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Verzerrtes Bild des Christentums in nahöstlichen Schulbüchern
Nahöstliche Schulbücher geben häufig ein unvollständiges und einseitiges Bild des Christentums. Die Einseitigkeit sei von Fachleuten dieser Länder auch eingeräumt worden, sagte der evangelische Theologe und Islamwissenschaftler Wolfram Reiss letzte Woche bei der Vorstellung einer Studie in Mainz. Das Christentum wird nicht nach seinem eigenen Verständnis, sondern in islamischer Optik dargestellt.
Forscher der Universitäten Rostock und Erlangen-Nürnberg hatten von 2000 bis 2005 nahezu alle Schulbücher Ägyptens, Palästinas, der Türkei und Irans untersucht. Mit dem Projekt sollte Reiss zufolge herausgefunden werden, welches Bild vom Christentum Schülern der jeweiligen Länder vermittelt wird.
Christliche Kultur minderwertig
Gemeinsam sei den Schulbüchern, dass das Christentum nicht nach dessen Selbstverständnis, sondern nach islamischem Verständnis dargestellt werde, sagte Reiss. Die meisten Schulbücher stellen nach der Untersuchung die islamische Kultur als höherwertig und tolerant dar, die christliche Kultur als minderwertig und aggressiv. Christliches Leben in der Gegenwart werde kaum thematisiert.
Iranische Schulkinder beim Lernen.
Türkei: einheimische Christen verschwiegen
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern auf. In der Türkei bemühten sich die Verfasser von Schulbüchern, Informationen über das Christentum zu geben, wenn auch häufig mit einer Tendenz zur Abqualifizierung. Es fehlten aber Informationen über die Geschichte und Gegenwart des einheimischen Christentums. Bei einer Schulbuchrevision im Jahr 2000 sei in der Türkei der Vorwurf getilgt worden, die Christen hätten die Heilige Schrift verfälscht.
Ägypten: Kopten dargestellt – aber nur vor der islamischen Zeit
Praktisch umgekehrt ist der Befund nach Angaben von Reiss in den ägyptischen Schulbüchern. Dort gebe es keine Auskünfte über die christliche Lehre, soweit sie über die Darstellung Jesu als islamischer Prophet hinausgehe. Dagegen werde das einheimische, koptische Christentum bis zur arabischen Eroberung recht ausführlich beschrieben. Danach sei von den koptischen Christen, die bis zu zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung bilden, nicht mehr die Rede.
Ebrahim Khan School.
Ehrenwerter Dschihad gegen den Westen
Zudem vermitteln ägyptische Schulbücher nach Reiss' Auskunft eine Sicht, nach der sich der Orient seit der Antike in einem militärischen und ökonomischen Kampf mit dem Westen befindet. Der Dschihad als religiös motivierter Krieg gegen die westlichen Christen sei eine noch heute ehrenhafte Konzeption. Vertreter des ägyptischen Bildungsministeriums haben Reiss zufolge die Untersuchung als unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten zurückgewiesen.
In palästinensischen Schulbüchern wird der Studie zufolge kaum auf das einheimische Christentum eingegangen, jedoch würden die Kreuzzüge in einem objektiven Stil behandelt. In der Staatsbürgerkunde werde zur gegenseitigen Toleranz zwischen Christen und Muslimen aufgefordert.
Nahöstliche Schulbücher geben häufig ein unvollständiges und einseitiges Bild des Christentums. Die Einseitigkeit sei von Fachleuten dieser Länder auch eingeräumt worden, sagte der evangelische Theologe und Islamwissenschaftler Wolfram Reiss letzte Woche bei der Vorstellung einer Studie in Mainz. Das Christentum wird nicht nach seinem eigenen Verständnis, sondern in islamischer Optik dargestellt.
Forscher der Universitäten Rostock und Erlangen-Nürnberg hatten von 2000 bis 2005 nahezu alle Schulbücher Ägyptens, Palästinas, der Türkei und Irans untersucht. Mit dem Projekt sollte Reiss zufolge herausgefunden werden, welches Bild vom Christentum Schülern der jeweiligen Länder vermittelt wird.
Christliche Kultur minderwertig
Gemeinsam sei den Schulbüchern, dass das Christentum nicht nach dessen Selbstverständnis, sondern nach islamischem Verständnis dargestellt werde, sagte Reiss. Die meisten Schulbücher stellen nach der Untersuchung die islamische Kultur als höherwertig und tolerant dar, die christliche Kultur als minderwertig und aggressiv. Christliches Leben in der Gegenwart werde kaum thematisiert.
Iranische Schulkinder beim Lernen.
Türkei: einheimische Christen verschwiegen
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern auf. In der Türkei bemühten sich die Verfasser von Schulbüchern, Informationen über das Christentum zu geben, wenn auch häufig mit einer Tendenz zur Abqualifizierung. Es fehlten aber Informationen über die Geschichte und Gegenwart des einheimischen Christentums. Bei einer Schulbuchrevision im Jahr 2000 sei in der Türkei der Vorwurf getilgt worden, die Christen hätten die Heilige Schrift verfälscht.
Ägypten: Kopten dargestellt – aber nur vor der islamischen Zeit
Praktisch umgekehrt ist der Befund nach Angaben von Reiss in den ägyptischen Schulbüchern. Dort gebe es keine Auskünfte über die christliche Lehre, soweit sie über die Darstellung Jesu als islamischer Prophet hinausgehe. Dagegen werde das einheimische, koptische Christentum bis zur arabischen Eroberung recht ausführlich beschrieben. Danach sei von den koptischen Christen, die bis zu zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung bilden, nicht mehr die Rede.
Ebrahim Khan School.
Ehrenwerter Dschihad gegen den Westen
Zudem vermitteln ägyptische Schulbücher nach Reiss' Auskunft eine Sicht, nach der sich der Orient seit der Antike in einem militärischen und ökonomischen Kampf mit dem Westen befindet. Der Dschihad als religiös motivierter Krieg gegen die westlichen Christen sei eine noch heute ehrenhafte Konzeption. Vertreter des ägyptischen Bildungsministeriums haben Reiss zufolge die Untersuchung als unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten zurückgewiesen.
In palästinensischen Schulbüchern wird der Studie zufolge kaum auf das einheimische Christentum eingegangen, jedoch würden die Kreuzzüge in einem objektiven Stil behandelt. In der Staatsbürgerkunde werde zur gegenseitigen Toleranz zwischen Christen und Muslimen aufgefordert.