RainerZufall
Top-Poster
Liebe Foristengemeinde....
...als Halb Rumäne intereessiere ich mich für die Essen im alte Rom. Nutzen wir diese Thread daher für alle Essenarten alter Tage...
Fange mir mit den Römer...Römeressen
Wenn Sie an römische Feste, an die Esskultur im antiken Rom und an die Mahlzeiten der alten Römer denken, denken Sie dann auch zuerst an Orgien? Wenn das so ist, dann sind Sie wohl den Bildern und Szenen in opulenten historischen Monumentalfilmen erlegen und benutzen das Wort Orgie in einer Bedeutung, die es ursprünglich gar nicht hatte.
Also war eigentlich alles ganz anders?
Ja – und ein klein wenig auch Nein – aber lassen Sie uns die Geschichte einfach mal der Reihe nach betrachten
Die Etymologie des Wortes ist nicht ganz eindeutig zu klären, aber „orgia“ bedeutete eine rituelle Kulthandlung. Warum die „Orgie“ dann im deutschen Sprachgebrauch jene Bedeutung absoluter Übermäßigkeit und vor allem auch eine sexuelle Konnotation erhielt, das liegt schlechterdings an den Bacchus-Mysterien von denen man wusste, dass sie vor allem aufgrund sexueller Ausschweifungen verboten worden waren.
Die „Orgie“ der Römer fand überall da statt, wo abseits der offiziellen Staatsreligion Kulte, insbesondere Mysterienkulte stattfanden, die nur Eingeweihten zugänglich waren. Ja und manchmal ging es dabei eben auch ausgesprochen ausschweifend her oder eben „allzu menschlich“ (aber schauen Sie sich heute mal in Clubs und Bars von so manchem Urlaubsort um). Ganz besonders in Verruf geriet dabei der Bacchus-Kult, den die Römer einst aus Griechenland importiert hatten. Nun, das ist bestimmt kein Wunder, denn Bacchus ist nunmal der Gott des Weins und Alkohol löst eben nicht nur die Zunge. Die Feste, die man zu Ehren dieses Weingottes abhielt wurden übrigens „Bacchanalien“ genannt und wie man sie sich so vorstellte und was man so über sie erzählte, das schildert uns Titus Livius (ca. 59 v. Chr.-17 n. Chr.) in seiner „Ab urbe condita“ ziemlich sensationslüstern[1]:
„Ein gemeiner Grieche kam zuerst nach Etrurien, ohne irgendeine von jenen Geschicklichkeiten zu besitzen, deren das unterrichtetste aller Völker so manche Bildung des Geistes und des Körpers bei uns eingeführt hat – ein bloßer Opferpriester und Wahrsager, und zwar kein solcher, der durch unversteckte Ausübung gottesdienstlicher Gebräuche bei offener Angabe seine Erwerbes und seiner Lehre in den Gemütern ein heiliges Grauen zu wecken suchte, sondern er leitete einen geheimen und nächtlichen Gottesdienst. Die geheimnisse der Weihe wurden zuerst nur wenigen mitgeteilt, dann wurden sie mehr allgemein unter Männern und Weibern. Um mehrere anzulocken, wurden die Reize des Weins und des Mahles mit dem Gottesdienste in Verbindung gesetzt. Wenn der Wein die Besinnung, wenn die Nacht und das Gemisch aus Männern und Weibern des zarteren Alters mit Bejahrteren jede schamhafte Entfernung vernichtet hatte, so führte dies zuerst zu Sünden der Unzucht aller Art, da sich jeder den Genuß dessen, wozu er sich am stärksten gelüstet fühlte, geboten sah: Allein die Entehrungen des eigenen und des anderen Geschlechts an freigeborenen Knaben und Weibern blieben nicht die einzige Art der Verbrechen, sondern falsche Zeugnisse, falsche Siegel, Testamente und Anklagen gingen aus derselben Werkstatt hervor; eben daraus Vergiftungen und Familienmorde, bei welchen zuweilen nicht einmal die Leichname zum Begräbnisse aufzufinden waren. Vieles unternahm hier die List, das meiste die Gewalt: Und die Gewalttat blieb unter der Hülle, weil man vor vielfachem Geheule, vor dem Getöse der Pauken und Schallbecken bei allen Schändungen und Mordtaten kein Hilferufen hören konnte. Dies verderbliche Übel zog sich wie eine ansteckende Seuche aus Etrurien nach Rom. Zuerst gab ihm die Größe der Stadt, für solche Übel geräumiger und empfänglicher, eine Verborgenheit.
Das klingt wirklich nicht schön, auch wenn viele dieser Aussagen pure Propaganda sind. Sie sehen also: es ist wohl kaum so gewesen, dass sich das römische Leben in Orgien abspielte. Dann hätte das mit dem Weltreich sicher nicht so lange funktioniert.
Außerdem merken wir auch, dass der antike Begriff „Orgie“ recht wenig mit Essen, viel eher noch mit alkoholischen Getränken, vor allem eben mit Wein zu tun hat.
Also gehen wir weiter auf die Suche nach römischen Essgewohnheiten:
Wir werden fündig bei Martial (40-103/104):
„Du wirst gut bei mir speisen, mein Julius Cerialis. […]
Fisch wird es geben, Schweinefilet, Saueuter und
fette Vögel vom Hof und aus dem Sumpf,
wie selbst Stella sie nur selten auf den Tisch bringt.
Und ich verspreche dir noch mehr: Ich werde nichts vortragen!“[2]
So einiges von diesem Gastmahl würden wir auch noch heute bedenkenlos auf den Tisch stellen. Nur der Saueuter, der hört sich denn doch ein wenig gewöhnungsbedürftig an. Für römische Verhältnisse allerdings war dies ein schon wirklich opulentes Mahl.
Du willst weiterlesele? Null Promblemo-->https://tour-de-kultur.de/2019/12/08/von-haselmaeusen-und-pfauenfedern-esskultur-im-antiken-rom/
...als Halb Rumäne intereessiere ich mich für die Essen im alte Rom. Nutzen wir diese Thread daher für alle Essenarten alter Tage...
Fange mir mit den Römer...Römeressen
VON HASELMÄUSEN UND PFAUENFEDERN – ESSKULTUR IM ANTIKEN ROM
Wenn Sie an römische Feste, an die Esskultur im antiken Rom und an die Mahlzeiten der alten Römer denken, denken Sie dann auch zuerst an Orgien? Wenn das so ist, dann sind Sie wohl den Bildern und Szenen in opulenten historischen Monumentalfilmen erlegen und benutzen das Wort Orgie in einer Bedeutung, die es ursprünglich gar nicht hatte.
Also war eigentlich alles ganz anders?
Ja – und ein klein wenig auch Nein – aber lassen Sie uns die Geschichte einfach mal der Reihe nach betrachten
Von Orgien und Alltagsessen
Sicher gab es im Alten Rom opulentes Leben, opulente Feiern und vor allem in der Kaiserzeit auch opulente Mähler, vor allem Gastmähler, aber das Wort Orgie meinte in der Antike etwas ganz anderes als heute:Die Etymologie des Wortes ist nicht ganz eindeutig zu klären, aber „orgia“ bedeutete eine rituelle Kulthandlung. Warum die „Orgie“ dann im deutschen Sprachgebrauch jene Bedeutung absoluter Übermäßigkeit und vor allem auch eine sexuelle Konnotation erhielt, das liegt schlechterdings an den Bacchus-Mysterien von denen man wusste, dass sie vor allem aufgrund sexueller Ausschweifungen verboten worden waren.
Die „Orgie“ der Römer fand überall da statt, wo abseits der offiziellen Staatsreligion Kulte, insbesondere Mysterienkulte stattfanden, die nur Eingeweihten zugänglich waren. Ja und manchmal ging es dabei eben auch ausgesprochen ausschweifend her oder eben „allzu menschlich“ (aber schauen Sie sich heute mal in Clubs und Bars von so manchem Urlaubsort um). Ganz besonders in Verruf geriet dabei der Bacchus-Kult, den die Römer einst aus Griechenland importiert hatten. Nun, das ist bestimmt kein Wunder, denn Bacchus ist nunmal der Gott des Weins und Alkohol löst eben nicht nur die Zunge. Die Feste, die man zu Ehren dieses Weingottes abhielt wurden übrigens „Bacchanalien“ genannt und wie man sie sich so vorstellte und was man so über sie erzählte, das schildert uns Titus Livius (ca. 59 v. Chr.-17 n. Chr.) in seiner „Ab urbe condita“ ziemlich sensationslüstern[1]:
„Ein gemeiner Grieche kam zuerst nach Etrurien, ohne irgendeine von jenen Geschicklichkeiten zu besitzen, deren das unterrichtetste aller Völker so manche Bildung des Geistes und des Körpers bei uns eingeführt hat – ein bloßer Opferpriester und Wahrsager, und zwar kein solcher, der durch unversteckte Ausübung gottesdienstlicher Gebräuche bei offener Angabe seine Erwerbes und seiner Lehre in den Gemütern ein heiliges Grauen zu wecken suchte, sondern er leitete einen geheimen und nächtlichen Gottesdienst. Die geheimnisse der Weihe wurden zuerst nur wenigen mitgeteilt, dann wurden sie mehr allgemein unter Männern und Weibern. Um mehrere anzulocken, wurden die Reize des Weins und des Mahles mit dem Gottesdienste in Verbindung gesetzt. Wenn der Wein die Besinnung, wenn die Nacht und das Gemisch aus Männern und Weibern des zarteren Alters mit Bejahrteren jede schamhafte Entfernung vernichtet hatte, so führte dies zuerst zu Sünden der Unzucht aller Art, da sich jeder den Genuß dessen, wozu er sich am stärksten gelüstet fühlte, geboten sah: Allein die Entehrungen des eigenen und des anderen Geschlechts an freigeborenen Knaben und Weibern blieben nicht die einzige Art der Verbrechen, sondern falsche Zeugnisse, falsche Siegel, Testamente und Anklagen gingen aus derselben Werkstatt hervor; eben daraus Vergiftungen und Familienmorde, bei welchen zuweilen nicht einmal die Leichname zum Begräbnisse aufzufinden waren. Vieles unternahm hier die List, das meiste die Gewalt: Und die Gewalttat blieb unter der Hülle, weil man vor vielfachem Geheule, vor dem Getöse der Pauken und Schallbecken bei allen Schändungen und Mordtaten kein Hilferufen hören konnte. Dies verderbliche Übel zog sich wie eine ansteckende Seuche aus Etrurien nach Rom. Zuerst gab ihm die Größe der Stadt, für solche Übel geräumiger und empfänglicher, eine Verborgenheit.
Das klingt wirklich nicht schön, auch wenn viele dieser Aussagen pure Propaganda sind. Sie sehen also: es ist wohl kaum so gewesen, dass sich das römische Leben in Orgien abspielte. Dann hätte das mit dem Weltreich sicher nicht so lange funktioniert.
Außerdem merken wir auch, dass der antike Begriff „Orgie“ recht wenig mit Essen, viel eher noch mit alkoholischen Getränken, vor allem eben mit Wein zu tun hat.
Also gehen wir weiter auf die Suche nach römischen Essgewohnheiten:
Wir werden fündig bei Martial (40-103/104):
„Du wirst gut bei mir speisen, mein Julius Cerialis. […]
Fisch wird es geben, Schweinefilet, Saueuter und
fette Vögel vom Hof und aus dem Sumpf,
wie selbst Stella sie nur selten auf den Tisch bringt.
Und ich verspreche dir noch mehr: Ich werde nichts vortragen!“[2]
So einiges von diesem Gastmahl würden wir auch noch heute bedenkenlos auf den Tisch stellen. Nur der Saueuter, der hört sich denn doch ein wenig gewöhnungsbedürftig an. Für römische Verhältnisse allerdings war dies ein schon wirklich opulentes Mahl.
Du willst weiterlesele? Null Promblemo-->https://tour-de-kultur.de/2019/12/08/von-haselmaeusen-und-pfauenfedern-esskultur-im-antiken-rom/