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Der deutsche „ Wirtschaftsdiktator „Jogi“ Rücker will Trepca verscheuern

Joachim Rücker leitet das vierte Büro der UNMIK in Prishtina. Damit ist der hohe Beamte des „Auswärtigen Amtes“ und ehemalige Bürgermeister von Sindelfingen, Rücker, zuständig für die Privatisierung der Wirtschaft in Kosova. Rücker leitet zudem die AKM ( Kosova Treuhandagentur), die sich mit der Umsetzung der wirtschaftlichen Grausamkeiten gegen das Volk und die Arbeiter in Kosova befasst. Autoritär bis auf die Knochen zieht Rücker seine Pläne zur Integration Kosovas in den kapitalistischen Weltmarkt durch. Die Interessen der Arbeiter interessieren Rücker dabei nicht, selbst wenn er auf bestimmten Veranstaltungen einige rhetorische Süßigkeiten verteilt. Das war auch am Freitag den 26. Mai der Fall, bei einer Veranstaltung an der Universität Prishtina, auf der Rücker zur Zukunft des ehemaligen Kombinats Trepca sprach.


Einiges über Trepca

Trepca war mit seinen äußerst ertragreichen Minen, in der Nähe von Mitrovica, einst ein relevanter ökonomischer Faktor. Noch im Jahr 1988 lag Trepca mit den geförderten Mengen an Chrom, Nickel und Blei in Europa an zweiter Stelle. Die Förderung der Rohstoffe (auch Gold und Silber) wurde ergänzt durch wichtige verarbeitende Kapazitäten in Kosova, sowie in anderen Republiken des ehemaligen Jugoslawien. Nach der Errichtung des UNMIK Protektorats in Kosova forderten die von Milosevic entlassenen albanischen Arbeiter die Rückkehr an ihre Arbeitsplätze. Sie betrachteten sich als Eigentümer der Produktionsanlagen. Der Eigentumsanspruch der Arbeiter wurde von der UNMIK von Anfang an ignoriert. Erst nach längeren Auseinandersetzungen durften Ende 1999 ein kleiner Teil der Minenarbeiter ohne Bezahlung in die Minen von Stan Terg zurückkehren, um die Schächte vor dem Absaufen zu bewahren. Die Pläne der Bergarbeitergewerkschaft in Mitrovica zur Wiederaufnahme der Produktion, wurden von den Vorgängern Rückers stets mit eisigem Schweigen negiert. Dabei wandten sich die albanischen Arbeiter auch an ihre serbischen Kollegen, in der „ethnisch“ geteilten Stadt Mitrovica, um gemeinsam den Betrieb wieder in Gang zu bekommen. Behindert wurden sie dabei von Nationalisten auf beiden Seiten und der UNMIK, die die Ansprüche der Arbeiter ablehnte. Vor knapp einem Jahr wurden Teile der Produktion, auf Probe ( mit kleiner Belegschaftszahl) aufgenommen, damit potentiell interessierten Investoren etwas vorgeführt werden konnte. Dass die Arbeiter Trepcas an einer Privatisierung, aus guten Gründen nicht interessiert sind juckt die UNMIK-Kolonialbehörde unter Herrn Rücker nicht. In Kosova besteht ein breiter Konsens darüber- „Trepca“ nicht zu privatisieren den der Gigant wird als strategisch wertvoll für die weitere Entwicklung des Landes eingeschätzt“-. Einige albanische Publikationen berichteten vor kurzem über die Verstaatlichung der Erdöl und Gasfirmen unter Evo Morales in Bolivien. Die von Morales durchgeführte Aktion gegen kapitalistische Profitinteressen wurde in Kosova in Verbindung mit Trepca gebracht und es war zu hören: „ So müssen wir auch vorgehen wir dürfen unsere Interessen nicht auf dem Altar des Profits für internationale Konzerne opfern“.


Herr Rücker und Trepca

Völlig anders sieht selbstverständlich der deutsche „Wirtschaftskommissar“ Rücker die Dinge. Jogi Rücker sagte währen der Veranstaltung an der Universität: „ Ich werde eine neue Leitung in Trepca bestimmen. Wir haben dabei zwei Aufgaben- 1. Wir brauchen Kreditgeber 2. Wir müssen die Produktion entwickeln und so Trepca für die Privatisierung vorbereiten“ Als im Unmut aus dem Publikum entgegenschlug versuchte Rücker die Menschen mit einigen verbalen Süßigkeiten zu trösten. Rücker erklärte: „Natürlich verstehe ich die Emotionen denn Trepca ist ein Symbol für den Widerstand des albanischen Volkes gegen das Milosevic Regime ,das alles ist mir durchaus bekannt.“Dennoch fuhr Rücker fort von der Notwendigkeit der Privatisierung Trepcas zu reden und er ließ auch wieder seiner Arroganz freien lauf indem er erklärte: „ Die seit neun Monaten anhaltende Blockade unserer Privatisierungsbemühungen ist inakzeptabel“. Auf die Argumente der Menschen in Kosova, die die Privatisierung Trepcas ablehnen ging Herr Rücker natürlich nicht ein. In Kosova besteht ein breiter Konsens darüber, dass ein ausländischer Investor nur die Filetstücke aus Trepca herausziehen wird. Es würden Rohstoffe mit geringer Belegschaftszahl aus dem Boden gezogen und zur Verarbeitung in westliche Metropolen geschafft. Die verarbeitenden Kapazitäten des Kombinats sind für kapitalistische Investoren uninteressant. Interessant sind hingegen zur Befriedigung der Profitinteressen, hochwertige Rohstoffe, Billiglöhne und Steuerfreiheit. Die Interessen der Arbeiter stehen dem Streben nach kapitalistischem Maximalprofit diametral entgegen. Die Entwicklungsperspektive von Kosova ebenfalls.


Agron Sadiku


Quellen: Koha Ditore 27.5.06 http://www.Kosova-Aktuell.de Max Brym „ Brennende Steine Kosova“ München 2000
 
Wenn der Freund zum Feind wird

Wem gehört "Ferronikel"?
Arbeiter rebellieren gegen Privatisierung

Nackte Wut, verbunden mit Protesten, richtet sich gegen die Privatisierung der Fabrik „Ferronikel“ in Drenas und im gesamten Gebiet Drenica, 40 Kilometer nördlich von Prishtina. Der Industriegigant Ferronikel soll billig an die dubiose Firma „Alferon“, deren Betreiber ihren Geschäftssitz in Kasachstan haben, verhökert werden. Der Deutsche Joachim Rücker (Leiter der Kosova Treuhandagentur) sowie der kosovarische Wirtschaftsminister Dugolli versuchten Anfang der Woche in einer offenen Gemeinderatsitzung in Drenas ihre Entscheidung zu vertreten. Ihnen schlug Wut und Haß entgegen. Der deutsche Chef des „Vierten UNMIK Büros“ Joachim Rücker und sein Handlanger „Minister Dugolli“ mußten unter wüsten Beschimpfungen der Menschen die Stadt Drenas verlassen. Ihr Abzug glich geradezu einer Flucht.

Das Drenica Gebiet steht kurz vor einem allgemeinen Flächenbrand. Am Donnerstag den 21. Juli protestierten Arbeiter der Metallarbeitergewerkschaft zusammen mit vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen durch Drenas. Auf den Plakaten war zu lesen; „ Wir verteidigen unseren Boden - die Regierung sollte für das Volk arbeiten, nicht für die eigene Tasche“. Auf der Protestkundgebung sagte der Parlamentsabgeordnete Gani Koci: „Das Volk in Drenica ist gegen die Firma „Alferon“ und den Preis, den die Firma für „Ferronikel“ bezahlen will. Die Verkaufsaktion der AKM (Treuhandagentur) hat nicht die Unterstützung der Arbeiter der Fabrik und die Einwohner Drenicas lehnen die Zwangsverkäufe vieler Grundstücke für 1 Euro pro QM ab.“

Vor Koci sprachen die Bürgermeister von Drenas und Skenderaj in ähnlichen Worten. In einer Rede eines Arbeiters wurde jegliche Privatisierung in Frage gestellt. Die Demonstranten und Kundgebungsteilnehmer riefen immer wieder Parolen gegen die UNMIK, gegen die „korrupte Regierung“ und es gab den Ruf „Dugolli wieviel Millionen hast du gekriegt“. Immer wieder wurde auch gerufen „Joachim Rücker Go Home“.


Der Streit um Ferronikel

Der Industriegigant Ferronikel gilt als relativ moderner Komplex. Erst 1980 nahm Ferronikel die Produktion auf. In den Glanzzeiten von Ferronikel wurden 7.000 Tonnen Nickel gefördert und verarbeitet. Der Betrieb beschäftigt gegenwärtig rund 2000 Arbeiter. Nach der Errichtung des UNMIK Protektorats setzten die von Milosevic gefeuerten Arbeiter wichtige Anlagen des Betriebes wieder instand. Die Metallarbeitergewerkschaft schätzt den Wert von Ferronikel auf mindestens 300 Millionen Euro. Den UNMIK Stellen wurden in den letzten Jahren von den Arbeitern konkrete Pläne übergeben, in denen stand wie die Arbeiter selbst mit einer gewissen Anschubfinanzierung die Produktion wieder aufnehmen können.

All diese Vorschläge wurden von der UNMIK und der AKM (Treuhandagentur, seit Beginn von deutschen „Nationalökonomen“ geleitet) kalt ignoriert. Selbst der gewerkschaftliche Dachverband BSPK gab den Metallarbeitern wenig Rückendeckung. Es ist demzufolge kein Zufall, dass die Metallarbeitergewerkschaft zu den sechs Einzelgewerkschaften gehört, die in scharfer Opposition zum Dachverband stehen. Dem BSPK wird die Beteiligung am Raub von Arbeitereigentum durch seine Mitarbeit in der AKM vorgeworfen. Den Fall Ferronikel nimmt auch jetzt der BSPK nicht zum Anlaß, seinen angedrohten Generalstreik gegen die unsoziale Privatisierungsorgie, die in allen Teilen Kosovas läuft endlich durchzuführen.


Die Privatisierung von Ferronikel

Die „Ausschreibung zum Erwerb von Ferronikel hat nach Ansicht der „Regierung“ und der AKM die Firma Alferon für sich entschieden. Diese Entscheidung schlägt selbst den normalen bürgerlichen Gepflogenheiten sowie dem „Bürgerlichem Gesetzbuch“ frontal ins Gesicht. Es gab neben Alferon noch einen zweiten Bewerber, die erfolgreiche und bekannte Firma Adi-Nikel. Das Bewerberangebot von Adi Nikel war mit 49 Millionen Euro deutlich über dem Preis, den der Gewinner der Ausschreibung zahlt. Alferon will nur 33 Millionen bezahlen. Dennoch wurde Alferon bevorzugt.

Der Chef der Wirtschaft in Kosova, Joachim Rücker und sein Minister rechtfertigen diese Entscheidung mit Argumenten, die selbst in der bürgerlichen Wirtschaftspresse nicht mehr greifen. Offen wird Minister Dugolli von ADI-Nikel unterstellt, korrupt zu sein. Bujar Dugolli soll anläßlich bestimmter Gespräche mit Adi-Nikel, Bakschisch in Millionenhöhe verlangt haben. Deshalb will Adi Nikel das Resultat der Ausschreibung gerichtlich anfechten. Dieser Streit bedeutet für die Menschen in Drenas weiter ohne Lohn und Brot zu sein. Die Befürworter der Privatisierung (was auch Fakt ist) sagen, durch den Verkauf an Alferon verlieren die Arbeiter, 3,2 Millionen Euro.

In der Tat, offiziell werden die Arbeiter nicht mehr wie zu Titos Zeiten als Gruppeneigentümer der Produktionsmittel behandelt, sondern es gilt das Enteignungsgesetz von Milosevic, welches die Arbeiter zu Aktionären machte, mit einem maximalen Anteil von 20% am Aktienpaket. Die UNMIK übernahm die Enteignungen von Milosevic und behandelt die Arbeiter als 20% Aktionäre. Aber selbst in diesem Spiel werden sie beschissen. Rebellion dagegen ist gerechtfertigt. Grundsätzlich müssen sich alle Unterdrückten und Beleidigten in Kosova wehren. Dabei sollte das Ziel sein die UNMIK aus dem Land zu jagen und diese Regierung zu stürzen. Maßgeblich müssen die Interessen der Arbeiter der Bauern der Arbeitslosen und Armen im Bund mit der studierenden Jugend sein. Gefragt ist eine mutige kosovarische Zivilgesellschaft und eine Arbeiterschaft, die keinerlei Privatisierung auf ihre Kosten hinnimmt. Die Entwicklung in Drenica kann zum Fanal einer Erhebung gegen Unrecht und Ausbeutung in Kosova werden.


Agron Sadiku
Prishtina

Quellen: Epoka E Re, Koha Ditore 19-24 Juli 2005, http://www.Kosovapress.com, http://www.Kosova-Aktuell.de
 
äpik feil :D

P.S. hab mit absicht nen 4 jahre alten fred hochgeholt :jerk:
 
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