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Wenn Cannabis Psychosen auslöst
Schizophrenie und psychische Störungen: Forscherteam entdeckt genetische Ursachen
von Christian Thiel
Konsum von Cannabis hat sich innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht
Konsum von Cannabis hat sich innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht
Foto: dpa
Dunedin - Cannabis ist unter den illegalen Drogen die Nummer eins bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Untersuchungen zufolge hat sich der Konsum innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht. Die Zahl der Kiffer, die sich wegen Hilfe an Drogeneinrichtungen wandten, hat sich gar um 750 Prozent erhöht - teils bedingt durch Beratungsangebote speziell an diese Gruppe, teils durch die Zunahme von Dauernutzern. Probleme bekommen Haschisch- und Marihuana-Nutzer nicht nur durch psychische Abhängigkeit und Probleme in Beruf oder Partnerschaft. Auch schwere Psychosen wie etwa Schizophrenie werden mit Cannabis in Verbindung gebracht.
Bisher war unklar, wie beides im Detail zusammenhängt. Untersuchungen eines internationalen Forscherteams um Richie Poulton von der neuseeländischen University of Otago in Dunedin haben nun zu einem Gen geführt, das für diesen Zusammenhang verantwortlich ist. Bei Personen, die über eine bestimmte Variante dieses Gens verfügten, wurde eine fast elffach erhöhte Wahrscheinlichkeit festgestellt, an einer Psychose zu erkranken, wenn sie in ihrer Jugend Cannabis konsumiert hatten. Dieses Risiko ist vergleichbar mit der Wahrscheinlichkeit, daß Raucher, die täglich ein Päckchen Zigaretten konsumieren, in ihrem Leben an Lungenkrebs erkranken.
Die Forscher aus Neuseeland, England und den USA nutzten für ihre Untersuchungen Daten aus einer multidisziplinären Langzeitstudie, die an der University of Otago durchgeführt wurde. Diese Studie ist eine der längsten und detailliertesten der Welt zu diesem Thema. Über 1000 junge Menschen wurden seit ihrer Geburt bis ins Erwachsenenalter hinein beobachtet. Die Teilnehmer wurden im Alter von 13, 15 und 18 Jahren nach ihrem Cannabiskonsum befragt, auf die bei ihnen vorliegende Variante des sogenannten Comt-Gens (Catechol-O-Methyltransferase-Gen) hin untersucht und bis zum Alter von 26 auf das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten hin beobachtet.
"Unsere Untersuchung erklärt, warum der Konsum von Cannabis bei bestimmten Personen gravierende Folgen hat, während die meisten Konsumenten keine derartigen Schäden davontragen", erläutert Richie Poulton. "Wir hatten dafür bereits genetische Ursachen vermutet, aber bis zu den nun vorliegenden Ergebnissen war kein Gen identifiziert worden."
Artikel erschienen am Fr, 26. August 2005
http://www.welt.de/data/2005/08/26/765640.html
Schizophrenie und psychische Störungen: Forscherteam entdeckt genetische Ursachen
von Christian Thiel
Konsum von Cannabis hat sich innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht
Konsum von Cannabis hat sich innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht
Foto: dpa
Dunedin - Cannabis ist unter den illegalen Drogen die Nummer eins bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Untersuchungen zufolge hat sich der Konsum innerhalb von zehn Jahren um mehr als 70 Prozent erhöht. Die Zahl der Kiffer, die sich wegen Hilfe an Drogeneinrichtungen wandten, hat sich gar um 750 Prozent erhöht - teils bedingt durch Beratungsangebote speziell an diese Gruppe, teils durch die Zunahme von Dauernutzern. Probleme bekommen Haschisch- und Marihuana-Nutzer nicht nur durch psychische Abhängigkeit und Probleme in Beruf oder Partnerschaft. Auch schwere Psychosen wie etwa Schizophrenie werden mit Cannabis in Verbindung gebracht.
Bisher war unklar, wie beides im Detail zusammenhängt. Untersuchungen eines internationalen Forscherteams um Richie Poulton von der neuseeländischen University of Otago in Dunedin haben nun zu einem Gen geführt, das für diesen Zusammenhang verantwortlich ist. Bei Personen, die über eine bestimmte Variante dieses Gens verfügten, wurde eine fast elffach erhöhte Wahrscheinlichkeit festgestellt, an einer Psychose zu erkranken, wenn sie in ihrer Jugend Cannabis konsumiert hatten. Dieses Risiko ist vergleichbar mit der Wahrscheinlichkeit, daß Raucher, die täglich ein Päckchen Zigaretten konsumieren, in ihrem Leben an Lungenkrebs erkranken.
Die Forscher aus Neuseeland, England und den USA nutzten für ihre Untersuchungen Daten aus einer multidisziplinären Langzeitstudie, die an der University of Otago durchgeführt wurde. Diese Studie ist eine der längsten und detailliertesten der Welt zu diesem Thema. Über 1000 junge Menschen wurden seit ihrer Geburt bis ins Erwachsenenalter hinein beobachtet. Die Teilnehmer wurden im Alter von 13, 15 und 18 Jahren nach ihrem Cannabiskonsum befragt, auf die bei ihnen vorliegende Variante des sogenannten Comt-Gens (Catechol-O-Methyltransferase-Gen) hin untersucht und bis zum Alter von 26 auf das Auftreten von psychischen Auffälligkeiten hin beobachtet.
"Unsere Untersuchung erklärt, warum der Konsum von Cannabis bei bestimmten Personen gravierende Folgen hat, während die meisten Konsumenten keine derartigen Schäden davontragen", erläutert Richie Poulton. "Wir hatten dafür bereits genetische Ursachen vermutet, aber bis zu den nun vorliegenden Ergebnissen war kein Gen identifiziert worden."
Artikel erschienen am Fr, 26. August 2005
http://www.welt.de/data/2005/08/26/765640.html