Schmeißt Müntefering hin?
Opposition ist Mist, hatte Franz Müntefering immer wieder gesagt. Jetzt - einen Tag nach dem historischen Wahldebakel der SPD - hat der Chef-Genosse erstmals einen Rückzug vom Parteivorsitz angedeutet. Auf die Frage, ob er gedenke, beim Parteitag in Dresden nicht für das Amt des Parteivorsitzenden zu kandidieren, antwortete er, dies sei nah an der Wahrheit. Er halte es jedoch für "völlig falsch, wegzulaufen".
Der 69-Jährige bestätigte, dass es auch aus den eigenen Reihen Rücktrittsforderungen an seine Adresse gab. "Ich habe darauf jetzt nicht reagiert", sagte der SPD-Chef.
Bis zur übernächsten Woche werde die SPD "ein endgültiges Personaltableau" vorlegen, kündigte Müntefering an. Bis dahin wolle er seine "Aufgabe als Parteivorsitzender weiter wahrnehmen".
Die Sozialdemokraten treffen sich Mitte November in Dresden zu ihrem nächsten Parteitag. Dann stehen auch Vorstandswahlen auf dem Programm. Bereits an diesem Dienstag soll der gescheiterte Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zum neuen Fraktionschef gewählt werden. Fraktions-Geschäftsführer soll der niedersächsische SPD-Abgeordnete Thomas Oppermann bleiben.
Müntefering steht nach der Niederlage der Genossen in der Kritik. Besonders im größten Landesverband Nordrhein-Westfalen regt sich laut politischen Beobachtern Kritik am Parteichef. Landeschefin Hannelore Kraft, die im kommenden Jahr Landtagswahlen bestreiten muss, äußerte sich bislang ausweichend.
Mass und Matschie an die Parteispitze?
Auf die Frage nach einer Verjüngung der Partei brachte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil den saarländischen SPD-Landeschef Heiko Maas und dessen thüringischen Amtskollegen Christoph Matschie ins Gespräch.
Vize-Parteichefin Andrea Nahles fordert nach der bitteren Niederlage der SPD eine selbstkritische Aufarbeitung. Sie räumte angesichts der hohen Zahl der Wahl-Verweigerer ein, dass die Partei offensichtlich nicht die richtige Ansprache gefunden habe. Dies gelte jedoch nicht nur für die vergangenen Monate, sondern für die letzten elf Jahre Regierungsarbeit, sagte sie imARD-Morgenmagazin. Die SPD müsse sich stärker öffnen für die Probleme der Gesellschaft und "näher an die Leute ran".
Juso-Chefin Franziska Drohsel sagte der "Leipziger Volkszeitung", es gebe eine Glaubwürdigkeitslücke, die geschlossen werden müsse. Auf dem Bundesparteitag müssten daher auch personelle Fragen diskutiert werden. Zur "strategischen Neubestimmung" gehöre auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Linkspartei".