheker, der einzelne Versicherte, der einzelne kleine Anbieter von Waren oder Dienstleistungen kann sie - auch bei großer Anstrengung - angesichts der Marktmacht der einschlägigen Industrie und ihrer Verbände und angesichts der intransparenten, verkrusteten Strukturen von Selbstverwaltung und staatlicher Aufsicht kaum durchschauen, geschweige denn verändern. Die dadurch jährlich entstehenden Verluste werden auf einen zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt.

Zu lange hat die Politik der Wirtschaft nachgegeben, statt ihr einen Rahmen zuzuweisen, und zu lange hat sie die öffentlich-rechtlichen Körperschaften des Gesundheitswesens auf der Länderebene sich selbst überlassen, statt nach einem für alle verbindlichen Kontrollinstrumentarium zu suchen. Zu den Kernelementen eines Anti-Korruptionsprogramms, das sich in der Neuregelung des Gesundheitswesens wiederfinden muss, um künftige Fehlleitungen der knappen Ressourcen zu unterbinden, gehören vor allem folgende Punkte:

• Durchgreifende Professionalisierung der Körperschaften öffentlichen Rechts (Krankenkassen, kassen(zahn)ärztliche Vereinigungen und Kammern des Gesundheitswesens): Ziel ist die Transparenz der Entscheidungsprozesse und des Geschäftsgebarens.
• Funktionsträger in wissenschaftlichen oder berufsständischen Organisationen sowie ehrenamtliche Funktionäre und Entscheidungsträger der Selbstverwaltung sollen in Korruptionsfällen wie Amtsträger behandelt werden.
• Rechtliche Klärung der Frage, inwieweit niedergelassene Ärzte allgemein in ihrem Verhältnis zu den Warenanbietern hinsichtlich Bestechlichkeit/Bestechung und Vorteilsannahme/Vorteilsgewährung juristisch anders behandelt werden müssen als Klinikärzte.
• Offenlegungspflicht von Finanzierungen und Beziehungen zu Sponsoren, sowie die Registrierung gesponserter klinischer Studien: Ziel ist die Bekämpfung von Fehlinformationen und teuren Fehlentscheidungen im Gesundheitswesen durch ”gekaufte” medizinische Sachverständige und durch so genannte ”Beobachtungsstudien” des Pharmamarketings.
• Verschärfte gesetzliche Regelungen der Straftatbestände Studienfälschung, Studienmanipulation und werbliche Falschaussagen: Ziel ist eine wirksamere Strafverfolgung durch die zuständigen Landesbehörden bei Datenmanipulationen oder falschen Werbebehauptungen.
• Klare Richtlinien der Länder für Universitäten und staatliche Forschungsinstitute: Ziel ist eine gesetzliche Offenlegungspflicht und volle Transparenz bei Drittmitteln, Sponsoring, Nebentätigkeiten und Interessenkonflikten.
• Einführung von fälschungssicheren Arzneimittelverpackungen: Ziel ist die Eindämmung des illegalen Handels mit Arzneimitteln.
• Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte bietet nur einen relativen Schutz vor Versicherungsbetrug: Ziel muss die Verhinderung des massenhaften Versicherungsbetruges durch die Versicherten, durch die Arbeitgeber und durch Leistungserbringer (Auftragsvergabe) sein. Dazu gehört auch Transparenz bei allen verwendeten EDV-Systemen.
• Gesetzliche Regelungen für die Durchführung von Regressverfahren seitens der Krankenkassen: Ziel ist die Einführung des Tatbestandes ”Abrechnungsbetrug, Schädigung einer Solidargemeinschaft” im Strafgesetzbuch und die Etablierung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften für schnelle und effektive Durchsetzung von Ansprüchen gegenüber Herstellern von Arzneimitteln und Medizinprodukten (Entziehung der Lieferungsberechtigungen), gegenüber Organen der ärztlichen Selbstverwaltung (Entzug der Kassenzulassung) und gegenüber Versicherten bei Missbrauch.
• Einführung eines Ombudsmann-Systems: Ziel ist eine Verbesserung der Strafverfolgung und eine Stärkung der Staatsanwaltschaften durch Unterstützung von Hinweisgebern.

Der strukturellen Korruption im deutschen Gesundheitswesen ist aber allein mit neuen Gesetzen, reformerischen Maßnahmen, größeren Ermittlungsanstrengungen und besserer Strafverfolgung nicht beizukommen. Es muss eine Kultur entstehen, die Korruption im Medizinbereich ächtet.

......

http://saar-echo.de/

ich finde die Ansätze für die Reform ziemlich gut.
 
Man sollte sehen,
dass in Deutschland es einer absoluten Grundreform des System braucht.
Ein Ergebnis weiss ich jetzt schon:
Noch mehr Bürokratie -
wir ersticken jetzt schon im Papier- und Datenmüll.

Wenn, was versuchsweise gemacht wurde,
die Patienten Quittungen kriegen für das, was der Arzt gemacht hat,
liest sich das keine alte Sau durch.
Wieder Papier für nix, wieder ein Wald umsonst abgeholzt ...

ich finde die Ansätze für die Reform ziemlich gut.
Ich nicht.
Bin seit 1969 im Gesundheitswesen tätig,
erst in der Krankenpflege, dann als Arzt.
Nach jeder "Reform" wurde es schlimmer.

Von daher:
Egal wie beschissen es jetzt ist -
es kann nur noch schlimmer werden.
Von daher sträube ich mich mit Händen und Füßen gegen jede "Reform" -
aber auf mich hört ja eh keiner.
 
Nehmts mir nicht über, aber all die Nachrichten über Deutschland....






naja hört sich so nach dem Ende von Deutschland an, nur noch tiefer fallen, weiter und weiter...
 
Meine Tante war in kraljevo im Krankenhaus hatte 2 ops zu machen

mein vater und onkel haben insgesamt 1200 euro dem chirurgen und paar pflegern bezahlt

jedes mal paar hundert euro als sie mit ihm gesprochen haben
anders hätte er sie net mal angeguckt sondern aufs abstellglis geschoben


echt traurig sowas
 
Bis vor kurzer Zeit noch, meine ich, war es auch in Deutschland üblich,
den Krankenschwestern ein bisschen zu geben - "in die Kaffeekasse".
Isses immer noch - ich find's auch OK.
Ist eine Anerkennung, so wie der aufgerundete Betrag für den Service im Restaurant.
Die Kaffeekasse wird dann meistens in einer Gemeinschaftsveranstaltung
-Ausflug, Essen gehen- auf den Kopf gehauen,
das ist bei uns in der Hausarztpraxis genau so.

Es ist keine Bestechung für irgendwelche Leistung -
die Patienten, die nix zahlen, werden genauso gut versorgt,
wie die, die etwas in die Kaffeekasse geben.
Zumal man das vorher eh nicht weiss,
wer was gibt, und wie viel.
Aber es wär auch wurscht.
 
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