Nationaler Ausverkauf
25 Jahre Mitgliedschaft in der EU: Griechenlands Wandlung vom autarken Selbstversorger zum subventionierten Importeur
Als Griechenland vor 25 Jahren in die EU eintrat, hieß diese noch Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Seither hat sich für das Land vieles geändert – allerdings nicht zum Besseren. So beschrieb die linksliberale griechische Tageszeitung Eleftherotypia am Wochenende in einem Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik der EU auf den griechischen Agrarsektor.
Waren 1981, im Jahre des Eintritts Griechenlands in die EWG, noch 24 Prozent der Landesbevölkerung in der Landwirtschaft aktiv, so sind es heute nur noch weniger als zehn Prozent. Mehr als 50 Milliarden Euro erhielt Griechenland von der EU zur Unterstützung, oder besser gesagt zum Umbau seiner Landwirtschaft. Die Folgen sind verheerend: In den 80er Jahren autarker Selbstversorger bei vielen landwirtschaftlichen Produkten, muß das Land heute beispielsweise ein Drittel seines Jahresbedarfs an Weizen durch Einfuhr aus dem Ausland decken. Ein Grieche gibt derzeit mehr Geld für importiertes Fleisch als für die Einfuhr von Öl aus.
Mit dem Eintritt in die EWG begann auch die rasante Talfahrt des griechischen Außenhandels. Hielten sich Im- und Exporte im Agrarsektor bis 1980 noch die Waage oder konnte man sogar einen Exportüberschuß verbuchen, so wurde das Jahr 1981 erstmalig mit einem Minus von knapp 30 Millionen Euro abgeschlossen. Mit Beginn des neuen Jahrtausends ist dieses Außenhandelsdefizit auf mehr als 1,4 Milliarden Euro angewachsen.
Genau dies lag im Interesse der damaligen zehn Mitgliedsstaaten der EWG, unter denen das wirtschaftsstarke Westdeutschland eine führende Rolle einnahm. Griechenland, bis dahin Exporteur landwirtschaftlicher Produkte in die EWG, wurde nun zum Abnehmer beispielweise von EWG-Fleisch. Zu ungünstigen Bedingungen: Hatte das Land vormals Rindfleisch aus Jugoslawien oder Argentinien für 1000 Dollar die Tonne bezogen, so mußte man nun 4200 Dollar für eine Tonne deutsches oder französisches Rind bezahlen. »Sie gaben uns Geld, damit wir ihre Produkte kaufen«, schlußfolgert die Eleftherotypia.
Es gab aber auch Geld, um Produkte zu zerstören, die sonst auf bundesdeutschen Märkten gelandet wären. Bis zum Eintritt in die EU wurden jährlich etwa eine Million Tonnen Pfirsiche und Zitrusfrüchte nach München geliefert. Ab 1982 begannen die Verkäufe zurückzugehen, bis sie zehn Jahre später am Nullpunkt angelangt waren. Die für freien Handel plädierende EU bezahlt die griechischen Bauern lieber dafür, jährlich bis zu 500000 Tonnen Orangen und 300000 Tonnen Pfirsiche auf Müllhalden zu vergraben, statt zuzulassen, daß sie auf bundesdeutsche Märkte kommen.
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