Kein Hahn hätte nach Praljak & Co gekräht, wenn diese zwar verurteilt, im Urteil selbst aber die Verbindung zu Tudjman im Revisionsprozess aufgehoben worden wäre. Für die bosnischen Kroaten bedeutet das wieder einmal: Sie sind die Kirsche die man so lange lutscht & kaut, wie man sie benötigt. Am Ende spukt man sie aber immer im hohen Bogen aus.
Juristisch ergeben sich für Kroatien keine Folgen aus dem Urteil. Geschichtlich aber steht genau das fest, was weit vor dem Urteil in weit besseren Foren als diesem hier, gründlich ausdiskutiert wurde: Kroatien hat in einem bestimmten Zeitabschnitt eine Politik gegenüber Bosnien verfolgt, die man als Aggression bezeichnen kann. Das ganze ist um so paradoxer, als das Kroatien Sezessionsbestrebungen im eigenen Land legitim bekämpft hat, während man die gleichen Bestrebungen mit HZHB gefördert hat.
Das Franjo Tudjman seine Politik, beginnend mit dem Washington-Abkommen schlagartig geändert hat, ist im übrigen kein Beweis für die Großherzigkeit Tudjmans. Diese Kehrtwende ist der Tatsache zu verdanken wonach Kroatien kurz vor den gleichen Sanktionen stand, wie Serbien seit 1991. Während aber Serbien damit aber umgehen konnte, wären Sanktionen für Kroatien fatal zu jener Zeit: 1/3 des Landes war von Serben besetzt und ohne die Hilfe des Westens hätte man in RH heute eine RSK die genau so lähmend ist, wie die RS in BiH. Tudjman war also lediglich schlau genug zu erkennen, dass die HZHB für die Integrität Kroatiens zu einem immer größeren Problem wuchs.
Und hier sind wir gleich wieder bei der Kirsche. Tudjman hat so lange an den bosnischen Kroaten rumgekaut, bis sie ihm nicht schmeckten und er sie ausgespuckt hat....
Was die Bosniaken angeht, so sollte sich deren Freude hier in Grenzen halten: Unabhängig von der Tatsache warum es zum Washington-Abkommen kam oder Tudjman umgeschwenkt ist: Es würde Bosnien heute weit schlechter gehen, wenn es keine gemeinsame Militärallianz aus HV, HVO und ABiH gegeben hätte. Dafür sind auch einfache, kroatische Soldaten gestorben.
Und auch Praljak jetzt zu dämonisieren oder ihn in eine Ecke mit Mladic zu stellen ist absurd.