[h=2]CSU-Minister gegen WM in Katar: "Die gehen mit den Kamelen spazieren, was hat da der Fußball zu tun?"[/h]
Es gibt viele gute Gründe, die Fußball-WM nicht in Katar auszutragen. In einem Radio-Interview zum Thema fiel Entwicklungsminister Gerd Müller nun aber in finstere Wüstenvolk-Klischees zurück.
DPA
Entwicklungsminister Müller (CSU): WM in Katar müsse "gestoppt" werden
Stuttgart/Berlin - Eigentlich ist Gerd Müllers Ansatz der richtige: Aus Protest gegen die Kommerzialisierung der Fußball-Weltmeisterschaft durch die Fifa weigerte sich der aus Bayern stammende Entwicklungsminister (CSU), zur WM nach Brasilien zu reisen.
In einem Interview mit dem Südwestrundfunk (SWR) sprach er sich dafür aus, Großprojekte wie Olympia und WM künftig ökologisch nachhaltig zu gestalten.
[h=5]ANZEIGE[/h]
Er stelle sich dabei vor, "dass mehrere Nationen in Zukunft zusammenarbeiten", um solche Events zu realisieren: "Wir können nicht alle vier Jahre, so wie Russland, mit Milliarden neue Wettkampfstätten in die Natur setzen. In Brasilien wurden zwölf statt acht notwendige Stadien gebaut, zum Teil vollkommen überzogen, mit zehn, zwölf Milliarden Kostenaufwand." Angesichts der Hitzeschlachten, die sich die Fußballmannschaften in Brasilien zur Mittagszeit liefern mussten, warnte Müller auch davor, die WM im Jahre 2022 im arabischen Emirat Katar stattfinden zu lassen. Seiner Meinung nach müsse das Vorhaben "gestoppt werden", so Müller in dem SWR-Gespräch: Die Fußballfans haben die Mittagshitze in Brasilien erlebt. Also was erwartet uns dann in Katar, wenn man bei 50 Grad Hitze spielen soll?"
So weit, so richtig. Doch dann ließ sich Müller, offenbar ebenfalls sommerlich erhitzt, zu einem verbalen Foul hinreißen: Sportlich betrachtet, so der Minister, würde man sich "vollkommen von den Ursprüngen" des Fußballspiels wegbewegen: "In Katar spielt doch keiner Fußball. Die gehen mit den Kamelen spazieren. Und was hat da der Fußball zu tun?"
Solche mit Ressentiments und Klischees beladenen Aussagen, mögen sie noch so scherzhaft gemeint sein, mögen vielleicht am Stammtisch gut ankommen, entwerten aber in einem Gespräch über durchaus ernsthafte Überlegungen zu Kommerz und Eventkultur sportlicher Großereignisse jedes noch so gute Argument. Zumal ein Entwicklungsminister, auch einer von der CSU, sich schon etwas weltoffener geben darf. Leider ließ die SWR-Interviewerin Müllers Kamel-Zote unkommentiert durchgehen.