Miyako/Japan (dapd). Deiche und andere moderne Schutzvorrichtungen konnten den Tsunami in Japan am 11. März nicht aufhalten. In dem kleinen Ort Aneyoshi reichte dagegen eine Jahrhunderte alte Tafel mit einer Inschrift, um die Einwohner vor dem Schlimmsten zu bewahren. "Baut keine Häuser unterhalb dieser Markierung", steht dort in Stein gemeißelt, "niemals dürfen die Menschen die verheerenden Folgen bisheriger Flutwellen vergessen". Diesen Artikel weiter lesen Ähnliche Fotos/Videos
Tsunami-Gefahr in Japan seit Jahrhunderten bekannt Bild vergrößern
Die Bürger von Aneyoshi folgten dem weisen Rat und blieben weitgehend verschont von der Katastrophe, die in niedriger gelegenen Ortschaften wütete und Tausenden das Leben kostete. Entlang der japanischen Küste stehen mehrere Hundert Markierungen wie die in Aneyoshi. Einige sind mehr als 600 Jahre alt. Zwar waren die Hinweise nicht immer verlässlich, einige wurden selbst von den Wassermassen mitgerissen. Meist jedoch hatten die Vorfahren der Küstenbewohner mit ihren Einschätzungen richtig gelegen - nur wurde ihr Rat vielfach nicht beachtet.
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Die Menschen wissen seit jeher um die Gefahr, aber viele waren so sehr mit ihrem Leben und mit ihren Jobs beschäftigt, dass sie sie vergaßen", sagt Yotaru Hatamura, der das historische Warnsystem wissenschaftlich untersucht hat. Auf einem Schild in der Küstenstadt Kesennuma heißt es: "Seid immer auf Tsunamis vorbereitet. Wählt das Leben vor eurem Besitz und euren Wertsachen."
Die 70-jährige Tetsuko Takahashi wohnt in einem Haus am sicheren Hang eines Hügels. Am 11. März konnte sie aus ihrem Fenster beobachten, wie ein großes Schiff etwa einen Kilometer landeinwärts geschoben wurde und dabei viele Häuser unter sich zerstörte. "Nach dem Erdbeben sind viele noch einmal zu ihren Häusern zurück, um Wertsachen zu holen oder ihre Tatami-Matten zu verstauen. Sie sind alle mitgerissen worden", sagt sie.
Takahashi sagt, ihre Familie wohne schon seit vielen Generationen in Kesennuma. Diejenigen, die den letzten großen Tsunami im Jahr 1896 erlebt hätten, seien jedoch schon alle gestorben. Sie selbst habe nur den wesentlich schwächeren im Jahr 1960 miterlebt.
"Es braucht in der Regel drei Generationen, bis Menschen so etwas vergessen", sagt Fumihiko Imamura, der als Professor für Katastrophenvorbeugung an der Universität der im März schwer verwüsteten Stadt Sendai lehrt. "Wer selbst eine Katastrophe miterlebt, erzählt seinen Kindern und seinen Enkelkindern davon, danach verschwinden die Erinnerungen."
Die kleine Dorfgemeinschaft von Aneyoshi war da eine Ausnahme. "Jeder hier kennt die Markierung. Was sie bedeutet, haben wir in der Schule gelernt", sagt der zwölfjährige Yuto Kimura. Als der Tsunami gekommen sei, habe seine Mutter ihn sofort von der Schule abgeholt und sei mit ihm bis zu einem oberhalb der Markierung gelegenen Ort hinaufgestiegen.
In der Stadt Natori kam für viele Menschen jede Hilfe zu spät. Bisher wurden 820 Leichen gefunden. Weitere 1.000 werden noch vermisst. Der 43-jährige Hiroshi Kosai ist in Natori aufgewachsen, verließ die Stadt jedoch nach seiner Ausbildung. Seine Eltern, die in der Stadt geblieben waren, kamen beide am 11. März ums Leben.
Es sei bekannt gewesen, dass der Ort tsunamigefährdet sei, sagt Kosai. Dass sich die Einstellung der Menschen verändern wird, glaubt er trotzdem nicht: "Sie werden sehen, in fünf Jahren wird man hier am gleichen Ort überall schon wieder neue Häuser bauen."
quelle: Tsunami-Gefahr in Japan seit Jahrhunderten bekannt: Warnung durch Wegsteine - Yahoo! Nachrichten Deutschland
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Die Bürger von Aneyoshi folgten dem weisen Rat und blieben weitgehend verschont von der Katastrophe, die in niedriger gelegenen Ortschaften wütete und Tausenden das Leben kostete. Entlang der japanischen Küste stehen mehrere Hundert Markierungen wie die in Aneyoshi. Einige sind mehr als 600 Jahre alt. Zwar waren die Hinweise nicht immer verlässlich, einige wurden selbst von den Wassermassen mitgerissen. Meist jedoch hatten die Vorfahren der Küstenbewohner mit ihren Einschätzungen richtig gelegen - nur wurde ihr Rat vielfach nicht beachtet.
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Die Menschen wissen seit jeher um die Gefahr, aber viele waren so sehr mit ihrem Leben und mit ihren Jobs beschäftigt, dass sie sie vergaßen", sagt Yotaru Hatamura, der das historische Warnsystem wissenschaftlich untersucht hat. Auf einem Schild in der Küstenstadt Kesennuma heißt es: "Seid immer auf Tsunamis vorbereitet. Wählt das Leben vor eurem Besitz und euren Wertsachen."
Die 70-jährige Tetsuko Takahashi wohnt in einem Haus am sicheren Hang eines Hügels. Am 11. März konnte sie aus ihrem Fenster beobachten, wie ein großes Schiff etwa einen Kilometer landeinwärts geschoben wurde und dabei viele Häuser unter sich zerstörte. "Nach dem Erdbeben sind viele noch einmal zu ihren Häusern zurück, um Wertsachen zu holen oder ihre Tatami-Matten zu verstauen. Sie sind alle mitgerissen worden", sagt sie.
Takahashi sagt, ihre Familie wohne schon seit vielen Generationen in Kesennuma. Diejenigen, die den letzten großen Tsunami im Jahr 1896 erlebt hätten, seien jedoch schon alle gestorben. Sie selbst habe nur den wesentlich schwächeren im Jahr 1960 miterlebt.
"Es braucht in der Regel drei Generationen, bis Menschen so etwas vergessen", sagt Fumihiko Imamura, der als Professor für Katastrophenvorbeugung an der Universität der im März schwer verwüsteten Stadt Sendai lehrt. "Wer selbst eine Katastrophe miterlebt, erzählt seinen Kindern und seinen Enkelkindern davon, danach verschwinden die Erinnerungen."
Die kleine Dorfgemeinschaft von Aneyoshi war da eine Ausnahme. "Jeder hier kennt die Markierung. Was sie bedeutet, haben wir in der Schule gelernt", sagt der zwölfjährige Yuto Kimura. Als der Tsunami gekommen sei, habe seine Mutter ihn sofort von der Schule abgeholt und sei mit ihm bis zu einem oberhalb der Markierung gelegenen Ort hinaufgestiegen.
In der Stadt Natori kam für viele Menschen jede Hilfe zu spät. Bisher wurden 820 Leichen gefunden. Weitere 1.000 werden noch vermisst. Der 43-jährige Hiroshi Kosai ist in Natori aufgewachsen, verließ die Stadt jedoch nach seiner Ausbildung. Seine Eltern, die in der Stadt geblieben waren, kamen beide am 11. März ums Leben.
Es sei bekannt gewesen, dass der Ort tsunamigefährdet sei, sagt Kosai. Dass sich die Einstellung der Menschen verändern wird, glaubt er trotzdem nicht: "Sie werden sehen, in fünf Jahren wird man hier am gleichen Ort überall schon wieder neue Häuser bauen."
quelle: Tsunami-Gefahr in Japan seit Jahrhunderten bekannt: Warnung durch Wegsteine - Yahoo! Nachrichten Deutschland