Also, was ich weiß, ist dass er alle Wahlen klar gewonnen hat. OK, ich bin selbst kein großer Fan der parlamentarischen Demokratie, aber ein Indikator über seine Beliebtheit beim Volk ist das schon. Und außenpolitisch war er gar nicht isoliert, eher das Gegenteil, würde ich sagen.
Ansonsten, vielleicht hat er tatsächlich viele Fehler gemacht. Verstaatlichungen und Maßnahmen für die Armen sind natürlich gut, aber ich weiß nicht, ob seine wirtschaftliche Politik für die Verbesserung der Situation der Armen nachhaltig war. Einige Leute meinen, dass Evo Morales dabei besser als Chavez war.
Er hat aber zwei sehr wichtige Verdienste, die ihn zu einer der wichtigsten Personen unserer Zeit machen:
- Er war praktisch der erste, der nach dem Kalten Krieg den neoliberalen Konsensus gebrochen hat. Er hat gezeigt, dass es auch Alternativen bei der Wirtschaft gibt. Seine Politik war vielleicht nicht wirklich sozialistisch, eher sozialdemokratisch, das war aber in diesen Zeiten schon etwas (damals versuchten z. B. die "sozialdemokratischen" Parteien in Europa zu beweisen, was für gute Neoliberalen sie sind).
- Spezifisch für Lateinamerika, er hat ein Prozess der Emanzipation von der US-Herrschaft eingeleitet. Diesem haben in der einen oder anderen Weise die meisten lateinamerikanischen Staaten gefolgt. OK, der Wegweiser dafür war Kuba, Chavez aber der erste in den letzten Jahren. Heute ist die Lateinamerika nicht mehr der Hinterhof der USA, zumindest ist das nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Sie versuchen zum ersten Mal, sich eigenständig in der Welt zu positionieren.