Kokosnuss
Erfrischend
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Für alle Fans der Geschichte Kosovos:
Gemäß dieser österreichisch-ungarischen Bevölkerungszählung von 1877 lebten im osmanischen Sandschak von Prishtina (umfasste u.a. Prishtina, Mitrovica, Vushtrri und Presheva) - wie genau die (überall gerundeten) Zahlen auch damals gewesensein mögen - folgende Ethnien bzw. Sprachgruppen
[TD="align: left"] Volksgruppe [/TD]
[TD="align: left"] Absolute Zahl [/TD]
[TD="align: left"] In Prozent [/TD]
[TD="align: left"] Albaner
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[TD="align: right"] 43,49% [/TD]
[TD="align: left"]- davon muslimische[/TD]
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[TD="align: left"]- davon katholische[/TD]
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[TD="align: left"] Serben
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[TD="align: left"]- davon orthodoxe[/TD]
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[TD="align: left"] Aromunen [/TD]
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[TD="align: left"] Muslime „gemischter Race“ [/TD]
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Als Grafik:
[TD="align: left"] Konfession [/TD]
[TD="align: left"] Absolute Zahl [/TD]
[TD="align: left"] In Prozent [/TD]
[TD="align: left"]Muslime[/TD]
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[TD="align: right"]49,12%[/TD]
[TD="align: left"]Orthodoxe[/TD]
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[TD="align: right"]49,71%[/TD]
[TD="align: left"]Katholiken[/TD]
[TD="align: right"]2500[/TD]
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[TD="align: left"]Juden[/TD]
[TD="align: right"]100[/TD]
[TD="align: right"]0,05%[/TD]
Als Grafik:
Interessant sind aus meiner Sicht besonders folgende Grupppen: Tscherkessen, Aromunen und v.a. die Bulgaren. Während letztere beide im Sandschak Prishtina fast nur orthodox waren, sind die Tscherkessen (türkisch: Çerkezler) sunnitische Muslime.
Aromunen bzw. Walachen:
Ist eine Bezeichnung für verschiedene romanischsprachige Gruppen, v.a. außerhalb Rumäniens. Sie sprechen verschiedene Ausprägungen eines Balkan-Romanischen, betrachten sich jedoch meistens nicht als Rumänen. Ob sie aus dem heutigen Rumänien stammen oder es sich bei ihnen um in der Antike romanisierte Illyrer/Thraker/Griechen handelt, ist bis heute umstritten.
Tscherkessen:
Sie sind während des Osmanischen Reichs in den heutigen Balkan gekommen. Ihr Ursprungsheimat ist der heutige Kaukasus. Tscherkessisch gehört zur Familie der kaukasischen Sprachen.
Hier stellt sich die Fragen:
1. Heute bezeichnet sich meines Wissens nach keiner in Kosovo als "Aromune" oder "Walache". Was ist also mit ihnen passiert? Ich kann mir vorstellen, dass sie, aufgrund ihres mehrheitlich orthodoxen Glaubens, ebenso wie viele Walachen in Serbien, eine serbische Identität angenommen haben. Ob und wo in Kosovo dennoch noch Aromunisch gesprochen wird ist nicht bekannt, ebenso wenig über das Schicksal der muslimischen Aromunen.
2. Ich habe noch nie, weder persönlich noch irgendwie von Menschen in Kosovo gehört, die sich Tscherkessen nennen oder gar eine der tscherkessischen Sprache sprechen. Was ich aber weiß ist, dass es einige Albaner gibt, die mit Nachnamen "Cerkezi" heißen, was sehr stark auf eine entsprechende Abstammung hinweist. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass viele Tscherkessen nach dem Zusammenbruch der osmanischen Autorität über ganz Kosovo um 1913 oder danach, wie sehr viele Muslime, in die Türkei auswanderten. In der Türkei selbst sollen 2 Millionen Menschen tscherkessischer Abstammung leben.
3. Zu den Bulgaren an sich brauche ich hier denke ich nicht viel auszuführen. Interessant ist aber, dass heute niemanden in Kosovo gibt, der sich Bulgare nennt. Fakt ist aber, dass die Kosovo-Serben zwei verschiedene Dialekte sprechen, von denen der eine Torlakisch ist, der v.a. im Süden und Südosten Kosovos gesprichen wird, Wiki sagt:
Die torlakisch sprechenden Orthodoxen nahmen also, auch durch die territoriale Einverleibung Kosovos in das serbische Königreich ab 1913, ein serbisches Nationalbewusstsein an. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass sie das freiwillig taten. Anders verhält es sich bei den ebenfalls Torlakisch sprechenden slawischen Muslimen in Kosovo. Bei den Goranen südlichen von Prizren ist heute kein festes nationales Bewusstsein vorhanden. Verbreitet ist hier eine Selbstidentifikation als Slawischer Muslim, Bosniake, Türke, aber vereinzelt auch als Albaner oder muslimischer Serbe bzw. Mazedonier - mehrheitlich aber wahrscheinlich gar nichts von dem allen. Die lokale Identität als "Goranci", die Bewohner der Gora, ist am weitesten verbreitet.
Gemäß dieser österreichisch-ungarischen Bevölkerungszählung von 1877 lebten im osmanischen Sandschak von Prishtina (umfasste u.a. Prishtina, Mitrovica, Vushtrri und Presheva) - wie genau die (überall gerundeten) Zahlen auch damals gewesensein mögen - folgende Ethnien bzw. Sprachgruppen
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Interessant sind aus meiner Sicht besonders folgende Grupppen: Tscherkessen, Aromunen und v.a. die Bulgaren. Während letztere beide im Sandschak Prishtina fast nur orthodox waren, sind die Tscherkessen (türkisch: Çerkezler) sunnitische Muslime.
Aromunen bzw. Walachen:
Ist eine Bezeichnung für verschiedene romanischsprachige Gruppen, v.a. außerhalb Rumäniens. Sie sprechen verschiedene Ausprägungen eines Balkan-Romanischen, betrachten sich jedoch meistens nicht als Rumänen. Ob sie aus dem heutigen Rumänien stammen oder es sich bei ihnen um in der Antike romanisierte Illyrer/Thraker/Griechen handelt, ist bis heute umstritten.
Tscherkessen:
Sie sind während des Osmanischen Reichs in den heutigen Balkan gekommen. Ihr Ursprungsheimat ist der heutige Kaukasus. Tscherkessisch gehört zur Familie der kaukasischen Sprachen.
Hier stellt sich die Fragen:
1. Heute bezeichnet sich meines Wissens nach keiner in Kosovo als "Aromune" oder "Walache". Was ist also mit ihnen passiert? Ich kann mir vorstellen, dass sie, aufgrund ihres mehrheitlich orthodoxen Glaubens, ebenso wie viele Walachen in Serbien, eine serbische Identität angenommen haben. Ob und wo in Kosovo dennoch noch Aromunisch gesprochen wird ist nicht bekannt, ebenso wenig über das Schicksal der muslimischen Aromunen.
2. Ich habe noch nie, weder persönlich noch irgendwie von Menschen in Kosovo gehört, die sich Tscherkessen nennen oder gar eine der tscherkessischen Sprache sprechen. Was ich aber weiß ist, dass es einige Albaner gibt, die mit Nachnamen "Cerkezi" heißen, was sehr stark auf eine entsprechende Abstammung hinweist. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass viele Tscherkessen nach dem Zusammenbruch der osmanischen Autorität über ganz Kosovo um 1913 oder danach, wie sehr viele Muslime, in die Türkei auswanderten. In der Türkei selbst sollen 2 Millionen Menschen tscherkessischer Abstammung leben.
3. Zu den Bulgaren an sich brauche ich hier denke ich nicht viel auszuführen. Interessant ist aber, dass heute niemanden in Kosovo gibt, der sich Bulgare nennt. Fakt ist aber, dass die Kosovo-Serben zwei verschiedene Dialekte sprechen, von denen der eine Torlakisch ist, der v.a. im Süden und Südosten Kosovos gesprichen wird, Wiki sagt:
Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war die nationale Zugehörigkeit der Sprecher des Torlakischen, befördert auch durch das Fehlen einer klaren Sprachgrenze auf dialektaler Ebene längere Zeit zwischen Serben und Bulgaren umstritten. Ethnografische Karten des 19. Jahrhunderts weisen teilweise auch ganz Südostserbien einschließlich der Stadt Niš als Teil des bulgarisch besiedelten Raums aus.
Die umstrittene Abgrenzung macht den torlakischen Sprachraum und Vardar-Makedonien zum Zankapfel zwischen Serbien und Bulgarien. Schon im Frieden von San Stefano 1878 beansprucht Bulgarien neben Makedonien auch das Gebiet um Pirot und den südlichen Teil des Tals der Südlichen Morava. Später versuchte Bulgarien mehrmals erfolglos, Serbien neben Vardar-Makedonien auch Teile des torlakischen Gebiets zu entreißen. Im Ersten Weltkrieg standen von 1915 bis 1918 bulgarische Truppen in Serbien. 1941 marschierte Bulgarien an der Seite Deutschlands im damaligen Königreich Jugoslawien ein, das in der Folge von den Achsenmächten neu aufgeteilt wird. Die Gebiete um Pirot und Vranje sowie der Südrand des heutigen Kosovo und der größte Teil Mazedoniens wurden von den Achsenmächten Bulgarien zugesprochen. Mit dem Sieg der Alliierten verlor Bulgarien all diese Gebiete wieder an das neue Jugoslawien.
Sehr gut möglich ist also, dass bei der Einteilung der Menschen in Ethnien nicht die Selbst-Identifikation entscheidend war (so tauchen auch die Kategorien "Serbische Muslime" und "Bulgarische Muslime" auf), sondern vielmehr die gesprochene Sprache/Dialekt. Die Frage stellt sich aber dennoch, inwiefern die orthodoxen Slawen in Kosovo entweder ein serbisches, ein bulgarisches oder ob sie überhaupt ein fest verortetes Nationalbewusstsein besaßen. Eine ähnlichen Streit zwischen Serbien und Bulgarien gab es bekanntlich auch um die Zuordnung der mazedonischen Sprache und der Slawen in der heutigen Republik Mazedonien, die Serben betrachteten sie als Süd-Serben, die Bulgaren als West-Bulgaren.Die umstrittene Abgrenzung macht den torlakischen Sprachraum und Vardar-Makedonien zum Zankapfel zwischen Serbien und Bulgarien. Schon im Frieden von San Stefano 1878 beansprucht Bulgarien neben Makedonien auch das Gebiet um Pirot und den südlichen Teil des Tals der Südlichen Morava. Später versuchte Bulgarien mehrmals erfolglos, Serbien neben Vardar-Makedonien auch Teile des torlakischen Gebiets zu entreißen. Im Ersten Weltkrieg standen von 1915 bis 1918 bulgarische Truppen in Serbien. 1941 marschierte Bulgarien an der Seite Deutschlands im damaligen Königreich Jugoslawien ein, das in der Folge von den Achsenmächten neu aufgeteilt wird. Die Gebiete um Pirot und Vranje sowie der Südrand des heutigen Kosovo und der größte Teil Mazedoniens wurden von den Achsenmächten Bulgarien zugesprochen. Mit dem Sieg der Alliierten verlor Bulgarien all diese Gebiete wieder an das neue Jugoslawien.
Die torlakisch sprechenden Orthodoxen nahmen also, auch durch die territoriale Einverleibung Kosovos in das serbische Königreich ab 1913, ein serbisches Nationalbewusstsein an. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass sie das freiwillig taten. Anders verhält es sich bei den ebenfalls Torlakisch sprechenden slawischen Muslimen in Kosovo. Bei den Goranen südlichen von Prizren ist heute kein festes nationales Bewusstsein vorhanden. Verbreitet ist hier eine Selbstidentifikation als Slawischer Muslim, Bosniake, Türke, aber vereinzelt auch als Albaner oder muslimischer Serbe bzw. Mazedonier - mehrheitlich aber wahrscheinlich gar nichts von dem allen. Die lokale Identität als "Goranci", die Bewohner der Gora, ist am weitesten verbreitet.
Anhänge
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