[h=1]Warum Slowenien und Spanien Hilfskandidaten sind[/h]
Nach dem Hilfspaket für Zypern gelten unter Ökonomen Spanien und Slowenien als nächste Kandidaten für den Euro-Rettungsschirm ESM.
Nach einer Reuters-Umfrage rechnen 36 der 48 befragten Volkswirte damit, dass Zypern nicht die letzte Rettungsaktion war. Jeweils 16 Befragte erwarten, dass Spanien beziehungsweise Slowenien noch Geld aus dem ESM beantragen werden. Es folgt ein Überblick, warum beide Länder unter Druck stehen.
SLOWENIEN
Das kleine Land steckt - wie aktuell Zypern - wegen der Probleme seiner Banken in der Bredouille. Sie haben etwa sieben Milliarden Euro an faulen Krediten in den Büchern, nachdem dort ein jahrelanger Bauboom abrupt zu Ende gegangen ist. Das klingt nicht viel, entspricht aber immerhin einem Fünftel der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Der Staat muss sich in diesem Jahr nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mehr als drei Milliarden Euro am Finanzmarkt leihen. Das entspricht etwa acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Dazu kommt noch der Finanzbedarf für die Bad Banks, in der die Schrott-Papiere der Banken ausgelagert sind und die über Staatsanleihen finanziert werden.
Allerdings ist Slowenien weitgehend vom Kapitalmarkt abgeschnitten. Vor zwei Jahren hat es zuletzt Geld über Anleihen in Euro ausgegeben, danach wurde nur ein Dollar-Bond emittiert. Deshalb erwarten Experten, dass am Ende der ESM Geld überweisen muss.
Trotz aller Probleme steht das Land verglichen mit Zypern oder Griechenland noch gut da. Die Verschuldung ist vergleichsweise niedrig: Sie liegt bei knapp 54 Prozent des BIP, in Deutschland sind es dagegen mehr als 80 Prozent. Die Bilanzsumme der Banken entspricht 135 Prozent der Wirtschaftskraft. Damit ist der Finanzsektor nicht so überdimensioniert wie in Zypern, wo der Wert bei 800 Prozent liegt.
Der Finanzbedarf der Banken wird auf eine Milliarde Euro geschätzt, in Zypern könnten es laut Commerzbank im ungünstigsten Fall mehr als acht Milliarden sein. "Slowenien hat kaum noch Zugang zum Kapitalmarkt und dürfte vermutlich die Staatengemeinschaft noch in diesem Jahr um Hilfe bitten", sagt deshalb Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Wir halten es für unwahrscheinlich, dass private Gläubiger wie in Griechenland oder die Halter größerer Bankeinlagen wie in Zypern an den Kosten eines möglichen Hilfsprogramms beteiligt werden."
SPANIEN
Auch hier ist eine geplatzte Immobilienblase der Grund für die enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Erst in dieser Woche meldeten drei kleine verstaatlichte Banken jeweils Verluste in Milliardenhöhe. Spanien hat bereits 41 Milliarden Euro zur Sanierung seiner Banken von seinen europäischen Partnern erhalten, ist selbst aber noch nicht unter den Rettungsschirm ESM geschlüpft.
Der Finanzsektor muss dringend umgebaut werden. Die Kredite der Banken übersteigen deren Einlagen um über 150 Prozent. Der Umbau ist allerdings schwierig, weil das Land finanziell schlecht dasteht. Die Neuverschuldung lag 2012 bei 6,7 Prozent des BIP und war damit eine der höchsten in Europa, obwohl darin die Kosten für die Rekapitalisierung der Banken noch nicht einmal enthalten sind. Hauptgrund dafür ist die schwere Wirtschaftskrise: Das BIP schrumpfte 2012 um 1,4 Prozent und wird in diesem Jahr wohl noch stärker zurückgehen. Jeder vierte Spanier ist bereits arbeitslos.
In den ersten beiden Monaten dieses Jahres fiel das Defizit um drei Milliarden Euro höher aus als im Vorjahreszeitraum. Damit wird es unwahrscheinlicher, dass die Sanierung der Staatsfinanzen vorankommt. Hinzu kommt noch die enorme Verschuldung der 17 autonomen Regionen. Sie sind auf Hilfsgelder von der Zentralregierung angewiesen, um flüssig zu bleiben.
Ob Spanien sich doch noch unter den ESM flüchten muss, hängt maßgeblich von der Zinsentwicklung ab. Nach der Ankündigung der Europäischen Zentralbank über einen unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen von Krisenstaaten sind die Zinsen für zehnjährige spanische Schuldtitel von mehr als 7,5 auf unter fünf Prozent gefallen. Zieht das Niveau wieder deutlich an, wird es für die Regierung teurer, sich Geld zu leihen - das könnte sie am Ende unter den ESM zwingen.
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Nach dem Hilfspaket für Zypern gelten unter Ökonomen Spanien und Slowenien als nächste Kandidaten für den Euro-Rettungsschirm ESM.
Nach einer Reuters-Umfrage rechnen 36 der 48 befragten Volkswirte damit, dass Zypern nicht die letzte Rettungsaktion war. Jeweils 16 Befragte erwarten, dass Spanien beziehungsweise Slowenien noch Geld aus dem ESM beantragen werden. Es folgt ein Überblick, warum beide Länder unter Druck stehen.
SLOWENIEN
Das kleine Land steckt - wie aktuell Zypern - wegen der Probleme seiner Banken in der Bredouille. Sie haben etwa sieben Milliarden Euro an faulen Krediten in den Büchern, nachdem dort ein jahrelanger Bauboom abrupt zu Ende gegangen ist. Das klingt nicht viel, entspricht aber immerhin einem Fünftel der jährlichen Wirtschaftsleistung.
Der Staat muss sich in diesem Jahr nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mehr als drei Milliarden Euro am Finanzmarkt leihen. Das entspricht etwa acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Dazu kommt noch der Finanzbedarf für die Bad Banks, in der die Schrott-Papiere der Banken ausgelagert sind und die über Staatsanleihen finanziert werden.
Allerdings ist Slowenien weitgehend vom Kapitalmarkt abgeschnitten. Vor zwei Jahren hat es zuletzt Geld über Anleihen in Euro ausgegeben, danach wurde nur ein Dollar-Bond emittiert. Deshalb erwarten Experten, dass am Ende der ESM Geld überweisen muss.
Trotz aller Probleme steht das Land verglichen mit Zypern oder Griechenland noch gut da. Die Verschuldung ist vergleichsweise niedrig: Sie liegt bei knapp 54 Prozent des BIP, in Deutschland sind es dagegen mehr als 80 Prozent. Die Bilanzsumme der Banken entspricht 135 Prozent der Wirtschaftskraft. Damit ist der Finanzsektor nicht so überdimensioniert wie in Zypern, wo der Wert bei 800 Prozent liegt.
Der Finanzbedarf der Banken wird auf eine Milliarde Euro geschätzt, in Zypern könnten es laut Commerzbank im ungünstigsten Fall mehr als acht Milliarden sein. "Slowenien hat kaum noch Zugang zum Kapitalmarkt und dürfte vermutlich die Staatengemeinschaft noch in diesem Jahr um Hilfe bitten", sagt deshalb Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Wir halten es für unwahrscheinlich, dass private Gläubiger wie in Griechenland oder die Halter größerer Bankeinlagen wie in Zypern an den Kosten eines möglichen Hilfsprogramms beteiligt werden."
SPANIEN
Auch hier ist eine geplatzte Immobilienblase der Grund für die enormen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Erst in dieser Woche meldeten drei kleine verstaatlichte Banken jeweils Verluste in Milliardenhöhe. Spanien hat bereits 41 Milliarden Euro zur Sanierung seiner Banken von seinen europäischen Partnern erhalten, ist selbst aber noch nicht unter den Rettungsschirm ESM geschlüpft.
Der Finanzsektor muss dringend umgebaut werden. Die Kredite der Banken übersteigen deren Einlagen um über 150 Prozent. Der Umbau ist allerdings schwierig, weil das Land finanziell schlecht dasteht. Die Neuverschuldung lag 2012 bei 6,7 Prozent des BIP und war damit eine der höchsten in Europa, obwohl darin die Kosten für die Rekapitalisierung der Banken noch nicht einmal enthalten sind. Hauptgrund dafür ist die schwere Wirtschaftskrise: Das BIP schrumpfte 2012 um 1,4 Prozent und wird in diesem Jahr wohl noch stärker zurückgehen. Jeder vierte Spanier ist bereits arbeitslos.
In den ersten beiden Monaten dieses Jahres fiel das Defizit um drei Milliarden Euro höher aus als im Vorjahreszeitraum. Damit wird es unwahrscheinlicher, dass die Sanierung der Staatsfinanzen vorankommt. Hinzu kommt noch die enorme Verschuldung der 17 autonomen Regionen. Sie sind auf Hilfsgelder von der Zentralregierung angewiesen, um flüssig zu bleiben.
Ob Spanien sich doch noch unter den ESM flüchten muss, hängt maßgeblich von der Zinsentwicklung ab. Nach der Ankündigung der Europäischen Zentralbank über einen unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen von Krisenstaaten sind die Zinsen für zehnjährige spanische Schuldtitel von mehr als 7,5 auf unter fünf Prozent gefallen. Zieht das Niveau wieder deutlich an, wird es für die Regierung teurer, sich Geld zu leihen - das könnte sie am Ende unter den ESM zwingen.
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