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Wenn 147 Konzerne die ganze Wirtschaft kontrollieren

skenderbegi

Ultra-Poster
Wenn 147 Konzerne die ganze Wirtschaft kontrollieren

Aktualisiert am 23.10.2011 195 Kommentare

Forscher der ETH haben die Weltwirtschaft systemtheoretisch unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Ein paar Konzerne besitzen die Macht über den globalen Kapitalismus. Dies birgt hohe Gefahren.





ETH-Forscher aus dem Bereich Systemdesign haben den globalen Kapitalismus mit den Methoden der modernen Systemtherorie unter die Lupe genommen. Ihr Schluss: Eine kleine Gruppe von 147 Firmen kontrolliert den Grossteil der übrigen Wirtschaft.

Die Forscher filterten aus der Datenbank Orbis – diese enthält die Einträge von rund 37 Millionen Firmen – etwas mehr als 43'000 multinationale Konzerne heraus, welche durch wechselseitige Aktienbesitze vernetzt sind. [/B]Gemäss «SonntagsZeitung» stiessen die Systemtheoretiker bei der weiteren Analyse von Besitz- und Machtverhältnissen auf einen Kern von 1318 Firmen, die dank Aktien grosse Teile der Realwirtschaft kontrollieren.

Finanzinstitute im Zentrum

Damit waren die Forscher noch nicht im effektiven Zentrum der Machtkonzentration angelangt. Denn innerhalb des Netzwerkes stiessen sie erneut auf eine Einheit von 147 Konzernen, die noch stärker vernetzt sind. Diese Konzerne haben nicht nur eine fast vollständige Kontrolle über sich selber, sie beherrschen auch rund 40 Prozent der übrigen Wirtschaft. «Wir hatten nicht erwartet, dass die Macht im Zentrum derart konzentriert sein würde», meint einer der Studienautoren, James Glattfelder, gegenüber der «SonntagsZeitung».

Ebenfalls spannend: Rund drei Viertel der Mitglieder der Super-Einheit gehören der Finanzindustrie an. Im Zentrum steht der britische Finanzmulti Barclays. Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse folgen auf den Plätzen 9 und 14. «Wir haben die Daten mit verschiedenen Modellen durchgerechnet und kamen immer zu sehr ähnlichen Ergebnissen», sagt Glattfelder. «Das Zentrum blieb weitgehend stabil.»

Wettbewerb wird behindert

Die starke Machtballung steht nicht nur im Widerspruch zu einem demokratischen Staatsverständnis, sie gefährdet durch ihre dichte Vernetzung auch die Stabilität des Systems. Glattfelder: «Das Gesamtsystem wird so instabiler, weil sich Probleme leicht ausbreiten können.» Ein Beispiel dafür sind die Auswirkungen, welche der Kollaps der Investmentbank Lehman Brothers (sie rangiert auf Platz 34) auf die Finanzwirtschaft hatte.

Diese Konzentration von Macht behindert aber auch den Wettbewerb. Die Mitglieder des Kerns seien durch gemeinsame Interessen verbunden, das mache Reformen schwierig, sagt Glattfelder: «Wenn sich eine solche Struktur einmal gebildet hat, lässt sie sich kaum mehr aufbrechen.»
(kpn)

Erstellt: 23.10.2011, 09:17 Uhr


Wenn 147 Konzerne die ganze Wirtschaft kontrollieren - News Wirtschaft: Unternehmen - tagesanzeiger.ch

was sagt uns das?
das die macht = geld zum leidwesen vorallem der dritten-welt & armen wie erwartet unfair verteilt ist!!!
die konzentration der macht überrascht dann doch!!!!
wie im bericht erwähnt wird ist ein wettbewerb welcher von den firmen verlangt wird und auf dessen marktwirtschaftliche vorteile für sich geschaffen werden nicht vorhanden!!!!

gerade der finanzsektor muss genauer unter die lupe genommen sprich regulliert werden.
 
Interview: «Too connected to fail» - News Wissen: Natur - derbund.ch

Hier ein Auszug (siehe obiger Link als Quelle) zu einem Interview, das direkt mit beteiligten Forschern vorgenommen wurde. Ich denke, das ist erstens informativer, zweitens besser als ein stinknormaler Artikel, der vielleicht eher zu unnüchterner Betrachtung verleiten kann.


Laut Ihrer Forschung kontrollieren einige wenige Firmen die Weltwirtschaft. Wie soll das gehen?
Glattfelder: Wir haben aufgezeigt, dass 737 Firmen rund 80 Prozent des Marktes kontrollieren. Eine hoch vernetzte Kerngruppe von 147 Firmen kontrolliert allein sogar fast 40 Prozent. Das kleine Netzwerk besteht fast nur aus britischen und amerikanischen Banken und Finanzfirmen. Diese Erkenntnis hat uns überrascht. Im angelsächsischen Kapitalismus sollte eigentlich Besitzdemokratie herrschen. Tritt man aber einen Schritt zurück, sieht man, dass alle Fäden in sehr wenigen Händen enden.

Wie funktioniert Ihr Schritt zurück?
Battiston: Wir haben die Besitzverhältnisse von etwa 43'000 transnationalen Konzernen überprüft. Das heisst, wir haben geprüft, von welchen anderen Firmen die transnationalen Unternehmen direkt oder indirekt Anteile besitzen, und wir haben geprüft, welche grossen Aktionäre Anteile an den transnationalen Unternehmen besitzen.

Wie messen Sie Kontrolle?
Battiston: Aktionäre, die genügend Anteile von einer Firma besitzen, um in ihr Stimmrechte zu haben, können Kontrolle ausüben. Wie viel und unter welchen Umständen, da gehen die Meinungen auseinander. Im konservativen Szenario ist Kontrolle proportional zur Anzahl Aktien, die «one share, one vote»-Regel. Volle Kontrolle hat man also nur mit einer absoluten Mehrheit der Stimmen. Aber Kontrolle übt man de facto auch aus, wenn man eine relative Mehrheit besitzt, mehr als die übrigen Mitbesitzer, die nur kleine Anteile halten. Wir haben mit drei verschiedenen Kontrollszenarien gerechnet, und alle haben zu fast derselben Erkenntnis geführt.

Besitz ist aber doch nicht automatisch Kontrolle?
Battiston: Unsere Arbeit ist eine wissenschaftliche Studie. Die Daten zeigen einfach, was wir nicht ausschliessen können. Sie zeigen, wo Finanzakteure potenziell Einfluss nehmen könnten.

Und einige Firmen haben einen potenziell riesigen Einfluss?
Battiston: Genau. Einige wenige Finanzinstitute könnten, wenn sie wollten, starke Kontrolle ausüben. Unsere Studie zeigt aber auch: Diese Firmen sind eng miteinander vernetzt. Wenn der einen Firma etwas zustösst, kann das andere anstecken. Das gefährdet die Stabilität des Systems. Genauso wichtig wie «too big to fail» ist folglich «too connected to fail». Es gibt Firmen, die sind zu vernetzt, als dass man sie scheitern lassen könnte, ohne andere zu gefährden.

Vernetzung ist hier also negativ?
Battiston: Nicht unbedingt. Mit all ihren Abhängigkeiten interessieren sich die Firmen auch gegenseitig für ihr Wohlergehen. Wenn ich Anteile Ihrer Firma besitze, bin ich froh, wenn Ihre Firma gesund ist und ihr Wert steigt. Hinter dem vordergründigen Wettbewerb stehen dann gemeinsame Interessen, vielleicht sogar stille Vereinbarungen.

Wie passt dazu, dass einzelne US-Investmentbanken kurz vor dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 versucht haben, ihren Konkurrenten im selben Netzwerk wertlose Papiere anzudrehen?
Battiston: Den Fall müsste ich genauer ansehen. Aber natürlich, viele Firmen versuchen weiterhin, besser als andere zu sein. Unsere Forschung lässt jedoch vermuten, dass es auch Situationen gibt, in welchen sie als Gruppe agieren.

Wissen die Chefs der 147 Firmen von ihrer Macht, oder haben sie erst durch Ihre Studie davon erfahren?
Glattfelder: Diese Frage beschäftigt uns auch: Ist hier eine Verschwörung im Gange, geschieht die Hypervernetzung einiger weniger mit Absicht? Oder ist die Machtstruktur allein durch Netzwerkdynamik und Selbstorganisation entstanden? Wir glauben Letzteres.

Eine natürliche Machtballung?
Glattfelder: Sehr wenige haben sehr viel, sehr viele haben sehr wenig – auf diese Verteilung stösst man auch überall in der Natur, wo Interaktion in komplexen Systemen herrscht.


Nichts aussergewöhnliches also. Die Tendenz zur ungleichen Verteilung der Güter besteht in der Natur / unter natürlichen Umständen von Grund auf, auch ohne dass ein Individuum oder gar ein erlesener Kreis mit bösen, egoistischen Absichten speziell einwirken müsste.

Battiston: Wir glauben nicht, dass sich die Akteure im Kern heimlich abgesprochen und diese Struktur mit Absicht geschaffen haben. Wahrscheinlich entstand sie durch die Marktmechanismen, also in der Tat natürlich. Das heisst aber nicht, dass sie deshalb gut ist für unsere Wirtschaft und Gesellschaft.

Ihre Studie könnte aber auch die Verschwörungsthese stützen.
Glattfelder: Sicher, deshalb sieht sich ja auch die Occupy-Wall-Street-Bewegung durch unsere Forschung voll bestätigt: Ein paar Mächtige regieren die Welt.

Sie glauben das nicht?
Glattfelder: Nun, wir haben aufgezeigt, dass es tatsächlich eine kuriose Machtstruktur gibt. Aber wir glauben nicht, dass sie gezielt geschaffen wurde.

Sollte die Politik versuchen, die aufgezeigte Struktur zu verändern?
Glattfelder: Das zu beantworten, liegt nicht an uns. Wir spielen nur die Türöffner und zeigen, wie die globale Wirtschaft strukturiert ist. Weiterdenken müssen andere.
Battiston: Ökonomen, Politiker und Naturwissenschaftler sollten sich dieser Frage gemeinsam annehmen. Wenn sich zeigt, dass wir hier ein Problem haben, dann geht das Thema die ganze Gesellschaft an. Wir müssen entscheiden, ob wir eine Weltwirtschaft wollen, die abhängig ist von einem kleinen Kern von Finanzfirmen.

Was wären die Alternativen?
Battiston: Man könnte sich eine Wirtschaftswelt mit mehreren Kernen wünschen und die entsprechenden Regulierungen politisch vorantreiben.


Gegen die Marktkräfte?
Battiston: Markt und Wettbewerb entstehen nicht natürlich, sondern durch Wettbewerbspolitik. Der freie Markt fördert offenbar die Entstehung eines einzigen Machtkerns. Wenn eine Firma global gross werden will, wird sie in den Club der Grossen drängen und sich mit ihnen vernetzen. Seit 2007, dem Ausgangspunkt unserer Untersuchung, hat sich die Zusammensetzung des Clubs deshalb wohl verändert. Aber das ist für uns nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass es einen solchen Kern gibt und wie er funktioniert.

2007 stellten die USA und Westeuropa den Kern der meistkontrollierenden Firmen. Haben inzwischen Firmen aus aufstrebenden Ländern wie China oder Indien an Bedeutung gewonnen?
Glattfelder: Das halten wir für wahrscheinlich, ja. In unserem Datensatz von 2007 gehörten erst eine Handvoll indischer Firmen und ein russischer Konzern zu den 737 global kontrollstärksten Unternehmen.

Inwieweit hat die Finanzkrise Ihre Forschung inspiriert?
Battiston: Wir haben bereits vorher damit begonnen. Aber unsere Erkenntnisse könnten helfen, die gegenseitigen Abhängigkeiten von Firmen, Staaten und anderen Akteuren zu verstehen.

Lassen sich Krisen vorhersehen?
Battiston: Das scheint uns sehr ambitioniert. Der genaue Tag einer Krise lässt sich sicher nicht voraussagen. Aber wenn ich das mit einem Bild aus der Verkehrssicherheit umschreiben darf: Wir wollen das Bremssystem verbessern. Wenn Sie ein Auto fahren und die Bremsen sind ausgeleiert, dann werden Sie nicht voraussagen können, in welcher Kurve die Bremsen endgültig versagen und Sie verunfallen. Es genügt, wenn das System erkennt, dass die Bremsen gefährdet sind und Sie davor warnt, in die Berge zu fahren.

Ihr System ermöglicht Warnung?
Battiston: Wir haben eine Art Röntgenaufnahme gemacht und eine Struktur gefunden, die viele bisher nur vermutet hatten. Unser Bild ist noch nicht sehr genau. Es ist vergleichbar mit den ersten Landkarten: Exakt sind sie noch nicht, aber wenn man im Mittelmeer navigieren muss, ist es besser, eine grobe Karte zu haben als gar keine. Wir haben die grobe Struktur, nun sollten wir andere Forscher ins Mittelmeer entsenden, um die Küstenlinie exakt aufzunehmen.

Wie weit ist die Politik mit dem mächtigen Firmenknäuel verbandelt? George W. Bush wie auch Barack Obama wird eine zu grosse Nähe zur Wallstreet nachgesagt.
Battiston: Es wäre toll, wenn wir das wüssten. Wirtschaft und Gesellschaft sind durch viele Netzwerke verbunden: Verwaltungsräte, Politiker, Kreditoren. Leider ist mir keine Datenbank bekannt, die solche Beziehungen zwischen Wirtschaft und Einzelpersonen aufzeichnet.

Ihre Modelle operieren mit riesigen Datenmengen. Können Sie da einzelne Personen überhaupt sehen?
Glattfelder: Im globalen Netzwerk erscheinen Individuen erst etwa ab Rang 80. Sie scheinen ihre Investments anders zu strukturieren. Aber in den nationalen Ranglisten tauchen Einzelfiguren wie Warren Buffett durchaus auf. Seine Firma Berkshire Hathaway rangiert bei uns weltweit auf Platz 160.

In der Wissenschaft arbeitet man derzeit oft mit sehr grossen Datenmengen und simuliert ganze Welten. Woher kommt dieser Trend?
Battiston: Es sind immer grössere Datenmengen verfügbar. Seit Ende der 90er-Jahre kann man Terabytes speichern. Dank neuer Computertechnologie können wir sie nun auch verarbeiten. Wir haben allein in unserem Büro eine Datenbank mit 37 Millionen Firmen ausgewertet. Noch vor kurzem hätte eine Hochschule wie die ETH dafür ihre gesamten Ressourcen aufbieten müssen.

Die Existenz von riesigen Daten und schnellen Rechnern verführt Sie?
Battiston: Nein. Wir gehen wichtige Fragen auf neue Weise an. Bisherige Studien zu Wirtschaftskrisen haben sich meist auf einzelne Institutionen konzentriert. Aber diese Institutionen sind vernetzt. Empfehlungen an einzelne Akteure können die Krise verschlimmern, weil sie nicht berücksichtigen, was für das gesamte Netzwerk am besten wäre. Wenn wir lokal Stabilität forcieren, kann dies global gesehen Instabilität erzeugen. 
Glattfelder: Die Wissenschaft verändert sich. Mit herkömmlichen Gleichungen lässt sich die komplexe und vernetzte Realität nicht mehr erklären.


Ob das nun längerfristig betrachtet gut für das globale wirtschaftliche (und nicht zuletzt politische) Klima ist, bleibt strittig. Was aber halbschlaue Verschwörungstheoretiker betrifft, so haben jene so oder so den Hang dazu, alles in die konspirative Schublade zu befördern: Wenn man aus einem zehnfach gefalteten Geldschein auf Hinweise für angebliche dunkle Machenschaften schliessen kann, dann kann man das erst recht aus einer ETH-Studie.
 
Ähnliches über die Bildung von Monopolen und von vernetzten Machtstrukturen innerhalb des Kapitalismus hatten die marxistischen Philosophen schon vor 160 Jahren vorausgesagt. Die "Lakaien der Marktwirtschaft" haben das aber immer abgestritten mit der Begründung, der Markt an sich sei demokratisch und reguliere sich selbst. Damit wird dem Mann von der Straße ein schwarzes Blatt sozusagen weiß gemacht.

Heraclius
 
Genau der Markt reguliert sich selbst - die unsichtbare Hand

Adam Smith wenn ich mich nicht irre. Jaja wer es glaubt...
 
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