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[h4]NEUORIENTIERUNG[/h4]
Wie ein italienischer Manager zum Klosterbruder wurde
Wie ein italienischer Manager zum Klosterbruder wurde
Warum ein Karrieremensch zum Klosterbruder wurde.
Wer in Neapel, der lärmenden Stadt, nach den Franziskanermönchen fragt, landet irgendwann auf dem Capodimonte, einem Berg nicht weit vom Zentrum. Es ist sehr still auf diesem Berg, durch Pinienhaine glitzert das Mittelmeer. Am Ende eines Feldwegs steht eine Pforte, dahinter reihen sich vier ausrangierte Eisenbahnwaggons.
Giovanni Maria empfängt im Raucherabteil zweiter Klasse, das Rauchen hat er längst aufgegeben. Er trägt eine Kutte, keine Schuhe, um den Bauch hängt ein Strick mit drei Knoten. Sie sollen an sein Gelübde erinnern: ein Leben in Keuschheit, ohne Besitz, gewidmet den Armen und Bedürftigen.
In Italien ist Giovanni Maria berühmt dafür, weil er alles aufgab - Frauen, Autos, Karriere. Vor ein paar Monaten hatten ihn italienische Journalisten aufgespürt, von seinen Disco-Besuchen berichtet und von Gläubigen, die in Scharen zu ihm pilgern. Die Geschichte des Franziskaners, der mal Manager war, ging um die Welt. Jetzt bekommt er öfter Besuch von Menschen, die wissen wollen, wie das zusammenpasst: Nachtleben und Kloster, Glamour und Gott? Eine Erweckungsgeschichte, ein Werbegag der Katholiken?
Das mit den Pilgerscharen, sagt Giovanni Maria, leise Stimme, zartes Gesicht, sei übertrieben, alles andere aber sei wahr. Er sitzt auf einer Bank aus blankgescheuertem Holz, dort schläft er des Nachts und betet am Tag. Es ist nicht so, dass er das Leben da draußen nicht kennt, er erzählt sie gern, seine Geschichte. Von einem Jungen, der Mädchen und Karriere im Kopf hatte. Von einer wundersamen Reise nach Lourdes und seinen Tagen auf diesem stillen Berg, die er verbringt wie einst der heilige Franziskus von Assisi.
Giovanni Maria also, Bruder Johannes. Sohn eines Lebensmittelhändlers aus Caltanissetta, Sizilien. Der Vater hatte es mit einer Supermarktkette zu Reichtum gebracht. Der Sohn sollte die Läden übernehmen. Er leitete die Marketingabteilung, fuhr Porsche, trug Designeranzüge, er hatte viel Geld und viele Freundinnen. In den Ferien fuhr er in den Club Med, stählte den Körper an Maschinen, tanzte zu Techno und Italo-Rap. Er bewegte sich in einer Welt des Ichs. "Glücklich", sagt er, "glücklich war ich selten."
Es war im Sommer vor neun Jahren. Giovanni Maria war Mitte 20. Seine Schwester nahm ihn mit nach Lourdes, er hatte keine große Lust.
Im Pilgerzug von Rom nach Südfrankreich sprach ihn ein Pfarrer an. "Entweder du steigst bei der nächsten Station aus", sagte der, "oder du nimmst die Wallfahrt ernst und fragst die Madonna, warum sie dich den langen Weg nach Lourdes geführt hat."
Bruder Johannes blieb, in der Grotte kniete er vor der berühmten Marienfigur. Es regnete. Eine Frau, die er nie zuvor gesehen hatte, hielt schützend ihren Schirm über ihn, sie sprachen kein Wort. "Es war das erste Mal", sagt er, "dass mir ein Mensch etwas gab und nichts dafür verlangte."
Er lächelt jetzt und ruft nach Bruder Damiano. Der stellt das Mittagessen auf den Tisch im Abteil: Pasta, Salat, Rotwein. Damiano hat Hände wie Schaufellader, in seinem früheren Leben war er Boxer, heute hilft er Drogenabhängigen am Bahnhof. Er sagt, auf dem Berg habe er gelernt, dass das Leben kein Kampf sei und Mitmenschen keine Feinde. Sie sind acht Mönche hier oben, gehören zur Gemeinschaft der "Franziskaner der Erneuerung", einer kleinen Reformbewegung des Ordens. Sie lachen viel, glücklich wirken sie, manchmal flirten sie auch.
Der Beginn seines neuen Lebens sei nicht einfach gewesen, sagt Bruder Johannes. Seine Mitbrüder wollten, dass er Bedürftigen beisteht. Er ging dahin, wo er sich auskannte. In die Discotheken, sein ehemaliges Jagdrevier. "Von Rimini bis Taormina - ich kannte sie alle."
Er kam jeden Abend, stand zwischen Jugendlichen, deren Gesichter vom Licht ihrer Handys leuchteten. Sie wirkten einsam, sie erinnerten ihn an damals, als er selbst noch auf der Suche war, ohne Halt. Eines Nachts sah er ein schönes Mädchen. Was willst du, fragte es, mich anmachen? Er schrieb einen Satz aus dem Evangelium auf einen Zettel, reichte ihn ihr. Sie sprachen bis zum Morgengrauen. Über ihr missratenes Leben, ihre Drogensucht und Einsamkeit. "Die Zeit zu geben", sagt Bruder Johannes, "war gekommen."
So lebt er fort bis heute, im Raucherabteil nimmt er Pilgern die Beichte ab, er singt mit Kindern in den Armenvierteln. Noch muss er sich prüfen. In ein paar Monaten wird er entscheiden, ob er Mönch bleibt oder Pfarrer wird. Zum Abschied kramt er ein Foto hervor, da lebte er noch sein altes Leben, trug Anzug und Krawatte, keinen Bart. Er sah aus wie ein Gigolo, sexy und lässig. Er sagt: "Ich hatte alles - und trotzdem hatte ich nichts."
Er schiebt das Foto beiseite und geht zur Pforte. Der Feldweg führt den Berg hinunter in die lärmende Stadt. Er winkt, dann faltet er die Hände.
Unglaubliche Wandlung hehe:notworthy:
Wer in Neapel, der lärmenden Stadt, nach den Franziskanermönchen fragt, landet irgendwann auf dem Capodimonte, einem Berg nicht weit vom Zentrum. Es ist sehr still auf diesem Berg, durch Pinienhaine glitzert das Mittelmeer. Am Ende eines Feldwegs steht eine Pforte, dahinter reihen sich vier ausrangierte Eisenbahnwaggons.
Giovanni Maria empfängt im Raucherabteil zweiter Klasse, das Rauchen hat er längst aufgegeben. Er trägt eine Kutte, keine Schuhe, um den Bauch hängt ein Strick mit drei Knoten. Sie sollen an sein Gelübde erinnern: ein Leben in Keuschheit, ohne Besitz, gewidmet den Armen und Bedürftigen.
In Italien ist Giovanni Maria berühmt dafür, weil er alles aufgab - Frauen, Autos, Karriere. Vor ein paar Monaten hatten ihn italienische Journalisten aufgespürt, von seinen Disco-Besuchen berichtet und von Gläubigen, die in Scharen zu ihm pilgern. Die Geschichte des Franziskaners, der mal Manager war, ging um die Welt. Jetzt bekommt er öfter Besuch von Menschen, die wissen wollen, wie das zusammenpasst: Nachtleben und Kloster, Glamour und Gott? Eine Erweckungsgeschichte, ein Werbegag der Katholiken?
Das mit den Pilgerscharen, sagt Giovanni Maria, leise Stimme, zartes Gesicht, sei übertrieben, alles andere aber sei wahr. Er sitzt auf einer Bank aus blankgescheuertem Holz, dort schläft er des Nachts und betet am Tag. Es ist nicht so, dass er das Leben da draußen nicht kennt, er erzählt sie gern, seine Geschichte. Von einem Jungen, der Mädchen und Karriere im Kopf hatte. Von einer wundersamen Reise nach Lourdes und seinen Tagen auf diesem stillen Berg, die er verbringt wie einst der heilige Franziskus von Assisi.
Giovanni Maria also, Bruder Johannes. Sohn eines Lebensmittelhändlers aus Caltanissetta, Sizilien. Der Vater hatte es mit einer Supermarktkette zu Reichtum gebracht. Der Sohn sollte die Läden übernehmen. Er leitete die Marketingabteilung, fuhr Porsche, trug Designeranzüge, er hatte viel Geld und viele Freundinnen. In den Ferien fuhr er in den Club Med, stählte den Körper an Maschinen, tanzte zu Techno und Italo-Rap. Er bewegte sich in einer Welt des Ichs. "Glücklich", sagt er, "glücklich war ich selten."
Es war im Sommer vor neun Jahren. Giovanni Maria war Mitte 20. Seine Schwester nahm ihn mit nach Lourdes, er hatte keine große Lust.
Im Pilgerzug von Rom nach Südfrankreich sprach ihn ein Pfarrer an. "Entweder du steigst bei der nächsten Station aus", sagte der, "oder du nimmst die Wallfahrt ernst und fragst die Madonna, warum sie dich den langen Weg nach Lourdes geführt hat."
Bruder Johannes blieb, in der Grotte kniete er vor der berühmten Marienfigur. Es regnete. Eine Frau, die er nie zuvor gesehen hatte, hielt schützend ihren Schirm über ihn, sie sprachen kein Wort. "Es war das erste Mal", sagt er, "dass mir ein Mensch etwas gab und nichts dafür verlangte."
Er lächelt jetzt und ruft nach Bruder Damiano. Der stellt das Mittagessen auf den Tisch im Abteil: Pasta, Salat, Rotwein. Damiano hat Hände wie Schaufellader, in seinem früheren Leben war er Boxer, heute hilft er Drogenabhängigen am Bahnhof. Er sagt, auf dem Berg habe er gelernt, dass das Leben kein Kampf sei und Mitmenschen keine Feinde. Sie sind acht Mönche hier oben, gehören zur Gemeinschaft der "Franziskaner der Erneuerung", einer kleinen Reformbewegung des Ordens. Sie lachen viel, glücklich wirken sie, manchmal flirten sie auch.
Der Beginn seines neuen Lebens sei nicht einfach gewesen, sagt Bruder Johannes. Seine Mitbrüder wollten, dass er Bedürftigen beisteht. Er ging dahin, wo er sich auskannte. In die Discotheken, sein ehemaliges Jagdrevier. "Von Rimini bis Taormina - ich kannte sie alle."
Er kam jeden Abend, stand zwischen Jugendlichen, deren Gesichter vom Licht ihrer Handys leuchteten. Sie wirkten einsam, sie erinnerten ihn an damals, als er selbst noch auf der Suche war, ohne Halt. Eines Nachts sah er ein schönes Mädchen. Was willst du, fragte es, mich anmachen? Er schrieb einen Satz aus dem Evangelium auf einen Zettel, reichte ihn ihr. Sie sprachen bis zum Morgengrauen. Über ihr missratenes Leben, ihre Drogensucht und Einsamkeit. "Die Zeit zu geben", sagt Bruder Johannes, "war gekommen."
So lebt er fort bis heute, im Raucherabteil nimmt er Pilgern die Beichte ab, er singt mit Kindern in den Armenvierteln. Noch muss er sich prüfen. In ein paar Monaten wird er entscheiden, ob er Mönch bleibt oder Pfarrer wird. Zum Abschied kramt er ein Foto hervor, da lebte er noch sein altes Leben, trug Anzug und Krawatte, keinen Bart. Er sah aus wie ein Gigolo, sexy und lässig. Er sagt: "Ich hatte alles - und trotzdem hatte ich nichts."
Er schiebt das Foto beiseite und geht zur Pforte. Der Feldweg führt den Berg hinunter in die lärmende Stadt. Er winkt, dann faltet er die Hände.
Unglaubliche Wandlung hehe:notworthy: